Hanover wird von Lambent überrannt. Im Bild sind drei Gegnertypen zu sehen, unter anderem auch die ein wenig an Headcrabs erinnernden Polypen. Durch klug gemischte Gegner bleiben die Kämpfe in Gears of War 3 stets fordernd.

Gegner hui, Leveldesign naja
Bis zum letzten Kapitel des ersten Akts sehen wir uns in der Kampagne von Gears of War 3 ausschließlich Lambent gegenüber. Das ist nicht als Beschwerde gemeint, denn der Abwechslungsreichtum im Gegnerdesign geht völlig in Ordnung. In Hanover lernen wir unter anderem auch einen Lambent kennen, den Cole mit den Worten "Was auch immer es ist, es stellt jedenfalls einen neuen Weltrekord im Hässlich-Aussehen auf" bedenkt. Haben wir diesen Lambent eine Weile mit Schüssen beharkt, platzen plötzlich Mini-Tentakeln aus seiner Schulter, mit denen er uns fortan zusätzlich das Leben schwer macht. Außerdem lernen wir auf dem Festland die Transport-Tentakeln der Lambent aus nächster Nähe kennen. Wir müssen so schnell wie möglich deren wulstartige Austrittslöcher zu Klump schießen, um zu verhindern, dass ständig neue Gegner spawnen.

Schließlich kommen uns auf der Centennial Bridge von Hanover auch normale Locust entgegen. Die sehen noch elendiger aus als sonst eh schon, sie haben sich in Heimwerkerarbeit aus alten Lancer-Resten MG-Nester zur Verteidigung gebaut. Offenbar scheint der Bürgerkrieg gegen die Lambent an ihren Kräften zu zehren! Wir sind schon sehr gespannt, wie sich der Konflikt zwischen Locust und Lambent im Lauf der Kampagne entwickeln wird. Da Locust im Gegensatz zu den Lambent bei ihrem Ableben nicht groß explodieren, sondern sich eher aufs Bluten beschränken, haben wir im Nahkampf gegen sie die Probe aufs Exempel gemacht und sind uns seitdem absolut sicher: Es handelt sich bei der deutschen Version definitiv um die ungeschnittene Version des Spiels. Zwar kam uns der Gewaltfaktor nicht übertrieben hoch vor, aber dennoch ist Gears of War 3 äußerst reich an virtuellem Kunstblut.

Weniger reich ist es bisher an bestechendem Leveldesign. Wir haben uns im ersten Akt über die schwimmende Basis der Delta Squad gekämpft, sowohl über als auch unter Deck. Wir haben in Hanover ehemalige Spielplätze überquert, uns in verlassenen Supermärkten herumgetrieben, das Hafengebiet erkundet, uns im Stadion bis aufs Spielfeld getraut und auf der Centennial Bridge dafür gesorgt, dass ein Leviathan unter uns mächtig Kopfschmerzen bekommt. Hin und wieder stellt uns das Spiel außerdem vor die Entscheidung, welchen Weg wir nehmen, ob wir also im Stadion beispielsweise in das obere Stockwerk abbiegen oder uns im Erdgeschoß weiter vorwärts kämpfen. Für Abwechslung ist also gesorgt, aber dennoch hatten wir manchmal das Gefühl, dass die Levels mit einem Deckungssystem-Baukasten entworfen wurden. Uns hat der Anblick einer neuen Umgebung selten richtig begeistern können. Oft läuft es darauf hinaus, dass Deckungsmöglichkeit auf Deckungsmöglichkeit folgt. Und dabei wurde unserem ersten Eindruck nach hin und wieder die Liebe zum Detail vergessen. Dennoch ist das Spiel schön anzusehen: Texturen und Charaktermodelle sind klasse, da gibt es nichts zu meckern. Es bleibt zu hoffen, dass sich das Leveldesign im Lauf der angeblich über neun Stunden langen Kampagne nicht abnutzt.

Vier Freunde sollt ihr sein

Rod Fergusson verspricht uns mit Gears of War 3 das bisher beste Spiel der Reihe. Wir hoffen, dass er Recht behält.

Freunde des kooperativen Spiels werden an Gears of War 3 höchstwahrscheinlich ihre volle Freude haben. Die Kampagne lässt sich im Koop-Modus mit bis zu drei menschlichen Mitspielern spielen. Dabei steht neben dem ganz normalen Koop-Modus außerdem ein Arcade-Modus zur Verfügung. Der ist prinzipiell genau gleich aufgebaut wie das normale kooperative Spiel, ist jedoch weniger auf Kooperation als auf Wettkampf ausgerichtet. Ihr wollt gegen eure Freunde um den besten Highscore in einem Abschnitt der Kampagne antreten? Dann ist der Arcade-Modus die beste Wahl. Ihr wollt nur gemütlich miteinander spielen und ohne großes "Yeah, ich bin der Beste"-Gehabe den Locust und Lambent zeigen, wo der Lancer hängt? Dann seid ihr mit dem Koop-Modus besser bedient.

Außerdem feiert der Horde-Modus aus Gears of War 2 eine Rückkehr und ist mit Horde 2.0 betitelt. Wie im Vorgänger werdet ihr auch in Horde 2.0 wieder gegen immer gefährlicher werdende Gegnerwellen antreten, könnt euch dabei nun aber eine Basis bauen und diese mit Minen, Türmen, Stacheldraht oder Ähnlichem sichern. Dafür benötigt ihr natürlich Geld, und das wiederum erhaltet ihr dadurch, dass ihr Gegner über den Jordan schickt. Mit euren Mitspielern könnt ihr jederzeit Waffen tauschen oder Munition und Geld teilen. Und mit jeder zehnten Gegnerwelle wird euch nun ein Bossgegner auf den Leib gehetzt.

