Live aus Vancouver für GamersGlobal: Während Deutschland friedlich schläft, grummelt Heinrich Lenhardt an der fernen Westküste in seine Tastatur und kommentiert aktuelle Spielegeschehnisse. „Lenhardts Nachtwache“ erscheint (fast) jeden Samstagmorgen und ist die Gute-Nacht-Geschichte für Rotaugen beziehungsweise der Muntermacher für Frühaufsteher.
Überall im Internet lauern Star-Wars-Spoiler. Wir reden wohlgemerkt nicht von aerodynamischem Autozubehör, sondern dem mutwilligem Ausplappern von Handlungsdetails des neuen Films. Zum Glück gibt es noch die Nachtwache als sicheren Zufluchtsort. Selbst in einem Meinungsfreiheit-liebenden Land wie den USA wird indes bedauert, dass es sich bei mutwilligem Spannungsverderben nicht um ein strafbares Delikt handelt. So berichtet der Guardian von amüsanten Twitter-Botschaften der Polizei in Philadelphia: „Nein, das Veröffentlichen von Star-Wars-Spoilern ist kein Verbrechen. Ja, es sollte eins sein. Wir vollziehen die Gesetze, aber wir machen sie nicht. Sorry.“ Als Bonus gibt’s sogar ein Foto von frisch verhafteten Sturmtruppen. Das inspiriert auch deutsche Ordnungshüter: Die Polizei Frankfurt hat mittlerweile eine inhaltsgleiche Verlautbarung auf Twitter veröffentlicht, schuldet uns aber noch ein lustiges Bild – da geht doch sicher was, so mit Wookie und Äbbelwoi?
Abt. „Placebo-Effekt“:
Der gefühlte Nerf
Wenn die Spieler wegen einer Störung der Balance genervt sind, folgt manchmal ein „Nerf“: Der Entwickler korrigiert per Patch die Werte der zu starken Klasse, Karte oder Waffe. Ein aktuelles Beispiel ist die Abschwächung des R8-Revolvers in Counter-Strike: Global Offensive: Valve reagierte zügig auf den Community-Aufschrei und dämpfte die Durchschlagskraft der Wunderwaffe. Im Oktober schwächte Blizzard die „Kriegshymnenanführerin“ in Hearthstone ab, weil sie in Verbindung mit dem „Grimmigen Gast“ ein unschlagbares Deck anrichten konnte. Über die Nerf-Geschichte von World of Warcraft-Klassen und die entrüsteten Reaktionen der betroffenen Spieler ließen sich ganze Bücher schreiben.
Doch was ist mit einem Nerf, der gar keiner ist, aber trotzdem die Stärke einer bestimmten Einheit zu schwächen scheint? Beim äußerst beliebten MOBA League of Legends kam es zu einem ungeplanten psychologischen Experiment, wie ein Interview von Rock, Paper, Shotgun mit Spieldesigner Jeffrey Lin enthüllte. „Spieldesign ist manchmal schon lustig, wenn es um das Ausbalancieren von Spieländerungen geht“, sagt Lin. Er meint damit den Nerf einer bestimmten Spielfigur, der in den Patchnotes bekanntgegeben wurde. Und siehe da, nach der Veröffentlichung des Updates ging die Gewinnrate des betroffenen Champions um einige Prozentpunkte zurück. Doch dann stellte sich heraus, dass der Nerf zwar angekündigt, aber versehentlich gar nicht vorgenommen wurde. Der Champion blieb unverändert stark, dennoch spielten die an eine Schwächung glaubenden User damit weniger erfolgreich.
Lin beschreibt es als „einen sonderbaren psychologischen Effekt auf die Spiel-Verhaltensmuster“. Wie die Auswirkungen auf die gesamte Branche wohl aussehen könnten? Die Walker sind zu stark, die Rebellen zu schwach? Dafür braucht kein Battlefront-Entwickler das Plätzchen essen zu unterbrechen, sondern postet über die Feiertage lediglich ein paar frei erfundene Patch Notes. Denn was der Spieler vorrangig braucht, ist offensichtlich der Glaube. Nicht unbedingt der Glaube an den Weihnachtsmann oder die Macht, sondern an die eigene Stärke (bzw. Schwäche seiner angeblich generften Spielfigur).
Abt. „Wer, was, warum?“:
Die Meistgesuchten des Jahres
Es ist mal wieder diese Zeit, in der einem alle möglichen Koryphäen mitteilen, was denn nun die besten Spiele des Jahres gewesen sein sollen. Und keine Sorge, GamersGlobal und Spieleveteranen-Runde werden auch noch ihre gewichtigen Beiträge zu dieser Debatte leisten. Als Alternative zu den subjektiven Urteilen geschmäcklerischer Kritiker gibt es die anonyme Datenwucht der breiten Masse, weshalb die Google-Jahrescharts der am häufigsten eingegebenen Suchbegriffe immer wieder einen Blick wert sind.
