Die angeschlagene Einzelhandelskette Gamestop kämpfte mit Umsatzeinbußen und suchte zuletzt einen Weg, sich neu aufzustellen. Dennoch erlebt der Börsenwert des Unternehmens gerade einen kometenhaften Aufstieg. Im April 2020 war eine Gamestop-Aktie keine 3 Euro Wert, Anfang 2021 ist sie mit über 76 Euro wertvoll wie nie. Vergangenen Freitag wurden laut Datenanbietern knapp 20 Millionen Gamestop-Aktien an der New Yorker Börse gehandelt: Das ist nahe dem Niveau der Tesla-Aktie, einer der meistgehandelten der Welt.
Das Geheimnis hinter diesem verrückten Run auf Gamestop findet sich auf der Social-News-Seite Reddit. Vereinfacht ausgedrückt hatten"Shortseller" auf den weiteren Verfall des Wertes der Aktie gewettet. Sie liehen für sogenannte Leerverkäufe Aktien und verkauften die zum aktuellen Wert. Ziel war es, die Aktien für Gewinn zum niedrigeren Preis zurückzukaufen. Hier kommt Reddit ins Spiel: In der Redditgruppe wallstreetbets verabredeten sich User dazu, diese Strategie zu torpedieren, indem sie Aktien von Gamestop einsackten. Die Aktion war sehr effektiv, eine wachsende Zahl an Usern machte mit. Weil nun der Gamestop-Kurs stieg, wollten immer mehr der Shortseller die Aktien sofort zurück, um ihre Verluste zu begrenzen. Weil diese Spekulanten mehr Aktien kaufen wollten, als noch im Umlauf sind, kam es zum sogenannten Short Squeeze und der Preis der Aktien explodierte. Der Wert der Gamestop-Anteile schwankt nach wie vor sehr stark, sodass schon mehrfach der Handel mit den Wertpapieren gestoppt werden musste.
Gamestop verzeichnete Ende letzten Jahres bereits einen Aufwärtstrend, weil der Gamesmarkt in Zeiten der Corona-Pandemie boomt und ein prominenter Investor beim Unternehmen einstieg, der als Teil des Aufsichtsrats die Umstellung der Kette voranbringen möchte. Das steht jedoch in keinem Verhältnis zum aktuellen Börsenwert von Gamestop.
Auf Reddit hat die Aktion eine ganz eigene Dynamik gewonnen. Die User stacheln sich mit Kommentaren und Memes dazu an, ihre Anteile zu halten oder sich noch mehr zu beteiligen. So kommt es, dass die Aktie eines Unternehmens, das in den Geschäftsjahren 2021 und 2022 mit Verlusten rechnet und sich neu aufstellen muss, innerhalb von 12 Monaten um 1300 Prozent im Wert gestiegen ist.
Verrückt. Und eigentlich erschreckend wie leicht das zu manipulieren ist.
Wobei es ja auch wirklich erstmal eine so große Anzahl an Leuten geben muss, die bei so einer Aktion mitmachen. Auf den ersten Blick gefällt mir die Aktion.
Ich finde es eientlich auch ganz lustig, dass da solche dubiosen Geldmach-Aktioen mal torpediert werden. Auch wenn ich mir jetzt nicht sicher bin, wie sich da auf GameStop auswirken wird. So wirklich sympathisch sind die mir ja auch nicht.
Die einzige praktische Auswirkung für GameStop wird sein, dass sie sich erst einmal um feindliche Übernahmen keine Sorgen zu machen brauchen.
Erinnert mich an die VW-Aktie vor mehreren Jahren, als die Aktie für 1 Tag auf fast 1000 Euro stieg.
Ich musste an die Glücksritter und den gefrorenen Orangensaft denken :-)
ja, legendär, musste ich mir auch letztens erst mal wieder ansehen, der ist immer noch gut. Und das Prinzip war dasselbe. Aykroyd und Murphy verkaufen leer, decken sich dann am Tiefstand mit den Werten ein.
Stimmt, legendärer Film. "Sie haben um 1 Dollar gewettet?" :-D
Typischer Weihnachtsfilm bei uns
Das sind so Gründe, warum ich die Finger von Aktien lasse. Ich weiß, dass da gutes Geld zu holen ist, aber mir gefällt das ganze Konzept nicht.
