Das Genre der Echtzeitstrategie ist nach den Hochzeiten der 90er Jahre in eine Krise geraten, auf Konsolen fand es sowieso nie statt und selbst auf dem PC dominieren nun Abkömmlinge wie MOBAs oder Tower-Defense-Titel das Geschehen. Das bekannte Studio Petrogylph will nun mit einem neuen, zugänglichen Titel Abhilfe schaffen: 8-Bit Armies soll neue Leute in das einst so beliebte Genre locken.
Anfänglich ist eure Basis noch klein und eure Armee mickrig |
Basisbau und Pixelkampf wie in den 90ern
Petroglyph, deren Team teilweise vorher bei Westwood tätig war und die vor einem Jahr das hochklassige RTS Grey Goo (Note im GG-Test: 8.5) herausbrachten, setzt auf einen fürs Genre ungewöhnlichen Voxel-Look. Ganz eindeutig stand Command & Conquer Pate, auch wenn das nie so pixelig aussah wie der 2016er Titel. Und das Tiberium als Hauptressource wurde durch Öl ersetzt. Ansonsten baut ihr also Raffinerien, Kraftwerke und verschiedene Truppengebäude, um eine große Armee aufzubauen und eure Gegner zu überrennen. Die Truppenvielfalt reicht von der einfachen Infanterie über Panzer bis hin zu Raketen-Helikoptern, die alle ihre Stärken und Schwächen haben.
Taktische Finesse braucht ihr nicht unbedingt, um die Schlachten zu gewinnen. Meist reichen auch einfach 50 Panzer – wie eben im klassischen C&C (sofern der Gegner nicht die richtige Antwort parat hat). Dennoch profitiert ihr auch bei 8-Bit Armies von einer ausgewogenen Truppenauswahl und könnt damit auch gegen eine Übermacht standhalten. Die Stärken und Schwächen eurer Einheiten orientieren sich an einem Stein-Schere-Papier-Prinzip, wenn auch etwas komplexer. So ist die Raketeninfanterie effektiv gegen Kampfhubschrauber, die wiederum effektiv gegen Panzer sind, die die Infanterie einfach überfahren können. Gerade auf letzteres solltet ihr achten, da eine Fehlplatzierung eurer Fußtruppen deren Ende sein kann.
In der Kampagne kann es durchaus zu größeren Schlachten kommen |
Motivierende Kampagne im Voxel-Look
8-Bit Armies bringt im Groben zwei Spiemodi mit: Eine Kampagne und Skirmish-Missionen, wobei ihr letztere auch im Multiplayer bestreiten könnt. Die Kampagne erzählt keine großartige Story, ihr müsst in den Missionen recht generische Aufträge erfüllen: 6 Gebäude hier zerstören, dort mal 20 Minuten überleben. Das Drumherum ist jedoch sehr gut gelungen: Im Verlauf der Kampagne schaltet ihr nach und nach mehr Einheiten und Gebäude frei, die ihr von dort an in allen Missionen – auch bereits gewonnenen – einsetzen könnt. Missionen noch einmal anzugehen, kann sich lohnen, um die Sekundärziele zu erfüllen, die euch weitere Boni freischalten, etwa mehr Panzer oder Kasernen bei Missionsstart.
Was auf den ersten Blick etwas repetetiv klingt, ist durchaus motivierend. Die früheren Missionen mit einem größeren Zeitdruck anzugehen, kann eine Herausforderung sein, besonders dann, wenn das urprüngliche Missionsziel nur „Überlebe 15 Minuten“ lautete. Da die Missionen, insbesondere anfangs, eher kurz sind, sind mehrfache Versuche auch kein großer Zeitaufwand. Die KI ist euch dabei zumindest auf dem niedrigen Schwierigkeitsgrad allerdings wenig im Weg, bereits auf dem mittleren müsst ihr euch aber durchaus mal anstrengen, wenn ihr sie austricksen wollt. Auch im Skirmish-Modus handelt die KI recht schnell, so dass ihr mit Rushs rechnen müsst. Weiterhin nutzt die KI gemischte Truppenzusammenstellungen und sogar die Transporthubschrauber, größere Armeen aber nicht unbedingt.
