Ubisoft: Hochrangige Mitarbeiter gehen nach Belästigungsvorwürfen

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Hagen Gehritz 174485 EXP - Redakteur,R9,S10,A9,J10
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14. Juli 2020 - 13:55 — vor 3 Jahren zuletzt aktualisiert
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In der jüngeren Vergangenheit häuften sich Meldungen über Vorwürfe wegen sexueller Belästigung und andere Missstände in der Spielebranche. Teils richten sich die Anschuldigungen gegen Einzelpersonen (Sexuelle Belästigung: Schwere Vorwürfe gegen Chris Avellone), teils wird die toxische Firmenkultur bei Entwicklern angeprangert, wie etwa 2018 beim League of Legends-Entwickler Riot Games. So zuletzt auch bei Ubisoft:  Ende Juni 2020 wurden mehrere Beschwerden wegen sexuellem Missbrauch, Belästigung und Gewalt in Studios des französischen Publishers öffentlich. Die Firma versprach darauf, eine Untersuchung einzuleiten. Zuletzt erschien am 10. Juli 2020 in der französischen Zeitung Libération ein weiterer Artikel, der sich mit den Missständen bei Ubisoft befasste.

Nun meldete der Konzern personelle Konsequenzen: Mehrere hochrangige Mitarbeiter sind mit sofortiger Wirkung von ihrer Position zurückgetreten. Dazu gehört der Chief Creative Officer Serge Hascoët. Hascoët wurde als die Nummer 2 in der Hierarchie des Publishers bezeichnet. Er war Leiter des Editorial-Teams, das seit rund 20 Jahren alle Ubisoft-Studios bei ihren Projekten berät. Kurz zuvor war bereits sein Vize Maxime Béland zurückgetreten. Die Arbeitsweise des Editorial-Teams hatte zu markanten wiederkehrenden Elementen in Spielen aus den Studios des Pariser Konzerns geführt, der sogenannten "Ubisoft-Formel". Das Editorial verliert damit das leitende Personal mitten in einem Prozess, der die Arbeitsweise des Teams  so anpassen sollte, dass wieder mehr Zeit für die Entwicklung einzelner Serienteile bleibt und sich die Marken mehr differenzieren sowie ihr Gameplay weiterentwickeln können (Weniger Spiele nach "Schema F": Ubisoft reorganisiert sein Editorial-Team). Die Überarbeitung der Zusammenarbeit der Teams wird nun Firmenchef und Mitgründer Yves Guillemot betreuen, der vorerst Hascoëts Posten ausfüllt.

Auch der Managing Director von Ubisofts kanadischen Studios Yannis Mallat nimmt seinen Hut und scheidet aus der Firma aus, nachdem mehrere Angestellte Vorwürfe gegen ihn geäußert haben. Besonders betroffen war wohl das Team in Toronto, wie aus einem Kotaku-Bericht hervorgeht. Ubisoft Toronto ist momentan federführend in der Entwicklung von Watch Dogs Legion (zur Preview) und des erst kürzlich angekündigten Far Cry 6. Im Bericht klagten die Angestellten auch, dass die Personal-Abteilung Beschwerden nicht ernst nehme und damit die Missstände in den Studios begünstige. Daher hat auch Cécile Cornet beschlossen, im Interesse der Firma von ihrer Position als Global Head of Human Ressources zurückzutreten. Schon Ende Juni hatte Ashraf Ismail aus eigenem Antrieb seinen Posten als Creative Director von Assassin's Creed Valhalla (in der Preview) geräumt, da im Zuge der Berichte über die Missstände bei Ubisoft seine Beziehung zu einer Frau bekannt wurde, der er seine Ehe verheimlichte. Ismail will sich nach eigener Aussage vorerst um sein Privatleben kümmern.