Ja, so geht mir das auch.
Es gibt eigentlich keine Alternative zu Aktien. Einen großen Fonds als Sparplan kaufen und nach 20 Jahren nachschauen, was damit geworden ist, ist sicher besser als zuzuschauen, wie die Inflation Dein Erspartes auffrisst.
15% in iShares Core MSCI Emerging Markets IMI UCITS ETF (Acc)
den Rest in iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc), und gut is.
Besser geht es nur noch mit nachhaltigen ETF, aber sonst stimme ich Dir zu.
Der MSCI World ist schon sehr US-lastig (ca. 70%). Ich würde daher noch europäische ETFs beimischen, wie etwa den Stoxx Europe 600. Auch um vor Währungsschwankungen besser abgesichert zu sein.
Gibts den accumulating?
z.B. Lyxor Core STOXX Europe 600 (DR) UCITS ETF Acc (LU0908500753)
Thx
Bitcoins! ;-)
Da kannste auch Roulette spielen.
Das eine Mal, wo ich in der Spielbank war, bin ich tatsächlich mit Gewinn rausgekommen. :-)
Mein Kumpel hat in Biutcoins investiert und schwärmt mir ständig davon vor, wie das immer mehr in die Höhe schießt. Ist mir aber mindestens so suspekt wie Aktienhandel. Dieses ganze Spekulationsgeschäft ist nicht so mein Fall.
Wobei ich Bitcoin und Aktien jetzt nicht direkt in eine Reihe stellen würde. Ok, kommt vielleicht auf die Aktie an ;-)
Letztendlich ist es alles nur virtuelles Geld. ;-)
Ich dachte Geld an sich sei ein virtuelles Konzept. Der realistische Gegenwert eines bunt bedruckten Stück Papiers entspricht in den meisten Fällen nicht zwingend der Ware die ich dafür im Tausch bekomme.
Mir kam da mal der Begriff "generalisiertes Kommunikationsmedium" zu Ohren. Virtuell passt schon.
Du kannst über (nicht deutsche, aber z.B. niederländische) Banken ganz normal Bitcoins kaufen - so wie du Dollar, Rubel oder Dirham kaufen kannst, einfach über Bankeinzug. Nach Ablauf der Spekulationsfrist (1 Jahr) sind die Gewinne steuerfrei.
Die Schwankungen sind extrem, BTC ist allein in 2020 von 5.000 auf kurzzeitig über 40.000 Dollar gegangen, aktuell 32k. Kann ganz schnell passieren, dass der Kurs wieder unter 10k fällt. Aber als alter Bitcoiner folge ich der Strategie "HODL" :)
Mir waren sie vor sieben Jahren für 150$ zu teuer..
Ich hatte vor 5 Jahren bei ca. 600$ gekauft, aber nicht um zu spekulieren, sondern weil da gerade so ne Welle von Verschlüsselungstrojanern losging. Hat einen Kunden voll erwischt und der hatte überlegt, ob er die Erpresser bezahlt, das war aber alles zu kompliziert führ ihn. Also hab ich mir da etwas Wissen angelesen und schnell ein paar Bitcoins gekauft. Der Kunde wollte dann aber doch nicht mehr. :]
Der eigentliche Grund, Aktien zu kaufen, war früher mal die Dividende. Das klappt aber auch heute noch. Du musst ja keine Aktien von Unternehmen kaufen, die gar keine Dividende ausschütten (Amazon, Alphabet, ...). Hier wird ja wirklich "nur" auf die Wertentwicklung spekuliert. Dementsprechend ziehen diese Aktien auch oft "solche" Spekulanten an. Starke Dividendenaktien sind oft unbeliebt bei Kursspekulanten. Die Ausschüttung einer Dividende senkt auf dem Papier ja den Unternehmenswert und damit auch den Kurs (zumindest theoretisch und zeitweilig).
