Teaser
Beim flüchtigen Faktencheck klingt Everspace nach FTL. Aber weit gefehlt. Ihr erhaltet ein actionreiches Weltraumspiel mit starkem Roguelike-Einschlag, Permadeath und persistenten Upgrades.
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Ursprünglich erschien
Everspace vom deutschen Studio Rockfish Games bereits 2017, auch die Erweiterung
Encounters (siehe hier den User-Artikel von Maverick) ist schon wieder über ein Jahr alt. Deren Inhalte sind auch in der heute erschienenen Switch-Fassung
Everspace - Stellar Edition enthalten.
Was ist Everspace überhaupt? Ein Roguelike-Weltraumspiel-Shooter. Noch Fragen? Na gut: "Weltraumspiel" dürfte klar sein. "Shooter" deutet an, dass ihr nicht gerade die Steuerungskomplexität und Simulationsqualität eines
Elite - Dangerous erwarten solltet. Wobei im Vergleich zu den Weltraumkämpfen von
No Man's Sky schon ein gewisser Anspruch beim Ballern herrscht. Und "Roguelike" hat sich Everspace Stellar Edition mit dem Umstand verdient, dass ihr a) häufig und b) permanent sterben werdet, dabei aber c) in aller Regel etwas für die zukünftigen Versuche mitnehmt. Nämlich Erfahrungsgewinn bei euch und Credits auf dem Konto, für Freischaltungen. Dummerweise dürft ihr die Credits nicht aufsparen, ihr müsst euch immer gleich nach dem Ableben für beispielsweise bessere Waffen, einen Scanner oder gleich ein neues Raumschiff entscheiden. Außerdem schaltet ihr Baupläne frei, die ihr mit einem guten Dutzend Ressourcen bauen könnt, auch während des Spiels.
Immer neu, immer weiter
An FTL erinnert, dass ihr euch sektorenweise auf einer abstrakten Karte vorarbeitet. Anfangs habt ihr noch gar keine Ahnung, was euch erwartet, erst mit besserer Ausrüstung erfahrt ihr den Bedrohungslevel der zur Verfügung stehenden Zielsektoren oder andere Details. So werdet ihr mit der Zeit immer besser informiert und spielstärker, doch natürlich nehmen auch die Schwierigkeiten (sprich: Zahl und Stärke der Gegner) zu. Da nach jedem Spielstart eine neue Galaxie generiert wird, kann es schon mal sein, dass ihr schon im Anfangssystem zusammengeschossen werdet. Doch in aller Regel werdet ihr, nach den ersten eins, zwei Spielstunden, einige Sprünge weit kommen.
Was ich bislang gekonnt übergangen habe, ist die ziemlich schöne Grafik, die auch auf der Switch schöne Planetenoberflächen, dichte Felder interessant geformter Asteroiden, Raumschiffwracks und einiges mehr auf den Bildschirm zaubert. In einige dieser Asteroiden kann man sogar hineinfliegen, um beispielsweise im Inneren Kristalle abzubauen oder wegkriechenden Schleim in einsammelbares "Gel" zu verwandeln. Abbauen von Erzen, Kristallen und Co. geschieht durch beherztes Draufballern, die so in den Raum schwebenden Ressourcen (oder auch die Hinterlassenschaften abgeschossener Feinde) sammelt man durch ungefähres Drüberfliegen auf.
Womit wir beim Flugmodell wären. Mit dem rechten Stick richtet ihr euer Raumschiff aus (in Schulterperspektive, Cockpitsicht oder Egosicht ohne Cockpit), mit dem linken "straft" ihr nach oben, unten und zu den Seiten beziehungsweise zündet den Afterburner. Vor- und zurück geht es, ein wenig ungewohnt, mit "L" und "ZL". "R" und "ZR" feuern eure ausgewählte Hauptwaffe beziehungsweise Rakete ab. Für beide Waffentypen sowie den Angriffs- sowie Schild-Boost steht je ein Auswahlrad zur Verfügung, bei dessen Aufruf das Spiel ebenso pausiert wird, wie wenn ihr in den Inventar-Modus (nebst Baumodus, Sektorenkarte et cetera) schaltet.
