Dave Cox zum 3DS-Castlevania:

"Mirror of Fate wird viele überraschen" Interview

Jonas Schramm 3. März 2013 - 12:16 — vor 10 Jahren aktualisiert
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Dieses Jahr soll die Shadow-Trilogie mit Lords of Shadow 2 (für PC und Konsolen) ihr Ende finden.
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GamersGlobal: Lords of Shadow war – zumindest aus unserer Sicht – überraschend lang. Wie viel Zeit werden Spieler ungefähr mit Mirror of Fate verbringen, wenn sie nicht alles erforschen?

Dave Cox: Es wird um die 16 Stunden dauern. Manche werden ein bisschen schneller, manche ein bisschen langsamer sein. [Das Interview wurde vor unserem Test geführt; wir waren bereits nach elf Stunden durch, Anm. d. Red.]

GamersGlobal: Gibt es Zusatzinhalte, die man herunterladen kann oder muss?

Dave Cox: Nicht wirklich, wir wollten ein großes, umfangreiches Action-Adventure entwickeln. Wer wirklich 100 Prozent erreichen will und dadurch die besonderen Geheimnisse am Ende des Spiels freischalten will, der dürfte um die 20 Stunden benötigen. Wir wollten von Anfang an ein sehr gutes Spiel für den 3DS machen und auf Spielereien rund herum verzichten.

GamersGlobal: Castlevania – Mirror of Fate ist in Deutschland ab 16 freigegeben. Mal abgesehen von dieser Einstufung, die es wohl eher für die Grafik gab: Richtet sich das Spiel in seiner Thematik eher an Erwachsene oder an Jugendliche?

Wie in Dracula's Curse gibt es unterschiedliche Charaktere in Mirror of Fate. Hier seht ihr Simon.
Dave Cox: In den USA hat es letztendlich ein M-Rating erhalten [entspricht einer Freigabe ab 17 Jahren, Anm. d. Red.], was interessant für uns war. Wir hätten natürlich ein paar Szenen entschärfen können, um eine niedrigere Einstufung zu erhalten. Das hätte es uns aber erschwert, diese Geschichte so zu erzählen, wie wir es wollten. Ja, sie richtet sich eher an Erwachsene. Am Anfang des Spiels trifft Simon zum Beispiel auf einen Zombie mit einer Axt im Kopf. Simon nimmt die Axt und schlägt ihm den Kopf ab. Danach hält er diesen für einen kurzen Moment in der Hand, während der Kopf etwas Unverständliches sagt. Zu einem gewissen Grad wirkt die Szene sogar lustig. Naja, wir sollten sie entfernen und haben festgestellt, dass die Wirkung ohne sie beim Erhalt der neuen Waffe nicht mehr die gleiche wäre.  Also haben wir sie beibehalten und entschieden, dass wir dieses Spiel an ältere Jugendliche und Erwachsene richten wollen. Ich sehe einen Unterschied zwischen den Alterseinstufungen in Videospielen und zum Beispiel denen in Filmen. Ich denke, dass alles, was wir in diesem Spiel zeigen, als Film schon "ab 12" freigegeben wäre. Auf große Schockmomente sind wir nicht aus. Die Handlung an sich würde ich als „erwachsen“ bezeichnen, da es um Themen wie Vater-Sohn-Beziehung und die Folgen der Handlungen der Akteuere auf diese Beziehung geht.

GamersGlobal: Es gibt einige japanische Spielemarken, die in den letzen Jahren immer mehr auf den westlichen Markt zugeschnitten wurden. Man bekommt den Eindruck, dass Entwickler und Publisher Angst haben, dass ihre Helden vergreisen. DMC – Devil May Cry ist vielleicht ein aktuelles Beispiel dafür. Dabei besteht immer die Gefahr, die alten Fans zu verlieren, die seit 20 oder gar 30 Jahren dabei sind. Wie ist deine Sichtweise?

Serien müssen sich weiterentwickeln, um relevant zu bleiben.
Dave Cox: Serien oder Marken müssen sich entwickeln, um relevant zu bleiben. Bei Castlevania war das Problem, dass es zwar eine Gruppe Hardcore-Fans gab, die aber, den Verkaufszahlen nach, immer kleiner wurde. Meiner Meinung nach gibt es eine lautstarke Basis an Hardcore-Spielern, die ihre Ansichten gerne im Internet kundtun. Aber der Markt sich hat verändert, heute sieht er ganz anders aus als noch 2005 oder gar 1997. Konami hatte das Gefühl, dass die Serie nicht länger den Massenmarkt ansprach. Unser Ziel war also, die Reihe mehr in Richtung des Mainstreams zu befördern – dem westlichen im Speziellen – weil man heutzutage nur so viele Spiele verkaufen kann. Japanische Spielepublisher orientieren sich heute weltweit und nicht mehr an einzelnen Territorien, wie sie es früher gemacht haben. Das wird sich in Zukunft noch verstärken. Als wir an Castlevania – Lords of Shadow arbeiteten, waren wir wegen der Hardcore-Fans besorgt. Dass es das erfolgreichste Castlevania aller Zeiten geworden ist, hat uns aber bestätigt. Versteh mich jetzt nicht falsch, wir wollen so viele der alten Fans wie möglich überzeugen – aber es ist nun einmal nicht möglich, jeden zufriedenzustellen. Wenn du das versuchst, wirst du scheitern. Deshalb musst du an dein Projekt glauben, Marktforschung betreiben und deine Zielgruppe verstehen. Natürlich gibt es Dinge, die wir anders gemacht hätten, wenn die Zeit dafür gewesen wäre. Beispielsweise das bereits erwähnte Erkunden der Spielwelt. Wir nehmen uns Kritik zu Herzen, solange sie berechtigt ist. Unberechtigt ist zum Beispiel der Vorwurf "Das Spiel ist ja wie God of War". Diesen Kritikpunkt akzeptiere ich nicht! Lords of Shadow basiert nun mal nicht auf God of War, sondern auf Castlevania. Nun haben wir uns von den Ketten befreit und können die Serie mit mehr Freiheiten fortführen. Viele Leute sagen mir übrigens, dass sie Mirror of Fate an das Castlevania erinnert, mit dem sie aufgewachsen sind. Ich freue mich darüber, denn genau das wollten wir erreichen.