Wenn man mit dem Thema anfangen will, würde ich aber ohnehin nicht in Einzelaktien investieren. ETFs bilden die Wertentwicklung von ganzen Märkten nach - hier ist per se schon diversifiziert. Die Kurse steigen auch zumeist beständig, weil diese Art der Anlage für viele Leute attraktiv ist. Risiko gibt es dort aber auch. Ich würde nie mein ganzes Geld in Aktien anlegen. Wenn man sich aber ein kleines bisschen dafür interessiert, gibt es auch keinen Grund, sich das ganze nicht mal mit einer kleinen Investition bspw. in einen MSCI World zu probieren.
Es gibt auch Fonds, die bewusst dividendenstarke Titel kaufen. Nicht so sexy wie Apple oder Tesla, aber meist einigermaßen krisensicher. Durch so eine Delle wie im März 2020 muss man dann halt durch.
Oder man kauft speziell in der Delle.
Ja, das ist eine gute Idee. Sagst du mir Bescheid, wann dieser Zeitpunkt jeweils ist? ;-)
Ein guter Zeitpunkt war der Beginn der Corona-Pandemie. Terroranschläge, Kriege oder Bankenpleiten eignen sich auch super zum Nachkaufen. Je größer die Katastrophe für die reale Welt, desto besser sind die Einstiegskurse. Die einzige Katastrophe, bei der ich nicht kaufen würde, ist, wenn die FED/EZB die Zinsen anhebt. Das ist das Endgame, da würd ich dann eher physisches Gold, eine Schrotflinte und viel Munition kaufen :]
Nicht im Nachhinein! Dann, wenn der Kurs den Tiefpunkt erreicht hat und dauerhaft wieder steigt! Jetzt kann ich das so allgemein auch, dafür brauche ich keine Beratung :-P
Prognosen sind immer schwierig. Vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. :)
Darum ja meine ursprüngliche Bitte, mir dann Bescheid zu sagen, wenn die Delle nicht mehr tiefer wird. ;-)
Die Delle trifft man nie 100 Prozent. Bei schlechten Nachrichten kaufen, insbesondere, wenn man weiß, dass diese eher psychologischer Natur sind und das jeweils gekaufte Unternehmen nicht nachhaltig beeinträchtigen.
Es gibt ja noch ein anderes Problem: Wenn man sich die Zentralbankgeldmenge der letzten Jahr anschaut, dann ist die in Europa explodiert, um ein vielfaches mehr, als es Wirtschaftswachstum gab.
Neues Geld sorgt immer für Inflation. Das kam aber nicht im Gütermarkt an, also ist diese Inflation auf die Aktienmärkte, Edelmetalle, Bitcoin und teilweise Immobilien ausgewichen. Dort sind die Preise ordentlich angestiegen, ziemlich parallel zur Geldmengenexplosion.
Also einfach ausgedrückt: Flutet die Zentralbank den Markt, steigen die Kurse. Gilt das auch umgekehrt? Wird das Geld jemals wieder zurück gezogen? Ökonomisch gesund ist das jedenfalls nicht. Wir lernten mal, dass man nur so viel Geld neu schöpfen darf, wie es Wirtschaftswachstum gibt. Quantitätsgleichung.
Zustimmung, allerdings werden die westlichen Notenbanken die Zinsen so schnell nicht anheben. Die Staaten können sich mit Negativzins und Inflation elegant etwas entschulden. Und solange die Zinsen so niedrig sind werden aufgrund des Diskontfaktors für zukünftige Gewinne Wachstumswerte ohne aktuelle Gewinne (aber mit der Hoffnung auf Gewinne in 20xx) hochgehypt. Allerdings sind Zinsanhebungen nun auch wieder nicht so schlimm das man Gold und Schrotflinte braucht. Außer wir sind bei 10%+, aber dann kannst du auch Anleihen kaufen. ;)
Ich lasse die Finger von Aktien, weil ich weiß, dass ich keinerlei Ahnung von dem Geschäft habe.
Ist bei mir genauso, ich kenne ein paar Leute die auch keine Ahnung hatten, und richtig Geld verloren haben. Die einzigen Aktien die ich habe ist ein Rentenfond.
Aktien sind reines Glücksspiel.
Entsprechend muss man das Geld, dass man dort einsetzt, abschreiben.
Dann kann man da gut mit arbeiten.