Diese Entwicklung bezeichnet Ubisoft als Teil einer Initiative, um eine sichere Arbeitsumgebung zu schaffen. Yves Guillemot äußert sich dazu wie folgt:

Ubisoft ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden, ein sicheres und inkludierendes Arbeitsumfeld für seine Angestellten zu schaffen. Das ist nicht akzeptabel, da toxisches Verhalten in direktem Widerspruch zu Werten steht, bei denen ich nie Kompromisse eingegangen bin. Wir gehen gemeinsam nach vorne auf einen Pfad, der zu einem besseren Ubisoft führt. Ich erwarte, dass Führungspersonal durch die Firma hinweg ihre Teams mit dem größten Respekt behandeln. Ich erwarte außerdem, dass sie den für uns nötigen Wandel vorantreiben und stets daran denken, was das beste für Ubisoft und alle seine Angestellten ist.

Inso 18 Doppel-Voter - P - 11395 - 14. Juli 2020 - 14:05 #

In manchen Firmen scheint es echt zuzugehen wie im wilden Westen, unglaublich..

Crizzo 20 Gold-Gamer - - 24422 - 14. Juli 2020 - 14:10 #

Also untreuer Ehemann passt Ashraf Ishmail nicht so ganz in die Reihe.

Aber gut, dass sich immer mehr Frauen wehren.

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25708 - 14. Juli 2020 - 14:14 #

Ubi hat sich wohl gedacht: "Der eine da, den nehmen wir noch mit."

euph 30 Pro-Gamer - P - 130097 - 14. Juli 2020 - 14:22 #

Er soll doch von alleine gegangen sein, um sein Leben aufzuräumen.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 174485 - 14. Juli 2020 - 14:23 #

Der Anlass für die Entscheidung Ishmails ergab sich schlicht, weil seine Affäre im Fahrwasser der anderen Anschuldigungen bekannt wurde. Beachtet bitte auch, dass sein Rücktritt zwar damit im größeren Kontext mit den schweren Vorwürfen zusammenhängt, er aber direkt seinen Rücktritt bekannt gab und wie in der News angegeben private Gründe dafür angegeben hat.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130097 - 14. Juli 2020 - 14:24 #

Affäre oder Affären?

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110367 - 14. Juli 2020 - 14:27 #

Affären. Er hat mehrere Frauen von vorne bis hinten verarscht - inkl. natürlich seine Ehefrau durchs Fremdgehen überhaupt.

Hagen Gehritz Redakteur - P - 174485 - 14. Juli 2020 - 14:29 #

Eine Person ist konkret an die Öffentlichkeit gegangen - ist in der News nun klarer formuliert. Es soll aber kein Einzelfall gewesen sein.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130097 - 14. Juli 2020 - 14:41 #

Danke

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9488 - 15. Juli 2020 - 7:00 #

Ist doch egal. Schlussendlich seine Privatsache, die eigentlich keine Sau was angeht...

euph 30 Pro-Gamer - P - 130097 - 15. Juli 2020 - 7:22 #

Ich fragte, weil in der News zunächst die Mehrzahl, im Kommentar die Einzahl stand. Für die Einordnung nicht ganz unrelevant. Letztlich ist es erstmal seine Privatsache, die aber immerhin die betroffenen Frauen was angeht ;-)

Zaroth 18 Doppel-Voter - 10638 - 15. Juli 2020 - 9:47 #

Ich frage mich ja immer, wie solche Leute ihre Affären hinbekommen. So rein logistisch. Wenn ich daran denke, wie viel Zeit eine Frau/Familie beansprucht, dann wird es wohl bei einer Affäre schon knapp. Bei mehreren Affären muss man schon einen Terminplan wie ein Top-Manager haben. Kein Wunder, dass der Mann aus der News keine Zeit mehr für die Arbeit hat und jetzt Vollzeit auf Privatleben macht. ;-)

invincible warrior 15 Kenner - 3244 - 15. Juli 2020 - 16:49 #

In einer Branche wo bis zu 80 Stundenwochen nicht SOOO selten sind, sollte man das schon gut decken können. Affären werden gerne mit Überstunden rausgeredet, bei Beamten fällt sowas schwer, aber in der Spielebranche zweifelt doch keiner dran.

