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Irgendwann landen sie alle auf dem Speicher: Keine Konsole, die ich je an meinen Fernseher gestöpselt habe, hielt länger als fünf Jahre. Und ich stöpsele schon etwas länger Videospielgeräte an TV-Geräte, wie vielleicht der eine oder andere von euch weiß. Mit schöner Regelmäßigkeit präsentieren Konsolenbauer die "Nächste Generation des Gamings", ohne die das Leben nicht mehr lebenswert zu sein scheint. Und was machen wir Spieler? Lassen uns anfixen, kaufen brav das neue System und packen die alte Konsole säuberlich mit Spielen, Controller und Zubehör auf den Speicher.
Auch der letzte, inzwischen siebte Konsolenzyklus bewegt sich im üblichen Rahmen. Für Nintendo ging’s bekanntlich um die Wurst: Die Wii erschien fünf Jahre nach dem glücklosen Gamecube. Sony ließ sich Zeit und wartete sechs Jahre, bevor sie die PS3 präsentierten. Microsoft musterte seine Xbox bereits nach vier Jahren zugunsten der Xbox 360 aus, weil man sich vom frühen Start einen größeren Marktanteil versprach.
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Eigentlich müsste die Gerüchteküche im Jahr 2009 kräftig brodeln. |
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Die Xbox 360 erschien 2005, die Wii kam 2006, die PS3 ebenfalls (in Deutschland im Frühjahr 2007). Turnusgemäß müsste die Gerüchte- und Entwicklerküche also im Jahr 2009 kräftig brodeln. Zu früh: Auch wenn in den Labors sicherlich bereits getüftelt wird, werden wir auf neue Konsolen warten müssen. Der Grund für fehlende technische Innovation liegt weder an Desinteresse oder Ideenlosigkeit… sondern daran, dass das Geschäft so verdammt gut läuft. 2008 hat die deutsche Computer- und Videospielbranche saftige 2,68 Milliarden Umsatz gemacht und um erstaunliche 16,9 Prozent zugelegt. Nicht schlecht für "Finanzkrise" und "schlechte Zeiten". Von solchen Raten träumen Hedgefond-Manager. Der Zuwachs hatte zudem nichts mit PC-Spielen zu tun, sondern ging voll aufs Konto der Konsolen.
Nintendo wird einen Teufel tun, sich das Geschäft zu verderben: Dazu läuft die Wii viel zu gut. Die Playstation 3 leidet unter dem "Scientology-Syndrom" - sie schöpft gerade mal gefühlte zehn Prozent ihres Potentials aus (fraglich, ob sie's bis zu ihrer Ablösung die Hälfte erreicht). Und Microsoft hat mit ihrem Dashboard-Relaunch erfolgreich gezeigt, dass man auch mit einem Facelift dem Konsolero das Gefühl geben kann, (beinahe) eine neue Konsole zu besitzen.
Erfolg macht satt
Erfolg macht satt. Und solange mit "Next Gen"-Konsolen Geld verdient wird, werden die Firmen keinen Finger rühren. So befand THQ-Chef Brian Farrell in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Forbes, neue Systeme seien geradezu obsolet. "Eine der Sachen, die ich den Next-Generation-Konsolen mag: Wir sind immer noch früh dran. Es gibt so viel Raum für Wachstum....dabei sinken die Preise für die Konsolen immer weiter. (...) Wir glauben, dass frühestens in sieben oder acht Jahren neue Konsolen erscheinen werden."
Sieben oder acht Jahre? Das hieße: Erst 2017 werden wir wieder auf den Speicher müssen. Ob man sich bis dahin schon schämt, ein Entertainment-Dinosaurier im Wohnzimmer zu haben? Auch wenn diese Vision wahrscheinlich nicht eintrifft: Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass uns "Next Generation" noch länger begleiten wird, als uns lieb ist.
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Innovativ sind andere, beispielsweise Apple. |
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Innovativ sind andere. Wie beispielsweise Apple mit dem iPhone und iPod touch. Die haben Sensoren, Multitouch-Bildschirm, permanente Internetanbindung und einem prall gefüllten Onlineshop, der für "Zwischendurchunterhaltung" keine Fantasiepreisen verlangt. Oder "Onlive", das Gamern Spiele-Streaming nach Hause verspricht – auch wenn sich hier die Experten streiten, ob Onlive unmöglich oder völlig unmöglich funktionieren kann. Ideen gäb’s also genügend. Nur werden wir lange darauf warten müssen, weil das Geschäft so gut läuft.
Euer Anatol Locker