Das 2006 erschienene Guild Wars Factions hatte einen asiatisch angehauchten Grafikstil

GamersGlobal: Aber wird dadurch nicht der herkömmliche PvP-Modus eher unwichtig?

 

Mike O’Brien: Ganz im Gegenteil! Gerade weil wir dieses neue System haben, müssen wir mit dem gewohnten Modus nicht mehr einsteigerfreundlich sein! Wir können den e-Sport-Aspekt also noch viel kompetitiver machen. Zum Beispiel musst du in Guild Wars 1 bestimmte Features und Maps erst freischalten, wenn du mit PvP beginnst. Aber die echten e-Sportler werden in Guild Wars 2 sofort mit allen Funktionen loslegen wollen, und das können wir ihnen aufgrund des zweigeteilten Systems bieten.

GamersGlobal: Mit Eye of the North hab ihr die “Hall of Monuments” eingeführt. Ihr habt angekündigt, dass man diese Errungenschaften mit nach Guild Wars 2 nehmen kann. Wie soll das funktionieren, Ben?

Wir können in GW2 den e-Sport-Aspekt noch viel kompetitiver machen!

Ben Miller: In Eye of the North dient die Hall of Monuments dazu, alle Errungenschaften und Triumphe der GW1-Spieler unsterblich zu machen. Also Dinge, für deren Erreichung sie Hunderte von Stunden investiert haben. Wir wollen nicht, dass sie das alles aufgeben müssen, wenn wir irgendwann Guild Wars 2 herausbringen. Die Halle führt also Buch über die Titel, die du errungen hast, die Kampagnen, die du geschafft hast. Die Helden, die du gesammelt hast, die Mini Pets, die dir folgen. Deine High-End-Rüstung und deine speziellen Waffen. All das wird sozusagen dein neuer Charakter in Guild Wars 2 erben. Du wirst merklich anders aussehen als ein Spieler, der erst mit Guild Wars 2 zu spielen begonnen hat.

Jede Guild Wars Episode bringt einen eigenen, unvergleichlichen Stil. Hier: Nightfall

Mike O’Brien: Nur um das klarzustellen: Wir wollen natürlich nicht, dass du einen Teil des Spaßes in Guild Wars 2 sozusagen überspringst. Es geht darum, dass andere Spieler mitbekommen, was du in der Vergangenheit geleistet hast. Wenn du viele Errungenschaften in GW1 gesammelt hast, dann bist du in GW2 ein Veteran. Die Leute sollten dich anschauen und denken: „Wow, das ist ein alter Hase, der spielt offensichtlich schon seit 2005!“

GamersGlobal: Aber dieser Status als Mitglied der “Alten Garde” bringt mir keine echten Spielvorteile, ich starte also nicht schon auf Level 10 oder so?

Ben Miller: Nein, das wäre nicht gut. Aber du wirst Zugang zu einigen richtig coolen Spielzeugen haben, an die andere Spieler nicht herankommen. Etwa ein außergewöhnliches Pet oder einen coolen Gefährten, der einen seltenen, spannenden Skill hat.

GamersGlobal: Jeff, lass uns über den Grafikstil von Guild Wars 1 and 2 sprechen. World of WarCraft ist ja extrem erfolgreich mit seinem cartoon-artigen Fantasy-Look. Denkt ihr, Blizzard hat eine Art Universal-Stil erfunden, der sowohl in Asien als auch in Europa und Amerika funktioniert?

Die Leute sollen denken: Wow, das ist ein alter Hase, der spielt schon seit 2005!

Jeff Strain: Zunächst einmal: Wir haben ein Team sehr künstlerischer Grafiker hier bei ArenaNet. Ihr Ziel war es nicht, eine realistische Grafik zu erschaffen. Sie sollten eine Fantasy-Welt erschaffen, die aufgrund ihrer Beleuchtung und ihrer abgedrehten Architektur ganz klar als solche zu erkennen ist. Auch wenn also unser Grafikstil viel detaillierter ist als in WoW und realistischer in Sachen Farben und Texturen, es ist Fantasy. Einen einzigartigen Look zu erfinden ist übrigens eine Riesenherausforderung! Es gibt so viele Fantasy-Spiele da draußen, und fast alle sehen gleich aus. Es gibt einfach diese Herr-der-Ringe-Grundlage, von der sich die meisten nicht zu lösen wagen. Wir mussten also einen Stil erschaffen, den die Leute als neu erkennen würden. Zudem drehen sich ja unsere Kampagnen vom Szenario her meist um eine Kultur mit realem Vorbild. Factions fühlt sich asiatisch an, Nightfall nordafrikanisch. Wir wollen aber nicht diese Kulturen nachbilden, sie dienen uns nur zur Inspiration, und dazu, dass die verschiedenen Regionen in Guild Wars eine eigene Identität ausstrahlen.

GamersGlobal: Versucht ihr beim Grafikstil bewusst, westliches und östliches Publikum gleichermaßen anzusprechen? Westliche Spieler wollen ja vielleicht eher High Fantasy, die asiatischen könnten eher auf den typischen Großaugen-Manga-Stil stehen...

Jeff Strain: Nein, das versuchen wir nicht. Man könnte sogar sagen, Guild Wars soll bewusst so aussehen, als ob es von einem Künstlerteam in Washington erschaffen wurde – und nicht etwa in Asien. Aber wir haben schon darauf geachtet, die Grafik so zu erschaffen, dass sie auch in anderen Kulturkreisen verstanden und angenommen wird.