Amnesty International: Kritischer Bericht über Kriegsspiele

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29. Januar 2010 - 11:26 — vor 14 Jahren zuletzt aktualisiert
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Die aktuelle Ausgabe des Magazins der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, Amnesty Journal, enthält unter anderem einen Bericht über Kriegsspiele. Unter dem Titel "Jeder wird zur Kampfmaschine" möchte der Autor Thomas Lindemann einen "kritischen Blick auf ein verstörendes Phänomen" werfen.

Wer angesichts dieses Titels nun aber eine pseudo-objektive und sachlich falsche Killerspiel-Hetze vermutet, wird eines Besseren belehrt. Tatsächlich versucht der Autor, dem Leser die Faszination und Spannung eines gewalthaltigen Computerspiels verständlich zu machen. Dies veranschaulicht er mittels mehrerer Titel wie etwa Modern Warfare 2, zu dem Lindemann schreibt:

Das Beklemmende ist nicht, dass ein Spiel den Krieg darstellt -- davon gibt es längst Hunderte. Sondern ausgerechnet dieses Videospiel ist das Beste unter den aktuellen. Eine spielerische Qualität wird man selbst als Pazifist anerkennen müssen. Das Dilemma besteht darin, dass es wirklich Spass macht.

Im weiteren Verlauf führt der Autor aus, dass Gewalt schon immer ein Teil von Kulturwerken gewesen sei, und verweist auf die etwa 2700 Jahre alte Ilias von Homer. Des Weiteren diskutiert und analysiert Lindemann die Titel Killzone 2 und Metal Gear Solid 4 - Guns of the Patriots. Letzteres sei nichts anderes als eine gesellschaftskritische Parabel, in der der Selbstzweck vorherrsche. Aufgrund des Science Fiction -Settings des Spiels für Lindemann nicht ungewöhnlich, da Science Fiction schon immer die Welt kritisiert habe.

dane93 (unregistriert) 27. Januar 2010 - 15:52 #

Schön, dass sich jemand kritisch mit "Kriegsspielen" auseinanersetzt. Anders als der größte Teil, der deutschen Medienlandschaft hat der Autor auch andere Aspekte beleuchtet und erwähnt, dass Gewalt schon immer in Kulturwerken vorkam.

Obwohl ich nicht sagen kann, ob MW2 jetzt wirklich der beste Titel ist, der in einem Kriegssetting spielt hat man irgendwo das Gefühl, dass der Autor sich informiert hat und das Spiel auch angespielt hat.

Ein wenig "übertrieben" finde ich allerdings, dass der Autor über ein "verstörendes Phänomen" aufmerksam machen möchte, denn wie er später selbst erwähnt, war Gewalt schon immer ein Teil der Kultur. (Der einzige Unterschied von Spielen zu anderen Medien ist nur, dass man die Handlungen selbst kontrollieren kann)

Insgesamt ein Artikel, der sich von dem Einheits Blabla in der deutschen Medienwelt abhebt. Weiter so, Herr Lindemann.

Dennis Ziesecke 21 AAA-Gamer - 30866 - 27. Januar 2010 - 16:21 #

Ja, es verstört es den Pazifisten in mir, dass "töten" Spaß machen kann. Das sollte eigentlich nicht sein, da hat der Herr Lindemann vollkommen recht.

Khayet 13 Koop-Gamer - 1300 - 27. Januar 2010 - 16:42 #

Es ist halt irgendwie in uns Menschen drin. Und vielleicht braucht eine Gesellschaft eine Art Ersatz für das 'biologische' Bedürfnis, wenn sie sich nicht im Krieg befindet.

SirDalamar (unregistriert) 27. Januar 2010 - 18:44 #

Glaubst du das wirklich? Ich glaube es sind eher die Legenden und Klischees die (Kriegs-)Helden umgeben bzw. mit denen sie umgeben werden. Dass ein Mensch aggressiv sein kann, bestreite ich gar nicht. Aber das geht dann doch etwas zu weit.
(Falls du das ironisch gemeint hast, tut es mir leid - dann habe ich das nämlich nicht bemerkt.)

