Im November 1916 ist für den kanadischen Fotografen-Lehrling Harry noch alles in Ordnung, vom Krieg in Europa bekommt er nichts zu spüren. Stattdessen schwärmt der junge Mann für die Tochter seines Chefs und schießt mehr oder weniger heimlich Fotos von ihr. Er muss halt irgendwie die Linse testen! Doch für ihn endet das normale Leben schnell, nachdem der Major Barrett den Fotoladen betritt. Er brauche jemand, der Fotos in Europa schießt, um die Moral der Truppe aufrecht zu halten. Dass er dabei sein Leben in Gefahr bringt, ahnt Harry zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Aber nicht nur Harry landet auf den Schlachtfeldern Europas, sondern auch der deutsche Zeppelin-Ingenieur Kurt, in der englischen Fassung vom deutschen Schauspieler Sebastian Koch gesprochen. Kurt erfährt, dass zahlreiche Soldaten aus der Einheit seines Sohnes nach einer Schlacht als verschollen gelten, weshalb er sich freiwillig zum Dienst an der Waffe meldet. Wie ihr euch denken könnt, werden sich die Geschichten der beiden im Laufe des Abenteuers kreuzen. Tatsächlich steht Kurt bei der ersten Begegnung im Schützengraben vor der Entscheidung, ob er Harry erschießen soll oder nicht.
Von Telltale lernen …
Die genannte Entscheidung spielt in 11-11 Memories Retold allerdings letztlich wahrscheinlich gar keine große Rolle. Denn letztlich verhindert etwas ganz anderes, dass der Schuss fällt. Atmosphärisch intensiv fällt das Spiel deshalb aber nicht weniger aus. Sehr geschickt kombiniert Entwickler Aardman Digital die spielbaren Rückblenden, die von Kommentaren der Protagonisten aus dem Off begleitet werden. Da erzielt selbst die Radiobotschaft, die auf den Tod von Kurts Sohn hindeutet, eine emotionale Wirkung, obwohl ich Kurt gerade erst kennenlerne. Auch die Erzählstruktur, bei der das Spiel regelmäßig zwischen den beiden Protagonisten hin und her wechselt, unterstützt das exzellent. Getragen wird die Stimmung, während wir nach besagter Radiodurchsage dennoch zunächst unsere Pflicht in der Zeppelinfabrik erfüllen, oder später mit Harry unter starkem Sperrfeuer geduckt auf dem Schlachtfeld vorrücken, aber besonders von den Sprechern. In der englischen Version sind das Elijah Wood für Harry und der deutsche Schauspieler Sebastian Koch als Kurt.
Inkonsequenter Tarantino
Interessanterweise verfolgen die Entwickler bei der Sprachausgabe einen ähnlichen Ansatz wie Inglourious Basterds. Denn die Deutschen sprechen deutsch, die Engländer englisch. Genau deshalb allerdings wirkt es inkonsequent, dass Kurt (nicht direkt in den Rückblenden, dort bleibt er stumm, sondern bei den Off-Kommentaren) Englisch spricht. Aber das könnte auch auf die Demo-Fassung und noch fehlende Sprachaufnahmen zurückzuführen sein. Ziemlich gut zur Atmosphäre trägt auch die Grafik bei, die mich im ersten Moment abschreckte. Sie hat auch Nachteile, da man eben Dinge im Hintergrund erahnen muss und nicht wirklich erkennen kann. Bereits nach den ersten Minuten gab das 11-11 aber einfach diese spezielle Note, die ein storylastiges Abenteuer wahrscheinlich auch braucht.
Spielerisch bietet 11-11 deutlich mehr Interaktionen und kleine Puzzles als Telltale Games. Ein anspruchsvolles Abenteuer dürft ihr aber nicht erwarten. Sterben könnt ihr aber trotzdem, wenn ihr etwa bei besagtem Vorrücken mit Harry vom MG-Feuer der Deutschen erwischt werdet. Quick-Time-Events habe ich dafür bislang keine erlebt. Stattdessen erfülle ich im Schützengraben in der Rolle von Kurt kleine Aufgaben, besorge den Kameraden Munition oder kühle den MG-Lauf mit Wasser. Raum zur Erkundung gibt es dabei ausschließlich in Form von Sammelobjekten, die meinem Eindruck nach aber wohl eher Zusatzinformationen über die Zeit geben und nicht über die Geschichte von Kurt und Harry selbst. Es wäre zu viel gesagt, dass ich nach dem Anspielen heiß auf das Spiel sei. Aber spielen möchte ich es in jedem Fall.
Sowohl optisch als auch atmosphärisch vielversprechend!
Sehr interessant, direkt auf die Darauf-warte-ich-Liste gesetzt.
Das könnte interessant werden.
Da sind Story-Adventurer Fantasy-Dramen, Horror-Thriller und Coming-off-Age-Dramedy gewohnt und nun kommt ein geschichtliches Kriegs-Szenario hinzu. Kann eine Lücke füllen, kann mir jedoch vorstellen, dass viele Stil und Setting ablehnen. Eine Person weiß ich da schon...
Es gibt doch Valiant Hearts, eine ungefüllte Lücke ist es also nicht.
Kann man das Spiel mit Valiant Hearts vergleichen?
Das ist mir heute auch positiv aufgefallen, wenn auch nur im Vorbeigehen. Schöner kleiner Titel.
Ich habe es mal auf meine Steam Wunschliste gesetzt.
Ich bin gespannt, denn ich interessiere mich sehr für die Zeit.
Den Grafikstil würde ich gerne mal in Bewegung sehen.
Auf einen ersten Trailer bin ich auch sehr gespannt. So kann ich mir das in Bewegung noch nicht so recht vorstellen.
Ich stelle es mir wie den Film Loving Vincent vor (bzw. wie dessen Trailer, den Film selbst habe ich noch nicht gesehen).
Krass! Das sieht echt faszinierend aus und könnte der Grafik des Spiels tatsächlich recht nahe kommen.
Danke für den damit einhergehenden Film-Tipp.
Gerne. Ich fand das auch extrem faszinierend, als ich das zum ersten Mal gesehen habe.
Hast du Amazon Prime? Falls ja, der Film wird ab 28. August bei Prime Video verfügbar sein.
Ja, habe ich. Werde ich mir dann mal anschauen :)
Ich hab nur Netflix...
Geht mir genauso. Hoffentlich kommt sowas bald, denn Interesse ist meinerseits durchaus vorhanden.
Es gibt doch schon ein 17-minütiges Gameplay-Video. Einfach mal bei Youtube schauen.
Oh, danke für den Hinweis. :)
Was Du nicht sagst. Das wusste ich ja gar nicht, werde ich gleich mal reinschauen :)