„Sonnenfinsternis“ vor „Pegida“, „Flugzeugabsturz“ und (in bester Katastrophengesellschaft) „Dschungelcamp“ waren in Deutschland die Suchbegriffe des Jahres. In der Games-Kategorie finden wir wenig Überraschendes auf den vorderen Plätzen: Fallout 4 vor FIFA 16, The Witcher 3 und Star Wars Battlefront, gefolgt von Dying Light, das man nicht unbedingt in den Top 5 vermutet hätte. Mit Project Cars und Cities Skylines kommen noch zwei weitere mittelprominente Spiele, bevor Black Ops 3 auf Platz 8 auftaucht. Nach dem jährlich erscheinenden Call of Duty kann man ja fast schon den Wecker stellen, das muss man nicht groß suchen.
Tiefschürfende Rückschlüsse auf den Zustand der deutschen Volksseele lassen die Spielecharts nicht zu. Am meisten wurde nach Titeln gesucht, die sich um Endzeit, Fußball, Fantasy und SF drehen, also von jedem etwas. Womit sich die Nation der Dichter und Denker beschäftigt, erschließt sich eher durch das Studium anderer Kategorien. Die Ergebnisse sind freilich ernüchternd: Bei den „Was?“-Fragen schaffte es die Suche nach dem Sinn des Lebens nicht in die Top 10, „Was ist Liebe?“ platzierte sich immerhin auf Rang 5 – hinter philosophischen Dauerbrennern wie „Was koche ich heute?“ oder „Was kostet ein Brief?“.
Die wahren Schätze stecken aber in der „Warum?“-Sparte. Lauter unglaubliche Dinge, deren Bedeutung man sich kaum bewusst war. Auf Platz 10 steht da allen Ernstes „Warum haben Katzen Angst vor Gurken?“, eine Frage, die mich in schlaflosen Nächten noch beschäftigen wird. Noch mehr rätseln die Deutschen, warum sie nicht abnehmen, nicht schwanger werden oder der Himmel blau ist. Ansonsten stelle ich fest, dass es in den Top 10 der Sparte „Personen national“ lauter Einträge gibt, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Das kommt davon, wenn man als Auslandsdeutscher die Qualitätserzeugnisse der nationalen Fernsehsender verpasst, da entgehen einem all die singenden Models und modelnden Moderatorinnen. Angesichts der Daniela Katzenbergers dieser Welt stellt man fest, dass die googelnden Gamer einen relativ guten Suchgeschmack haben.
Erster? :-D Wollt ich schon immer mal ausprobieren.
Sorry, aber das funktioniert nur im MoMocast Kommentarbereich ;-)
"Warum haben Katzen Angst vor Gurken ?"
Ernsthaft ? :D
Du hast mir schon wieder mit einer tollen Nachtwache den Tag versüsst.
An dieser Stelle mal danke für deine schöne Kolummne.
Dass diese Frage gestellt wird, ist wohl einer Vielzahl Videos und gifs geschuldet, die man auf einschlägigen Fun Webseiten findet. In denen wurden hinter nichtsahnenden Katzen Gurken abgelegt. Einige Tiere zeigten dabei eine Reaktion, die den Rückschluss nahe legt, dass sie sich davor fürchteten oder wenigstens überrascht waren. Allerdings gibt es auch Katzen, die das gar nicht tangiert hat.
Die Erklärung wurde dazu auch schon geliefert. Ich habe es nicht mehr genau im Kopf und bin zu faul, es zu googeln. Aber: Die Gurken werden den Katzen zu ihrer Futterstelle gelegt, der Ort, der für sie am privatesten und sichersten ist. Wenn da plötzlich und unerwartet etwas auftaucht, sind sie davon erstmal gut geschockt. Das muss keine Gurke sein, funktioniert wohl auch mit anderen Dingen.
Würde uns wohl auch so gehen, würden wir gerade frühstücken, drehen uns um und plötzlich steht da irgendein großes, grünes Ding rum.
Was sind denn das für Jammerkatzen? Unsere bekamen eben einen fetten Weihnachtsbaum ins Revier gestellt, nun liegen sie drunter und schlafen...
Das sind halt Heldenkatzen... oder so.
"Die meisten gehen davon aus, dass die Form des Gemüses die Tiere an Schlangen erinnert. Das vermutet auch der britische Tierpsychologe Roger Mugford: "Katzen müssen gegenüber unbekannten Dingen misstrauisch sein - es könnte eine Schlange oder ein anderer Feind sein", sagte er dem Telegraph. Allerdings glaubt der Forscher, dass Katzen auch auf andere unvertraute Gegenstände ähnlich reagieren würden - wie zum Beispiel auf künstliche Spinnen oder Fische aus Plastik."
http://www.sueddeutsche.de/panorama/trend-im-internet-katzen-die-vor-gurken-fluechten-1.2745825
Wir haben das mit unserer Katze auch ausprobiert und die hat nur kurz daran gerochen und ist dan weggetrottet.