Lorion 18 Doppel-Voter - P - 9488 - 15. Juli 2020 - 10:30 #

Genau, das ist ne Sache zwischen ihm und den direkt Beteiligten, niemand anderem. Keine Ahnung wo dieses perfide Interesse am Privatleben anderer immer herkommt.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130097 - 15. Juli 2020 - 10:46 #

Arbeitsrechtlich dürfte eine außereheliche Beziehung wohl kaum relevant sein (außer man arbeitet bei der katholischen Kirche) - war ja wohl auch nur "Beifang" im Rahmen der Missbrauchsvorwürfe. Die eigentlichen angeblichen Missbräuche gehen dann aber schon auch andere etwas an.

Das interesse ist wohl mehr oder weniger menschlich - wir alle sind ja mehr oder weniger neugierig.

Kinukawa 21 AAA-Gamer - P - 25708 - 14. Juli 2020 - 14:13 #

Weiter gehts.

Maestro84 19 Megatalent - - 18451 - 14. Juli 2020 - 14:24 #

Die Spielebranche ist eben in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Inso 18 Doppel-Voter - P - 11395 - 14. Juli 2020 - 14:35 #

Ouch. Ne, da sehe ich die Mitte aber wo anders. Ich glaube (hoffe) dass so was eher die Ausnahme als die Regel ist, und da schon einiges zusammen kommen muss, damit es so ausartet.
Bei Mitarbeiter die es nicht akzeptieren, und / oder einem Chef der bei so was direkt dazwischen geht, ist es ganz schnell im Keim erstickt. Problematisch wird die Sache, wenn der ganz oben den Ast im Kopp hat, klar. Aber das ist doch nicht der Normalzustand..

Maestro84 19 Megatalent - - 18451 - 14. Juli 2020 - 15:14 #

Sexuelle Belästigung, Missbrauch und Diskriminierung sind nunmal so oft, dass dies keine Randerscheinung ist.

Vampiro Freier Redakteur - - 121613 - 14. Juli 2020 - 15:00 #

Krass, dass Vorwürfe ausreichen.

Wunderheiler 21 AAA-Gamer - 30620 - 14. Juli 2020 - 15:03 #

Wofür genau? In der News liest es sich so, als wären alle Mitarbeiter zurückgetreten, also haben sich selber zu dem Schritt entschieden...

Vampiro Freier Redakteur - - 121613 - 14. Juli 2020 - 18:02 #

Ja, sicher total freiwillig.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24307 - 14. Juli 2020 - 18:43 #

Keine Ahnung, wofür oder wogegen du argumentierst.

Glaubst du, dass die Unternehmensspitze mal einfach locker lustig diverse gravierende Fehlverhalten in leitenden Positionen an die Öffentlichkeit bringt, wenn da nicht tatsächlich Probleme herrschten, über die man nicht mehr weggsehen konnte? Wie es aussieht, haben sich da schon ein paar Mitarbeiter*innen mehr beschwert.

Außerdem geht es in diesem Zusammenhang neben sexuellen Belästigungen auch um toxische und diskriminierende Verhältnisse. Ich finde es eher positiv, dass da, egal wo, Licht ins Dunkel kommt und sich Mitarbeiter wehren können.

Vampiro Freier Redakteur - - 121613 - 14. Juli 2020 - 18:58 #

Ich stelle nur fest, dass man in den seltensten Fällen freiwillig geht.

Wenn es nachgewiesen wäre, hätte man sie kündigen können (und ehrlicherweise vielleicht auch erstmal abmahnen). Klar meldet Ubisoft das, ist auch besser als eine Twitterkampagne. Und für die betroffenen ist es so auch im Zweifel besser. Als Unschuldige können sie auch nur verlieren (siehe bekannte Beispiele), so kriegen sie wenigstens noch ein gutes Zeugnis und vielleicht einen goldenen Handschlag. Wenn sie schuldig wären, sind sie erst recht Gewinner, weil sie sich obendrein einen schmutzigen Rechtsstreit ersparen.

Beschweren kann man sich schnell, ob zurecht ist doch völlig unklar. Es ist auch etwas merkwûrdig, dass es nur Führungskräfte sind. In Mobbing und auch Bossingszenarien und erst recht bei toxischem Klima liegt das sicher nicht nur an einer Person, da machen Leute mit. Was ist mit denen?

