„Pressefreiheit ist Menschenrecht!“ – Diese drei Worte reichen bereits aus, um mehr als deutlich zu machen, weshalb die Pressefreiheit zu den höchsten Gütern einer Demokratie zählt. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (Reporters sans frontières, RSF) führt in diesem Zusammenhang weiter aus:
Wo nicht unabhängig berichtet werden darf und wo Menschen ihre Meinung nicht frei äußern können, werden auch andere Menschenrechte verletzt. Daher ist die Freiheit zu informieren und informiert zu werden stets auch ein zuverlässiger Gradmesser für die Achtung der universell gültigen Menschenrechte in einem Land.
Da es nach wie vor Länder gibt, in denen die Pressefreiheit (stark) eingeschränkt oder gar vollständig unterdrückt wird, veröffentlichte RSF am 12. März – dem Welttag gegen Internetzensur – ein gleichermaßen ungewöhnliches wie bemerkenswertes Projekt: Die sogenannte Uncensored Library (Blick aus der Vogelperspektive).
Im Detail handelt es sich hierbei um eine virtuelle Bibliothek für Minecraft. Auf diese Weise wird das enorm erfolgreiche und beliebte Spiel als „Schlupfloch“ genutzt, durch das eigentlich zensierte Arbeiten von Journalistinnen und Journalisten in deren jeweiligen Heimatländern zugänglich gemacht werden. Das Entscheidende hierbei ist, dass „unabhängige Nachrichtenportale und Onlinezeitungen in vielen autokratischen Staaten gesperrt sind, [während] Minecraft fast überall frei zugänglich [ist]“. Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, führt weiter aus:
In vielen Ländern der Welt gibt es keinen freien Zugang zu Informationen. Webseiten werden blockiert, unabhängige Zeitungen konfisziert, die Presse vom Staat gelenkt. Junge Menschen wachsen auf, ohne sich eine eigene Meinung bilden zu können. Indem wir das weltweit populärste Computerspiel Minecraft als Medium nutzen, ermöglichen wir ihnen den Zugang zu unabhängigen Informationen.
Derzeit verfügt die Uncensored Library über Räume zu Ägypten, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien und Vietnam. Zu jedem Land existiert eine Bestandsaufnahme zur Pressefreiheit, zudem sind die erwähnten zensierten Artikel abrufbar. Aktuell ist deren Anzahl noch überschaubar, es sollen jedoch jede Woche weitere Texte zur Verfügung gestellt werden (die „Bücher“ können von jedem gelesen, deren Inhalte aber nicht verändert werden). Besuchen könnt ihr außerdem die Eingangshalle, den Dom oder auch Gärten, die jedoch noch nicht über Inhalte verfügen.
Auf der Website zum Projekt könnt ihr euch über die Journalisten und das Projekt informieren sowie die Bibliothek im Browser betreten. Außerdem werden die entsprechende, etwa 73 Megabyte große Minecraft-Map im Zip-Format und eine Installationsanleitung als PDF bereitgestellt. Innerhalb des Spiels ist der Minecraft-Server unter der Adresse visit.uncensoredlibrary.com erreichbar; benötigt wird die Version 1.14.4 des Titels.
Neben Reporter ohne Grenzen sind an der Realisierung der Uncensored Library die Werbeagentur DDB Germany sowie das Design-Studio und Beratungsunternehmen BlockWorks beteiligt. Eigenen Angaben zufolge bauten 24 Minecrafter aus 16 Ländern etwa drei Monate an der neuen Minecraft-Bibliothek. Im Verlauf von mehr als 250 Arbeitsstunden wurden mehr als 12,5 Millionen Blöcke verbaut, was auch dazu führte, dass der Dom etwa 300 Meter breit ist, was ihn in der Realität „zum zweitgrößten Dom der Welt machen würde“.
Ein knapp zwei Minuten langes Making-of könnt ihr auch nachfolgend anschauen, und auch auf dieses offizielle Video, in dem sich einige der Beteiligten zu Wort melden, sei verwiesen.
Coole Idee, danke für die Vorstellung!
:)
nunja, da es nun publik ist, wird es dann nicht nur eine frage der zeit sein, bis die server vor ort bzw die zugänge gesperrt sind?
Chelsea Manning ist ja wieder auf freiem Fuss, da können sie dann gleich nen Raum für die USA in der Library einrichten. In der ecuadorianischen Botschaft ist auch wieder ein Zimmerchen frei.
Ab sofort ist Minecraft in einigen Ländern verboten.^^
12,5 Millionen Blöcke für 200 Bücher geteilt durch 16 Sprachen. Kanonen auf Spatzen?
Ich würde mal davon ausgehen, dass es mehr Bücher werden.
Ja, zumindest geplant ist, jede Woche neue Texte zur Verfügung zu stellen.
Wow, interessant. Davon habe ich gerade das erste Mal gehört. Klingt spannend. Mal sehen, ob sie es zukünftig noch ausbauen können. Gut, dass die Inhalte nicht verändert werden können. Sonst bestünde die Gefahr, dass auch aus anderen Gründen zensierte Bücher / Artikel zugänglich gemacht würden.
Ein schönes und sinnvolles Projekt. :)
Ich hoffe nur, es führt nicht einfach dazu, dass MineCraft verboten wird in den entsprechenden Ländern...