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Im Juni 2020 ist das im 2. Weltkrieg angesiedelte Globalstrategie-Spiel
Hearts of Iron 4 (zum Test) vom schwedischen Grand-Strategy-Experten Paradox Interactive vier Jahre alt geworden. Anlässlich des Jubiläums habe ich mir angeschaut, wie der Titel mit seinen fünf Content-DLCs dasteht und wage nach rund 80 Stunden mit Hearts of Iron 4 eine Einschätzung.
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Napoleon auf dem Thron ist ebenso eine ahistorische Möglichkeit wie der Beitritt in die Achse! |
Komplexe Kriegsmaschine
"Wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor" ist ein Leitspruch, den schon die Römer kannten. In Hearts of Iron 4 will ich den Krieg nach der facettenreichen Vorbereitung dann aber auch führen. Über die mit DLCs für viele Nationen massiv ausgebauten Fokusbäume lenkt ihr euer Land in bestimmte, auch ahistorische, Bahnen. Den Kaiser aus dem niederländischen Exil holen oder im Bürgerkrieg für ein demokratisches Deutschland kämpfen? Alles ist möglich! Wie abwechslungsreich die neuen Fokusbäume sind, merkte ich im Spiel mit der Sowjetunion, weil die eben noch nicht entsprechend bedacht worden ist. Aber selbst da gibt es mehr als einen Weg. Abwechslung gibt es auch beim rekrutierbaren Personal (Regierungspositionen, Offiziere).
Einziger Unterschied bei der Forschung ist hingegen die Zahl der Forschungsslots. Ihr trefft weitreichende Entscheidungen: Hochseeflotte oder U-Boote? Atomwaffen? Was für Panzer? Erforschtes Kriegsgerät stellt ihr in Militärfabriken her. Die "Produktionsslots" müssen aber erstmal anlaufen. Ohne Reibungsverluste einfach ein neueres Jagdflugzeug bauen ist nicht drin. Daher produziert ihr am besten die alte Version erstmal etwas weiter, damit die Stückzahlen stimmen.
Mit zivilen Fabriken baut ihr neue (Militär-)Fabriken, Bunker, setzt sie beim angenehm simplen Erhandeln von Ressourcen ein oder baut eure Spionageabteilung auf und aus. Spionageaktivitäten gehen also vor allem auf Kosten eurer industriellen Leistungsfähigkeit. Die sind aber wichtig, denn ohne Spionage wisst ihr praktisch nichts über eure Gegner. Außerdem könnt ihr mit Agenten beispielsweise Blaupausen klauen oder eine Schattrenregierung fördern. Das ist besonders hilfreich, denn sie führt dazu, dass ihr ein Land schneller zur Kapitulation bringen könnt. Da ihr meist zwei, drei Agenten führt, gibt es kein nerviges Mikromanagement.
In der Vorkriegsphase mit ihrer Myriade an Stellschrauben und Optionen entscheidet ihr euch also für die Ausrichtung der ganzen Kampagne. Dann sitzt ihr auf einem schweren Tanker, der nur noch leichte Kurskorrekturen erlaubt: Wenn ihr 1943 auf die Idee kommt, eine Marine wäre eine tolle Idee, ist es zu spät. Wie gut ihr geplant habt, merkt ihr dann, wenn die Waffen sprechen.
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Die Steuerung eurer Truppen erfolgt meist indirekt. |
Kriegsführung
Im Krieg steuert ihr eure Truppen indirekt. Ihr legt Frontabschnitte, Offensiv- und Rückfalllinien und die generelle Vorgehensweise fest. Mit etwas Vorbereitungszeit gibt es Angriffsboni. Die entfallen, wenn ihr eure Einheiten doch mal händisch steuert. Das bietet sich aber für kurzfristige Maßnahmen oder die Panzerwaffe an, damit ihr den Gegner einkesseln könnt. Hearts of Iron 4 vermittelt ein echtes Feldherrengefühl – inklusive Biss in die Tischkante, wenn der Plan nicht aufgeht und die Offensive zum Erliegen kommt. Im Vergleich zu anderen Paradox-Spielen fühle ich mich in der Hitze des Gefechts aber auch etwas machtlos.