Habe selbst erlebt in vielen Fällen, wie de fakto falsche Dinge plötzlich als wahr gelten.

Und geradr Mitarbeiter haben einen Boss mal schnell auf dem Kieker. Ich sage damit nicht, dass die Vorwürfe nicht stimmen. Ich sage aber, dass sich Ubisoft und die Betroffenen mehr oder minder um Schadensbegrenzung bemühen, unabhängig davon, ob die Vorwürfe stimmen. Ich halte das für falsch. Und wenn sie wahr sein sollten, hoffe ich auf entsprechede Prozesse.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24307 - 14. Juli 2020 - 20:18 #

Ok. Beim Punkt "nur Schadensbegrenzung" treffen wir uns ja. Alles andere hielte ich auch eher für Wunschdenken.
Wovon ich aber überzeugt bin: Der Fisch stinkt immer vom Kopf. Ich hätte es "normaler" gefunden, wenn es nur kleine Bauernopfer gegeben hätte. Dass es an die Führungsriege geht erscheint mir eher positiv.

Vampiro Freier Redakteur - - 121613 - 15. Juli 2020 - 0:07 #

Ja, Schadensbegrenzung :) Ich kenne, auch aus dem Umfeld, sexuelle Belästigungen von männlichen Vorgesetzten (gegenüber Frauen), weiblichen Vorgesetzten (gegenüber Männern, und da geht es nicht um Sprüche), Bossing, Mobbing, alles.

Meist sagt niemand was, weil es eh nix bringt, und es praktisch keine Möglichkeiten gibt, die Problemmenschen zu beseitigen und weiterzuarbeiten. Also suchen sich die meisten irgendwelche Arrangements, Ausweichstrategien, usw. Ich bin da hochgradig sensibilisiert. Aber eben auch gegenüber Vorwürfen, die oft einfach nicht stimmen, sondern aus "Spaß" oder einer Bossing/Mobbing-Situation heraus kommen.

Das wirklich große Bauernopfer (oberste Etage) gab es nicht. 20 Jahre Head of Editorial und die eigentlichen Chefs haben 0 mitbekommen oder es sogar gedeckt? Die wissen ja ziemlich sicher ein wenig, wie ihre herausragenden Leute ticken, weil sie die z.B. beim Mittagessen usw. auch mal erleben, in Meetings etc. Die Cheffische sind also noch da. Ich bin auch der Meinung, dass der Fisch (meistens) vom Kopf her stinkt. Aber an dem stinkenden Fisch sitzen auch oft ganz viele kleine, fiese Putzerfische. Die trifft es (edit: laut News) nicht. Daher erweckt es den Eindruck (!) eines "großen" Bauernopfers (edit: Bauernopfer = imho immer schlecht). Das aber, wie ausgeführt, sowohl für Ubisoft als auch die (vielleicht ja unschuldigen!!!!) Bauernopfer der eleganteste Weg ist, da rauszukommen. Was mich wieder zu meiner Kernaussage zurückführt, dass leider ziemlich drastische Konsequenzen gibt, die auf, zumindest wissen wir es nicht besser, bloßen Vorwürfen beruhen. Und wenn Ubisoft weiß, es sind nicht nur Vorwürfe, dann ist es von Ubisoft eine ziemlich krasse Vertuschungsaktion, die auch nicht im Interesse von echten (!) Opfern sein kann.

invincible warrior 15 Kenner - 3244 - 15. Juli 2020 - 3:45 #

Vielleicht sind auch deswegen genau diese Köpfe jetzt gefallen! Ich hatte zB mal einen stramm rechtsdenkenden Chef und bezweifle, das mein Chefchef das nicht auch mitbekommen hat. Aber solange der jetzt nicht das Horst Wessels Lied singt oder fröhlich mit deutschen Gruß durch die Arbeit stapft, kann man DA nichts machen. Ist ja auch gut so. Aber sobald da eben mehr oder weniger konkrete Vorwürfe aufkommen, kann dann so ein Prozess ganz fix gehen, wenn denn die Führung willig ist.
Also zu behaupten, das da auch noch höher was falsch ist, muss nicht unbedingt sein. Nicht jeder Mitarbeiter muss ein persönlicher Freund werden, wichtig ist Leistung und das vermute ich mal, haben sie gebracht. Wie das erreicht wurde, muss die Führung nicht unbedingt mitbekommen. Daher ist das imo ein realistisches Szenario, nachdem anonyme Beschwerdestellen eingerichtet wurden.

