Vor etwa einem Jahr berichteten wir über die Entscheidung der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), dass die Sozialadäquanzklausel des § 86a Abs. 3 des Strafgesetzbuches – siehe dazu zum Beispiel diese Website – zukünftig auch auf das Prüfen von Computer- und Videospielen angewandt werden kann. Im Einzelfall können entsprechende Titel somit eine Altersfreigabe erhalten, „sofern die Kriterien zur sozialadäquaten Verwendung erfüllt sind“. Zuvor war die Nutzung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen hierzulande in Spielen generell verboten, was zur Folge hatte, dass solche Titel gar nicht erst zur Prüfung zugelassen waren.
Mittels Pressemitteilung wird nun darauf hingewiesen, dass der USK-Beirat die entsprechenden Leitkriterien – die die Grundlage für die jugendschutzrechtliche Bewertung darstellen – zur Berücksichtigung der Sozialadäquanz einstimmig beschlossen hat.
Wie die aktualisierten Leitlinien im Detail aussehen, könnt ihr im entsprechenden PDF nachlesen, das auf der Website der USK heruntergeladen werden kann. Im Abschnitt „Berücksichtigung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ heißt es zum ersten Prüfschritt unter anderem:
Die USK-Prüfgremien prüfen, ob Tatbestände der Jugendgefährdung (insbesondere Verherrlichung oder Verharmlosung der NS-Ideologie, Verrohung durch Banalisierung des Nationalsozialismus) festgestellt werden können, welche die Vergabe eines Alterskennzeichens nach § 14 JuSchG durch die OLJB ausschließen.
Stellen die Prüfer „unter inzidenter Berücksichtigung der Sozialadäquanz keine Anhaltspunkte für eine Jugendgefährdung“ fest, folgt der zweite Schritt, dem eine mögliche Jugendbeeinträchtigung zugrunde liegt:
Dabei ist insbesondere die Rahmung des Kontextes der Darstellung (zum Beispiel ein differenziert-kritischer Umgang mit den historischen Begebenheiten, rein fiktionale Stoffe mit dystopischen Szenarien oder die Ideologie entlarvende Satiren) zu beurteilen. Die Handlungsoptionen der Spieler*innen sind auf ihre mögliche Vermittlung sozial-ethisch desorientierender Botschaften zu analysieren.
Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle schreibt weiter:
Gerade Kinder und jüngere Jugendliche verfügen häufig noch über kein ausreichendes gesellschaftliches und politisches (Orientierungs-)Wissen und keine gefestigte Moral, um fiktionale Inhalte korrekt gegenüber historischen Begebenheiten abgrenzen und einordnen zu können. Sie befinden sich im Prozess der moralischen Entwicklung, in dem sie Mitmenschlichkeit entwickeln und ihre Gefühle mit moralischen Prinzipien verknüpfen lernen. Die historisch und kontextuell nicht eingebettete und womöglich positiv konnotierte Darstellung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisation kann dazu führen, dass Kinder die Bedeutung der Symbole nicht richtig einschätzen lernen.
Um eine Identifikation mit Träger*innen von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu vermeiden, ist die Rolle und der klar erkennbare Spielauftrag der zu steuernden Spielfiguren gegen deren Ideologie zu bewerten (Gut-Böse-Schema). Zu berücksichtigen ist ebenfalls, dass gerade Jugendliche sich in einer intensiven Phase der Identitätsfindung befinden, in der die vorgegebenen moralischen Grenzen der Gesellschaft ausgetestet und in Frage gestellt werden. Im Zuge dessen kann die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen in medialen Produkten eine besondere Aufmerksamkeit und Bedeutung durch den vermeintlichen Tabubruch erhalten.
Jetzt geht es plötzlich um Kinder und Jugentliche. Das Problem war ursprünglich ja, dass auch der Verkauf solcher Spiele an Erwachsene nicht möglich war.
Natürlich war der Verkauf möglich, solange der Titel nicht beschlagnahmt wurde. Der Handel hat nur letztlich diese Titel nicht in den Verkauf genommen.
Und selbst mit USK-Logo machen die großen Läden immer noch nicht (alle).
Ja, das check ich auch nicht. Ich war schon immer ein Verfechter des Jugendschutzes, dachte aber, hier ginge es um etwas völlig anderes.
Ich vermute mal, dass bestimmte Spiele jetzt trotz NS-Symbolik auch für Jugendliche freigegeben werden können. Beispielsweise "Through The Darkest Of Times", das von der USK trotz Hakenkreuzen eine "Ab 12 Jahren"-Freigabe bekommen hat. Spiele wie Wolfenstein haben ja bereits wegen ihrer Gewaltdarstellung eine "Ab 18"-Einstufung mehr oder weniger sicher.^^
So sehe ich das auch.
Ich sehe darin kein Problem, sondern nur die logische Folge. Die Argumentation, insbesondere der Abschnitt mit den "grenztestenden Jugendlichen" ist absolut schlüssig und zeigt sich, meist in den Abendstunden, im öffentlichen Raum.
