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In unserer Rubrik Indie-Check stellen wir euch jede Woche ein interessantes PC-Spiel eines unabhängigen Entwicklerstudios vor. Die Rubrik wird von unseren Usern Der Marian, Zaunpfahl, Vampiro und Dominius betreut.
Hallo,
mein Name ist Passepartout. Ich bin Hausdiener meines Herrn Phileas Fogg, einem englischen Gentleman mit einer Vorliebe zu gewagten Wetten. Von einer solchen möchte ich Ihnen in den folgenden Zeilen berichten. Es begann alles eines schönen Nachmittags im Country Club meines Herrn, als er dort in einer heftigen Diskussion über die vielen neuen Fortbewegungsmittel dieser aufregenden Zeit des Jahres 1872 zu behaupten wagte, man könne in weniger als 80 Tagen einmal um die Welt reisen. Die anderen Club-Mitglieder wittern eine Chance auf leichten Gewinn und forderten ihn zu einer Wette um 20.000 Pfund heraus, diese These unter Beweis zu stellen.
Er eilt sofort zu seinem Anwesen und befahl mir schnell die nötigsten Sachen zusammen zu packen und uns auf den Weg zum Bahnhof Charing Cross zu begeben, um noch den Abendzug nach Paris zu bekommen. Mit einem einfachen Mantel und ein wenig Kleidung zum Wechseln machten wir uns überhastet auf den Weg und erreichten tatsächlich noch den außergewöhnlichen Amphitrite Express nach Paris. Ich kam aus dem Staunen über das Aussehen des Zuges kaum heraus, während wir bereits die Kanalküste erreichten. Zu meinem Schrecken endeten die Gleise jedoch nicht an einer Fähre, sondern führten gradewegs hinaus ins Meer. Mein Herr schien derlei Anblicke schon gewohnt zu sein und las entspannt in der Times, als uns der Zugbegleiter informierte, das wir in Kürze mit dem Zug ins Meer hinab tauchen werden. Als er meinen ungläubigen Blick registrierte, wies er mich auf die Silbe "amphi" im Namen des Zuges hin, die nun einmal tatsächlich besagt, dass der Zug voll wassertauglich ist und seine Fahrt unter Wasser fortsetzen wird. Und dies ist bloß die erste Etappe unserer unglaublichen Reise!
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Unterwegs stehen immer wieder Entscheidungen an, die den Verlauf der Reise beeinflussen können und in Gesprächen lassen sich neue Reiserouten entdecken. |
Sicher in Paris angekommen betraute mich mein Herr mit der weiteren Planung unserer Reise, über die er sich scheinbar noch gar nicht allzu viele Gedanken gemacht hatte. Nach einem Studium des am Bahnhof erworbenen Fahrplans hatten wir die Wahl, mit dem Orient Express über Wien nach Venedig zu fahren oder unser Glück mit einem Zug nach Berlin zu versuchen. Beide Richtungen bieten ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile zur Weiterfahrt und die Wahl sollte wohlüberlegt sein, aber die Zeit drängte. Wir stiegen schließlich in den Zug in Richtung Wien und hofften via Schiff in die arabischen Länder zu kommen, anstatt uns über Berlin nach Moskau zur Transsibirischen Eisenbahn durch zu schlagen.
Im Zug trafen wir einen netten Buchautoren, der uns stolz von seiner kürzlichen Reise in einem Luftschiff erzählte, das ihn in Windeseile von Wien nach Istanbul gebracht hat. Solch eine Information war für uns natürlich Gold wert. Wir dankten ihm für diesen Tipp und verließen den Zug bereits frühzeitig in Wien. Leider verkehrte das Luftschiff erst wieder zwei Tage später, selbst der feine englische Verhandlungsstil meines Herrn brachte uns hier nicht weiter. Die Zwangspause nutzten wir für einen Rundgang durch Wien und einen Einkauf auf dem Markt, wo wir einen günstigen Regenmantel und eine Kiste Zigarren erstanden. Der Regenmantel könnte sich später auf Seereisen noch nützlich erweisen, und mein Herr würde unterwegs sicher einen anderen Gentleman finden, der sich an einem zivilisierten Gespräch bei einer feinen Zigarre erfreut. Vielleicht lässt sich auch ein Grenzbeamter so überzeugen, uns nicht so lange wie andere Reisende aufzuhalten, wir haben schließlich eine Mission!
Nach einem weiteren Tag des Wartens konnten wir uns schließlich an Bord der fliegenden Maschine begeben und uns auf den Weg nach Osten machen. Was uns dort widerfuhr muss jedoch zu einer anderen Zeit erzählt werden, wir sind schon wieder auf dem Sprung, die nächste Verbindung zu erwischen...
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Zoomt ihr weit genug heraus, könnt ihr auf der Weltkugel den Reisefortschritt anderer Spieler mitverfolgen. Das erfüllt zwar spielerisch keinen direkten Zweck, aber gibt eventuell Hinweise für den nächsten Anlauf. |
Fazit
Um euch, liebe GamersGlobal-Leser, nicht völlig im Dunkeln zu lassen, wie sich
80 Days denn nun tatsächlich spielt: erinnert ihr euch aus eurer Jugend an die in Deutschland "Spielbuch" genannten "Gamebooks", im englischen Sprachraum oft treffender mit "choose your own adventure" (wähle dein eigenes Abenteuer) umschriebenen Bücher? Ihr lest eine Seite Text und am Ende steht eine Auswahl wie etwa "möchtest du links herum gehen, lies auf Seite 23 weiter, möchtest du rechts gehen, mache bei Seite 42 weiter". Im Grunde ist 80 Days genau dies, nur wesentlich interaktiver. In den Gesprächen unterwegs habt ihr stets die Möglichkeit, deren Ausgang in verschiedene Richtungen zu beeinflussen und je nachdem könnt ihr Vor- oder Nachteile für eure Reise erhalten oder einfach nur ein interessantes Stückchen Geschichte erleben. Eure Reiseroute ergibt sich aus den auf diese Weise gesammelten Informationen und führt euch im besten Falle tatsächlich einmal in weniger als 80 Tagen um die Welt, ohne unterwegs pleite zu gehen oder zu erkranken. Wer sehr gute Englisch-Kenntnisse mitbringt kann hier einige tolle Geschichten in einer Steampunk-Welt frei nach
Jules Verne erleben und wird prima unterhalten. Die Smartphone-Version des Spiels ist unserer Meinung nach völlig zu Recht mehrfach ausgezeichnet worden und an der PC-Umsetzung gibt es außer der fehlenden Übersetzung und einer schwachen Soundkulisse nichts auszusetzen.