Wer auf das Geld, dass er dort einsetzt, angewiesen ist, sollte besser nicht spekulieren. Da gibt es auch irgendein Zitat von Kostolany zu.
Also als "reines Glücksspiel" würde ich Aktien nicht bezeichnen. Ich hab im Forum mal einen Thread dazu gestartet, da können wir das gern diskutieren :)
Wow, beeindruckend welchen Einfluss sowas haben kann.
Mittlerweile ist der Kurs schon wieder stark gefallen, und woran erinnert mich das nochmal?
https://twitter.com/jasonschreier/status/1353772979214278657
Das war eine kleine Korrektur. Im Tagesverlauf hat sie fast 100% gemacht. Nachbörslich weitere 50%.
Es klingt so Simpel, aber wenn man in dem Thema nicht drin ist auch gleichzeitig überfordernd. Zumindest ich steig da nicht durch
Für dieses Phänomen gibt es sogar einen Namen: Robin-Hood-Trader. Viele der Reddit-User werden aber vermutlich den Zeitpunkt zum Ausstieg verpassen und dann auf Verlusten sitzen bleiben. Da haben sie es den Short-Sellern dann so richtig gezeigt.
Edit: Die Tagesschau ist auch auf den Zug aufgesprungen.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/gamestop-short-squeeze-robinhood-reddit-trader-101.html
C 2000 GME 100 01/29 YOLO mode activated
Wie meinen?
r/wallstreetbets erklaerts :-D
Ist schon witzig einem Shortseller dermaßen eins auszuwischen, aber im Endeffekt trägt das Risiko der kleine Anleger.
Ich bleibe lieber bei meinen soliden ETF, die nach und nach steigen.
Kann man eigentlich seinem Bankberater vertrauen, wenn es um Aktien geht? Meine Bank bietet Aktien-Spekulation an und wirbt mit teils hohen Chancen, dass man ne Menge Schotter macht. Aber ich weiß halt nicht, ob man einem Bankberater solche Geschäfte anvertrauen sollte. Ich hab halt leider 0,0 % Ahnung von Aktien.
Wer ist bitte so blöd und vertraut Bank- und Versicherungskaufmännern?
Wie immer gibt es sone und sone. Als Wegweiser durch den Produktdschungel haben sie ihre Berechtigung. Mein Versicherungsmakler sagt mir auch, wenn er ein Produkt für ungeeignet hält. Pauschales Bashing ist nicht angebracht.
Was Du nicht verstehst, solltest Du nicht unterschreiben. Wenn er es Dir nicht erklären kann, kann er nix. Bankberater arbeiten auf Provisionsbasis. Die verdienen am Verkauf von Produkten.
Eine gute Kontrollfrage ist immer: „Haben Sie das selbst auch gekauft?“ :)
Ansonsten empfehle ich Staffel 3 von „Babylon Berlin“.
> Kann man eigentlich seinem Bankberater vertrauen, wenn es um Aktien geht?
Nein. Man darf niemals jemanden zwischen sich und sein Geld lassen. Bank- oder Versicherungsberater sind keine Berater sondern reine Verkäufer, sofern es keine explizite Honorarberatung ist.
Man muß sich die finanzielle Bildung leider selbst aneignen und kann dann aber schon mit einfachen ETFs und ETCs sein Vermögen aufbauen. Gemanagte Fonds us.w. sind auch eher Geldverschwendung, weil sie die meist eh schlechte Performance haben und durch hohe Gebühren die Rendite mindern.
Du fragst ja auch nicht deinen Frisör ob du einen Haarschnitt brauchst. ;)
Halt mal! Welcher Frisör hat denn im Moment seinen Laden auf?
Bei mir im Ländchen: alle!
Huch, wo ist das? Frage für einen Freund.
Frag mal die ganzen Bundesligafußballspieler wo die hingehen, trotz Lockdown immer perfekt gestutze Haare...
Die haben halt alle Friseusen als Spielerfrauen ;-)
Generell: wenn man keine Ahnung von Aktien hat ist es besser die Finger davon zu lassen.