Obwohl völlig unsinnig, haben auch wir das Experimet mit unserer sogar größtenteils in Freilandhaltung lebenden Feliden-Population ( 6 Exemplare) gemacht. Es gab keine nennenswerten Reaktionen auf Gurken,
Möhren o. andere längliche Gemüse, Früchte, etc...
Wohl aber können die gezeigten heftigen Reaktionen bei unerwartet herumliegenden Putzlappen (bevorzugt mögl. grau und unscheinbar)hervorgerufen werden!
Frohe Weihnachten u. gesundes Neues Jahr nach Vancouver und an alle anderen GG-Leser!
Meine Theorie ist, daß die Gurke für eine Schlange gehalten wird – selbst von Tieren, die noch nie eine gesehen haben.
Wir hatten früher bei uns zu Hause einen grossen Käfig voller Vögel (4-6 Wellensittiche und einen Nymphensittich), die wir auch immer frei im Wohnzimmer haben fliegen lassen und die sich gerne oben auf den grossen Wohnzimmerschrank gesetzt haben.
Unten im Schrank gab es eine grosse Schublade, in der Rollen von Geschenkpapier lagen und wann immer wir diese Schublade aufgemacht haben, haben die Vögel Panik bekommen. Ansonsten konnte die ziemlich wenig schocken und eine Schublade ohne Geschenkpapier hat sie auch nicht gekratzt. Aber wehe man hat so eine Rolle herausgeholt, dann sind sie sofort panisch weggeflogen und haben dabei auch durchaus Krach gemacht.
Meine einzige Erklärung ist, daß so ein längliches, rundes Teil irgendwie als Schlange identifiziert wird und daß dieses Wissen quasi von der Natur von einer Generation der Tiere an die nächste weitergegeben wird, selbst wenn diese definitiv noch nie eine Schlange gesehen haben können.
Möglicherweise ist das bei Katzen ähnlich.
"(4-6 Wellensittiche und einen Nymphensittich)"
-> Wie habt ihr das nur ausgehalten? O_O
Das frag ich mich auch. Ich hatte mal 2 Unzertrennliche, die trieben mich schon fast in den Wahnsinn.
Och die waren eigentlich ganz lieb und besonders laut waren die auch nicht. Speziell meinem Nymphensittich trauere ich schon ein wenig hinterher.
Ich hatte auch das ein oder andere mal herzhaft gelacht. Super Nachtwache! Danke Herr Lenhardt.
Sehr schöne Nachtwache. Ein guter Start in den Tag.
Mal wieder eine kurzweilige Nachtwache!Danke
das rätsel der "angst der katze vor der salatgurke" https://www.youtube.com/watch?v=_BRp7ezUqbI
lässt sich wohl damit erklären das sie die gurke für eine schlange hält. das agen zumindest führende amerikanische wissenschaftler. :-)
zum thema star wars (KEINE SPOILER!), ich geb dem film 6/10 punkten und den untertitel "A LOST HOPE". warum lass ich depp mich auch immer wieder hypen wenn star wars draufsteht? mal gespannt ob jörg sich danach nicht doch nach episode IV-VI sehnt.
Warum hat Daniela Katzenberger keine Angst vor Gurken? Wir werden es nie erfahren. ;) Danke für die schöne Nachtwache!
Haha Kommentar Kudos
Beruhigend, dass wenigstens noch danach gesucht wird, wie viel Porto so ein Brief heutzutage kostet.
Bei den gefühlt dauernden Erhöhungen weiss man das ja auch nicht immer.
Bei regelmäßigen zwei Tagen für zehn Kilometern will ich das auch eigentlich nicht wissen...
...bei Kündigungen bin ich irgendwie noch altmodisch und verschicke die gerne per Post und da muss ich dann durchaus noch was draufkleben das das Porto wieder stimmt.
Vor allem da RS jetzt zum 1.1.2016 schon wieder die nächste Erhöhung kommt...
Auch ich bedanke mich wieder für die lesenswerte Nachtwache.
Sehr unterhaltsam. :) Finds witzig, wie die Patchnotes Auswirkungen auf das Spielverhalten haben. :D
Danke für den wieder einmal unterhaltsamen Text :)
Danke für die Unterhaltung. Und ja, Spoiler sollten strafbar sein :)
Bisher bin ich ohne durchgekommen, und das muss auch bis zum 26.12. so bleiben....
Schöne Vorweihnachstswache.
Klasse Nachtwache :-)
Der Beitrag zum Thema "Placebo-Nerf" ist einfach köstlich.
Sehr schöne Kolumne und frohe Weihnachten, Heinrich