- Adventure
- Einzelspieler
- Für Englisch-Profis
- Preis: 9,99€
- In einem Satz: spannende, selbst gestaltbare Geschichten im Universum von Jules Verne bei einem Rennen um die Welt
Ganz tolles Spiel! Irgendwie bevorzuge ich hier allerdings die Mobile-Variante.
Sehr schön geschrieben und klingt interessant. Leider finde ich die Originalvorlage von Jules Verne sehr enttäuschend.
Danke, freut mich, dass das kleine Experiment gefällt :)
Ist bei mir ewig her, das ich das gelesen habe, von daher sind die Erinnerungen an die Romanvorlage nur noch dünn. Mein Eindruck war aber, dass das Spiel sich zwar Figuren und Setting aus dem Buch leiht, aber ansonsten die Geschichte(n) ziemlich lose interpretiert. Da man seine Reiseroute frei wählen kann (mit kleinen Einschränkungen) erlebt man auch zwangsläufig was anderes als die "echten" Passepartout & Fogg.
Klingt, als könnte es Spaß machen - und eine gewisse britische Steifheit passt für meinen Geschmack hervorragend zu der Romanvorlage, bei der ich im übrigen auch damals schon völlig vergessen habe, dass der Autor Franzose ist ;-)
Liest sich gut :)
Das Spiel werd ich mir sicher Mal zu Gemüte führen. Wird hoffentlich mal in irgendeinen Steambundle auftauchen :)
Ich bin nicht sooo ein großer Fan dieses Experiments, aber ich respektiere den Verssuch, mal in neuen Wegen zu schreiten.
Btw.: da es auf GG eine eigene Spielekategorie Interaktives Spielbuch gibt, in der auch schon mehrfach Testberichte zu finden sind (Lone Wolf, Sorcery! etc.), wäre meiner Meinung nach jetzt die Erklärung, was ein Spielbuch / Gamebook ist, nicht umbedingt, umbedingt notwendig gewesen.
Der Text kam mir nach den ersten beiden Durchläufen einfach zugeflogen und ich fand ihn zu schön um ihn nicht zu teilen. Ist aber halt auch ein Titel bei dem es sich anbietet die klassischeren Test Herangehensweisen zur Seite zu legen. Da gibt es zu deinem Glück nicht allzu viele von ;-)
Die angesprochenen Tests sind irgendwie an mir vorbei gegangen. Hätt ich die 2-3 Sätze rausgeworfen wär ich aber wenigstens näher an der Zeichengrenze gelandet, sorry nochmal für die Überstunden Benjamin.
Ich mag auch (das Spiel muss es anbieten) den narrativen Charakter des Checks. Manchmal beschreibt er besser, auch durch Übertreibung, die Idee eines Titels, als die pure Orientierung am Original. Pirates ist da ein schönes Beispiel. Rein aus der Faktenlage lässt sich das gebotene "Abenteuer" nur schwerlich beschreiben. Durch die lückenlose Präsentation heutiger 3D-Spiele ist es aber auch seltener notwendig,sich etwas dazu zudenken.
Trotzdem will ich auch wissen, was man im dem Titel macht. Die Narration verbirgt oftmals die tatsächliche Interaktion und Spielmechaniken. Die notwendige Auflösung kam mir zu spät. Noch besser natürlich, wenn man beides verflochten bekommt, so meine Meinung. Das ist wohl aber die Königslösung. Über die Ich-Form kann man zudem streiten, aber was ich eigentlich sagen wollte: Schön geschrieben.
Sehr schön geschriebener Indie-Check. Das Spiel wurde meines Wissens nach auch mal in einem Spieleveteranen-Podcast empfohlen und liegt dank eines Humble Bundles mittlerweile auch gut gelaunt auf meinem Pile of Shame herum. Als Fan dieses Szenarios muss ich da echt mal bald reinschauen. Der Text macht jedenfalls Lust darauf.
Toll, danke für den Check!
Gibts das auch für Windows Ph... ne? Egal.
Gut geschriebener Check, danke dafür. ;)
Klingt super, danke für die Prüfung ^^
finde den check zu diesem spiel in der form auch richtig klasse :)
ging runter wie öl :)
kleine korrektur noch:
"Was uns dort widfuhr"
*check
Schöner Artikel zu einem wirklich gelungenen Spiel. Ich finde die Dialoge und die vielen Textbausteine mit der Zeit aber etwas ermüdend, zumal man doch sehr gute Englischkenntnisse mitbringen muss. Spaß aber macht das Spiel in jedem Fall.
Englischprofis, oha. Das Spiel liest sich super interessant, aber ob ich da mit meinem Englischkenntissen Spaß haben werde? Ich warte mal auf einen Sale.
Noch ein Korrekturhinweis:
9,99€=9,99 Euro
Für Mobile, ja.