Wie eure Einheiten zusammengesetzt sind, legt ihr im detaillierten Divisionsdesigner fest. Auch die Schiffe könnt ihr mit Modulen an eure Bedürfnisse anpassen. Allein mit dem Einheitendesign könnt ihr euch stundenlang beschäftigen, um die für euch ideale Komposition zu ertüfteln. Großartig verklicken solltet ihr euch beim Designen aber nicht, denn jede Änderung kostet Erfahrungspunkte. Die Steuerung der Luftwaffe ist recht einfach. Ihr stellt Geschwader auf, zum Beispiel 100 Jagdflugzeuge. Fehlen zu dieser Zielgröße noch Maschinen oder gibt es Verluste, wird soweit möglich automatisch nachbestückt. Den Auftrag für eine großflächige Luftraumzone führt das Geschwader dann gewissenhaft aus.
Außerdem solltet ihr zahlreiche Faktoren wie Terrain, die Fähigkeiten der Offiziere und das Wetter berücksichtigen. Es ist auch keine gute Idee, große Kontingente in unterwentwickelte Regionen wie Afrika oder Sibirien zu schicken.
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In den Friedenskonferenzen versucht ihr, eure Ansprüche durchzusetzen. Hat euch niemand geholfen, nehmt ihr euch einfach alles, was ihr wollt. |
Fazit
Optimiertes Benutzerinterface, neue und bessere Mechaniken, frische Einheiten, ausgefeilte Spionage, ausgefallene Alternativzenarien (die ihr vor Spielstart auch je Land einstellen könnt), grundsolide KI, abwechslungsreiche Fokusbäume: Vier Jahre nach Release hat Hearts of Iron 4 mit der schwachen Release-Version nicht mehr viel gemein. Weiterhin nicht so gut ist, dass ihr beim Rauszoomen zu schnell keine Einheiten mehr seht und es zu wenige Einstelloptionen bei Popups gibt. Statt des Comic-Looks hätte ich mir auch mehr (wie in
Hearts of Iron 2) historische Fotos gewünscht.
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Der aktuellste DLC La Résistance hat unter anderem ein gelungenes Spionagekonzept an Bord. |
Einen Großteil der Faszination von Hearts of Iron 4 macht die Vorkriegsphase mit ihrer Vielzahl von Möglichkeiten und strategischen Optionen aus. Als ich mit Frankreich nicht genug auf die Stabilität achtete, endete der Run in einem Bürgerkrieg. Wenn mein erster Westfeldzug mit dem Deutschen Reich wegen Fehlern in der Vorbereitung zum Erliegen kommt oder Deutsche Truppen meine sowjetischen Kameraden überrennen, ist das nahe am Game Over. Im Krieg zeigt sich letztlich euer strategisches, ein wenig auch euer taktisches, Geschick und ihr könnt hautnah erleben, ob eure Kriegsvorbereitung gelungen ist oder nicht. Erstmal halbwegs vertraut mit den zahlreichen Mechaniken, ist die Spielzeit einer Partie aber auch deutlich (!) geringer als zum Beispiel in
Europa Universalis 4. Ihr könnt durchaus einen Run an einem langen Abend schaffen. Verlieren ist also gar nicht so schlimm.
Wenn euch das günstige Grundspiel anspricht, empfehle ich euch, gleich alle DLC nachzulegen, damit ihr das komplette Spielerlebnis habt. Die intensive Einarbeitung (Wiki und Youtube sind ein Muss!) lohnt sich. Denn Hearts of Iron 4 sorgt völlig problemlos für hunderte Stunden Spielspaß. Auch nach meinen rund 80 Stunden Beschäftigung entdecke ich ständig neue Dinge und habe die meisten Länder noch nichtmal angespielt. Auch vom Profiniveau, mit Island die Welt zu erobern, bin ich weit entfernt. Entsprechend werde ich nach diesem Check weiterkämpfen und Achievements jagen. Hearts of Iron 4 needs you!
- Grand Strategy für PC
- Einzel- und Mehrspieler
- Für Fortgeschrittene und Profis
- Preis: Grundspiel ab 9,99 Euro; DLC zwischen 9,99 und 19,99 Euro
- In einem Satz: Spannende Grand Strategy mit toller Aufbauphase und einer Myriade an Stellschrauben.
Flüssig zu lesender Check und Kudos, Vampiro. :) Aber das ist mir zu Hardcore, da scheue ich echt die Einarbeitung. ;-)
So geht es mir auch, ich besitze das Spiel zwar aber in der Einarbeitungsphase verliere ich absolut die Lust.
