Anatol Locker berät Sie

Die Riege der Ahnungslosen Meinung

Spätestens Mitte Dezember ist es soweit: Die Riege der Ahnungslosen marschiert auf, um ihren Kindern Spielekonsolen und Games zu kaufen. Anatol Locker bereitet sich schon mal seelisch aufs Dauerklingeln seines Handys vor, wenn die Ahnungslosen wieder Rat suchen.
Anatol Locker 10. Dezember 2013 - 21:21 — vor 10 Jahren aktualisiert
Anfuehrung
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Woran ich merke, dass Weihnachten naht? Ganz einfach: Pünktlich nach Nikolaus marschiert die "Riege der Ahnungslosen" auf. Plötzlich melden sich über Facebook, per Mail oder via Telefon Menschen, von denen ich das Jahr über keinen Ton gehört habe, die aber nun ganz dringend mit mir sprechen wollen. Ihre Gemeinsamkeit: Alle sind Eltern. Warum sie anrufen, bekomme ich nach diversen ausgetauschten Höflichkeiten schnell heraus. Man sei ja nicht so von Spielen angetan, aber der Nachwuchs wünsche sich ein Spiel ... aha, plötzlich ist meine Expertise als Gamer gefragt!
 
"Die Riege der Ahnungslosen", das klingt so fies... ist aber nicht böse gemeint. Schließlich greife auch ich gerne auf die Expertise meiner Bekannten und Kollegen zurück – und es gibt verdammt viel, wovon ich keinen blassen Schimmer habe. Das Einzige, was ich der Riege vorwerfe, ist der blanke Unwille zur Recherche. So haben die meisten Eltern schlicht keine Ahnung, auf welchem System ihre Kinder überhaupt spielen. Man sieht förmlich das Achselzucken am Ende der Leitung. "So’n PC" lautet die Standardantwort. Oder "So ein Kasten. Steht unterm Fernseher." Aha.

Das Runde oder das Eckige?
Die meisten Eltern haben keine Ahnung, auf welchem System ihre Kinder spielen.
Was nun folgt, ist akribische Detektivarbeit. Mühsam kitzele ich heraus, welches Spielesystem zu Hause genutzt wird. Da ist es natürlich prima, wenn die Befragten zu Hause sind ... sind sie aber nie, weil sie natürlich tagsüber vom Arbeitsplatz aus anrufen. Soll ja schließlich niemand mitbekommen, worüber man redet! Also kreist man die Spieleplattform langsam und beschwerlich ein. Ist es ein PC mit Bildschirm im Kinderzimmer? Hängt das System am Fernseher? Gibt es ein Gamepad? Genau, dieses schwarze Ding, das mit Teenagerhänden verwachsen zu sein scheint. Kann man die Konsole mitnehmen? Hat sie eventuell zwei Bildschirme? Ist es vielleicht ein Pad? Ist hinten ein Apfel drauf oder nicht? Manchmal habe ich das Gefühl, als Ratefuchs in der Uralt-Quizshow "Was bin ich?" gelandet zu sein. Meine Erfahrung: PlayStation 3 und Xbox 360 sind für den Laien notorisch schwer auseinanderzuhalten. Genau wie Android und Apple-Tablets oder Wii und WiiU. Also, liebe Hersteller, macht Eure Konsolen bitte unterscheidbarer – dann ist zumindest zu Weihnachten allen gedient.

"Da laufen so Männchen rum"Bin ich dann nach gefühlten 90 Minuten sicher, die richtige Konsole erwischt zu haben, folgt die Frage, welche Spiele die Kinder bereits haben – schließlich will keiner dasselbe Spiel noch mal geschenkt bekommen. "Fußball", tönt es stolz aus der Leitung – endlich haben sie etwas gewusst! Leider hilft das nur bedingt weiter, weil es dann wieder bei der Jahreszahl des aktuellen FIFA hapert. Bei den meisten Eltern hilft auch nicht, nach dem Sportler auf der Packung zu fragen – vor allem die Frauen kennen die Fußballer nicht. Die restlichen 500 verfügbaren Spiele beschränken sich auf die Ansage: "Da laufen so Männchen rum", was so gut wie alles sein könnte.
 
Also, liebe Ahnungslose, bitte strengt Euch ein wenig an. "Medienkompetenz" lautet das Stichwort. Schließlich sorgt Ihr Euch doch sonst auch in allen Belangen, was Eure Kinder tun – superharte Thriller oder Erotikbücher würdet Ihr doch im Kinderzimmer nie durchgehen lassen. Interessiert Euch doch einfach auch mal außerhalb der Weihnachtszeit dafür, was Eure Kinder spielen! Dann können wir Fachidioten euch besser beraten und ihr habt unter’m Strich alle mehr Spaß.
 
Aber nun wollte ich noch schnell verraten, welche Spiele ich dieses Jahr empfehle. Als Erstes wäre das...
 
... oh, sorry, ich muss Schluss machen. Ein alter Freund ruft an. Kann mir schon denken, was er will.
 
Euer Anatol Locker
Abfuehrung
Anatol Locker 10. Dezember 2013 - 21:21 — vor 10 Jahren aktualisiert
Um über diesen Inhalt mitzudiskutieren (aktuell 223 Kommentare), benötigst du ein Premium-Abo.