Interview mit Sonys Europa-Chef

"Wir glauben an echte Spiele-Handhelds" Interview

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House spricht von guten Verkaufszahlen beim Navigation Controller, der bislang nur bei Resident Evil etwas bringt.
 
GamersGlobal: Wie schlägt sich Move in den anderen Märkten?
 
Andrew House: Japan launcht erst am 22. Oktober, und die USA sind erst etwa 7 bis 10 Tage nach uns voll gestartet. Aber wenn ich mir die Zahlen in unserer Produktionsplanung anschaue, so werden die sie überall nach oben korrigiert statt nach unten.
 
GamersGlobal: Ist im Preis noch was drin? Sicher nicht an Weihnachten, aber was wäre, wenn Microsoft zu Ostern 2011 den Preis für Kinect senkt: Können und wollen Sie dann nachziehen?
 
Der Preis von Move ist keine Barriere für die Konsumenten.
Andrew House: Wir haben leichte Lieferprobleme, und da fragen Sie nach einer Preisreduktion? Der Preis von Move ist keine Barriere für die Konsumenten. Einer unserer Vorteile ist: Move benötigt die EyeCamera der PS3 -- in Europa haben wir bereits eine installierte Basis von 1,2 Millionen dieser Kameras. Für mehr als eine Million Konsumenten in Europa kostet der Einstieg in Move also gerade mal den Preis für einen einzigen Standalone-Controller. Wir haben den Preis des Controllers absichtlich so angesetzt, dass er unter dem eines Spiels liegt, das scheint uns psychologisch wichtig zu sein. Vergleichen Sie das einmal mit unserer Konkurrenz! Was in Zukunft mit dem Preis passiert, weiß ich nicht, wir sind sicherlich noch flexibel. Doch auch wenn es uns wie immer darum geht, eine breite installierte Basis für Move aufzubauen: Wir sind Geschäftsleute und müssen eine vernünftige Marge erzielen -- für die Händler und für uns selbst.
 
GamersGlobal: Mit anderen Worten: In den USA sind relativ gesehen weniger EyeCams im Markt, sodass es für den durchschnittlichen Kunden teurer wird, in die schöne neue Welt von Move einzusteigen?
 
Andrew House: Tendenziell schon, aber auch das Starter Pack, das ja die EyeCam enthält, ist mit 59,99 Dollar sehr attraktiv bepreist, das ist weniger als der Preis eines Premium-Games. Unsere US-Kollegen waren ziemlich bullish, als sie die Preise festgelegt haben, und rechnen mit einer hohen Nachfrage.
 
GamersGlobal: Der wichtigste Erfolgsfaktor für jede Unterhaltungstechnologie sind spannende Inhalte, also Spiele. Nun wurden einige Toptitel nachträglich an Move angepasst, insbesondere Heavy Rain. Wie wird die Strategie in Zukunft sein: Sollen sich die Entwickler auf solche nachträglichen Updates konzentrieren, oder lieber ganz neue Spiele mit Move-Support erstellen?
 
 
Andrew House: Die neuen Titel werden im Vordergrund stehen. Dabei hilft uns vor allem, dass es so einfach ist, Move-Funktionalität in ein Spiel einzubauen. Heavy Rain ist dafür ein gutes Beispiel. Klar, unsere eigenen Studios waren die ersten, doch es wird eine zweite Welle von Move-angepassten Spielen von den Thirdparties geben. Einige haben bereits damit angefangen -- insbesondere Capcom mit Resident Evil und Warner Bros. mit Aragon's Quest. Zwischen jetzt und Ende 2010 reden wir von etwa 15 Move-Titeln, das klingt für mich nach einer guten Zahl. Und 2011 kommen dann einige richtige Blockbuster. Wie gesagt, Spiele für Move anzupassen ist wirklich einfach.
 
GamersGlobal: Bei Ihnen klingt das wie Kekse essen. Aber ist es wirklich so einfach? Quantic Dream hat es wegen der von Sony gewünschten Move-Anpassung von Heavy Rain nicht geschafft, die versprochenen DLCs zu liefern -- was viele Spieler sehr erzürnt hat.
 
Wegen der Anpassung an Move blieb Quantic Dream nicht die Zeit, die geplanten DLCs für Heavy Rain zu entwickeln.
Andrew House: Ich bin nicht sicher, ob diese beiden Dinge zusammenhängen. Als ich vor etwa einem Monat mit David Cage gesprochen habe, war er sehr stolz, dass Heavy Rain eines der ersten Move-Spiele sein würde. Als wir den Studios die finalen Move-Entwicklungskits zur Verfügung gestellt hatten, kam sehr viel positives Feedback nach dem Motto: "Das ist ja viel einfacher zu implementieren, als wir gedacht haben!"
 
GamersGlobal: Ich kann Ihnen nur sagen, dass die Reaktionen der GamersGlobal-Leser eher in die Richtung gingen: "Lasst doch den Move-Support, ich will die versprochenen Heavy-Rain-DLCs."
 
Andrew House: Solche Abwägungen muss man immer anstellen. Ich bin sicher, dass die Jungs von Quantic Dream am liebsten beides gemacht hätten. Aber zum einen gibt es die Fans, die am liebsten noch mehr für ihr Spiel hätten -- und zum anderen die Chance, per Move noch ganz andere Kunden anzusprechen, sodass noch mehr Leute Heavy Rain kennen lernen, die Fanbasis noch größer wird. Hoffentlich lässt sich beides erreichen innerhalb einer absehbaren Zeit.
 
