Manchmal muss man sich als Journalist im Vorfeld entschuldigen. Dann nämlich, wenn man die Arbeit anderer nicht anerkennen kann. Das ist nicht immer einfach, besonders, wenn es sich um ein recht kleines Team wie das von Dim Bulb Games handelt. Deshalb machen wir es kurz: Where the Water Tastes Like Wine hat uns - auch mit einer Nacht drüber schlafen - so gar nicht gefallen.
Dabei klingt der Ansatz zunächst mal ganz interessant. Wir spielen in der Zeit der Großen Depression einen Hobo, einen Landstreicher - im wahrsten Sinne des Wortes. Eines Nachts nehmen wir mit unseren paar Dollar, die wir in der Tasche haben, an einem Poker-Spiel gegen einen Tycoon mit Wolfsgesicht teil. Wir haben einen Royal Flush auf der Hand, in Pik. Mehr geht eigentlich nicht. Wir setzen alles - und verlieren, weil der Wolfs-Tycoon den Royal Flush in Kreuz in Händen hält.
Daraufhin verlangt er von uns, dass wir ihm die perfekte Geschichte erzählen. Wir geben uns Mühe, erzählen mal dies, mal das - doch wirklich gut ist keine der Geschichten, die wir kennen. Wir müssen also neue Geschichten hören und diese und die alten Geschichten ausbauen. Insgesamt gibt es 16 Stück. Wir streifen durch Nordamerika, hören uns Geschichten an, erzählen diese an Lagerfeuern anderen Landstreichern und verbessern so unsere eigenen Geschichten nach und nach. Auf dass wir sie irgendwann dem Tycoon erzählen können und unsere Schuld begleichen.
Das Spiel geht sehr eigene Wege. Die Handlung, also das Geschichtenerzählen, wird mit handgezeichneten Standbildern untermalt. Die einzelnen Erzählungen werden uns auf Texttafeln gezeigt, natürlich werden sie auch von einem Sprecher vorgelesen. Der Stil ist vermutlich nicht jedermanns Sache, aber damit hätten wir uns anfreunden können, auch wenn das insgesamt etwas trist wirkt. Es wirkt nun mal wie ein Bilderbuch - und warum soll ich das in einem Spiel haben wollen?
Deshalb gibt es den spielerischen Teil. Und der muss unserer Meinung nach noch deutlich besser werden. Im Schneckentempo streift unser dürrer Landstreicher über eine Landkarte Nordamerikas, zu Beginn befinden wir uns in Neuengland, die Grenze zu Kanada ist auch sichtbar. Immer wieder ploppen über Häusern in der kaum besiedelten Landschaft Zeichen auf. Dort werden uns neue Geschichten erzählt - wieder auf Texttafeln, ab und zu können wir auch die Geschichte durch Fragen beeinflussen, meist aber – zumindest in der angespielten Version – nur einmal pro Geschichte.
Anschließend ziehen wir weiter. Unweigerlich drücken wir alle Tasten auf dem Gamepad durch. Irgendwie müssen wir unseren Hobo, den wir von hinten beobachten, doch schneller kriegen? Einer der Mitarbeiter von Dim Bulb Games zieht uns aber den Zahn. Nein, rennen könne man nicht. Wenn wir uns schneller bewegen wollen, müssten wir an einer der Schnellstraßen den Daumen heben und darauf hoffen, dass einer der Autofahrer Mitleid zeigt. Wie im echten Leben werden Anhalter aber die meiste Zeit ignoriert. Aber da kommt ja ein Zug! Schnell auf die Gleise gestellt - und der Zug fährt durch uns durch. Nur an Bahnhöfen können wir einsteigen. Und da müssen wir erst mal hinschleichen.
Ab dem Zeitpunkt hatte das Spiel uns verloren. Da kann die Hauptstory noch so gut sein - wenn das Drumherum zur Qual wird, dann müssen wir eine klare Warnung aussprechen. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Entwickler von Dim Bulb noch einmal in sich gehen und diesen Teil des Spielkonzepts kräftig überarbeiten. Where the Water Tastes Like Wine soll den Spieler rund sechs bis zehn Stunden an den Bildschirm fesseln und erscheint laut Entwickler im Frühjahr 2018.
Setting klingt interessant, Umsetzung wie ein Zahnarztbesuch! Das Spiel sollte wohl besser nach "Where the Pepper is growing" verschickt werden.
Mit Schleicherei habe ich weniger Probleme - solange die Laufwege nicht zu ausgedehnt sind. Und bei ganzen Landkarten, die ich als Landstreicher durchlaufen soll, scheint mir genau hier das Problem zu liegen.
Schade.
"Where the Beer Tastes Like Water" wäre glaube ich der glaubwürdigere Name :P
Klingt wirklich nach einem schrecklichen Gameplay, aber das Leben als Hobo ist sicherlich auch nicht viel angenehmer.
Luibl zückt schonmal die 95%.
Da ist ein gigantisch großes Skelett!!!
Klingt mir zu nervenaufreibend.
Du hast Dir aber auch Gurken ausgesucht (müssen?) :-)
Wie kommst du darauf? Was war denn noch gurkig? Nur weil ich keine AAA-Spiele angeschaut habe?
OK, dann irre ich mich wohl
Ich gucke mir gerne auch die kleinen Titel an. So kann man auch Perlen entdecken.
