Indie-Programmierer im Gespräch:

Paul Schneider über Gun Girl 2 Interview

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Hobby oder Beruf? Wie sieht Pauls Zukunft aus? Hoffentlich sonniger als das apokalyptische Szenario seines Spiels...

GamersGlobal
: Möchtest du später als kommerzieller Spieleentwickler Fuß fassen oder ist das Entwickeln ein reines Hobby von dir?

Paul Schneider: Liebend gern würde ich in der Branche zum Beispiel als Gamedesigner arbeiten. Da ich allerdings nie ein Studium oder eine Ausbildung in diesem Bereich absolviert habe, lehnen mich viele Personalchefs allein schon deswegen ab. In gewisser Hinsicht kann ich das sogar verstehen: Wenn man täglich Dutzende Bewerbungen erhält und jeder darin meint, der Beste zu sein, muss man Grundkriterien wie etwa eine abgeschlossene Ausbildung festlegen. Ich behaupte übrigens nicht von mir, dass ich der Beste bin. Es gibt viele Arten von guten und schlechten Spielen. Ich habe mich einfach mein ganzes Leben lang mit der Frage beschäftigt, worin der Unterschied liegt. Ob ich das kapiert habe, darf jeder Spieler anhand meiner Werke für sich selbst entscheiden.

GamersGlobal: An was arbeitest du im Moment?

Paul Schneider: Momentan lege ich eine kleine Pause ein. Ich habe noch sehr viele Ideen für eigene Spiele, doch diese würden mich leider richtig viel Zeit kosten, weswegen ich mich zur Abwechslung ganz gerne noch an Mods oder Levels zu kommerziellen Spielen versuche. Da kann man ebenfalls eine eigene Story, ja sogar eigene Spiele draus machen, wenn man sein Handwerk versteht. Worauf ich schon lange warte, ist Starcraft 2, denn ich habe bereits den ersten Teil geliebt und deswegen die Entwicklung des Nachfolgers stets mit großem Interesse verfolgt. Aber ob ich nun tatsächlich eine Mod dafür anfange oder doch wieder ein neues, eigenes Spiel kreiere, steht noch nicht fest.

Vor allem die vielen Anspielungen auf andere Spiele oder auf Filme machen Paul Schneiders Gun Girl 2 sympathisch.

GamersGlobal
: Was spielst du lieber: kommerzielle Produkte oder Indie-Titel?
Indie-Spiele und kommerzielle Produkte ergänzen sich sehr gut.

Paul Schneider: Wenn ich Lust auf bombastische Ego-Shooter oder spannende Multiplayer-Partien habe, fühle ich mich bei kommerziellen Titeln besser aufgehoben. Sie haben einfach die bessere Grafik und mehr Asse gegen Cheater im Ärmel als alle Indie-Spiele, die ich bisher kennen gelernt habe. Wenn ich eher Lust auf außergewöhnliche, kreative, neue Spielelemente habe, schau ich mir ein paar Indie-Spiele an. Der große Vorteil bei Indie-Games ist, dass die Entwickler kein großes Risiko eingehen müssen, wenn sie ein neues Element ausprobieren wollen. Das sieht man an Titeln wie Braid. Das Spiel ist sehr innovativ, bietet erstaunlich tolle Effekte und mit der Zeitmanipulation ein brilliantes Gameplay-Element. Solche Experimente sind für professionelle Studios natürlich sehr riskant, weil man vorher nicht wissen kann, ob es für solche Innovationen auch genug Interessenten gibt. Deswegen bin ich der Meinung, dass sich Indie-Titel mit kommerziellen Spielen sehr gut ergänzen und man auf beiden Märkten ein paar sehr interessante Entdeckungen machen kann.

GamersGlobal: Siehst du außer besserer Grafik und "Assen gegen Cheater" andere Unterschiede zwischen kommerziellen und Indie-Spielen?