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Die "Permanenz" stellt Everspace über die Ausrüstung her: Mit (fast) jedem Versuch wird euer Raumschiff ein kleines bisschen schlagkräftiger, oder ihr leistet euch ein neues. |
Action-Ballern in alle Richtungen
Das Kampfmodell unterscheidet ganz klassisch zwischen Schild und Rumpf, bestimmte Waffen sind gegen das eine besser oder das andere. Die Gegner fliegen schnell und aggressiv, dafür ist die Trefferbox sehr wohlwollend: Solange ein Feind so halbwegs in der Bildschirmmitte ist, während ihr abdrückt, macht ihr auch Schaden. Erwartet weniger minutenlange Dogfights mit taktischen Manövern und endlosen Loopings und mehr ein fesches Geballere. Wie gesagt, Everspace ist eher ein Shooter als eine Simulation.
Neben dem Herumfliegen, Ressourcensammeln und Feinde abballern (es gibt auch Neutrale, die erst nach Beschuss aggressiv werden) gibt es Storymissionen, die durch Cutscenes eingeleitet werden. Hier gilt es dann in typischer Weltraumspielmanier, Eskortier- und Tötungsaufträge zu erfüllen. Eine nette Abwechslung, doch der Hauptreiz bleibt unverändert das immer wieder neue Ankämpfen gegen die prozedurale Galaxie. Die Hauptmotivation sind die freischaltbaren Schiffe, Waffen und Systeme, außerdem erfüllt ihr quasi nebenbei Herausforderungen wie bestimmte Kill-Zahlen und ähnliches.
Die Switch-Version
Die Encounters Stellar Edition enthält wie gesagt das Encounters-Addon, was der Abwechslung und Langzeitmotivation gut tut. Die Fassung ist mit Pro-Controller oder angesteckten Switch Controllern tadellos zu steuern, wenn man sich erst mal an die Schub- und Gegenschubtaste gewöhnt hat. Die Switch-Fassung sieht auch richtig gut aus, allerdings kommt es immer wieder zum Nachladen detaillierterer Texturen, wenn man schnell irgendwo hin fliegt.
Dummerweise sind die Texte arg klein, und gerade in der Lernphase sollte man lieber am Fernseher oder Monitor spielen als mobil am Switch-Screen. Wenn man erst mal weiß, wie das Spiel funktioniert, sind die Texte nicht so wichtig, dann flutscht der Endlos-Raum auch unterwegs und in 720p sehr gut. Die Soundkulisse ist ebenso gelungen wie die Grafik.
Wie bei allen Versionen stehen euch zu jedem Partiebeginn drei Schwierigkeitsgrade zur Verfügung (die mit mehr oder weniger Credits einhergehen), und wer es wissen will, startet einen Hardcore-Lauf. Dabei erhaltet ihr zufällig ausgewählte Handicaps und regeneriert so beispielsweise keine Boost-Energie mehr, außerdem könnt ihr euer Schiff nur am Ende eines Sektors aufwerten und euren Piloten gar nicht. Dass die Gegner extraschwierig sind auf "Hardcore", muss wohl nicht erwähnt werden.
Autor: Jörg Langer (GamersGlobal)
Meinung: Jörg Langer
Ich bin ja ein alter Freizeit-Raumschiffkapitän, und zwar seit seligen Elite- und Starglider-Zeiten. Und Roguelikes mag ich auch, was also kann da schief gehen? Schon das eine oder andere, denn die Kombination aus "Weltraum" und "prozeduraler Generierung" sorgt bei mir seit No Man's Sky für das instinktive Einschalten der Alarmglocken. Apropos, nur einen Monat nach dessen Erscheinen begann der Early Access von Everspace -- hatten dessen Entwickler vielleicht NMS gespielt und gedacht, "das können wir besser"?
