Der Aspekt der Erforschung

User-Artikel: Von Ostereiern und Sackgassen User-Artikel

Freylis 13. September 2015 - 12:14 — vor 8 Jahren aktualisiert
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Neue Hoffnung im Shooter-Genre. Trotz des relativ linearen Designs zu Zwecken des Story-Fortschritts, geben uns die Metro-Spiele doch immer wieder Raum zum Erkunden. Löblich, löblich.
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Die Hoffnung stirbt zuletzt

Es gibt sie. Wirklich. Die Hoffnung. Und nicht nur im legendären, wundersamen und oft überbewerteten Indie-Bereich freischaffender, schöpferischer Magie. Manchmal treffen auch AAA-Lizenzen erneut ins Schwarze und entführen uns in die Komplexität eines fremden Traums von gänzlich anderen Personen, die diesem im Bereich verspielter, digitaler Grenzenlosigkeit Gestalt verliehen haben. Und manchmal finden wir dort genau das, was uns bewegt und vorantreibt, was uns motiviert und begeistert. Dann erwarten wir am Ende möglicherweise gar keinen Endgegner, sondern die Gesichter der Entwickler selbst, die uns anschauen mit den unausgesprochenen Fragen: Hast du all die Orte besucht, die ich erdacht habe? Hast du dort erlebt, was ich erlebt habe? Hast du dort empfunden, was ich empfunden habe? Hast du verstanden, was ich dir sagen will? Verstehst du, weshalb ich dir freien Lauf gelassen habe, zu ergründen, zu entdecken, zu suchen und das zu finden, was dich bewegt? Verstehst du, wozu die Reise gut war? –

Es geschieht tatsächlich. Und ein jeder von uns wird sofort Titel nennen können, die ihm das unbeschreibliche Gefühl vermittelt haben und immer noch vermitteln, beim Spielen durch den Geist der Designer zu wandeln wie durch ein altes Haus, ein solches, das die Leute gerne als Spukstätte bezeichnen, eines das wie ein unentdecktes Land ist, das nur darauf wartet, erforscht zu werden.
 

Ich übergebe an Shirley Jackson

Szene aus der Buchverfilmung „The Haunting".
Der Spuk in Hill House (Verfilmung: "The Haunting") erfreut sich noch heute größter Beliebtheit. Es wird nicht zuletzt in vielen Videospielen paraphrasiert wie beispielsweise Amnesia - The Dark Descent. Wie Stephen King, der sich selbst oft, gerne und unverhohlen von der Altmeisterin des Grauens inspirieren ließ, zu Recht feststellte, ist das, was Jacksons Geschichte auszeichnet, was sie so zeitlos macht und ihr gegenwärtige Relevanz beisteuert, auf ein einfaches stilistisches Mittel zurückzuführen: den Raum zum Erforschen.

Jackson eröffnet uns einen Pfad durch unsere schlimmsten Albträume, aber sie tut es langsam und bedächtig. Sie gewährt hier und da Einblicke, öffnet manche Türen, aber hält andere verschlossen oder öffnet sie nur einen kleinen Spalt weit, sodass es der Phantasie des Lesers oder dessen Schlussfolgerungen aus dem, was ihm bisher eröffnet wurde, überlassen bleibt, die Lücken zu füllen oder sich mit Grauen abzuwenden und schnellstmöglich weiterzumarschieren. Am Ende ist „The Haunting Of Hill House“ eine spannende und manchmal mystische Entdeckungsreise, in der die menschliche Psyche ebenso erforscht wird, wie der magische, skurrile und abgrundtief unheimliche Landsitz, in dem die Handlung ihren Lauf nimmt.

Wie ich bereits anmerkte, glaube ich fest daran, dass es exakt dieser Forscherdrang ist, der Videospiele nicht nur vor dem Aussterben gerettet hat und vor dem Verschwinden in der Ursuppe der nicht zu Ende gedachten Ideen bewahrt hat. Ich glaube ebenso, dass der Wunsch nach Entdeckung, der Erschließung des unentdeckten Raumes und der Aufdeckung mystischer Geheimnisse und Zusammenhänge zum grundlegenden Antrieb unseres Denkens und Handelns gehört. Und ich weiß, dass es kein besseres, stilvolleres, sinnvolleres und vor allem unterhaltsameres Medium gibt als das Videospiel, um eben diesem schönen und märchenhaften Bestreben unserer menschlichen Natur zu frönen. –

Ich bedanke mich fürs Lesen und freue mich schon jetzt auf eure Kommentare und eine hoffentlich rege Diskussion.
Ich verabschiede mich mit einer Szene aus Minecraft. Wohl der schönste Aspekt des Spiels ist seine, nicht ohne Grund namengebende, Ergründung des Untergrunds.
Freylis 13. September 2015 - 12:14 — vor 8 Jahren aktualisiert
Christoph Vent 30 Pro-Gamer - 175320 - 13. September 2015 - 11:00 #

Viel Spaß beim Lesen dieses User-Artikel-Monsters!

