30 Jahre Blizzard Entertainment

Die Zukunft von Blizzard Interview

Hagen Gehritz 3. März 2021 - 14:02 — vor 3 Jahren aktualisiert
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Anders als bei Warcraft 3 Reforged werden die Zwischensequenzen in Diablo Resurrected fast eins zu eins nachgebaut.
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FRAGE: Diese Blizzcon ist ein Blick in die Vergangenheit mit der Blizzard Arcade Collection, Diablo 2 Resurrected und World of Warcraft – Burning Crusade Classic. Wird Blizzard, abgesehen von Overwatch 2, innerhalb der nächsten zwei Jahre etwas Neues zeigen? Vielleicht eine neue Marke?

 
Zwischen Diablo und Overwatch lagen 18 Jahre – das war zu lange.
J Allen Brack: Ich fange mal so an: Diablo ist tatsächlich die zweitjüngste Marke von Blizzard. Zwischen dem Erscheinen von Diablo und der Ankündigung von Overwatch sind 18 Jahre vergangen – das war zu lange. Ein Prinzip von Blizzard ist es, immer an einer neuen Marke und einem Spiel – oder mehreren Spielen – innerhalb dieser Marke zu arbeiten. Ich kann nicht sagen, wann wir etwas ankündigen können oder ob die Bemühungen überhaupt Früchte tragen werden. Aber ich bin überzeugt, es ist wichtig für die Firma, die Entwickler und die Community, dass wir immer an etwas ganz Neuem feilen.

Allen Adham: Die Freude am Schaffen von Neuem ist eines der Geheimnisse von Blizzards Erfolg der letzte 30 Jahre. Und das ist weiterhin der Plan, auch wenn sich die Entwicklungszyklen verlängert haben. Man sieht es in der DNA von Blizzard. Wir haben Welt um Welt geschaffen – schon vor denen, an die man heute denkt. Ich meine etwa Rock & Roll Racing, Lost Vikings, Blackthorne. Das ist weiter der Plan: mehrere Teams, neue Spiele, neue Marken.

FRAGE: Blizzard hat wenige Marken, die aber enorm bekannt sind. Wollt ihr mit weiteren kleinen Projekten wie Hearthstone innerhalb der etablierten Welten neue Genres erschließen? Oder ist beispielsweise ein Open-World-Action-Warcraft denkbar?
 
Allen Adham: Hearthstone ist ein gutes Beispiel dafür, ein bestehendes Universum zu nehmen und es in eine unerwartete Richtung zu entwickeln. Auf der anderen Seite stehen Projekte wie Diablo Immortal, das die authentische Diablo-Erfahrung, den bekannten Gameplay-Loop, auf eine neue Plattform bringt. Wir haben Pläne für alles, ob nun neue Marken oder neue Genres. Ob wir unsere IPs in ganz neue Richtungen bringen oder sie sich in eine naheliegende Richtung weiterentwickeln: Nichts wird ausgeschlossen. Wir haben einige Spiele in Entwicklung, die wir in unserer jüngsten Aktionärskonferenz nur angedeutet haben, aber ihr werdet mehr davon in Zukunft hören und da ist etwas aus all diesen Kategorien dabei.

FRAGE: Würden Sie ein Warcraft 4 als Echtzeitstrategie-Spiel ausschließen, da das Genre den Zenit seiner Popularität überschritten hat?

Allen Adham: Ich würde argumentieren, dass sich Echtzeitstrategie vielmehr weiterentwickelt hat. Denkt nur an MOBA und Tower Defense. Es braucht nicht mehr Mikromanagment, um tausende Einheiten zu kontrollieren, das hat sich gewandelt. Die spannende Frage für uns ist, wie die Zukunft der Echtzeitstrategie aussehen könnte. Es ist Teil unserer langen Tradition, Starcraft und Warcraft sind heute noch beliebt, also denken wir definitiv auch in diese Richtung.
Mit der Arcade Collection bringt Blizzard passend zum Firmenjubiläum drei frühe Hits aus der Zeit vor dem Erscheinen des ersten Warcraft zurück.