"A group of Redditors who refer to themselves as "autistic retards" have inflated the stock of a struggling video game retailer so high that the White House just had to assure reporters that the Treasury Secretary is keeping an eye on it. Nothing is real"
https://twitter.com/jasonschreier/status/1354501045255340033
https://pbs.twimg.com/media/EssjyoOVEAItwMK?format=jpg&name=large
Ich musste unwillkürlich an Elefantensülze und gefrorenen Orangensaft denken.
Ein Glücksritter, wer böses dabei denkt. ;)
Guter Mann :-)
Geht wohl munter weiter auch mit anderen Aktien und bringt schon einige Hedgefonds an den Rand der Pleite.
so witzig, wie ich das im ersten Moment auch finde, so gefährlich ist das allerdings auch.
Es gibt diverse Alterssicherungssysteme die natürlich über solche Sachen ihre "Finanzierung" regeln.
Kein Pensions-, Rentenfonds, Versicherer oder Alterssicherung geht short. Die dürfen per Gesetz keine hochspekulativen Investments tätigen.
Kommt aufs Gesetz an. Grundsätzlich dürfen per Gesetz alle Short gehen, nach UCITS aufgelegte dabei jedoch keine ungedeckten Leerverkäufe eingehen (das was zB einen Short Squeeze befeuert); AIFs dürfen alles. Und es gibt unzählige Pensionsfonds die nach AIF Gesetz aufgelegt sind. Im Endeffekt hilft nur der Blick ins Prospekt.
Werd meine GME Position heute nochmal etwas erweitern.
Wirtschaftliche Einschätzung zu der Aktion:
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/gamestop-blase-ist-dumm-a/
"Die momentane Überbewertung von Gamestop von 20 Milliarden Dollar bedeutet zugleich 20 Milliarden Dollar zu erwartende Verluste. Treffen werden diese Verluste vor allem private Investoren, die sich von dem Hype haben anstecken lassen."
Sorry, aber das ist Quatsch. Niemand hat sich vom Gamestop-Hype anstecken lassen. Jeder weiß, dass das Unternehmen fast nix mehr wert ist.
Stell Dir vor, Du weißt, dass m&ms nächste Woche bei Aldi für 1€ im Angebot sind, während sie im Moment noch bei 2,50€ liegen. Du kennst jemanden (A), der ganz dringend eine Tüte m&ms möchte, und Dein Freund B hat eine Tüte und braucht sie gerade nicht. Du hast also "berechtigte Gründe zu der Annahme", dass es sie nächste Woche auch wieder für 1€ geben wird. Du leihst Dir also von B die Tüte m&ms und verkaufst sie A für 2€. Klingt erstmal super. A hat 0,50€ gespart, Du weißt, dass Du nächste Woche eine neue Tüte für 1€ kaufen und B zurückgeben kannst, hast somit 1€ Gewinn gemacht und alle sind zufrieden. Das sind Leerverkäufe. Du wettest darauf, dass ein Kurs in der Zukunft geringer ist, leihst Dir Aktien, verkaufst diese zum aktuellen, höheren Preis, kaufst sie rechtzeitig zu einem zukünftigen, niedrigeren Preis zurück und kannst sie demjenigen zurückgeben, dem sie gehören. Es besteht aber ein gewisses Risiko, dass der Kurs aus irgendeinem Grund nicht sinkt. Wenn morgen bei Aldi das m&ms-Lager abbrennt hast Du ein Problem. Denn B möchte seine Tüte wie verabredet wiederhaben, aber das Sonderangebot bei Aldi fällt aus. Du musst also in den sauren Apfel beissen und eine Tüte m&ms für 2,50€ kaufen, um sie B zurückzugeben. Da Du von A aber nur 2€ für die Tüte genommen hast, legst Du jetzt 50ct drauf, anstatt 1€ zu verdienen. Hedgefonds machen solche sachen im großen Maßstab. Sie suchen sich Firmen, die in einer Abwärtsspirale sind und machen Leerverkäufe in Millionen- oder Milliardenhöhe. Von einer abstürzenden Aktie werden