Dan Sky 15 Kenner - - 3823 - 13. September 2015 - 13:24 #

Korrektur:
Seite 1 DuckTtape-Mod

Scando 24 Trolljäger - 54816 - 13. September 2015 - 11:09 #

Danke an Freylis für diesen sehr guten Artikel. Ich stimme in vielen Punkten zu.

floppi 24 Trolljäger - P - 52614 - 13. September 2015 - 11:33 #

Wow, in 11 Minuten hast du das alles gelesen? So schnell möchte ich auch lesen können, dann würde ich wieder mehr Bücher anfassen. Ich bin jetzt nach 33 Minuten gerade mal bei der Hälfte angelangt. :(

Scando 24 Trolljäger - 54816 - 13. September 2015 - 13:59 #

Ich lese sehr schnell.

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 13. September 2015 - 11:22 #

Ein Roman!

Ich lese ihn dann nach meiner Abschlussarbeit. Aber ich freue mich jetzt schon drauf.

guapo 18 Doppel-Voter - 11864 - 13. September 2015 - 11:27 #

Ist zwar Wochenende, aber der Artikel sollte ein management summary beinhalten :)

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 265167 - 13. September 2015 - 11:28 #

Ujj, das ist ja ein Brocken! :) Ich stells erstmal zurück, werde den Artikel aber bald lesen.

floppi 24 Trolljäger - P - 52614 - 13. September 2015 - 12:00 #

Puuuh, bin nach einer knappen Stunde durch. Toll geschrieben, erscheint das auch in der Retro Gamer? Würde gut reinpassen. ;)

Im Großen und Ganzen stimme ich zu, auch ich mag Open-World und Exploration, solange sie sinnvoll ist -- sprich: nicht die Ubisoft-Formel. Allerdings gelingt es zumeist nicht auch die riesigsten Welten sinnvoll zu füllen. Ja, ich habe über einhundert Stunden in Witcher 3 verbracht und nahezu soviel auch in Risen 3, dennoch wäre es für mich schöner gewesen, wenn diese Titel etwas kleiner gewesen wären, so etwa die Hälfte der Fläche vielleicht. Man hätte viel mehr Zeit verwenden können diese Hälfte noch spannender und interessanter zu gestalten.

Last but not least: Wo ist denn im neuen Design der Link zum Top-Voten? :(

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65101 - 13. September 2015 - 12:38 #

Sehr schön geschrieben. Leider muss ich gestehen, dass ich nicht mehr so viel zeit wie früher habe und froh bin wenn ich nicht überall herumprobieren muss. Was mir noch auffällt, dass Deus Ex (1) hier nicht erwähnt wird. Ein absolutes Highlight, welches ich mit Aureal A3D gespielt habe, genau wie Rainbow Six 3 oder Thief mit EAX. Eine Schande, dass es so einen Genuss für meine Ohren nicht mehr gibt :(

Claus 31 Gamer-Veteran - - 421399 - 13. September 2015 - 12:42 #

Respekt vor dieser umfangreichen Arbeit!

rammmses 22 Motivator - P - 32604 - 13. September 2015 - 12:47 #

Ach du meine Güte^^ Das muss ich ausdrucken und mal in Ruhe lesen

Taris 17 Shapeshifter - 6004 - 13. September 2015 - 13:16 #

Sehr schöner Artikel. Hat mich zum nachdenken und in Nostalgie schwelgen angeregt. Vielen Dank.

Maulwurfn (unregistriert) 13. September 2015 - 14:21 #

Das heb ich mal auf für eine langweilige Nachtschicht. Aber trotzdem jetzt schon Respekt für die Arbeit die da geleistet wurde.

Spiritogre 19 Megatalent - 13401 - 13. September 2015 - 16:27 #

Wow, was für ein schöner Artikel!

Und er zeigt wunderbar, wie unterschiedlich Spielertypen sind. Ich trat erst vor wenigen Tagen in einem anderen Forum eine Diskussion zu "was für ein Spielertyp bin ich" losg, weil ich in einem Thread schrieb, dass ich ziemlicher Storyspieler bin, d.h. ich mag es gerade eine lineare, stringent erzählte und vor allem kurzweilige Story zu erleben - wenn möglich mit wenig Ablenkung, die eben leider zu oft nur der Streckung dient. Auch mag ich durchaus kurze Games, je nach Genre reichen mir fünf bis 20 Stunden durchaus. Bei zu viel Füllmaterial kommt in solchen Titeln dann aber die Story auch in der Regel zu kurz, wird zu banal und austauschbar oder ist nur eine Anhäufung von Klischees, die es zu bedienen galt.

Tatsächlich gibt es doch derzeit unendlich viele Open World Titel. Ich bin da vielleicht auch etwas vergangenheitsgeschädigt, denn früher war die 3D Grafik schlecht und ein Level sah oft wie das andere aus. Davon ab waren diese Trist und leer. Ein Schicksal, das gerade die aktuellen Survival Open World Games zu teilen scheinen. So etwas hat mich nur gelangweilt. Ich spielte Spiele schon immer auch wegen ihrer hoffentlich abwechslungsreichen und technisch beeindruckenden Grafik. Wenn dann alles gleich aussieht oder sich ständig wiederholt, tja dann bin ich durchaus schnell gelangweilt.