GamersGlobal: Moment, heißt das, es gibt immer noch eine Chance für neue Heavy-Rain-DLCs?
 
Andrew House: Nein, da muss ich Sie an Quantic Dream verweisen, ob und wann das passieren wird.
 
GamersGlobal: Kinect wird nächsten Monat erscheinen -- wer wird am Ende die Nase vorne haben: Derjenige mit der besseren Technologie oder derjenige mit der besseren Software?
 
Andrew House: Bewegungssteuerung ist nur einer von vielen Faktoren in der Kaufentscheidung der Kunden. Ich bin sehr zuversichtlich für PS3 und Move, weil wir diese neue Erfahrung zu einer Zeit einführen, wo vieles für uns spricht. Auch ohne Move haben wir ein beeindruckendes Line-up an Exklusivtiteln, etwa Gran Turismo 5 oder Killzone 3. Wir sind also sehr stark bei den Firstparty-Spielen. Dann haben wir generell eine sehr gute Entwicklung bei den Konsolenverkäufen, die immer noch vom neuen Preis der PS3 Slim profitieren. Wir werden den Konsumenten gegenüber weiterhin betonen, dass die PS3 Blu-rays abspielen kann. Und für diejenigen Kunden, die extrem zukunftsorientiert sind, haben wir kürzlich sichergestellt, dass PS3 3D-kompatibel ist, bei Spielen und bei Filmen. All das zusammen erzeugt ein Momentum für die PS3, und Move trägt zu diesem Momentum bei. Der Mitbewerb hat es schwerer mit seiner Bewegungssteuerung: Nintendo tritt mit MotionPlus gegen ein negatives Momentum bei den Hardware-Verkäufen an. Und Microsoft hat aktuell keinerlei Angebote für diejenigen Fans, die ihre Plattform bislang groß gemacht haben, nämlich die Core Gamer. Zudem werden Ihnen viele Entwickler erzählen, dass sie für Kinect ihre Spiele umfangreich neu konzipieren müssen. Die Marktlandschaft ist also aktuell sehr herausfordernd für unsere Mitbewerber, und für uns deutlich weniger.

Im Kampf Move gegen Kinect, will Sony mit hochwertigen Exklusivtiteln punkten, ein Beispiel: Gran Turismo 5.
Bernd Wener 19 Megatalent - 14832 - 22. Oktober 2010 - 22:32 #

Huiui, starkes Interview. Da waren ja ein paar ganz schön freche Fragen dabei. Fein!

Besen 11 Forenversteher - 603 - 22. Oktober 2010 - 23:04 #

Sehr schön!
Macht ihr auch ein Interview mit Microsoft? Würde mich sehr interessieren was die zum Thema "Exklusivtitel" und Core games für Kinect sagen.

Anonymous (unregistriert) 23. Oktober 2010 - 0:12 #

Knaller das Interview, kritische Fragen, echt mal was ganz seltenes, danke dafür. Kritik, ihr hättet nach einem zweiten Analogstick am neuen Handheld fragen sollen - bzw. das Nichtvorhandensein dessen an der PSP 1 kritisieren sollen ;)

Anonymous (unregistriert) 23. Oktober 2010 - 3:30 #

"Zu diesem Gerät können wir im Laufe der Zeit neue Funktionen hinzufügen, und damit seinen Lebenszyklus erhöhen."
Wir können aber auch Funktionen entfernen und den Linux-Usern den Mittelfinger zeigen...

Anonymous (unregistriert) 23. Oktober 2010 - 3:48 #

Wirklich gutes Interview, aber da sieht man was ein Medienprofi ist, der Mann ist wie Teflon. Spinning at its best ohne die Konkurrenz dumm runterzumachen. Der koennte den Irak Krieg noch positiv darstellen.

anonymer Onkel (unregistriert) 23. Oktober 2010 - 12:39 #

"Ich kann mich darauf verlassen, dass Sie immer ein Worst-Case-Szenario schildern." Hahaha!

Schöner Freud'scher Verschreiber übrigens: "Darum lautet das Lotto: "Play, Create, Share"."

SirDalamar (unregistriert) 23. Oktober 2010 - 16:20 #

Danke, liebes GG-Team. Ich hasse Interviews mit 08/15-Fragen - hier hat sich jemand Gedanken gemacht, und das merkt man.

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78508 - 23. Oktober 2010 - 16:43 #

Sehr gutes und vor allem sehr interessantes Interview. Bitte mehr davon!

Falconer 13 Koop-Gamer - 1520 - 23. Oktober 2010 - 20:34 #

Sehr gutes Interview, das House alles abverlangt hat. So machen Gespräche Sinn und verkommen nicht zu reinem BlaBla während eines Massen-Events. Klasse!!!

Spielstern (unregistriert) 25. Oktober 2010 - 22:40 #

Wow, super Interview, Jörg! Das nenne ich kritischen Journalismus, klasse! Nicht einfach nur das Marketing-Gerede anhören, sondern nachhaken und auch mal unbequeme Fragen stellen, top!