Warren Spector über Micky Epic 2

"Ruinier' uns bloß nicht Micky Maus!" Interview

Florian Pfeffer 1. April 2012 - 23:36 — vor 10 Jahren aktualisiert
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Es ist bunt und kreativ: Warren Spector will Micky Epic 2 zu einem Spiel für die ganze Familie machen. (360)
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GamersGlobal: Du würdest also nicht sagen, dass der zweite Teil eher ein Core Game sein wird als ein Casual-Titel?
 
Warren Spector: Ich denke nicht so gerne in diesen Kategorien. Ich mache die Spiele, die ich machen will und ich mache die Spiele, die ich spielen will. Bisher gab es immer genug Menschen, die meine Spiele gut fanden und gekauft haben. Ich will einfach nur, dass so viele Menschen meine Spiele kaufen, damit ich das nächste machen kann. Wahrscheinlich würden die meisten das Spiel eher als Core- denn als Casual-Spiel bezeichnen, aber trotzdem könnte man einfach durch das Spiel laufen, von Plattform zu Plattform hüpfen und alles löschen, was einem in die Quere kommt. Man könnte sich aber auch hinsetzen und überlegen, wie man ein bestimmtes Rätsel lösen will. Letztendlich kann jeder selbst bestimmen, wie „core“ das Spiel für ihn sein soll. Auch die Tatsache, dass Änderungen sich nun wirklich dauerhaft auswirken, wird Core Gamer sicherlich überzeugen.
 
GamersGlobal: Denkst du, dass sich die Unterscheidung zwischen Core- und Casual-Spielen in Zukunft überhaupt aufrechterhalten lässt?
 
Warren Spector: Im Moment geht doch gerade die Entwicklung dahin, dass alles möglich ist. Ein Freund von mir spielt beispielsweise so eine extrem realistische militärische U-Boot-Simulation, wahrscheinlich als einer von 300 Menschen weltweit, höchstens. Ich würde so ein Ding wahrscheinlich niemals anfassen. Dafür gibt es also auch ein Publikum und einen Weg, es zu erreichen – ebenso wie für ein iPhone-Spiel mit 100 Millionen Downloads. Beides wird es auch in Zukunft noch geben – ich versuche jedenfalls immer, möglichst viele Menschen mit meinen Spielen zu erreichen. Alles andere käme mir seltsam vor.
 
GamersGlobal: Speziell das Speicherpunkt-System fanden viele im ersten Teil ja recht hart. Wird das im zweiten Teil etwas entschärft?
 
Warren Spector: Sagen wir einfach, beim letzten Mal haben wir das Speicherpunkt-System zu einem sehr späten Zeitpunkt in das Spiel eingebaut. Das grundsätzliche System behalten wir bei, dennoch wird es diesmal mehr Checkpoints geben, damit man nicht zu viel seines Fortschritts wieder verliert. So ein System benutzen viele Spiele, und es gehört eigentlich zum Standard. Komischerweise werden wir dafür aber kritisiert. Grundsätzlich sind Checkpoints aber ein Grundprinzip des Spieldesigns und ich stehe dazu.
 
GamersGlobal: Dass das Spiel diesmal auch für Xbox 360 und PS3 erscheint, hast du schon erwähnt, und auch, dass PC-Spieler dieses Mal zum Zug kommen werden. Wie sieht es mit der WiiU aus und wird es Kinect- bzw. Move-Unterstützung geben?
 
Ich stehe zu unserem Speicherpunkt-System!
Warren Spector: Zur WiiU kann ich zu diesem Zeitpunkt nichts sagen. Move unterstützen wir natürlich, das bietet sich einfach an. Was Kinect betrifft, so sind die meisten Spiele dafür sehr auf den Spieler als Schnittstelle fokussiert: Du bewegst dich, und deine Performance bestimmt das Spiel. Oder das Spiel setzt dich auf Schienen und fährt dich durch eine Welt, die du mit Gesten gestalten kannst. Bei Micky Epic und auch bei allen meinen anderen Spielen kommt es dagegen darauf an, dass du als Spieler überall selbst hingehen und alle Ecken erforschen kannst. Es hätte also einfach nicht dazu gepasst. Wie haben uns schon überlegt, mal ein Kinect-Spiel zu machen, aber wenn, dann ein richtiges Spiel, anstatt dass wir die Kinect-Unterstützung in etwas hineinpressen, wo sie nichts zu suchen hat. 
 
GamersGlobal: Genug zur Maus: Du bist ja vor allem berühmt für Meilensteine wie Deus Ex
 
Warren Spector: …und nicht so sehr für Meilensteine wie Micky Epic, wolltest du sagen! [lacht]
 
GamersGlobal: Was würdest du antworten, wenn dich Square Enix plötzlich um Hilfe bei einem neuen Deus-Ex-Titel bitten würde?
 
Warren Spector: Sag niemals nie! Vielleicht bekomme ich irgendwann mal wieder Lust, ein Spiel mit einem Typen zu machen, der nachts eine Sonnenbrille und mitten im Sommer einen Trenchcoat trägt… oder eines mit Figuren mit dicker Rüstung und riesigen Schwertern. Aber jetzt arbeite ich für Disney und ich liebe meine Arbeit. Die Disney-Leute haben zu mir gesagt: „Vermassle es bloß nicht. Ruinier‘ uns bloß nicht Micky Maus!“ Und ich denke, wir haben mit unserem Team einen guten Job gemacht. Was das Spielemachen betrifft, bin ich momentan genau da, wo ich sein möchte.