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24307 - 15. Juli 2020 - 6:16 #

Im Grunde reicht es schon aus, wenn ganz oben die Kommunikation auf höhere Sphären, sprich: strategische Fragen, Bilanzen, Abläufe etc. reduziert bleibt und es keine Durchlässigkeit für andere Themen gibt. Auf den tieferen Ebenen gären dann unkontrolliert die dümmsten Idiosynkrasien und lassen sich nur mit einem erheblichen Aufeand und Risiko ins Gespräch bringen.

Will sagen: Gut möglich, dass eine Geschäftsleitung gar nicht selber toxisch sein muss, aber aufgrund systembedingter blinder Flecke / Betriebsblindheit Probleme der Mitarbeiter gar nicht mitbekommt.

Grundsätzlich scheint sich aber (sehr langfristig) schon ein Paradigmenwechsel zu einer besseren Kommunikationskultur anzudeuten.
Ich höre im Bekannten- und Freundeskreis durchaus auch immer wieder positiv Erstaunliches, das für eine höhere Sensibilisierung spricht.

Dass die unteren Chargen nicht belangt werden, glaube ich nicht. Da dürften demnächst schon ein paar Köpfe mehr rollen, aber das macht dann keinen Lärm mehr. Da werden Unternehmen als auch die Gekündigten im Sinne der Schadensbegrenzung kein Interesse daran haben.

vonwegen 14 Komm-Experte - P - 2094 - 15. Juli 2020 - 10:24 #

Es gibt ja schon auch ein paar ganz schlüssige Erklärungen dazu, die möglich sind.

- Es gab eine sexistische/übergriffe Kultur, die geduldet wurde, die bis in höchste Kreise bekannt und akzeptiert war
- Zeitgeist ändert sind, es wird sich mehr beschwert, es gibt Veröffentlichungen
- Firma lenkt ein, CEO hat anscheinend nicht so viel Dreck am Stecken, kickt* schnell jene unter ihm (immerhin Cheffisch Nummer 2!) zur Schadensbegrenzung**, die dieses Verhalten am meisten toleriert haben und macht klar, dass es nicht mehr toleriert wird

kickt* bedeutet für mich an der Stelle, dass CEO die anderen Manager mit konkreten Vorwürfen konfrontiert hat und gesagt hat, entweder geht ihr freiwillig oder es gibt eine öffentliche Untersuchung.

Schadensbegrenzung** bedeutet für mich nicht, dass weitere Personen nicht entlassen werden oder noch auf der Liste sind. Aber Übergriffe deckende Manager müssen zuerst und ja auch öffentlichkeitswirksam gehen um zu zeigen, dass sich etwas tut. Ja, ein Zeichen setzen.

Es kann natürlich sein, dass der CEO oder auch viele andere Arbeiter auch noch gehen sollten. Hoffentlich wird da noch genügend nachgefragt und aufgearbeitet. Aber die News ist auch noch so heiß, dass die Untersuchungen vielleicht noch andauern. Spekuliert wird aber schon :)

Gleichzeitig, weil hier immer die Unschuldvermutung hochgehalten wird, bleibt die Frage: wie sträflich ist wegschauen? Nicht wissen wollen?

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24307 - 15. Juli 2020 - 10:40 #

Tatsächlich kann die Realität zwei Schreibtische weiter eine ganz andere sein. Geht ja schon los, wenn ein Vorgesetzter die Frauen in seinem Team völlig korrekt behandelt, bis auf die eine, die irgendwie sein Typ ist. Wenn die in der Teeküche komisch angequatscht wird, bekommt da keiner was mit.