Das kann ich schon verstehen, der Einarbeitungsaufwand ist hoch. Daher mein Tipp, wenn er für HoI4 zu hoch ist: Jetzt noch auf den Imperator-Zug springen, das wird nämlich auch mit jedem Update facettenreicher (zu Menander mache ich noch irgendwas, erstmal stand jetzt HoI4 an und das eingeschobene Pathfinder).
Mit Imperator habe ich auch schon geliebäugelt, mal die Preise checken.
;-)
Vielen Dank :) Es ist mir extrem schwergefallen, Patches und alle DLC im einen Check zu packen (hat auch nicht ganz geklappt, daher danke auch an Dennis, nicht nur für die Organisation von Keys und das Durchgehen lassen der Überlänge, sondern auch die Sonntagsschicht).
Ich habe deshalb versucht, die Spielerlebnisse (mit Erfahrungswerten gespickt) und die Spielerfahrung in einen Fließtext zu packen ohne jedes letzte Detail, aber informativ. Wenn das geklappt hat, freue ich mich :)
Wieder ein klasse Check von Dir, Vampiro! Ich stehe bei HOI4 noch ganz am Anfang und fuchse mich erst so langsam rein.
Vielen Dank, das freut mich sehr :)
Es braucht echt ei iges an Einarbeitung, auch für eine normale Partie. Wobei teils ja auch über manche Sachen bei den erfahrenen Spielern keine Einigkeit herrscht bzw es jeder etwas anders macht (heißt auch: machen kann! Und das ist gut). Zum Glück gibt es auch gute und aktuelle (!) guides auf youtube. Nach der ersten Einarbeitung habe ich mich dann auch weiter laufend mit youtube und der Wili begleite d "fortgebildet". Vor allem wenn ich merkte, hoppala, da muss ich jetzt mehr drüber wissen.
Und es gibt soooo viel zu lernen, so vieles ist verzahnt und nicht nur unter einem Blickwinkel zu betrachten (zB Infrastruktur). Und da rese ich jetzt nyr von der Grundmechanik, die Länderunterschiede kommen dazu. Echt ein sehr gutes Spiel mittlerweile.
Ist mir zu krass. Aber vielen Dank für den schönen Einblick.
Geht mir ähnlich.
Dito. Trotzdem Danke für den Check!
Das ist schon ein riesen Trümmer an komplexer und sperriger Software. Und so richtig intuitiv ist die Bedienung auch nicht. Hm, nee, nichts für mich. Danke für den check.
Mir hat HoI3 deutlich besser gefallen als Teil 4. Es bringt mir in diesem Fall aber nun goarnix, wenn nach so langer Zeit ein Spiel erst ausgereift ist, denn ich fasse HoI4 nicht nochmal an, sondern warte auf Teil 5. Den werde ich dann vorsorglich ein paar Jahre reifen lassen, bevor ich anfange zu spielen.
Zum Glück bin ich nicht mehr so neugierig + ungeduldig wie früher. Inzwischen macht es mir nichts mehr aus, ein Spiel 3 Jahre rumliegen zu lassen. Spart Geld und erhöht den Spielgenuss.
HoI4 hat mich zu Beginn gar nicht abgeholt. Jetzt hat es mir Spaß gemacht. Mit Neugier wäre es also einen Blick wert ;)
Im Prinzip sind Paradox-Spiele nie wirklich fertig, da sich immer viel ändert. Ein guter Moment zum Spielen ist oft der 2. Hotfix nach einem neuen Update, wie zB jetzt bei Imperator. Imperator kam schon insgesamt gut funktionierend auf den Markt. Dann gab es einige schon sehr gute und vielleicht nötige Änderungen. Jetzt wird nach und nach ein System nach dem anderen ausgebaut. Einen Sweetsport "fertige definitive edition" gibt es denke ich nicht.
Konnte schon mit Teil 3 nix anfangen, daher passe ich und bleibe bei Teil 2.
Mein Liebling war auch Teil 2. Ob er das noch ist, müsste ich mal testen. Teil 3 und 4 sind schon recht unterschiedlich, würde daher nicht von 3 auf 4 schließen. 4 ist aber auch anders als 2.
Kenne die Reihe nur oberflächlich.