Die KI hat unserer Luftüberlegenheit nichts entgegenzusetzen |
Technisch ist 8-Bit Armies kein Wunderwerk, aber auch kein Totalversagen. Der Voxellook ist gewöhnungsbedürftig und Geschmackssache, aber besonders die Karten sind liebevoll und mit vielen (zerstörbaren) Details gestaltet. Außerdem nehmen die Truppen je nach Typ auch unterschiedliche Wege: Während Panzer einfach alles plattwalzen, schlängelt sich die Infanterie zwischen Gebäuden und Absperrungen hindurch. Die grafischen Effekte sind überschaubar, lenken aber eben auch nicht vom Geschehen ab. Wer auf Chiptune-Musik steht, wird mit einem sehr hörenswerten Soundtrack belohnt, den es auch separat zu kaufen gibt – und der an wenigen Stellen sogar an das erste Command and Conquer erinnert.
Fazit
8-Bit Armies ist ein sehr solides Echtzeitstrategiespiel mit einer motivierenden Kampagne und gut funktionierenden Mechaniken. Allein die Auswahl der Skirmish-Karten, die auch für den Multiplayer genutzt werden, ist noch etwas dünn. Hier kann aber bereits angekündigter DLC in der Zukunft Abhilfe schaffen – einen Karteneditor gibt es leider nicht. Selbstverständlich gibt es auch den Multiplayer-Modus für bis zu 8 Personen, in diesen hat sich der Tester aber noch nicht gewagt. Alles in allem ist 8-Bit Armies, insbesondere bei dem günstigen Preis, sehr empfehlenswert für diejenigen, die hungrig auf neue Echtzeitstrategie sind.
Danke für den ersten Eindruck!
Das kannte ich noch gar nicht. Als alter C&C Veteran schieb ich das mal auf den Wunschzettel. Danke für den Tipp.
Danke für den Check :-)
Mir gefällt der Look. Muss ich mir bei Gelegenheit mal zulegen.
Schöner Check, danke.
Ich glaube, meine C&C-Zeiten sind vorbei.
Klingt an sich ja nicht schlecht. Ob das auch auf meinem schwachen Laptop laufen wird?
Ich fand die Steuerung noch nicht gut genug. Die hat sich ein wenig schwammig und grob angefühlt.
Sehr interessant! Der Grafik Look gefällt mir, das kommt auf die Wishlist.
Die Optik wirkt schon mal recht interessant.
Das spricht mich mal so überhaupt nicht an, weil Echtzeittaktik.
Nebenbei gesagt würde ich mir wünschen daß Entwickler nicht immer alles, was Retro aussieht, als "8-Bit" bezeichnen würden. Die haben augenscheinlich wohl noch keine 8-Bit Spiele gesehen.
Das denke ich auch ständig, mit den damaligen Spielen hat das meist grafisch so überhaupt nichts zu tun.
Und für mich sieht das auch überhaupt nicht Retro aus. Ich denke da eher an Lego.
Das ist in diesem Fall eher späte 90er PC Game Grafik mit ein wenig Minecraft-Look in HD. Also wenn dann eher 32 Bit - von 16 oder gar 8 Bit ist das meilenweit entfernt.
Nur hat man damals AA erfunden, damit die Pixel wegkommen. Heute macht man hohes AA an den Kanten ran aber die Texturen sind mit Quadratmuster, was angeblich irgendwie nach Pixeln aussehen soll ...
Wer EINE riesige Mission (Space-Sieg ähnlich zu Civ), VIEL Basisbau und WENIG Kampf sucht. der sollte sich einmal Factorio anschauen. Tut das aber nicht, wenn Ihr anfällig dafür seit, ganze Nächte durchzuspielen. Dann lasst die Finger weg. Übles Teil!
Vielen Dank für den Check, hatte bislang noch nichts von dem Spiel mitbekommen.
Was mich irgendwie ziemlich stört ist die Diskrepanz der Grafik der Einheiten in der GUI und in der Spielwelt. Hätten sie doch mal alles in dem Pixellook gehalten.
Danke für den Test!
Klasse, vielen Dank. Behalte ich mal auf dem Radar. Vorher steht bei mir aber wohl mal wieder die Wargame-Reihe an.
Korrekturhinweis:
Echzeitstrategie=Echtzeitstrategie
schaut iwie richtig spaßig aus
Ich glaube, da bleibe ich lieber bei Strategieklassikern der 1990er Jahre...
Das hätte durchaus gut werden können, wäre da nicht dieser Pixel-Look... :(