Sokar 24 Trolljäger - - 48131 - 14. Juli 2020 - 16:32 #

Dass die meisten so schnell und ohne sich zu wehren zurücktreten spricht für mich dafür, dass sie Vorwürfe nicht einfach aus der Luft gegriffen sind. Und das Frauen unschuldige Männer anzeigen (meistens um Geld zu machen) hat sich bisher immer als Märchen weißer Männer entpuppt, die ihre Machtposition angegriffen fühlen. Noch immer trauen sich zu wenige, solche Misstände anzuprangern, weil in unserer Gesellschaft starre Hierarchien, Männer-Clubs und Machtgefüge das nicht zulassen und die falschen schützt. Nämlich die, die schon in Machtposition sind und wenig zu befürchten haben.

Crizzo 20 Gold-Gamer - - 24422 - 14. Juli 2020 - 16:46 #

Ich dachte Kachelmann und Depp waren unschuldig, was imho kein immer ist. Aber halt eher seltener.

advfreak 22 Motivator - - 32081 - 14. Juli 2020 - 16:57 #

War bei Andreas Türck auch so.

Vampiro Freier Redakteur - - 121613 - 14. Juli 2020 - 18:01 #

So sieht es aus.

Gorkon 21 AAA-Gamer - - 30191 - 14. Juli 2020 - 17:16 #

Richtig.

Vampiro Freier Redakteur - - 121613 - 14. Juli 2020 - 18:03 #

Hat sich leider nicht immer als màrchen erwiesen.

Lefty 14 Komm-Experte - 2621 - 15. Juli 2020 - 7:10 #

Glaubst du wirklich, dass es NUR Vorwürfe sind? Ehrlich!?

Harald Fränkel Freier Redakteur - P - 13774 - 15. Juli 2020 - 8:32 #

Manchmal reicht sogar weniger als das. Wenn plötzlich von heute auf morgen (ich meine das Wortsinn) jemand vor die Tür gesetzt wird, entstehen ganz schnell Gerüchte: Einfach so rausgeschmissen? Er kam eines Morgen an und wurde gleich wieder rausgeführt? Der muss mindestens silberne Löffel geklaut haben!

euph 30 Pro-Gamer - P - 130097 - 15. Juli 2020 - 8:45 #

War das nicht bei euch damals so?

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24307 - 15. Juli 2020 - 10:11 #

Meine Frau wurde auch mal so abserviert - aus Kostengründen, das Unternehmen war dann auch ein Jahr später weg vom Fenster.
Da und auch bei Euch damals war sicher jedem Menschen mit Hirn klar, dass da schlicht brutales Management am Werk war.

Harald Fränkel Freier Redakteur - P - 13774 - 15. Juli 2020 - 13:11 #

Es war nicht jedem klar. Kannste glauben! Was ich damit sagen will: Manchmal ist es ganz anders, als es scheint. Ich würde mir nicht anmaßen, über den Ubisoft-Vorfall zu urteilen. Dafür sind andere zuständig.

Selo 14 Komm-Experte - 1823 - 14. Juli 2020 - 15:32 #

Was ist mit den weniger prominenten Mitarbeitern, welche die Taten begangen haben sollen? Oft wollen die Konzerne leider nur ihr Image retten statt Diejenigen zu feuern, die wirklich Dreck am Stecken haben.

Problematisch finde ich auch den Einfluss von Social Media auf Personalentscheidungen. Die Entscheidung darüber ob jemand seinen Job verliert, sollte anhand seiner Taten gefällt werden und nicht daran, ob er in den sozialen Medien einem Shitstorm ausgesetzt ist.

Die USA drehen da gerade in eine ungünstige Richtung ab:
https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2020/06/stop-firing-innocent/613615/

Hyperlord 18 Doppel-Voter - 12024 - 14. Juli 2020 - 16:21 #

Was Ubisoft (Toronto) definitv richtig macht, ist, allen Mitarbeitern es zu ermöglichen, anonym an eine externe Personalabteilung Vorfälle zu melden, so kommen auch Untersuchungen ins rollen, die wir hier vermehrt mitbekommen - offensichtlich stinkt der Fisch vom Kopf her.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20268 - 14. Juli 2020 - 16:32 #

Boah, dass die alle nicht ihren Dingdong in der Hose behalten können... aber wundert micht nicht, ich fand es schon immer sehr fragwürdig, wie teils in Meetings gesprochen wird, wenn nur Männer anwesend waren. Die denken wohl alle Männer wären so drauf, und bei der Menge an Fällen scheinen sie ja nicht völlig falsch zu liegen mit der Annahme...