Wahrscheinlich der beste Weg :)
Und Messezeit effektiv genutzt
So ihr leutz... wollt ihr immer noch ausgelebten Dadaismus als Gameplay im Gaming-Bereich!? ;)
Ok, damit will ich meine Lebenszeit nicht unnötig belasten. Nem Landstreicher von den 6-10 Std vermutlich 4-8 beim Laufen zuzuschauen ist jetzt nicht sooo toll
Mir erschließt sich die Story irgendwie noch nicht. Warum sollte man denn nochmal zum Pokergegner zurückkehren? Gibts denn was feines, wenn man eine gute Geschichte erzählt? Ansonsten würde ich doch machen, ass ich Land gewinne.
Hobo-Kodex
Du musst es ja wissen... :P
Der Titel klingt eher nach Werbung der kalifornischen Weinindustrie.
Beim Rest? Kann ja noch besser werden, klingt nun noch nicht so aufregend. Besonders, wenn noch Geisterzüge durch die Gegend düsen.
Seltsames Spiel. ;)
Hervorragende Einleitung! Ich habe mit dir mit gelitten!
Was mich an dem Preview jetzt doch ein wenig stört: das Spiel wird aufgrund einiger Unzulänglichkeiten an Steuerung oder Komfort abgewertet. Und das darf man natürlich machen. Aber das ist, wie es bei "Auf ein Bier" immer so schön heißt, ein Produkttest der Marke Stiftung Warentest.
Ich habe es natürlich nicht gespielt und kann daher nicht sagen, ob es gut oder schlecht ist, aber alleine der Ansatz des Spiel ist so viel kreativer als alle AAA Titel. Es klingt für mich nach etwas "neuem", was im Medium Spiel so "noch nicht" gab. Es wird hier etwas neues versucht, es wird versucht dem Medium eine neue Facette abzugewinnen. Ja, wenn es scheitert, schön und gut, man wird sehen. Aber dieser andere Ansatz sollte meiner Meinung nach viel höher bewertet werden, als es momentan passiert. Denn sonst werden wir immer wieder die gleiche Kost bekommen.
Das ist natürlich, Entschuldigung, großer Blödsinn. Das ist auch kein Stiftung-Warentest-Produkttest. Es geht darum, dass ein großer Bestandteil des Spiels einfach keinen Spaß macht. Es geht hier nicht um Grafik und Sound, ich habe ja sogar den Ansatz des Spiels gelobt. Aber man könnte eine Rennen-Funktion einbauen und das Spiel wäre immer noch kreativ und kein Triple-AAA-Titel, dafür aber deutlich besser spielbar. So habe ich das Gefühl, dass die Hälfte des Spiels wirklich mit Rumlatschen vertrödelt wird, um die Spielzeit künstlich zu strecken.
Entschuldige, das war etwas übertrieben, ich wollte auch gar nicht dich persönlich angreifen.
Deine Kritikpunkte sind ja die langsame Fortbewegung und der Bilderbuchcharakter. Und ja, beides wirkt nicht zeitgemäß, wo es doch Quicktravel und Bombast-Animationen gibt.
Aber: beides kann in einem Gesamtkonzept Sinn machen, das Fehlen von schneller Bewegung kann das Gefühl von Weite besser transportieren und vielleicht kann so was auf einer hektischen Messe nicht so wirken wie Zuhause. So ist z.B. auch die Fisch-Szene aus Edith Finch auf dem Papier auch total langweilig und monoton und funktioniert trotzdem sehr gut.
Ich habe es ja wie gesagt nicht gespielt, ich wollte nur anregen, neuartige Konzepte noch mehr herauszustellen, selbst bei spielerischen Bodenwellen.
Ich denke, dass Thomas auch "etwas anderen" Spielen gegenüber aufgeschlossen ist, sieht man an anderen Berichten hier. Aber wenn das hier halt einfach nur langweilig ist, hilft das auch nicht mehr.
Das Konzept des "Geschichten sammelns" klingt ja ganz interessant, das ewige schlendern durch die Prärie aber weniger....
Wenn ein Verstaerker von test abgewertet wird (weil er 500Watt zieht) hat das keine Auswirkungen auf den Klang. Wenn ich nicht fast traveln kann hat es klare Auswirkungen auf Spielspass! Hat Thomas finde ich gut herausgestellt.
Und das meine ich aber mit Stiftung Warentest: kein Quicktravel? Check, Abzüge in der Note. Es wird heut überall genutzt, dass das Fehlen meist als Nachteil wahrgenommen wird. Aber was man damit positiv erreichen kann, fällt unter den Tisch (wie gesagt, ob es in diesem Spiel so ist, kann ich nicht beurteilen).
Ich will ja noch nicht mal eine Schnellreisefunktion, sondern einfach nur rennen! Das ist ein riesiger Unterschied. Aber es soll ja auch Leute geben, die sich gerne eine Bohrmaschine ins Auge rammen und das toll finden. Ich gehöre nicht dazu und teile mit, wenn mir etwas nicht gefällt. Und da geht's nicht darum, irgendwelche Features abzuhaken, sondern um ein Spielgefühl. Und das wird eben runtergezogen dadurch, dass ich mich so langsam bewege.
Ok, verstehe. Ich rudere mal zurück :)
Wie ich oben schon auf deine andere Antwort schrieb, ist es vielleicht auf einer Messe auch ein ungünstiger Ort, FALLS das reine Gehen als entschleunigendes Feature gedacht war.
Das Spiel war wohl ein großer finanzieller Flop, obwohl es von der Presse (GG mal ausgenommen) sehr viel Aufmerksamkeit und gute Kritiken bekommen hat.
Der Entwickler hat nach Abzug aller Kosten und Honorare wohl nichts damit verdient und musste 140K$ aus eigenem Geld zuschießen.
https://www.gamespot.com/articles/indie-dev-spent-140000-to-make-new-game-has-made-0/1100-6457910/?