Planetenerkundung freilich gibt es hier nicht, wenngleich (wie fast alles im Spiel) der Blick von oben auf die Zufallswelten ziemlich beeindruckend ist. Überhaupt finde ich es enorm, was mir an grafischer Abwechslung geboten wird. Wusste gar nicht, dass es derart voll ist im All! Die Kämpfe sind pure Action, wobei der Auswahl der Bewaffnung schon eine wichtige Rolle zukommt.
Die wichtigste Frage lautet aber: Kann Everspace langfristig motivieren? Nach meinen ersten Stunden damit (und eingedenk des enthaltenen Encounters-DLC) lautet meine Vermutung: Ja. Es gibt zwar auch "doofe" Partien, bei denen man noch im ersten oder bereits im zweiten System stirbt, und nichts groß geschafft hat. Aber mit der Zeit stellt sich doch ein Gefühl fürs Spiel, die Gegnertypen ein, und was die diversen Waffen und Schiffsteile bringen. Und wenn man erst mal anfängt, etwas bestimmtes kaufen zu wollen, ist man dann verloren: Nur noch ein Durchgang...
Viel Spaß beim Lesen!
Danke! Wie schneidet denn die PS4 Fassung gegenüber der Switch ab?
Das würde mich auch interessieren. Mein Sohn hat jetzt eine Switch und das wäre mal eine Möglichkeit, ihn von Fortnite loszueisen :-)
Ich habs gekauft, muss es aber erst noch Spielen. Der "Test" steigert die Vorfreude.
War schon auf der XOne einer meiner Lieblingstitel dieses Jahres. Langsam sein Schiffchen aufzurüsten und selbst nach dem ersten kompletten durchspielen genug Anreize für weitere Anläufe zu haben, hat mich etliche Stunden bespaßt. Würde ich mir wirklich einen Nachfolger mit langfristig etwas mehr Abwechslung und einem Tick mehr Komplexität wünschen.
Das Spiel bekommt auch eine Empfehlung von mir, hab es auf der PS4 Pro auf "Platin" durchgespielt. Nur den Hardcoremode habe ich ausgelassen. Das Rogelike finde ich hier überhaupt nicht störend, sondern motivierend umgesetzt. Die Grafik ist (auf der Pro) super umgesetzt, die minimalen Bugs, die es hatte, wurden alle gepatcht. Wer Weltraumshooter + FTL mag kann hier bedenkenlos zugreifen.
Bin damit leider absolut nicht warm geworden, die Steuerung hats mir völlig verleidet. Sowohl mit M+T als auch mit Controller hat sichs nicht gut angefühlt.
Da haste vollkommen recht, ich bin auch schier verzweifelt, das hat sich aber seit dem Encounters DLC deutlich verbessert. Nur die VR Version hat noch eine Steuerung aus der Hölle.
Kannst den Joystick in Deine Auflistung mit aufnehmen. Da habe ich mir die Hände verknotet.
Ein sehr schöner, gut geschriebener und gut lesbarer Artikel. Danke dafür! Wenn ich mir allerdings auch eine kritischere Anmerkung erlauben darf: Hätte es diesen Artikel zu Everspace noch gebraucht nach "Angespielt", "Indie-Check" und "User-Artikel"? Da hätte ich lieber einen "Jörg-Artikel" zu einem anderen, weniger auf GG präsenten Titel gehabt.
Die Frage habe ich mir auch gestellt.
Vielleicht hat Jörg Everspace erst jetzt wirklich entdeckt. ;)
Ich habe das Spiel sehr lange auf dem PC gespielt und hatte sehr viel Freude damit. Es hat mir sogar so viel Spaß gemacht, dass ich jetzt drüber nachdenke mir die Switch-Version zusätzlich zu kaufen und sie dann einfach im Zug noch mal zu spielen :)
Switch und pendeln per Zug sind wie:
- Karamell und Salz
- Entrecôte und Rotwein
- ...
alleine für die 1,5 – 2h am Tag hat sich die Anschaffung gelohnt. Und man hat auch guten Druchsatz.