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83896 - 14. Juli 2020 - 16:53 #

Wobei unter den Zurücktretenden auch eine Frau ist. Chefin der Personalabteilung...
Ein schlechtes Arbeitsklima muss ja nicht immer mit sexueller Belästigung etc. zu tun haben, ich glaube, hier spielen auch andere Faktoren mit rein. Wahrscheinlich mussten echt mal ein paar verkrustete Strukturen aufgebrochen werden, um die Verhältnisse in ein vernünftiges Maß zu rücken.

Crizzo 20 Gold-Gamer - - 24422 - 14. Juli 2020 - 17:00 #

Das fand ich damals bei Ergo oder VW so krass, als rauskam dass da der ganze Vorstand in Brasilien im Puff war. Da hab ich mich gefragt, wie kommt dass da keiner gesagt hat: ey, witzig, was ne scheiß idee, spinnt ihr. Sondern:. geiler Vorschlag, da bin ich dabei..

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62062 - 14. Juli 2020 - 17:10 #

Bei VW war es aber der Betriebsrat und nicht der Vorstand.

AlexCartman 20 Gold-Gamer - 22087 - 15. Juli 2020 - 1:24 #

Ich glaube beide gemeinsam.

Bluff Eversmoking (unregistriert) 16. Juli 2020 - 12:43 #

Ja, willste mit dem Vorstand ins Phantasialand fahren, oder zu McDonalds?

euph 30 Pro-Gamer - P - 130097 - 16. Juli 2020 - 14:16 #

Es soll noch ein paar andere Unterhaltungsformen zwischen Phantasialand und Puff geben ;-)

Bluff Eversmoking (unregistriert) 16. Juli 2020 - 15:27 #

Die Organisation der fröhlichen Bumstour der Ergo nach Budapest verdient Anerkennung. Alleine das fein granulierte Berechtigungskonzept mit den unterschiedlich farbigen Armbändchen ist großartig. Die Low Performer bekommen die verschlissene Discountklasse, und die verdienten Mitarbeiter knattern Hochpreisiges im türkischen Bad und schlürfen Schampus. Herrlich! Und pädagogisch gelungen, denn im Zweifel will man bei der nächsten Tour ein schöneres Armbändchen.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40297 - 16. Juli 2020 - 20:42 #

Das Gellértbad ist in der Tat sehr schön :)

Maestro84 19 Megatalent - - 18451 - 17. Juli 2020 - 8:19 #

Erst Sauna mit Kumpels und dann weiter in einen ähnlichen Club ist auch gut.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40297 - 17. Juli 2020 - 18:25 #

Das bleibt dir vollkommen unbenommen, ich sprach von einem Schwimmbad...

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266437 - 14. Juli 2020 - 17:25 #

War vielleicht wirklich mal Zeit. Mal sehen ob im Unternehmen nun etwas Ruhe einkehrt.

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 14. Juli 2020 - 18:18 #

Somit ist der Klatsch und Tratsch der Promiwelt auch in der Videospiel Branche angekommen. Klar ist das alles blöd, aber mich als Konsument geht das wenig an.

Maestro84 19 Megatalent - - 18451 - 15. Juli 2020 - 7:49 #

Sehe ich ähnlich. Das ganze Gedöns rund um Vorwürfe geht an mir mittlerweile vorbei. Ja, ich bin ein privilegierter Mensch, weil weiß, männlich und gutverdienend, das weiß ich und es fühlt sich gut an. Für Fehltritte Anderer gibt es Strafgesetzbücher.

zfpru 18 Doppel-Voter - 10896 - 14. Juli 2020 - 19:28 #

Zum Glück alle nur aus dem kreativen Bereich. Die sind nicht so schwer zu ersetzen.

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 42935 - 17. Juli 2020 - 8:06 #

Puh, auch als "Nichtkreativer" würde ich, durch die Blume gesagt, das so nicht unterschreiben.