„Shift“ setzt die sogenannten G-Kräfte ein. In schnellen Kurven und bei harten Bremsmanövern verschwimmt das Bild, das Sichtfeld schrumpft zum Tunnelblick zusammen.

Simulation ja, Gran Turismo nein

Electronic Arts und Slightly Mad wissen um die Zugkraft der „Need for Speed“-Lizenz. Es wäre unklug, nur Hardcore-Racer anzusprechen und Fans der Serie zu verprellen. Also keine Angst: Need for Speed Shift wird kein zweites Gran Turismo 5. Stattdessen bietet die neue Fahrphysik eine nachvollziehbare Mischung aus Arcade-Racing und Rennsimulation, vergleichbar mit Codemasters „Race Driver: Grid“.  Ein Rennspiel, das neben seiner exzellenten Steuerung vor Allem durch wunderschöne, plastische Grafik in den Racing-Olymp durchstartete. Auch Slightly Mad geben technisch Vollgas: Ob die Londoner ihre Kollegen aus dem ebenfalls britischen Stoneythorpe überrunden können, wird erst die Testversion zeigen. Alle Funktionen lassen sich über ein Menü ein und abschalten. Die Idee dahinter ist so simpel, wie effektiv: Jeder, egal ob Einsteiger oder Profi, wird vor Herausforderungen gestellt, angepasst an die eigene Leistung. Das ist gerade bei Simulationen extrem wichtig, weil viele Spieler nach den ersten verpatzten Runden schon das Handtuch werfen, respektive den Helm an den Nagel hängen.

Das Schadensmodell drückt nicht nur hässliche Beulen ins polierte Bleche, sondern beeinflusst Leistung und Steuerung. Total-Ausfälle sind nicht geplant, ihr werdet das Rennen immer beenden können.

Physik von Veteranen des Rennzirkus

Bereits jetzt können wir den auf den Screenshots (die alle nicht von uns, sondern vom Hersteller stammen) angedeuteten Fotorealismus bestätigen. Und auch Produzentin Suzy Wallace ist stolz: „Grafisch setzen wir auf eine starke Weiterentwicklung der GTR2-Engine. Für eine Rennsimulation ist die Physik allerdings fast noch wichtiger, deshalb haben wir einige Schöpfer von Richard Burns Rally mit ins Boot geholt.“ Das Resultat kann sich bereits jetzt sehen lassen: High-Dynamic-Range-Lichteffekte sorgen für hohen Kontrast zwischen Licht und Schatten; Anti-Aliasing verhindert Kantenflimmern. Man möchte durch die unzähligen Fenster der Themsemetropole schauen, so scharf sind die Texturen.

Und bei der Physik merken wir sofort, das die Aktivierung ehemaliger Richard Burns Rally-Veteranen keine reine Marketingstrategie ist. Als wir in einer Haarnadelkurve von der Strecke abkommen und mit Voll-Karacho in die Bande krachen, zerspringt die Windschutzscheibe. Das Bild wackelt plötzlich wie nach einer Achterbahnfahrt, der Herzschlag unseres Fahrers ist klar und deutlich hörbar. Puh, weiterfahren dürfen wir trotzdem. „Euer Auto wird zwar fachgerecht zerlegt, vom Spoiler bis zur Heckscheibe, zu Fuß laufen müsst ihr aber nicht.“, verrät Suzy, die Auswirkung eines Crashs werde man aber deutlich an der Steuerung spüren. „Und eigentlich sollte man seinen Porsche 997 GT2 auch pfleglich behandeln, oder?“, grinst sie.

Neben den bereits erwähnten Pagani Zonda sowie Porsche 997 GT2 warten 68 weitere Fahrzeuge in der Garage, darunter Lotus Elise, Audi RS4, Shelby Mustang, Corvette Z06 oder Tenzo R. Als Kurse waren bei unserem Besuch lediglich die englische Rennstrecke Brands Hatch sowie ein abgesteckter Rundkurs in London verfügbar. Wie viele Pisten es schlussendlich ins Spiel finden, wollte Suzy Wallace noch nicht verraten.

Auf Wii-Besitzer wartet NfS Nitro. Statt um Realismus geht es hier um Musclecars und die Jagd nach neuen Autos.

Dieser Sound pumpt Adrenalin ins Blut

Was muss ein sündhaft teurer Sportbolide noch bieten, außer Schnelligkeit, Aerodynamik & Co.? Er muss richtig geil klingen! Wir spitzen also beim Antesten auch die Ohren: Kurz vor dem Start röhren die Motoren, bei Kollisionen kracht es gewaltig, und wer mit Vollspeed auf die Zielgerade zurast, dem wird dieser Sound das Adrenalin ins Blut jagen. Wahnsinn! Grafik und Sound stimmen also, und auch die Steuerung funktioniert bereits prächtig. Doch wie schaut es mit einem Karriere-Modus aus? Oder Multiplayer? Welche Strecken gibt es? Welche weiteren Fahrzeuge? Welche Lizenzen? All diese Fragen wollte Rennleiterin Suzy noch nicht beantworten. Bis zum Release im Herbst 2009 dürfte noch reichlich Zeit zum Feintuning und Polieren bleiben.

Der Drift zur Simulation funktioniert! Nach dem Tiefpunkt mit Need for Speed Undercover könnte der neue Entwickler Slightly Mad der Serie endlich neues Leben einhauchen. Aber die Abkehr von den klar auf Funracer getrimmten Need for Speed-Wurzeln dürfte nicht allen Fans gefallen.

Need for Speed Shift Angetestet am 06. Mai 2009 Sehr gut Schulnoten-Skala

Vorläufiges Pro & Contra Detailverliebte Fahrzeugmodelle tolle Lichtreflektionen, ansprechende, gut funktionierende Steuerung läuft bereits flüssig, keine Framerate-Einbrüche wie in NfS: Carbon kongenialer Sound, mehr Dröhnen geht nicht clevere Physik, Einbindung der G-Kräfte funktioniert Mutige Abkehr vom Arcade-Racer-Prinzip Gebäude dürften etwas plastischer sein wenig los am Zuschauerrand, wo sind die Fans? kein Motorschaden nach Crash, Rennen kann immer beendet werden Aktueller Zustand: Alpha-Version Wir wünschen uns: Auf keinen Fall eine halbgare Story, die mit Hollywood angibt, aber nicht mal in den Bavaria Filmstudios eine Rolle bekommen würde. Liebe Entwickler, konzentriert euch auf perfekt balancierte Rennen, auf messerschafe Positionskämpfe. Macht das Spiel nicht zu leicht, aber bastelt auch bitte keine Simulation, die nur Profis mit viel Training schaffen.