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 28. Januar 2010 - 3:04 #

Ich glaube er meinte eher DuBois (oder Marx?) Conflict Perspective...

Z 12 Trollwächter - 1009 - 28. Januar 2010 - 13:58 #

Letzen Sommer war ich auf einem Mittelaltermarkt. Man konnte mit dem Bogen auf ein Holzschild schießen, auf dem ein Keiler aufgemalt war. Bei jedem Treffer kommentierte der Schausteller die Auswirkungen: "Ihr habt gerade seine Halsschlagader getroffen, er erstickt jetzt an seinem eigenen Blut." Fast jeder Schütze hielt einen kurzen Moment inne, mit einem Gesicht, das ausdrückte: "Oh Gott, was habe ich gerade getan?" Danach ging es achselzuckend oder lachend weiter. War ja auch nur ein Stück Holz.

ping 11 Forenversteher - 638 - 27. Januar 2010 - 18:48 #

Ich finde es gut, wenn sich stärker mit diesem gleichzeitig klassischem wie auch in moderner Zeit ziemlich krass umgesetztem Bedürfnis nach Gewalt in den Kulturgütern auseinandergesetzt wird.

Dennis Kemna 16 Übertalent - 4121 - 27. Januar 2010 - 18:49 #

Ich finde das Modern Warfare 2 einfach zu weit geht.
Es hätte längst indiziert werden müssen.
Ein solches Element in ein Spiel zu bringen ist einfach nicht richtig.
Das hat nichts mit Spielfluss oder Geschichten erzählen zu tun.
Diese zwei Dinge sind die einzigen die zählen!
Es gab ja schon viele Diskussionen um dieses Spiel und ich stimme den Leuten aus der Fachwelt wie etwa Simon Krätschmer oder Nils Bomhoff zu das hier einfach zu weit gegangen wird und so Kritikern ein Argument gegen diese Art von Spiel gegeben wird. Das selbst die besten Fachleute nicht entkräften können.

ChrisnotR (unregistriert) 27. Januar 2010 - 19:45 #

Ich kann mich dem nur anschließen:

Grade bei MW2 merkte ich beim Anspielen dass es nicht darauf ankommt die Verluste durch Taktik gering zuhalten (wie zB bei CSS). Es spielt sich eher wie ein Amokläufer spiel, einfach möglichst aggressiv viel Schaden verursachen weil es sowieso einen ständigen Respawn gibt (außer S&D).

Die besten Spieler rennen auch wie wild über die Karte weil das Game im MP diese Vorgehensweise honoriert. Oder warum bin ich mit 40kills und 18Deaths nur zweiter, weil der "Platz 1 Spieler" 45kills und 39 Deaths hat!

Die Tatsache dass nur die erzielten Kills zählen und nicht etwa die Differenz aus Kills/Deaths macht die USK als Kontrollinstanz auch unglaubwürdig: Bei einem Resident Evil 4 zB. wurde der Mercenaries Mode gestrichen, weil mann ja für dass Töten von Zombies belohnt wird. Aber bei MW2 sind es Menschen und es ist egal??

Dennis Kemna 16 Übertalent - 4121 - 28. Januar 2010 - 1:35 #

Exact da hab ich auch mein Problem!
Ballern und Sterben das ist der Inhalt des Games.
Die Story ist im Grunde nicht vorhanden.
Dabei können die Hersteller das besser.
Sogar das arg Schuss lastige Army of Two 40th Day hat einen anständigen Geschichtsfluss. Auch wenn der sich auf eine Flucht beschränkt.
Auch hier wird mit der Moral gespielt. Aber so das die entscheidung des Spielers direkt und immer in Frage gestellt wird. Auf eine art die den Spieler zum nachdenken zwingt und direkt vom den eigenen Charakteren kritisch kommentiert wird.
Wäre mann nur ein Stück in diese Richtung mit MW2 gegangen. Wäre ein sehr gutes Spiel herausgekommen.
So ist es nur ein drittklassiker Shooter der Grafik und Sound als einziges Argument hat.

(Ist Army of Two 40th Day eigentlich jetzt auf dem Index gelandet oder nur einfach in D nicht vertreiben worden?)