FRAGE: Sie haben unangekündigte Projekte erwähnt, dazu verraten Sie aber gewiss noch nichts. Daher anders gefragt: Wie steht Blizzard zum aktuellen Portfolio an Marken? Sind Sie glücklich mit dem bestehenden Mix aus Fantasy- und Science-Fiction-Welten?

J Allen Brack: Bei jeder IP, an der wir arbeiten, haben wir eine Bedingung, der man sich bewusst sein sollte: Zwar gibt es eine Art Einweihungs-Spiel, das die Marke begründet. Aber dieses Spiel ist nicht die einzige mögliche Genre-Ausprägung. Nehmen wir einmal Warcraft: Drei Echtzeitstrategie-Spiele, ein riesiges MMO und mit Hearthstone schließlich Rundenstrategie – alles unter einem Banner. Es ist nicht schwer, sich andere Spiele in der Welt von Warcraft, Starcraft, Diablo oder Overwatch vorzustellen. Wir sehen andere Plattformen und Arten von Spielen als weitere Ausdrucksmöglichkeiten für Welten und neue Möglichkeiten für Spieler, sich in unsere Welten zu vertiefen.
 
Ein großer Teil deines Teams produziert neue Inhalte für deine erfolgreichen Titel.
Allen Adham: Damit berührt J eine unserer größten Chancen und zugleich schwersten Herausforderungen: Entwicklungszyklen sind von zwei Jahren auf fünf bis sieben Jahre gewachsen, die Teams für ein AAA-Spiel sind von zehn auf 300 bis 500 Mitarbeiter gewachsen. Obendrauf kommt: Wenn du ein bereits erfolgreiches Spiel hast, pflegst du es weiter und ein großer Teil deines Teams produziert neue Inhalte dafür. Wenn man das alles zusammennimmt, ist es eine große Aufgabe als Entwickler zu wachsen und Ideen für unsere bestehenden Welten zu entwickeln und gleichzeitig Neues zu schaffen. Die Herausforderung ist groß, aber es ist auch eine Sache, die J und mich neugierig auf die Zukunft macht.

FRAGE: Blizzard wird nach wie vor mit dem Motto „It’s done, when it’s done“ in Verbindung gebracht. Zu Recht?

J Allen Brack: Es ist absolut Teil unserer Firmenkultur. Unser jüngster Release war World of Warcraft – Shadowlands. Wir haben im August ein Release-Datum bekannt gegeben, aber schon bald nach der Ankündigung zeigte sich: In der Zeit können wir nicht das Spiel liefern, das wir liefern wollen. Es gab schwierige Gespräche und letztlich haben wir zum ersten Mal in unserer Geschichte ein angekündigtes Erscheinungsdatum verschoben. Das ging zum Teil auch direkt auf die Umstellung auf Heimarbeit zurück.
 
Allen Adham: Intern sagen wir oft: „Die Welt braucht nicht noch mehr mittelmäßige Spiele, die pünktlich fertig werden.“ Qualität zu liefern ist einer unserer Grundsätze, die auf den Bronzeplatten auf unserem Hof festgehalten sind. In unseren Anfangstagen haben wir mit Starcraft das Weihnachtsgeschäft verpasst und sind erst im Frühling erschienen – das war damals die schlimmste Zeit überhaupt, um ein Spiel in die Regale zu bringen. Wir jungen Blizzard-Idealisten wollten keine Kompromisse bei der Qualität machen und dachten dennoch, wir treffen eine furchtbare Geschäftsentscheidung. Was wir damals nicht wussten: Es war eine fantastische Entscheidung zum Wohl unseres langfristigen Geschäfts.

