User-Kurztest: Eufloria (+Video)

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Sven 9221 EXP - 18 Doppel-Voter,R8,S10,A8
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11. November 2009 - 11:23 — vor 14 Jahren zuletzt aktualisiert
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Zunächst: Selbst die kleine Fangemeinde, die sich auf die Fertigstellung des Indie-Spiels namens Dyson freute, war ein wenig irritiert, als es am 20. Oktober schließlich als Eufloria über Steam sowie die Homepage des Entwicklers zum Download angeboten wurde. Die Änderung des Titels kam leider sehr überraschend und sprach sich auch nur sehr langsam herum, sodass ich die Vollversion des Spiels erst Tage nach der Veröffentlichung entdeckte. Da zudem der Umfang des Spiels erfreulicherweise größer als erwartet geraten ist, wollten auch noch 20 Spielstunden hinter sich gebracht werden, ehe diese Zeilen verfasst werden konnten. Ich hoffe dennoch, dass -- trotz dreiwöchiger Verspätung -- diese Kurzvorstellung noch nicht zu spät kommt.

Im Rausch der Sinne

Oberflächlich betrachtet, folgt Eufloria auch nur den Prinzipien, die bei dem Genreveteran Command & Conquer bereits im Titel stehen. Umso erschreckender war die nach einiger Spielzeit schlagartig einsetzende Erkenntnis, dass Eufloria eigentlich mit dem Spieler spielt, nicht andersherum: Niemand von uns weiß so genau, wie sich das Weltall eigentlich als Ganzes zusammenfügt oder was dort genau vor sich geht, aber dennoch hat jeder von uns so seine ganz eigene Vorstellung davon. Eufloria bietet außer ein paar schwarzen Kreisen, die Planeten darstellen und von sanften Farbläufen umgeben werden, absolut nichts, was einen von seiner eigenen Gedankenwelt zurückhalten könnte. Im Gegenteil: Die beiden verfügbaren Einheiten, wovon eine zwischen den einzelnen Planeten hin- und herfliegen und diese erobern kann, die andere, immobil und bombenartig, ausschließlich zur Verteidigung gedacht ist, wachsen an auf den Planeten gepflanzten Bäumen und verschmelzen durch die biotopartige, farbenfrohe Inszenierung auf wundersame Weise mit dem abstrakten Kosmos -- der Grad zwischen Stimulierung der Reize und oftmals eher unangehm aufdringlich empfundener Esoterik mag schmal sein und Trennschärfe vermissen lassen, Eufloria packt ihn ohne Mühen und lässt die Gedanken entgleiten.

Auf dem Boden der Tatsachen

Insgesamt 25 Welten voller Planeten gilt es zu erobern, wobei die ersten sechs quasi als Tutorial dienen, das in dieser Form eigentlich nicht zwingend notwendig gewesen wäre: Das Spiel bietet zwar durchaus Tiefe, ist allerdings einfach und intuitiv verständlich, zumal es fast vollständig auf Energiebalken oder Zahlenbalast verzichtet.

Die an den Bäumen gewachsenen Einheiten übernehmen die Eigenschaften des Planeten, der Nährstoffe für die Attribute Angriffsstärke, Lebenspunkte und Schnelligkeit bietet und besitzen daher, je nach Planet, unterschiedlich große Stachel, Körper bzw. Flügel. Stehen ausreichend mobile Einheiten zur Verfügung, können diese auf die Reise zu nahe liegenden Planeten geschickt werden, in dessen Orbit sie sich eigenständig zur Wehr setzen, sollte ein Gegner schon zuvorgekommen sein -- anfangs recht ungewöhnlich, macht diese indirekte Steuerung im Gefecht durchaus Sinn, da durch den entfallenen Anteil an notwendigem Mikromanagements problemlos mehrere Angriffe gleichzeitig durchgeführt werden können, das strategische Vorgehen also nicht unterbunden wird.

Gesteuert wird das Spiel im Prinzip einzig mit der Maus, allerdings können auch die Pfeiltasten der Tastatur zum Scrollen verwendet werden. Speziell im so genannten Dark-Matter-Modus, der nach einmaligem Durchspielen zur Verfügung steht, erweist sich die Kombosteuerung allerdings dann als notwendig: Hier können fast alle Welten noch einmal bestritten werden, allerdings mit deutlich aggressiver gegen den Spieler vorgehenden Gegnern. Dass dabei mit Träumereien kaum ein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, führt das Spiel einem selbst vor Augen: Die ehemals hellen Welten werden in ein tiefes Schwarz getaucht, sämtliche Farben erscheinen dagegen in grellen Neontönen -- das Spiel verbreitet eine geradezu psychadelische Stimmung, die an die Reflexe des Spielers appelliert. Nach Bestehen auch dieses Modus stehen insgesamt acht weitere Karten für das freie Spiel bereit, die den Spieler im Gegensatz zu den meisten Missionen nicht durch die Welt leiten, sondern eher aus wahllos platzierten Planeten bestehen.  

Aufbruch in neue Welten?

Dies alles zusammen genommen, macht aus Eufloria keinen direkten Konkurrenten zur modernen Echtzeitstrategie, sondern zu deren Antithese: Braucht es wirklich unzählige Einheitentypen und bildschirmfüllende Explosionen, um strategische Elemente umzusetzen und zu unterhalten? Ein Teilnehmer im offiziellen Forum, der sich angesichts der sehr sparsamen Präsentation über den Preis von 20 US-Dollar beschwerte, macht vielleicht unfreiwillig deutlich, wie sehr wir uns schon an das Wettrüsten gewöhnt haben. Eufloria behauptet zu Recht, dass es auch anders geht. Die Ironie an der Sache: Bei sehr wenig unterschiedlichen Einheiten wird das notwendige Balancing deutlich in die Richtung des Aufbaus der einzelnen Karten verschoben -- und gerade da patzt das Spiel an einigen Stellen und führt spürbar widerwillig vor Augen, dass eines der vorherrschenden Probleme im Genre auch durch Enthaltsamkeit der Entwickler nicht automatisch gelöst werden kann.