Falls ihr nicht immer nur die guten Jungs sein wollt, wählt ihr statt dem Horde-Modus den Beast-Modus aus. Dann spielt ihr als Locust beziehungsweise Lambent, ansonsten bleibt alles gleich. Wir konnten den neuen Horde-Modus, der sicher vom beliebten Tower Defense-Genre inspiriert worden ist, leider noch nicht selbst austesten. Aber der Vorgängermodus aus Teil 2 war ein Trendsetter in der Branche. Gelingt Epic wieder so ein großer Wurf?

In diesem Bild sehr schön zu sehen: Die Charaktermodelle von Gears of War 3 sind grafisch ausgezeichnet gelungen.

Wir haben noch drei Wünsche
Gears of War 3 hat in unserer Anspielsession einen sehr guten Eindruck auf uns gemacht. Wir haben aber, dessen ungeachtet, noch drei offene Wünsche an die Designer. Erstens: Bitte habt ein paar richtig große Wow-Momente für uns in petto. Die haben wir im ersten Akt noch ein bisschen vermisst, sind aber guter Hoffnung, dass ihr einfach nur euer Pulver nicht zu früh verschießen wollt. Zweitens: Bitte zeigt uns doch im weiteren Spielverlauf ein paar richtig schicke Levels, da fehlte uns noch das Tüpfelchen auf dem i. Drittens: Der neue Horde-Modus hört sich in der Theorie spitze an, bitte sorgt dafür, dass er das auch in der Praxis wird.

Die Geschichte könnte sich im Vergleich zum Vorgänger erneut steigern und dürfte außerdem einige noch offene Fragen endgültig klären. Laut Rod Fergusson werden wir aber nicht damit rechnen können, dass wir am Ende überhaupt keine Fragen mehr an das Gears-Universum haben. Das begründet er wie folgt: "Sobald eine schöne Frau sich zum ersten Mal völlig auszieht, verliert sie etwas Geheimnisvolles. Aber ein bisschen was Geheimnisvolles wollen wir in Gears of War 3 schon am Leben erhalten."  Ein Vergleich, den wir für euch gerne von PR-Sprech ins Deutsche übersetzen möchten: "Natürlich werden wir in Gears of War 3 nicht alle offenen Fragen klären. Wir sind ja nicht doof. Schließlich kommt Gears of War 4 so sicher wie das Amen in der Kirche."

Warum Gears of War 3 in Deutschland ungeschnitten erscheinen wird, haben wir dann übrigens doch noch herausgefunden. Denn als in einem bestimmten Abschnitt der Kampagne einige aus ihren Käfigen ausgebrochene Hühner vor uns herliefen und wir unsere Waffen auf sie richteten, mussten wir eines feststellen: Sie sind unverwundbar. Seitdem ist uns klar: Mit diesem Verzicht auf Gewalt gegen Tiere hat Gears of War 3 das Herz der USK erweichen können. Liebe Hühner: Das habt ihr toll gemacht!

Autor: Philipp Spilker (GamersGlobal)

Gears of War 3

Angetestet am 15.8.2011 Sehr gut

Vorläufiges Pro & Contra Actionreiche, fordernde Kämpfe Gute neue Waffen (Retro-Lancer) Perspektiv- bzw. Charakterwechsel Spielbare Flashback-Sequenzen Sich gabelnde Wege in einigen Levels Abwechslungsreichtum der Feinde Sehr gelungene Grafik, Texturschärfe Cover-System klappt gut wie immer Horde 2.0 mit Tower-Defense-Inspiration klingt in der Theorie toll Kampagne mit Arcade- und Coop-Modus Echte Wow-Momente fehlten uns (wir spielten den gesamten 1. Akt) Deutsche Synchro übertrieben cool Umgebungen teils zu sehr eine reine Abfolge von Cover-Möglichkeiten Aktueller Zustand: Praktisch fertige Version; erster Akt der Kampagne war komplett spielbar Wir wünschen uns: Dass Epic Games sich die ganz großen Wow-Momente bewusst für den späteren Spielverlauf aufhebt und wir sie nur deshalb in unserer Anspielversion noch nicht erlebt haben. So solide sich die Kampagne bisher auch spielt, so viel Spaß sie auch macht: Mit dem Kampf in einem riesigen Wurm und dem Kapern eines Brumak im Vorgänger haben sich die Entwickler selbst eine sehr hohe Messlatte gelegt, an der sie in Gears of War 3 hoffentlich nicht scheitern. Ehrlich gesagt können wir uns aber nicht vorstellen, dass wir in diesem Punkt enttäuscht werden. Die Baller-, Cover-, Baller-Action dürfte wieder genau so gut funktionieren wie im zweiten Teil, die Charaktermodelle sind noch detaillierter, die Flashback-Momente machen Lust auf mehr -- und auch der Multiplayer-Modus Horde 2.0 klingt äußerst viel versprechend.

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Steckbrief Gears of War [Serie] Genre: Action Untergenre: Third-Person-Shooter USK: ab 18 PEGI: 18 Entwickler: Epic Games Publisher: Microsoft Game Studios Erscheinungsdatum: 20.09.2011 Offizielle Website: Link 360

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