Sägfried 04 Talent - 18 - 27. Januar 2010 - 18:55 #

Ich hasse call of duty, nicht weil mir das fraggen keinen spass macht, sondern weil die handlung so dämlich ist. nehmt bioshock und den protagonisten ryan, ein verweis auf ayn rand, das mögen einige für schwul halten und arthouse, aber zumindest hat es zu besseren arbeitsbedingunegen bei take 2 geführt.

Fjordy 08 Versteher - 180 - 27. Januar 2010 - 19:48 #

MW2 war ein richtig guter Shooter - keine Frage. Von der Präsentation bis zur Soundkulisse eine Wucht und spielerisch wie auch MW1 genial. Dennoch verstehe ich die Kritik, weil hier macht "Krieg spielen" einfach zu viel Spaß. Während Kriegsfilme wie "Soldat James Ryan", um nur einen von vielen zu nennen, zwar auch unterhaltsam sind sollen sie nicht wirklich Spaß vermitteln. Sie sollen mit ihren schonunglosen Bildern auch abstoßen und den Zuschauern vor Augen führen wie schrecklich eigentlich Krieg ist. Und genau hier versagen die Games momentan völlig. Die Flughafenszene ist das beste Beispiel... Angewidert habe ich das Massaker verfolgt und konnte (obwohl die Person die man spielt jederzeit eingreifen könnte - ja sollte!) nichts dagegen tun! Ich denke hier haben sich viele Spieler einfach verarscht gefühlt... Wenn man hier so einen Effekt erzielen wollte, ja dann kann ich eigentlich nur sagen ... EPIC FAIL! Gerade mal das schreckliche Gesicht des Krieges zeigen, daran mangelts noch in Spielen. Aber vielleicht verlange ich da auch zu viel von den Jungs von Infinty Ward....

InvalidNick 08 Versteher - 196 - 27. Januar 2010 - 19:55 #

Es geht ja beim spielen eines Ego-Shooters eigentlich ja nicht um den Akt des Tötens, sondern einfach ums "Erfolgreich-sein" bzw. auch das "BOAAAR! Wie spektakulär die Raketen hier rumfliegen! Hammer Grafik!" IMO das größte Problem bei der Verständigung mit Gegnern der "Killerspiele", die meißten glauben das nämlich...

Liam 13 Koop-Gamer - 1440 - 27. Januar 2010 - 22:45 #

Genau das ist der viel riskantere Punkt. Wenn es nur darum ging virtuell Aggressionen abzulassen, hätte damit vermutlich kaum jemand ein Problem.

Die Sorge besteht aber eher darin, dass das Töten/Zerstückeln etc. eines Menschen, ein in real an sich verfehmter und dem Hören nach psychologisch ziemlich traumatischer Akt, in Spielen als was absolut neutrales dargestellt wird, für dessen besonders häufige/effiziente oder sogar brutale Ausübung der Spieler oft auch noch gelobt oder mit besonderen Erfolgsmeldungen/boni etc. belohnt wird.

Grad dieses Runterspielen der Bedeutung dessen was man dort macht um Erfolg zu haben, weckt ja die Befürchtung, dass es die Hemmschwelle senken könnte.

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 28. Januar 2010 - 3:01 #

Modern Warfare ist definitiv keines der besten neueren Spiele!

zigmaen (unregistriert) 28. Januar 2010 - 10:31 #

jetzt werden schon zitate zitiert... man lest den originaltext, da steht wesentlich mehr drin. und "das es spass macht" ist doch keine begründung für die faszination. da greift einiges zu kurz. die eigentliche kritik des textes wird völlig ausgeblendet. es geht nämlich darum, dass sich die aktuelle spieleindustrie den modernen kriegsszenarien zuwendet, und das größtenteils völlig unreflektiert (eben mit ein paar ausnahmen wie MGS4), aber MW2 scheitert ansatzweise daran,auch wenn es die eindimenisonalität, die dem spiel vorgeworfen wird, außen vor lässt...

mesju (unregistriert) 28. Januar 2010 - 18:22 #

Auf Amnesty.de könnt ihr übrigens den Original-Artikel lesen.

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