Ziel war ja, dass Spiele nicht anders behandelt werden als Filme und die Verwendung von verfassungsfeindlichen Symbolen nicht per se zum Verkaufsverbot führt. Dieses Ziel wurde erreicht. Wer als Erwachsener und somit vom Gesetz als mündig geltender Bürger nun ein Spiel mit Hakenkreuzen haben will, wird es rechtlich einwandfrei bekommen können.
Jugendschutz ist dagegen aber wieder ein ganz anderes Thema.
Ich sehe in der Änderung nichts verwerfliches.
Grundsätzlich eine gute Entwicklung, dass jetzt für bestimmte Fälle eine USK Freigabe ermöglicht werden kann. Aber Spieler*innen und Träger*innen?! Den Gendermüll musste man dann doch im PDF unterbringen...
Bei meinem Arbeitgeber wird konsequent gegendert, was mir beim Verfassen von Texten auch erst ungewohnt vorkam. Mittlerweile sehe ich den positiven Effekt.
Das ist alles noch so dermaßen "Männerwelt", das man eh nur auf ein langsame Entwicklung setzen kann. Je mehr da von "offizieller" bzw. institutioneller Seite kommt um so größer sind die Chancen, dass davon irgendwann auch mal ein Bruchteil ins Private fließt.
Gendern ist sprachwissenschaftlich gesehen absoluter Blödsinn und hat nichts mit Geschlechtern und mit Gleichberechtigung zu tun. Wenn diesen aus den USA importierten Müll trotzdem jemand nutzt, dann will er seine "Agenda" verbreiten (lassen). Zur Glück ist mir so was beruflich noch nicht untergekommen und ich werde auch nicht genötigt das zu nutzen. Um das noch mal klar zu stellen, ich bin für Gleichberechtigung, aber entschieden gegen diesen Genderquatsch.
1. Wird Sprache nicht von Sprachwissenschaftlern gemacht. Sie haben soweit ich weiß auch keine besonderen Rechte in der Bewertung sprachlicher Entwicklungen. Alleine weil Sprache eine soziale Konvention ist und keine Wahrheit verbietet sich das auch.
2. Auf welche Agenda beziehst du dich genau?
Du kannst gerne weitergendern, aber ich wollte im Netz solche sinnlosen Diskussionen nicht mehr führen. Wünsche dir noch einen schönen Abend :)
Sinnlose Diskussionen lassen sich am besten vermeiden, wenn man allzu steile Thesen einfach mal draußen lässt ;)
Interessant, wie sehr dich das triggert. Allein dafür macht es schon Spaß den "Genderquatsch" zu benutzen, um Menschen, die so wenig bereit sind ein wenig von ihren Wünschen für Andere aufzugeben, aus ihrer Komfortzone zu treiben.
Stimmt weil es auch soooo viele wollen (nicht), ist eine kleine Gruppe die das Zwanghaft vorantreibt (hat nichts mit der natürlichen Entwicklung der SPrache zu tun) und vergewaltigt dabei schick die Texte noch dazu.
Was genau sollte denn eine "natürliche Entwicklung" der Sprache sein?
Ist eine gesellschaftliche Entwicklung, die wie immer anfangs nur von Minderheiten getragen wird (z.B. die Gleichberechtigung von Frauen, Antirassismus) etwa nicht "natürlich"?
Du hast Dich halt noch nie am Arbeitsplatz wegen Deines Geschlechts diskriminiert gefühlt.
Jeden Sommer, wenn die Kolleginnen den knappen Rock anziehen dürfen und wir Männer in voller Kampfmontur schwitzen dürfen wie ein Schokoosterhase im Solarium.
Zieh halt auch einen Rock an, wenn Bermudas bei euch verboten sind.
Langwieriges Thema. Post Scriptum hatte es trotz ansatzweise historischer Genauigkeit nicht geschafft. Es geht aber zumindest in die richtige Richtung voran.
Solange keine Verherrlichung gegeben ist, könnte man jedoch auch bei neutralen Spielen Kulanz zeigen.
Am Ende zählt so oder so der Spielspaß.
Zu diesem Thema gab es vorherige Woche eine interessante Kolumne von Wolfgang Walk bei The Pod. Die Debatte am Sonntag zwischen ihm und Frau Maueröder habe ich noch nicht gehört.
Meinst du Frau Fröhlich oder ist die mittlerweile geschieden?
Das war genau mein Gedanke, Ganon. Ihr originaler Name ist aber auch einfach der bessere!!
Findest du? Wenn ich Maueröder hieße und jemanden namens Fröhlich heiraten würde, würde ich den neuen Namen mit Freude annehmen. ;-)
Stimmt, Fröhlich heißt sie ja. Hab noch immer den alten Namen im Kopf, weil der wohl seltener ist.
Einfach fair und gleichberechtigt zum Film prüfen. Fein!
Mich stört etwas das Gut - Böse - Schema, aber da muss man letztlich die Spruchpraxis abwarten.