Pakete im Wert von 30 Millionen verkauft, in der Hoffnung, sie für 3 Millionen zurückkaufen zu können. *BÄM* 27 Millionen Gewinn. Im Fall von Gamestop wurden jetzt aber "Kleinanleger" aufmerksam, bzw. jemand hat Gamer auf Reddit darauf aufmerksam gemacht, dass ein Hedgefonds dort offensichtlich für einen Leerverkauf eingestiegen ist. Daraufhin haben tausende Gamer alle nur ein paar wenige Aktien gekauft, was zu diesem Zeitpunkt dank eines Kurses von ~35$ pro Aktie kein Problem war. Das Problem ist: Nachfrage treibt den Preis nach oben. Anstatt weiter zu sinken ging der Aktienkurs wieder langsam nach oben. Der Hedgefonds bekommt Panik, weil er ja seine Aktien wieder zurückkaufen muss. Und wenn der Preis nach oben geht, macht er Verlust. Jetzt wird das ganze spannend, denn der Aktienmarkt erzeugt Rückkopplungen! Die Hedgefonds versuchten, ihre Aktien zurückzukaufen, was den Preis auf einmal sprunghaft steigen liess. Dazu kam noch ein weiteres Detail: Leerverkäufe kann man aufgrund von - ich kann es nur so nennen - komischen Mechanismen am Aktienmarkt mit MEHR Aktien machen, als es tatsächlich gibt, und das war hier wohl passiert. Mehrere Hedgefonds hatten diese Leerverkäufe gemacht und hatten insgesamt mehr Aktien verkauft, als das Unternehmen ausgegeben hat. Die wollten jetzt alle ihre Aktien zurückkaufen, aber es gab überhaupt nicht genug Aktien für alle. Das hat dann letztendlich den Kurs innerhalb weniger Tage VERZEHNFACHT. (22.1. 35$, 28.1. 350$). Der Hedgefonds steht jetzt also da, muss irgendjemandem Aktien zurückgeben, die er für 30 Millionen verkauft hat, die jetzt aber 300 Millionen kosten. Und derjenige, der ihm die Aktien geliehen hat lässt nicht mit sich verhandeln. Kein "Komm, gib' mir die 30 Mio und wir sind quitt!", sondern "Deal ist Deal! Ich habe Dir 1 Million Aktien gegeben, also gibst Du mir 1 Million Aktien zurück und nichts anderes!". Der Hedgefonds hat also seine Wette verloren. *BÄM* 270 Millionen Verlust. Und alles nur, weil man nicht mit ein paar frustrierten Gamern gerechnet hat, die nicht hinnehmen wollten, dass so eine asoziale Finanzmarktheuschrecke sich eine goldene Nase damit verdient, ihren Lieblingsladen Gamestop endgültig kaputtzumachen.
Danke für diesen Post
Mega gut, vielen Dank für die super Erklärung!
Schön erklärt, vielen Dank.
Kudos für den Erklärbär
Ich hab kein Plan von Börse und Aktien, aber das hast Du klasse erklärt!
*megakudos!*
> Sorry, aber das ist Quatsch. Niemand hat sich vom Gamestop-Hype anstecken lassen. Jeder weiß, dass das Unternehmen fast nix mehr wert ist.
Aber dennoch werden viele derjenigen, die jetzt in GME investiert haben, Verluste haben. Der Kurs dürfte wohl schlagartig absacken und die "Kleinanleger" werden es nicht alle schaffen, rechtzeitig zu verkaufen.
Der Rest der Verluste trifft zwar zunächst die Hedge-Funds, aber die müssen für Liquidität letztlich auch Investments in "anständige" Firmen abstoßen und ziehen damit deren Kurse nach unten. Letzteres trifft dann auch die genz normalen Anleger.
Vor allem muss die Aktien ja auch noch jemand kaufen wollen, wenn Peter Kleinanleger verkaufen will.
Die Käufer können maximal 100% verlieren, die großen Leerverkäufer können unendlich viel % verlieren.
Korrekt, aber 100% können je nach Einstiegskurs auch viel Geld für Kleinanleger sein, und vor allem haben manche ja auf Pump gekauft, also ohne das Geld überhaupt zu haben.