Kannst du kurz beschreiben, worin sich die Teile unterscheiden?
Es gab ja nun Meldungen, die Teil 2 oder Teil 3 favorisieren.
Was sind denn grob gesagt die Unterschiede?
Danke für den Check ... hätte sogar gerne noch ausführlicher sein können :o).
Sind DLCs "nur" Anpassungen an den Optionen verschiedener Staaten? Oder enthalten DLCs auch Anpassungen an der KI? Oder wird die KI unabhängig von gekauften DLCs weiterentwickelt?
Aktuell bin ich Total-War-Warhammer-Fieber! In welchem Verhältnis steht eigentlich die Komplexität von HoI IV zu TW:Warhammer?
Der für mich geplant nächste Strategiehammer ist Crusader Kings 2 ... danach werde ich dann nochmals einen HoI-Anlauf unternehmen :o).
Ein Tag noch bis Crusader Kings III. So sehr kann mich HoI4 gar nicht reizen. Trotzdem ein schoener Artikel.
Sehr schöner Check, danke! Hab mich sehr gefreut als ich den Titel gelesen habe, weil auch wenn ich HoI 4 selber kaum gespielt habe war ich von vielen Let‘s Plays immer ziemlich begeistert von den vielen tollen Ideen im Vergleich zum doch sehr fuckeligen 3. Da war aber lange Zeit auch von einem Bug die Rede, dass die Automatisierung der Luftwaffe nicht funktionieren würde. Weißt du da was von, ist das evtl. mittlerweile gefixt?
Teil 2 habe ich gesuchtet. Teil 4 habe ich mir direkt zu Beginn geholt. Daraufhin folgte die große Enttäuschung und ich habe es in die Ecke gelegt. Nach vielen Monden habe ich es wieder angespielt und...ich komme einfach nicht mehr rein. Ich warte jetzt auf den 5. Teil, in der Hoffnung, dass dieser von Beginn an einmal etwas weniger Bugs besitzt. Wenn man dann auch von Beginn ein etwas umfangreicheres Tutorial spendiert, sollte es auch mit mir wieder klappen.
Trotz des Tutorials habe ich viele Spielelemente von HOI4 einfach nicht mehr geschnallt und eine "Einarbeitung" in ein Spiel ist für mich der falsche Ansatz. Im Gegenzug dazu gelingt der Einstieg den anderen Paradox-Spielen (CK, Stellaris, EUIV, etc.) besser, den Spieler einzuführen.
Hmm, liest man hier öfter, bei mir war es dagegen z.B. genau andersrum. Fand Hoi 4 als Hoi 2-Veteran sehr zugänglich. Dass man nicht mehr dieses Mikromanagement hat, weil die KI dank Frontlinien und Co die Linien bei Angriff und Verteidigung geschlossen hält, finde ich sehr, sehr angenehm. Und die jeweiligen Fokusbäume sind so toll! Mit CK und EUIV bin ich dagegen nie klargekommen...
Vielleicht lag es nur daran, dass ich damals jünger war und damit allgemein Neues für mich zugänglicher war. Nun bin ich alt, grau und vergesslich. :)
Hi ich antworte noch auf alles, bin aber geradd auf einer Übung, kann also verzögert sein.
Kein Stress :)
Ich hoffe doch, auf einer HOI4-Übung! ;)
Haha, schade können Realkenntnisse hoffentlicu micht ;) Ist hier jetzt aber ohne direkten HoI4-Bezug
Sehr schöner Check, Vampiro. Macht beim Lesen neugierig auf den Titel und HoI klingt sogar nach Spaß!
Aber nein, ich weiß, dass die Realität anders aussieht und Hosentaschengeneräle wie ich frühstückt Paradox zum... ... na, zum Frühstück halt... ;-)
Als ein HoI4 Spieler der ersten Stunde kann ich deinen Check nur vollends unterschreiben.
Gerade im Vorkriegsdrittel des Spiels gibt es so viele Stellschrauben, das künftige Geschehen zu beeinflussen... das war schlichtweg vor einigen Jahren (Patches/DLC) nicht möglich.
Mir macht HoI4 in der aktuellen Fassung mit allen DLCs richtig viel Spaß.
Und ja, wenn ein Plan fehlschlägt, dann ist meist in einer Abend-Session Game-Over ;-)
Danke für den Check :)