J Allen Brack: Außerdem hast du nur einen Launch, der den Eindruck der Spieler von deinem Titel bildet. Einige Spiele hatten zwar einen schlechten Start und haben noch die Kurve gekriegt, doch die Chancen sind gegen dich.
Zu Overwatch 2 gab es nur ein neues Behind-the-Scenes-Video zur Blizzconline. Der Helden-Shooter wird nicht mehr 2021 erscheinen.
Hagen Gehritz Redakteur - P - 175542 - 3. März 2021 - 14:02 #

Viel Spaß mit den Einblicken!

Gedracon 19 Megatalent - - 19551 - 3. März 2021 - 15:09 #

Danke, die Fragen haben ziemlich viel abgedeckt. Wobei man merkt das die beiden Herrn Profis sind. Viel beantwortet ohne in die Verlegenheit zu kommen, zuviel zu verraten bzw. vom Markenimage wegzudriften.

Deepstar 16 Übertalent - 4928 - 3. März 2021 - 14:56 #

Diese Aussagen lassen mich befürchten, dass ein StarCraft 3 ganz anders werden würde :/.

Drapondur 30 Pro-Gamer - - 161785 - 3. März 2021 - 14:59 #

Interessantes Interview. Bin gespannt, was da in Zukunft noch kommt.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130159 - 3. März 2021 - 15:00 #

Und noch ein Interview, nachher mal in ruhe durchlesen.

BIOCRY 17 Shapeshifter - - 7405 - 3. März 2021 - 16:54 #

Danke für die Einblicke. Top!

Hannes Herrmann Community-Moderator - P - 43035 - 3. März 2021 - 17:41 #

Danke für das lesbare Interview.

Toxoplasmaa 21 AAA-Gamer - - 26006 - 3. März 2021 - 21:26 #

Spannendes Interview! Gefällt mir sehr gut.

Blizzard war fast von Tag 1 meiner PC Spiele Erfahrung immer eine beständige Größe. Diablo 1 und 2, Warcraft, Starcraft und dann eine Ewigkeit WoW. Das sind viele sehr schöne Erinnerungen. Tolle spannende Stories, epische Welten, nervenzerreißende Multiplayer Matches. Ich bin sehr gespannt wie sich die Firma in Zukunft entwickeln wird. Aber gerade mit D2 Res bin ich stark gehyped und freue mich riesig.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20286 - 3. März 2021 - 21:40 #

Schönes Interview, bis gespannt was von denen noch so alles kommt

Danywilde 30 Pro-Gamer - P - 163008 - 4. März 2021 - 9:16 #

Schönes Interview. Hagen, wieviele eigene Fragen konntest Du denn unterbringen?

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175542 - 4. März 2021 - 10:23 #

Hab es geschafft, 2,5 Fragen unterzubekommen, was ganz ordentlich ist für die Größe der Runde.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130159 - 4. März 2021 - 12:09 #

Was war denn die halbe Frage?

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175542 - 4. März 2021 - 13:17 #

Die zu Warcraft 4, war ein Nachhaken zu meiner Genre-Frage, daher eher eine halbe. ;-]

Vampiro Freier Redakteur - - 121751 - 4. März 2021 - 10:17 #

Da haben echte Profis geantwortet.

Smutje 18 Doppel-Voter - 10384 - 4. März 2021 - 18:54 #

Ja, speziell die Antwort auf die Film- & Serienfrage ist fürchterlich ... warum macht man offene Fragerunden, wenn nicht bereit ist Antworten zu geben :(

Vampiro Freier Redakteur - - 121751 - 4. März 2021 - 21:50 #

Absolut. Ich wollte jetzt sehr höflich umschreiben, was ich von den Antworten halte. Neben Bullshitbingo sind zahlreiche Kracher dabei.

"Hearthstone ist ein gutes Beispiel dafür, ein bestehendes Universum zu nehmen und es in eine unerwartete Richtung zu entwickeln." Neben Hearthstone fällt mir nur das Warcraft Adventure ein. Und dein der mehr oder minder Assetswap Immortal direkt hinterher...