Am Rande noch drei Worte zum Soundtrack: Ambient. Anspruchsvoll. Ausgezeichnet. Passt perfekt zum Spiel selbst, den wenigen Liebhabern dieser Musikrichtung sei eines der insgesamt 100 Exemplare der offiziellen Doppel-Audio-CD wärmstens ans Herz gelegt.

Video:

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469386 - 11. November 2009 - 11:21 #

Cujamara, ein toller Text ist dir da gelungen!

(+30 Extra-EXP, zusätzlich zu den +20 für die Top-News)

ChrisL 30 Pro-Gamer - P - 199512 - 11. November 2009 - 11:34 #

Danke für den Artikel. Das liest sich sehr interessant und das Video hat irgendetwas Faszinierendes ... Die Idee, mal weg von den vielen Einheitentypen und einer bombastischen Grafik zu kommen, finde klasse.
Gerade auf der offiziellen Website gesehen, dass es auch eine Demo gibt - vielleicht probiere ich die mal.

bolle 17 Shapeshifter - 7789 - 11. November 2009 - 11:55 #

Cooles Spiel, abgesehen von den repetetiven Sounds. Den Artikel finde ich hier und da etwas wirr, (was steht bei Command n Conquer?), aber sonst...

*punkt*

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66900 - 11. November 2009 - 12:13 #

Wirklich sehr schön geschrieben! Das weckt schon Interesse für das Spiel. Werd mir zu Hause erstmal in Ruhe das Video dazu anschauen, vielleicht ist das ja mal ein Experiment wert.

Porter 05 Spieler - 2981 - 11. November 2009 - 12:16 #

Kostenpflichtige Bildschirmschoner hab ich noch nie gut gefunden.

aber als eine Art Chillout Animation, ohne diese hektischen (Maus)bewgungen könnte ich mir das gut vorstellen anzugucken, wenn ich dann zugekifft auf nem Sofa liege während auf einem Überdimensionalen Bildschirm die pastellfarbenen "Pflänzchen" langsam anfangen aus den Kreisen zu wachsen, und im Hintergrund Ambiet/Psy Musik aus den Sourroundboxen klingt...

ansonsten taugt es meiner bescheidenen Meinung nach nichts, hinterläßt zumindest kein besonderes Erlebnis.

bolle 17 Shapeshifter - 7789 - 11. November 2009 - 17:59 #

Wenn man vom Raubkopieren redet, springen alle im Kreis, aber an Kiffen stört sich keiner :)

Sheak 13 Koop-Gamer - 1627 - 11. November 2009 - 14:28 #

Erinnert mich von der Präsentation und dem Gameplay an ne komplexere Version von Galcon (Labs) auf dem iPhone.
Aber sehr stylisch. Als Bildschirmschoner wäre das Teil ein Muss und als Spiel sowieso :-)

DerMitDemBlunt 14 Komm-Experte - 2483 - 11. November 2009 - 22:01 #

Was hat sich jetzt genau im Vergleich zu Dyson geändert ? hab nämlich iwie noch ne version auf dem Rechner und fand das immer ganz spaßig. Die Frage ist jetzt ob sich der Kauf des augenscheinlich ja nur namentlich veränderten Spiels lohnt ?

Sven 18 Doppel-Voter - 9221 - 11. November 2009 - 22:22 #

• Neue Level und Farbsets
• Anzahl der für einen Dyson-Tree benötigten Einheiten wurde von 15 auf 10 gesenkt
• Spieltempo wurde deutlich angezogen, aber weiterhin ohne wirklich rasant zu sein
• Optionale Gruppensteuerung für die eigenen Einheiten
• Die Maximalwerte der Attribute dürften erhöht worden sein - ich hatte zumindest den Eindruck, dass die Einheiten teils wesentlich mehr Treffer einstecken können, als noch in der Vorversion. Kann mich hier allerdings auch irren.
• Skirmish-Modus wurde hinzugefügt

Das sind die Dinge, die zumindest mir aufgefallen sind - irgendwo wird es aber bestimmt auch noch ein offizielles Log von v1.20 auf v2.00 geben. :)

GingerGraveCat (unregistriert) 12. November 2009 - 8:47 #

Das Spiel sieht nett aus. Das werde ich bei nächster Gelegenheit mal ausprobieren.

DarkMark 15 Kenner - 3016 - 12. November 2009 - 10:33 #

Ich habe gestern Abend noch kurz die Demo angespielt und bin von der Gesamtpräsentation total angetan. Vielen Dank für den Spitzentip, ohne diesen Test wäre mir diese Perle wahrscheinlich durch die Lappen gegangen.

Fozzie 12 Trollwächter - 1140 - 12. November 2009 - 10:48 #

Hehe! Das Spiel sollte besser "Petri Dish" heißen, es sieht nämlich echt aus, wie der feuchte Traum eines Mikrobiologen - Bakterienkulturen dirigieren und Pilze nach Belieben sprießen lassen... ;-)

Aber wirkt wirklich ganz nett.

HeadMunk 14 Komm-Experte - 1874 - 2. Juni 2010 - 22:52 #

Schöner Test, macht wirklich Lust auf das Spiel. Obwohl Strategie-Spiele noch nie so mein Ding waren, werd ich mir vielleicht mal die Demo genauer anschauen...

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