Wär doch geil, wenn Guerilla-Trading diesen verdammten Casino-Kapitalismus beenden würde. Ist es nicht ironisch, dass Hedge Funds jetzt nach staatlicher Regulierung rufen, die ansonsten vor allem für möglichst unregulierte Märkte lobbyieren? Dass Kleinanleger Aktien kaufen, ist ja bekanntlich erlaubt und erwünscht. Aber nur solange sie keine Profite machen. Kapitalismus ist Sozialismus für Reiche und jetzt wo alle gemerkt haben, dass das lediglich ein System für Reiche ist, Reiche noch reicher zu machen, können wir es auch gleich abschaffen.
Übrigens witzig, dass sie sich die Gamestop-Aktie ausgesucht haben. Die sind ja bekannt dafür die für 3€ angekauften Spiele für 40€ weiterzuverkaufen.
Diese ganze Geschichte ist ein besonders eindrückliches Beispiel dafür, dass ein von sinnvollen gesetzlichen Leitplanken begleiteter Aktienmarkt ein enormes demokratisches Potenzial hat. Ich denke, moderat linke Parteien könnten in vielerlei Hinsicht davon profitieren, wenn sie diese Erkenntnis aufgriffen, statt teilweise (gerade in den Jugendorganisationen) plump und nach Art des 19. oder 20. Jahrhundert auf dem Arbeit-versus-Kapital-Konflikt zu insistieren - der sich ja inzwischen massiv weiterentwickelt hat und bei dem die Konfliktlinien teils deutlich anders verlaufen als vor ein paar Jahrzehnten. Vor allem weil die Bewegung der "Retail Bros", die sich in Foren wie Reddit oder eToro tummelt, ja eine genuine Antwort auf die soziale Frage ist. Millennials haben keine Chance, über stete, harte Arbeit zu einem Vermögen zu kommen, weil sie Studienkredite abbezahlen müssen und die Zinsen seit mittlerweile zwölf Jahren dauerniedrig sind. Immobilien sind in vielen Städten der westlichen Welt oft unbezahlbar. Da bleibt nur noch der Aktienmarkt übrig. Ich finde es schon spannend zu sehen, dass so viele junge Menschen mit dem Crash im vergangenen März gleichzeitig ihre Chance erkannt haben.
Zumindest wäre dies hilfreicher, als von Erschießungsfantasien zu schwadronieren und einen Klassenkampf wie 1921 zu führen, obwohl es keine Klasse der Arbeiter mehr gibt und die Arbeitslosen eh AfD wählen.
Zum Glück sind viele Arbeitslose nicht so kacke.
Warum sollten die Arbeitslosen die AfD wählen? Haben die nicht aufgepasst in Geschichte, wie die Nazis damals mit Langzeitarbeitslosen verfahren sind?
Ich meine mich an Umfragen zu erinnern in denen die meisten AfD-Wähler die eigene ökonomische Lage sehr positiv bewertet haben. Sie idolisieren nur leider eine Vergangenheit, die es so nie gegeben hat. Ihre Nostalgie ist kaum reflektiert und sehr einseitig. Dass einigen Menschen gesellschaftliche Entwicklungen zu schnell gehen und sie die Moderne und Wissenschaft verachten, ist leider nichts neues. Ende des 19. Jahrhunderts war das Buch "Rembrandt als Erzieher" ein Beststeller in Deutschland. Das war im Grunde auch nur ein Jammern darüber, dass früher alles besser war und die Menschen zu verweichlicht seien.
Ich gebe nur wieder, was ich so medial mitgeteilt bekomme. Warum Arbeitslose wohl eine AfD wählen? Weil durch diese wenigstens eine neue Schicht unter den Arbeitslosen entsteht, auf die man treten kann. Wobei sich z.B. die Linken auch durch deren Arbeit in allen voran Berlin nicht wirklich für qualifizierte Politik bewerben. Aber das ist ein anderes Thema. ;)
Die AfD-Wähler bestehen meines Erachtens aus eine neoliberalen Elite, die den Status Quo und ihre eigenen Pfründe sichern möchten, einer Gruppe Perspektivloser, die eine Kaste noch unter sich erzeugen wollen, und einem braunen Mob. Schnittmengen nicht ausgeschlossen. Unter den gewählten Vertretern finden sich vermutlich auch schlichte Opportunisten, die die Chance gesehen haben, in der neuen Partei schnell Karriere zu machen und in das "Versorgungssystem" Berufspolitik einzusteigen. Nicht dass es die in anderen Parteien nicht auch gäbe.