Paul Schneider: Meiner Meinung nach ist der größte Unterschied einfach das "Herz" des Spiels. Viele kommerzielle Titel lassen Herzblut vermissen, das Indie-Entwickler oftmals in ihre Spiele stecken. Vielleicht kommt das daher, dass etliche Spielefirmen irgendwann den wichtigsten Punkt außer Acht lassen: das Gameplay. Da wird einfach irgendwo ein billiges Gamedesign eingekauft, ein Team von Programmierern und Grafikern daran gesetzt und dann werden Zeitpläne erstellt, wann was fertig zu sein hat. Nirgendwo im Zeitplan steht irgendetwas von interessantem Gameplay und davon hat auch sonst von den Beteiligten keiner eine Ahnung. Das Resultat sind dann Spiele mit fünf Stunden Spielzeit, unausgereifte und mangelhaft umgesetzte Features, eine langweilige Story und Charaktere et cetera. Indie-Spiele werden im Gegenteil dazu meistens von Spielern erstellt. Sie tun es nicht, weil sonst kein Job frei war, sondern aus Spaß an der Freude. Sie wollen ein Spiel machen, mit dem andere Spieler genau so viel Spaß haben können, wie sie selbst. Bei Indie-Titeln gibt es natürlich auch nicht nur die Crème de la Crème, da kommt häufig leider auch ein großer Haufen Müll raus.

Besonders schwierig wird es, wenn man bemerkt, dass einige eigentlich gute Spiele keine tolle Grafik haben. Darauf schaut natürlich jeder immer als erstes. Dass man mit einem "hässlichen" Spiel trotzdem Freude haben kann, ist vielen nicht bewusst. Aber wie unterscheidet man nun gute Indie-Spiele vom Müll? Am besten ist es, wenn man sich ein bisschen durch das Internet klickt und gewisse Internetseiten wie zum Beispiel PixelProspector.com aufsucht. Solche Internetseiten haben sich darauf spezialisiert, interessante und spaßbringende Spiele aufzuzählen, damit man den Müll besser meiden kann.

Indie-Titel sind oftmals innovativer oder frecher als Profikost. Hier klauen wir Jasons Manchete und metzteln Zombies...
icezolation 19 Megatalent - 19280 - 15. Juli 2010 - 15:00 #

Sehr lesenswert :) Saugeiles Game mit erfreulich knackigem Schwierigkeitsgrad, aber mit Gamepad ist es wirklich sahnig zu bewältigen.

Und der Herr hat natürlich Recht: Indie-Spiele werden unterschätzt. Wem die Lust fehlt im Internet Ausschau zu halten, dem könnten Site wie etwa gamejolt.com gefallen - und natürlich aufmerksam News auf GG verfolgen ;)

Faxenmacher 16 Übertalent - 4395 - 15. Juli 2010 - 15:20 #

Paul Schneider: "Leider unterschätzen viele Leute immer noch die Indie-Spiele und verpassen dadurch vielleicht ein paar funkelnde Sterne am Horizont ihrer Spielewelt."

Na dann werde ich doch gleich mal Gun Girl 2 runterladen um den funkelnden Stern nicht zu verpassen :)!
Schönes Interview, toll zu lesen!

simfor 08 Versteher - 164 - 15. Juli 2010 - 15:19 #

danke für diesen tollen artikel!

Age 20 Gold-Gamer - 20836 - 15. Juli 2010 - 16:38 #

Super Interview, hab GunGirl 2 auf meinem Netbook für zwischendurch. :) Muss ich mal weiter daddeln. :)

ganga 20 Gold-Gamer - 22827 - 15. Juli 2010 - 18:12 #

Sehr interessant, schönes Interview!

sPEEDfREAK 12 Trollwächter - 1060 - 15. Juli 2010 - 19:50 #

Super Interview... Kannte das Spiel überhaupt nicht :) aber ich habe Indie Games auch immer unterschätzt. Werd ich mir nachher mal ansehen

Johannes Mario Simmel 14 Komm-Experte - 2208 - 15. Juli 2010 - 21:45 #

Klasse News! Vieleicht sollte man einen GG-Indy-Sonderbeauftragten einführen, der die ganze Zeit nach neuen Indie-Perlen taucht!

:)

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78508 - 16. Juli 2010 - 7:36 #

Ein schönes Interview. Sollte Gun Girl 2 ja eigentlich auch mal spielen, aber die liebe Zeit... :)

Logined (unregistriert) 16. Juli 2010 - 20:48 #

As far as my humble German knowledge allowed me I got a message. Awaiting for you to continue this project, Paul!

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66897 - 16. Juli 2010 - 21:28 #

Schönes Interview und Respekt vor dem Aufwand, der hinter dem Spiel steckt! Habe es gerade mal angespielt und .. holla die Waldfee, das Ding ist schwer! Aber auf eine seltsam angenehme Art und Weise. So wie früher halt :)