Raumstationen werden aus Modulen zusammengesetzt. Hier die Draufsicht zum genaueren Platzieren.

Erweitertes Handelssystem und mehr Missionen

Im Singleplayer sind Städte vor allem als Anlaufpunkte für Handel und Missionen nützlich. Handel treiben konnte man schon immer in Evochron, aber zum ersten Mal (und ich möchte sagen: endlich!) beeinflusst der Handel die regionalen Preise. Das funktioniert so ähnlich wie bei Egosofts X-Reihe. Wenn ihr immer im gleichen System dieselbe Ware verkauft, wird der Preis dafür irgendwann sinken und ihr müsst neue Abnehmer finden, bis sich der Markt beruhigt hat. Das ist ein simples und altbekanntes System. Ob es auf lange Sicht und auch im Multiplayer gut funktioniert, kann ich derzeit noch nicht sagen.

Das Spektrum der in Raumstationen und Städten annehmbaren Missionen wurde leicht erweitert. Auf Planeten könnt ihr jetzt für wissenschaftliche Zwecke Tiere einfangen (was gameplay-technisch nur heißt, sie mit dem Traktorstrahl anzuvisieren; die Entlohnung dafür erscheint mir unverhältnismäßig hoch) und ihr könnt bestimmte Bereiche des Planeten "scannen" (was nichts anderes meint, als eine gerade Linie aus 100 Ringen im Orbit zu durchfliegen, was höchst langweilig ist). Spannender ist es, einen Planeten vor dem Einschlag von Meteoriten zu bewahren, denn da müsst ihr wirklich schnell sein und gute Waffen haben. Im Weltraum könnt ihr jetzt in Not geratenen anderen Raumschiffen helfen, wenn sie zum Beispiel ohne Treibstoff irgendwo gestrandet sind. Die von früheren Evochron-Spielen bekannten Kampfmissionen und sonstigen Aufträge (Asteroiden zerstören, Solarzellen reinigen, Wettrennen, Lieferungen usw.) gibt es weiterhin. Ein durch einfache Texte erzähltes Quest ist ebenfalls vorhanden, aber genauso uninteressant wie früher. Glücklicherweise könnt ihr es ignorieren.

Das Bausystem

Ich habe schon erwähnt, dass Evochron Legacy ein neues Bausystem mitbringt. Früher konnte man nur ganze Stationen bauen. Man hat sie im Stück gekauft und platziert, und jeder Typ sah exakt gleich aus. Jetzt ist das abwechslungsreicher gelöst, denn wie die Städte sind auch die Raumstationen aus Modulen zusammengesetzt. Ihr könnt also mit einem Modul zur Energieversorgung anfangen und dann weitere Module für unterschiedliche Funktionen ergänzen. Habt ihr die benötigten Rohstoffe (zum Beispiel durch den Abbau an Asteroiden), dann wählt ihr das gewünschte Modul aus und platziert es mit der Maus. Module müssen nicht direkt physisch miteinander verbunden sein; ein funktionierender Komplex entsteht schon dann, wenn die Module nah genug beieinander liegen.

Anders als in X3: Terran Conflict sind keine Fabriken mit Produktionsketten möglich, dafür ist auch das erweiterte Wirtschaftssystem nicht komplex genug. Hauptsächlich dienen Stationen dazu, die Zugehörigkeit des jeweiligen Systems zur Allianz oder Förderation anzuzeigen. Um ein System zu übernehmen, muss ein Kommandomodul gebaut werden (nachdem man nötigenfalls das bereits bestehende zerstört hat).

Insbesondere im Multiplayer wurde beklagt, dass undurchdringliche Schildkonstrukte herzustellen waren. Fracht- und Crewmodule waren eher nutzlos. In einem der letzten Updates wurden deshalb Abhängigkeiten eingeführt. Ab zwei vorhandenen Schildmodulen ist für jedes folgende zweite Schildmodul ein Energiemodul nötig (das heißt, vier Schildmodule brauchen ein Energiemodul; sechs Schildmodule brauchen zwei Energiemodule und so weiter). Ab zwei Energiemodulen muss für jedes weitere zweite Energiemodul ein Crewmodul in Reichweite sein. Und ab fünf Verteidigungsmodulen muss für jedes weitere fünfte Verteidigungsmodul ein Frachtmodul gebaut werden. Durch diese Abhängigkeiten ist das Balancing ausgeglichener und die kleineren Module haben einen Zweck. Ob dies aber so bleiben wird, oder ob noch weitere Änderungen folgen, wird sich zeigen.

Kämpfe

Wie erwähnt, gibt es in Evochron Legacy zwei menschliche Fraktionen, die Allianz und die Föderation. Daneben sind auch wieder die außerirdischen Vonari mit von der Partie, die mit beiden Seiten nicht klarkommen. Nach 400 Jahren relativen Friedens zwischen Allianz und Förderation ist dort jedoch auch Krieg ausgebrochen. Evochron Legacy spielt in einer unsicheren Nachkriegszeit, was sich vor allem auf die Fraktionszugehörigkeit der Planeten auswirkt. War früher Sapphire nicht nur das geographische Zentrum des Evoversums, sondern auch friedlicher Ausgangspunkt für neue Spieler, so ist Sapphire nun im Zentrum einer umstrittenen Zone. Je nachdem, welche Fraktion ihr beim Start wählt, startet ihr entweder in Pearl (Allianz, im "Süden" der Karte) oder in Sierra (Föderation, im "Norden").

Diese Situation führt natürlich zu zahlreichen Kämpfen, wenn ihr die Systeme der eigenen Fraktion verlasst. Die laufen vom Grundsatz her ab wie früher und machen vor allem wegen des Flugsystems Spaß. Neben Planetenlandungen war das schon immer Evochrons bestes Merkmal und daran wurde glücklicherweise nichts geändert (hierzu verweise ich nochmal auf meinen anderen Artikel). Allerdings wirken sich die neuen Größenverhältnisse aus. Insbesondere Waffenreichweiten, Geschwindigkeiten und Schäden wurden angepasst. Raketen sind jetzt viel gefährlicher als früher. Man kann nicht mehr so leicht ausweichen, sondern es ist nun wichtig, sie durch Gegenmaßnahmen abzulenken oder sie abzuschießen. KI-Gegner können nun wie der Spieler Reparatursysteme in ihre Schiffe einbauen und sind in der Lage, aus Kämpfen zu fliehen.

Ebenfalls neu ist, dass sich Beschuss nicht nur auf die Schild- und Hüllenstärke auswirkt, sondern auch zum Ausfall einzelner Systeme führen kann. So kann man in der Hitze des Gefechts die eigenen Waffen verlieren, Reparatursysteme geben den Geist auf, die Schilde fallen ganz aus oder beliebige andere Systeme werden beschädigt. Damit ist der Schwierigkeitsgrad in Kämpfen wesentlich höher als früher - einfach draufhalten, schießen, kurz mal wegfliegen und erholt zurückkehren ist nicht mehr so leicht möglich, Taktik ist jetzt viel wichtiger als vorher. Was ich persönlich einerseits toll finde, aber andererseits werde ich (der nun nicht jeden Tag zum Üben kommt) nun wohl noch weniger Chancen gegen die ganzen Asse im Multiplayer haben als ohnehin schon. Hoffen wir mal, dass sich wie in den Vorgängerspielen wieder gut zusammenarbeitende Clans bilden.

Mit schwer bewaffneten Raumstationen (links im Bild) legt ihr euch besser erst später an ...