GamersGlobal: Hat Konami Japan Einfluss auf die Entwicklung von Mirror of Fate genommen?

Dave Cox: Nein. Beim ersten Teil gab es noch einiges an Nachfragen und Bedenken,weil es eben neu und anders war. Genauso wie die Fans stellten sich die Verantwortlichen in Japan die Frage, ob es wirklich das Richtige war, was wir taten. Serienschöpfer Hideo Kojima spielte eine wichtige Rolle, die Gemüter bei Konami zu beruhigen und unterstützte uns so bei der Entwicklung. Aber nachdem Lords of Shadow erschienen ist und sich so gut verkauft hat, hat uns Konami mehr Freiheiten gewährt. Natürlich zeigen wir ihnen unsere Fortschritte bei der Entwicklung, ich selbst reise viermal im Jahr deswegen nach Japan. Aber der kreative Input kommt von uns allein.


GamersGlobal: Wie sieht es mit der weiter entfernten Zukunft der Castlevania-Serie aus? Nach Lords of Shadow 2 wird die Trilogie ja zu Ende gehen.
Rückblickend wollen wir sagen können: "Die Lords-of-Shadow-Trilogie war einzigartig."
 Bleibt ihr im Boot für weitere Teile?

Dave Cox: Nein. Wir haben eine Geschichte, die wir erzählen wollen. Sie ist komplett mit einem Anfang und einem Ende versehen, das wollen wir als eine Art Erbe hinterlassen. In ein paar Jahren wollen wir zurückblicken und sagen: "die Lords-of-Shadow-Trilogie war etwas Einzigartiges." Castlevania soll sich danach weiter verändern. Es gibt viele junge und talentierte Entwickler. Warum sollten sie nicht die Möglichkeit bekommen, sich an der Serie zu versuchen? Wir wollen nach Lords of Shadow 2 neue Projekte in Angriff nehmen. Mercury Steam will eines der Top-Spielestudios auf dieser Welt werden. Was wir nicht wollen, ist ein Sequel nach dem anderen herauszubringen.

Das Interview führte Jörg Langer. Bearbeitung: Jonas Schramm (GamersGlobal).

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3D-Actionadventure
16
Mercury Steam
08.03.2013
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Jonas Schramm 3. März 2013 - 12:16 — vor 10 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 3. März 2013 - 12:25 #

Viel Spaß beim Lesen!

pauly19 15 Kenner - 2957 - 3. März 2013 - 17:28 #

Schuhbecks Orlando.(komme nicht aus München). Klasse Interview.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469794 - 3. März 2013 - 23:10 #

Kalt, ganz kalt...

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 3. März 2013 - 13:02 #

Dachte das kommt gar nicht mehr, rutschte ja seit 2 Wochen immer wieder nach hinten....

Schönes Interview und nach der Demo steht für mich eh fest das ich es mir holen werde!

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66900 - 3. März 2013 - 13:10 #

Ich freu mich schon sehr drauf. Hab es vorbestellt, nachdem mich die Demo ziemlich begeistert hat. Sollte Ende der Woche eintreffen :)

Herr Hartz 12 Trollwächter - 1086 - 3. März 2013 - 14:14 #

Ja, habe auch lange auf das Interview gewartet. Jetzt bin ich noch auf den Test gespannt, aber die Demo hat auch mich vollkommen überzeugt. Ich denke, dieses Spiel wird in meine Sammlung wandern....

Kenner der Episoden 20 Gold-Gamer - 22195 - 3. März 2013 - 14:49 #

Das Spiel könnte für mich vielleicht der Grund sein, mir endlich einen 3DS zu kaufen. Ich bin zwar eher PC-Spieler, aber die (2D) Castlevania-Reihe übt auf mich schon lange einen merkwürdigen Reiz aus. Ich bin gespannt auf den Test.

McGressive 19 Megatalent - 14300 - 3. März 2013 - 15:51 #

Ich brauche keinen Test :P
Schon zur Ankündigung war für mich als Die-Hard-Metroidvania-Fan klar, dass ich das Teil zum Release haben muss.
Die Demo war dann lediglich das Sahnehäubchen auf meinen Hype-Kuchen ;)

Captain Placeholder (unregistriert) 4. März 2013 - 0:18 #

Ich freue mich sehr auf die noch kommenden zwei Lords Of Shadow-Titel, aber ich bin auch froh, dass danach wieder jemand anderes als Mercury Steam die Reihe fortsetzen wird. Ich will schließlich doch irgendwann wieder neue, reinrassige 2D-Metroidvanias spielen können.