Das Interview führten Benjamin Braun und Florian Pfeffer für GamersGlobal
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Jump-and-run
7
17.11.2012
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Florian Pfeffer 1. April 2012 - 23:36 — vor 10 Jahren aktualisiert
Green Yoshi 22 Motivator - P - 36257 - 1. April 2012 - 23:53 #

Schönes Interview, muss den ersten Teil mal zu Ende spielen, hab irgendwann die Motivation verloren.

Guldan 17 Shapeshifter - 8554 - 3. April 2012 - 11:41 #

Geht mir genauso, das Spiel an sich macht mir Spass^^

Das Interview war klasse ich mag Warren einfach, sehr sympatisch.

Reaktorblock 11 Forenversteher - 769 - 2. April 2012 - 8:56 #

Also, das ist ja schön mit den Säcken voller Disney-Kinder-Fanpost. Könnte mir ja auch vorstellen, dass die von irgendwelchen Kirchenaktivisten in Koop mit Disney selber geschrieben werden, um Warren bei Laune zu halten...aber Schwamm drüber.

Hier meine persönliche Fanpost: Danke, Warren, dass Du mit System Shock 1 mein Leben verändert hast. Ich will meine Düsenrollschuhe zurück... 'Nice Jump Human!'
Bleib nicht zu lange im Kaugummi-Universum.

GamerGasse 12 Trollwächter - 827 - 2. April 2012 - 9:47 #

Ist bestimmt komisch, so einen riesengroßen Konzern im Rücken zu haben, der sich bei allem Sorgen macht, dass sein Maskottchen Schaden nehmen könnte. Die sind bestimmt extrem konservativ, was neue Elemente angeht. Halte ich gar nicht für schlecht, nur eben bestimmt hart für einen Designer wie Spector.

Tempergus 08 Versteher - 211 - 2. April 2012 - 11:09 #

Überaus sympathischer Mensch. Und auf eine sehr nette Art beschreibt er doch, daß es mit Kinect nicht vernünftig möglich ist, Spiele zu steuern ;)
Da könnte sich Großmaul Molyneux mal 'ne Scheibe von abschneiden.

Pestilence (unregistriert) 2. April 2012 - 11:19 #

Tolles Interviews. :)
Das erste was ich damals gedacht habe, als bekannt wurde das Warren Spector Epic Mickey macht war "Hoffentlich ruiniert er nicht die Maus". Zum Glück hat er es nicht und nun können alle Gamer das Spiel erleben. :)

Linksgamer (unregistriert) 2. April 2012 - 15:19 #

Verdammt, das wäre jetzt die Chance gewesen, ihm doch noch aus der Nase zu ziehen, warum er "den Bildschirm angeschrien" hat, als er DXHR spielte. Es gäbe da nämlich "einige Sachen", wo er nicht verstand, warum sie das so gemacht haben, trotz eines insgesamt positiven Eindrucks. Mich würde ja brennend interessieren, ob das genau die Punkte sind, die mich störten... ;)

InEx360 07 Dual-Talent - 128 - 2. April 2012 - 19:49 #

Ich finde es richtig das Computerspiel  Produzenten wie Warren Spector ein Spiel nach ihrer Vorstellung programmieren können ohneder drauf zu achten ob es der eigentliche Zielgruppe (Kinder) gefällt. Dass beste Beispiel was er erwähnt hat ist Pixar die seit Jahren Kunstwerke provozieren die sich nicht nur eine junge Zuschauer orientieren.
Zum Beispiel. Waren wir bei Cars 2 insgesamt mit zwölf Mann im Kino, von 10-80 Jahren und jeder hatte seine Spaß. Ich hoffe das mit Epic micky 2  nicht nur an jüngere Spieler wendet. Sondern auch Erwachsene ihren Spaß an an das Spiel haben      

Beispiel  2; Lego (Herrin Potter 5-7)  richtet sich eindeutig an Kinder. Trotzdem hatte ich als erwachsener, einen Heidenspaß mit den Teil

Werde mir Micky Epic 2 Xbox 360 Version direktvorbestellen

Ketzerfreund 16 Übertalent - 5978 - 3. April 2012 - 21:43 #

Die Lego-Spiele (hatte selbst aber nur die Star-Wars-Teile mit 'nem Kumpel gezockt, beide jenseits der 30) finde ich ganz grundsätzlich sehr spaßig, gerade zu zweit im selben Raum - online wäre es nicht dasselbe, in dem Punkt kann ich Spectors Haltung gut nachvollziehen.

Ketzerfreund 16 Übertalent - 5978 - 3. April 2012 - 21:38 #

"Ein Freund von mir spielt beispielsweise so eine extrem realistische militärische U-Boot-Simulation, wahrscheinlich als einer von 300 Menschen weltweit, höchstens."

Ich nehme mal an, eine von Sonalysts Sims. Schade, dass von da nichts mehr kommt. Ausser Silent Hunter gibts auf dem Feld ja nichts mehr. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.

Schönes Interview. Wenn Micky mir auch meilenweit an der Puperze vorbei geht, bleibt Spector doch mein persönlicher Spieldesign-Held, und es freut mich, dass er Spass damit hat.

Henke 15 Kenner - 3636 - 7. April 2012 - 23:07 #

Auch für mich zählt Warren Spector zu einem der Pioniere, die richtungsweisende Spiele gemacht haben. Aber auch wenn er Spaß an einem Disney-Spiel hat, wünsche ich mir doch sehr, dass er sich auch mal wieder etwas ernsthafterem zuwendet...