Auch die Aussagen zur Echtzeitstrategie. Moba und Tower Defense als WEITERENTWICKLUNG? Lol. Komplett andere Genre. Zum Glück bläst Microsoft in ein anderes Horn.

Im gleichen Atemzug dann noch anpreisen, wie beliebt doch WC3 und SC sind. Joar, was für Idioten sind das eigentlich, die diesen rückständigen Schrott spielen und dann auch noch bissi falsch beworbene und im MP schlechtere und überhaupt durch die Entfernung des Originals dreiste Remaster kaufen. Ich höre besser auf ;)

Hagen Gehritz Redakteur - P - 175542 - 5. März 2021 - 13:19 #

Man kann den Herren vorwerfen, gerne erzählt zu haben, sie hätten überall Eisen im Feuer und Blizzard würde sich definitiv dieses und jenes ansehen.
Dass sich Tower Defense und MOBA wie wir sie heute kennen aus RTS entwickelt haben ist nun aber keine Exotenmeinung.

Vampiro Freier Redakteur - - 121751 - 5. März 2021 - 15:28 #

Da hast du absolut recht und ich sehe es so, wie du es schreibst. Hat sich aus RTS entwickelt. Weiterentwicklung würde ich es aber nicht nennen, weil das Fortschritt suggeriert. Auch im Sinne von Verbesserung. Das KANN man so sehen, wenn das jemand aber so sieht, halte ich dagegen ;)

Ich meinte das auch nicht zwingend als Vorwurf gegen die beiden, die machen halt einfach sehr professionell ihren Job.

Weryx 19 Megatalent - 15436 - 6. März 2021 - 18:39 #

Die Q&As zu WoW waren auch nicht besser. Die Leute sind mit einigen Sachen nicht zufrieden und es wird ignoriert oder gar als nicht so schlimm hingestellt. Viele antworten mit null Inhalt.

Vampiro Freier Redakteur - - 121751 - 7. März 2021 - 3:51 #

Oh je. Halt echte Profis ;) Ich kenne zwei WOW-Spieler die frage ich auch mal dazu :) Habe selbst bislang 2 Stunden die Trial gespielt.

hotzenrockz 17 Shapeshifter - 7402 - 4. März 2021 - 20:52 #

Danke für das interessante Interview ... gerne mehr davon :o)

Hoschimensch 15 Kenner - 2776 - 6. März 2021 - 20:13 #

Was mich verwirrt, ist die Aussage Diablo sei die zweitjüngste Marke. Das muss doch eigentlich Starcraft sein.

De Vloek 15 Kenner - 3300 - 6. März 2021 - 22:51 #

Wenn man Blackthorne und Lost Vikings mitzählt, ist Starcraft sogar nur die fünftjüngste eigene Marke.

Aber ich vermute beide Spiele wurden bei dieser Aussage schlicht ignoriert, daher ist die Reihenfolge dann Warcraft, Diablo, Starcraft.

Vampiro Freier Redakteur - - 121751 - 7. März 2021 - 3:58 #

Die jüngste Marke ist denke ich Overwatch.

Heroes of the Storm (ist das nicht eh quasi abgeschafft?) ist denke ich eher ein Markenmix.

Die neue Marke davor war Starcraft 1998 und dürfte damit die zweitjüngste Marke sein.

Diablo 1997 die drittjüngste.

Warcraft 1994.

Blackthorne 1994.

Rock'n'Roll Racing (zählt das als Marke, denke schon) 1993.

Lost Vikings 1992.

Krass, wenn man überlegt, was für ein Markenerfinder Blizzard so gerade 1994 bis 1998 war. Auch schon wieder 23 Jahre her. :-O

De Vloek 15 Kenner - 3300 - 7. März 2021 - 8:30 #

Ups, habe es irgendwie geschafft jüngste und älteste zu verwechseln, ihr habt natürlich recht.

Vampiro Freier Redakteur - - 121751 - 7. März 2021 - 15:13 #

Kein Problem, ich wusste es auch nicht, musste nachgucken :)