Nicht falsch verstehen: Meines Erachtens muss Berufspolitik ein Versorgungssystem haben, denn wer würde sonst seine berufliche Karriere opfern, um nach vier Jahren möglicherweise wieder auf der Straße zu stehen. Aber manchem sind die Vorzüge sicher wichtiger als die eigene Überzeugung.
> ...auf dem Arbeit-versus-Kapital-Konflikt zu insistieren ...
Die Ironie ist ja, daß die linken Parteien üblicherweise eine Teilhabe der Arbeiter an den Gewinnen der Kapitalisten fordern, aber nicht verstehen, daß sinnvolle Investments in Aktien genau dies sind.
Hier wird die ganze GameStop/Hedgefond-Sache ein bisschen flapsig und auf englisch, aber sehr schön zu lesen und dennoch fachkundig für Laien erklärt:
https://www.vice.com/en/article/pkdvgy/send-this-to-anyone-who-wants-to-know-wtf-is-up-with-gamestop-stock?fbclid=IwAR0wz_nl2jY17Xg_q4ThZscODo75bhM-38BfuiMzhl-EtGafBm_40wDqbxU
Ich hab mir die Aktie mit Stand heute mal angesehen. Eine amüsante Sache, aber da wird am Ende verdammt viel Geld verbrannt werden. Im Kern ist der Fall aber ein Lehrstück dafür, wie genug Kleinanleger aus diversen Gründen den Markt in Unruhe versetzen können und das ist doch ganz amüsant.
Es wird im Wesentlichen nur das Geld der Kleinanleger sein, das da verbrannt wird. Denn das Geschäftsmodell von Gamestop ist schon lange wertlos geworden, und es bleibt wertlos.
Wenn die Profis und die Hedgefonds die Gewinne abgeschöpft haben, wird sich der Kurs wieder bei Eineurofuffzich einpendeln. Wo denn sonst?
Der Kurs lag Anfang dieses Monats bei 16€, ganz wertlos ist das Unternehmen also nicht. Ob das Geschäftsmodell wertlos ist, würde ich auch mal in Frage stellen. Die neuen Konsolen von Sony und Microsoft wollten ja erstaunlich viele Menschen haben und es gibt
genug Leute, die ihre Spiele regelmäßig eintauschen, verkaufen oder günstig gebraucht holen. In Deutschland versuchen sie sich ja mit Merchandise ein zweites Standbein aufzubauen. Außerdem haben sie in den letzten Jahren immer mal wieder Spiele exklusiv gepublisht, z.B. dieses Unterwasser-Spiel von Insomniac Games. Aber eine echte Alternative zu Limited Run und Strictly Limited Games wollen sie offenbar nicht werden. Dabei gäbe es genug Indie-Spiele, die sich bestimmt auch als Retail gut verkauft hätten. Fall Guys fällt mir da spontan ein. Aber sowas muss dann halt auch schnell gehen, wie im Bekleidungsmarkt. Nicht erst wenn der Hype wieder vorbei ist.
Der 52-Wochen-Tiefpreis liegt bei €2,63, und dieser Preis zieht sich recht konstant durch das ganze Jahr. Das ist dann ungefähr die Liga, in der sich ansonsten Liquidationspapiere der IG Farben beweg(t)en.
Robin Hood protects Customers. ROFL! Herrlich!
Und es geht abwärts. Vom Hoch bei umgerechnet 267 Euro am 27.1. jetzt auf umgerechnet 77 Euro. Hoffentlich haben die Robin Hoods, die bei 200 Euro eingestiegen sind, rechtzeitig verkauft.
Und weiter geht's ...
https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/robinhood-familie-von-suizid-opfer-verklagt-betreiber-der-aktienhandels-app-a-bc41b698-e546-43e2-8c80-d49cfb4a6ed8
https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/wallstreetbets-hedgefonds-verdient-700-millionen-dollar-mit-gamestop-aktien-a-bf8c515b-12ac-4c1a-8c79-359638afda62