Ob Angeln, Gartenzwerge aufstellen oder zur Titanic tauchen: es gibt fast nichts, was man nicht am PC machen kann.

GamersGlobal: Gibt es den typischen LWS-Spieler? 

Felix Buschbaum: Die Spielerschaft teilt sich in ein breites Spektrum auf. Wir haben zum einen sehr viele junge Spieler, die eigentlich eher in die Rubrik Core Gamer fallen und Spiele wie Need for Speed oder Call of Duty zocken. Gerade die sind aber unsere aktivsten Modder. Was die erwachsenen Spieler betrifft, da haben wir eine 50:50 Aufteilung. Die eine Hälfte hatte schon als Kind den Traum vom Trekkerfahren -- und ist dann Finanzberater oder ähnliches geworden.

Die Coregamer, die eigentlich Call of Duty spielen, sind unsere aktivsten Modder.

Die andere Hälfte der älteren Spieler hat tatsächlich etwas mit der Landwirtschaft oder mit Traktoren zu tun. Mal ist es der eigene Sohn, der am PC mal selber die schweren Maschinen fahren darf. Dann ist es wiederum der Vater, der sich ans Gamepad setzt und den neuen Agroton von Deutz fährt, den er sich wahrscheinlich nie im Leben auf seinem eigenen Hof leisten könnte. Dasselbe erleben wir auch bei den ganzen LKW-Simulatoren. Wir wissen von Berufsfahrern, die tagsüber mit einem kleinen Kühllaster zwischen Berlin und Hamburg pendeln und abends nach Feierabend am Rechner noch einen 30-Tonner oder Gefahrguttransporter von Kiel nach München steuern.

GamersGlobal: Der Landwirtschafts-Simulator 2011 ist bereits die dritte Auflage des Spiels. Ist das Geschäft mit den Simulatoren sehr lukrativ? 

Felix Buschbaum: Seit dem Release vor zwei Jahren haben wir von der 2008er und 2009er Version zusammen über 550.000 Einheiten an den Handel ausgeliefert. Im Bereich der PC-Spiele unter 30€ war der LWS 2009 hinter World of Warcraft letztes Jahr das meistverkaufte Spiel in Deutschland. Der LWS hat sich besser verkauft als jeder Titel aus EAs Most-Wanted- oder Ubisofts Exclusive-Reihe. Der LWS 2009 war 21 Wochen lang in den Budgetcharts auf Platz 1. Dieses Jahr im Januar waren sowohl die normale als auch die Goldversion des Spiels in den Top Ten. Wir blicken deshalb auch mit dem neuen LWS sehr optimistisch in die Zukunft.

Felix Buschbaum (Astragon): "Uns gehen die Ideen nicht aus."

GamersGlobal: Mittlerweile wird man vom Angebot der Simulatoren in den Regalen nahezu erschlagen. Rechnet sich ein Simulator noch, wenn man nicht gerade die Absatzzahlen des LWS erreicht ? Und ist der Markt nicht langsam übersättigt?

Felix Buschbaum: Im Gegenteil, der Markt wächst sogar noch weiter! Sicher sind die Stückzahlen eines LWS für andere Titel schwer zu erreichen, aber auch ein LKW-Simulator knackt durchaus mal die 200.000-Einheiten-Marke. Bei anderen Titeln, wie Bagger-, Angel- und Müllabfuhrsimulatoren, hängt es auch vom Entwicklerteam und von der Qualität ab. Da landet man zwischen 20.000 und 70.000 Einheiten.

GamersGlobal: Wie aufwendig ist die Produktion eines solchen Titels? 

Felix Buschbaum: Das kommt auf die Größe des Teams an. Generell sind die Teams bei solchen Titeln natürlich kleiner als bei Millionen-Dollar-Titeln aus den USA. Wenn nur drei Leute an einem Spiel arbeiten, dauert es dementsprechend auch länger bis zur Fertigstellung. Ein durchschnittlicher Titel benötigt etwa sechs bis neun Monate, aber das sind trotzdem keine Schnellschüsse.

GamersGlobal: Nun sind Astragon und Rondomedia nicht die einzigen Publisher, die Simulatoren anbieten. Was plant ihr für die Zukunft? 

Felix Buschbaum: Der Kuchen ist groß und dementsprechend begehrt. Die Nische für Simulatoren ist immer größer geworden. UIG bringt jetzt beispielsweise zusammen mit Koch Media ähnliche Titel heraus. Der Markt wächst und ein Boom ist immer noch vorhanden. Wichtig ist, dass uns nach wie vor nicht die Ideen für weitere Projekte ausgehen. So bringen wir demnächst Cable Car Simulator: San Francisco raus und in naher Zukunft den Kehrmaschinen-Simulator. Giants Software arbeitet für uns an Winter Sports Ressort, in dem man einen Skiort managt und gleichzeitig Skilifte repariert und mit der Pistenraupe die Skipisten präpariert.

GamersGlobal: Cable Car, Kehrmaschinen und Pistenraupen. Das klingt nach Spielzeugen, die jeder Mann wohl gerne mal auf seiner Modelleisenbahn untergebracht hat. Ist das ein Erfolgsrezept? 

Auf Dinge konzentrieren, die das Kind im Manne ansprechen.

Felix Buschbaum: Genau, am wichtigsten ist der technische Aspekt. Wir haben mal ein Spiel namens Der Bauernhof rausgebracht. Das lief zwar bei Kindern super, aber Erwachsene haben den Titel schnell wieder bei Seite gelegt. Es war ihnen zu simpel und hat sie zu sehr an Farmville erinnert. Aber wenn du erwachsene Spieler begeistern willst, dann musst du dich auf große, technische Geräte fokussieren. Wir erfüllen Männerträume, indem wir das Kind im Manne ansprechen.

Das Interview führte Alex Hassel (GamersGlobal)