Hatte ich noch nicht auf dem Radar, klingt aber klasse, werde ich kaufen.
Wird es jemals eine Boxfassung geben ?
Bin so mittendrin, fand es nicht schlecht, aber das reine "Aufleveln" des Schiffs als einziger Motivationsfaktor hat dann doch nicht besonders lange gereicht. Ein bisschen gestreckt wurde es noch mit dem Encounters-Addon, aber so viel Zusatzzeit hat das auch nicht rausgeholt.
Wer einfach nur einen Ego-Shooter mit RPG-Elementen im Weltall möchte, der kann bestimmt bedenkenlos auch zum Normalpreis zuschlagen, wer aber ein alter X-Wing/Tie-Fighter/Freespace(2) - Veteran ist (und eher was in diese Richtung erwartet), sollte auf einen Sale warten, da hat man auch Spaß damit, aber wenn er schnell vorbei sein sollte, ärgert man sich nicht.
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen der Stellar Edition auf der Switch und der "normalen" Variante (+Addon), die über gog.com vertrieben wird ?
Es ist noch der Soundtrack noch mal extra enthalten und ein aus dem Hauptmenü heraus abrufbares Artbook. Ich weiß aber nicht, ob man das auch schon auf dem PC bekommen hat mit dem Addon bzw. bei gog.com erhält.
Als ich es einmal mit einem Schiff durchgespielt hatte, war mein Interesse verflogen. Irgendwie motiviert es nicht dazu, noch ein Schiff vollständig auszurüsten und die Sektoren durch zumarschieren.
Dich vielleicht nicht, mich schon :) Ich wollte den fehlenden Storyteil noch wissen.
Das meinte ich mit durchgespielt. Habe dazu aber nur ein Schiff benutzt.
Im ersten Quartal 19 wird es eine retail Fassung geben
Danke für die Info ! :)
Verstehe ich das richtig, Ausrüstung wird dauerhaft freigeschaltet? So das ich mit der Zeit ein immer besseres Startraumschiff zusammengrinde?
Dann wäre das vielleicht etwas für mich. Was mich an Rogues normalerweise stört ist das ich wenig persistentes habe, maximal "Entwürfe" freischalte, diese aber bei jedem Run neu finden/erwerben muss.
Die Blueprints schaltet man dauerhaft frei. Um diese aber auch im Spiel dann als Waffe nutzen zu können, musst du innerhalb eines Laufes dann noch genug Materialien sammeln und die bauen. Die Verbesserungen die man sich zwischen den Läufen kaufen kann, sind aber persistent und sofort da, wie z.B. stärkere Hülle oder mehr Geld erhalten.
Vielen Dank. Hört sich an wie bei Dead Cells, da gibt es ja auch die "Entwürfe", aber auch die dauerhaften Verbesserungen. Dead Cells hat mir einige Stunden Spaß gemacht, aber da ich leider keine besonderen motorischen Skills habe und der Grind-Aufwand für Verbesserungen zu hoch wurde, habe ich dann relativ schnell das Interesse verloren.
Von daher zögere ich hier 40 Euro für die Switch-Version auszugeben, da warte ich lieber bis es günstiger wird.
Sorry, hatte deine Frage nicht gesehen. Dead Cells ist ein ziemlich guter Vergleich.
Vielen Dank für das "angespielt"!
Kleine Info:
Die PC-Version bekommt man bei GOG aktuell geschenkt, wenn man mindestens 13€ für andere Spiele ausgibt.
Du warst schneller. Das wollte ich hier gerade verkünden. ;)
https://www.gamersglobal.de/news/153796/gog-winter-sale-2018-gestartet-full-throttle-remastered-gratis-mehr
Das würde mich für Switch auch interessieren.