Dies gesagt, es gab nur sehr, sehr wenige "Open World" Spiele, die mich zu überzeugen wussten. Oblivion und Skyrim, Fallout 3 und New Vegas, Shenmue 1 und 2, Yakuza 1 - 4 gehören dazu. Die meisten Sandkästen hingegen lassen mich kalt und langweilen mich schnell. Ich möchte, dass die Handlung weitergeht. Gerade bei Shootern. Die längeren, offeneren Shooter bekomme ich heute kaum noch durch, was mich ärgert. Die kurzen fünf Stunden langen Effektfeuerwerke genieße ich dagegen ein, zwei, drei Mal im Jahr geradezu. Ein langer Abend und ich hatte enorm viel Spaß, egal ob das spielerisch stumpfsinnig war. Besser als sich in einem überall ähnlich aussehendem Irrgarten zu verlaufen und sich langweilend den Ausgang suchen zu müssen.

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75006 - 13. September 2015 - 17:47 #

Wow, was ein Monster-Artikel! Den les ich morgen mal in aller Ruhe, heute bin ich zu verkatert dafür. ;)

floppi 24 Trolljäger - P - 52614 - 13. September 2015 - 17:55 #

Kurz vor 19 Uhr noch verkatert? Wow, muss ne Megafeier gewesen sein. ;)
Oder schon wieder verkatert? :D

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75006 - 13. September 2015 - 17:57 #

Ging bis heute Morgen, als es schon lange wieder hell war. Da kommt der Kater dann auch erst etwas später. :D

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 104914 - 13. September 2015 - 18:09 #

Gute Arbeit Freylis. Schreib mal wieder öfter. Wobei ich deine Einschätzung bzgl Tomb Raider nicht teile, aber das ist ja auch Ansichtssache. :)

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45101 - 14. September 2015 - 7:01 #

Uffz - 8 (!) Seiten? Eigentlich wollte ich das jetzt gerade lesen, aber nun muss ich das doch nochmal verschieben :D

floppi 24 Trolljäger - P - 52614 - 14. September 2015 - 7:40 #

Du musst einfach nur so schnell lesen wie Scando, dann bist du in 10 Minuten durch. ;)

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45101 - 14. September 2015 - 15:13 #

Boah, nee :)

Kühlschrankmagnet (unregistriert) 14. September 2015 - 8:49 #

Ein Wunsch, wenn du gestattest: Nimm dir beim Schreiben die Zeit und suche lieber nach einem treffenden Ausdruck, anstatt redundante Girlanden zu knüpfen. Blumensprache wird mir irgendwann welk, wenn sie Zeile um Zeile verwendet wird. Würdest du prägnanter deinen Punkt machen, müsstest du den informativen Teil auch nicht über 8 Seiten verschmieren - was selbst den besten Aufstrich verdünnt, wenn er nicht für soviel Brot reicht. ;)

Freylis 20 Gold-Gamer - 23164 - 14. September 2015 - 16:57 #

Hi ihr alle. :)
Ich war uebers Wochenende schwer beschaeftigt und konnte mich noch gar nicht fuer euer Interesse und die vielen positiven Kommentare bedanken. Allen, die den Artikel noch nicht gelesen und erst einmal aufgeschoben haben (kein Wunder, ist auch ein ganz schoener Watzen), wuensche ich viel Spass dabei. Ich melde mich spaeter.
LG,
Frey

IhrName (unregistriert) 19. September 2015 - 13:21 #

Dein Lieblingsspiel könnte Dark Souls sein - vielleicht weisst du es noch nicht :)

Freylis 20 Gold-Gamer - 23164 - 25. September 2015 - 19:23 #

Es ist tatsaechlich eins meiner Lieblingsspiele - einhergehend mit Demon's Souls. Da stimmt von der Erkundung bis zur Kampfmechanik und dem Pacing einfach alles. Bloodborne steht auch noch ganz oben auf meiner Liste. :)

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 25. September 2015 - 16:23 #

Hervorragender Artikel, inhaltlich gut, sprachlich gut - und in allen Punkten deiner Meinung.
Dass ich den Artikel gelesen habe, ist allerdings reiner Zufall - der war so schnell wieder von der Startseite verschwunden, das mir keine Chance blieb, ihn auf der Startseite zu entdecken...

Freylis 20 Gold-Gamer - 23164 - 25. September 2015 - 16:56 #

"der war so schnell wieder von der Startseite verschwunden, das mir keine Chance blieb, ihn auf der Startseite zu entdecken..."

... wie so einige interessante Sachen. Da bin ich bin froh, dass du "mich" doch noch gefunden hast. :D

Was Uebersicht und Userbeteiligung angeht, war das alte Layout m.E. immer noch etwas benutzerfreundlicher - ansonsten mag ich das neue sehr. Leider werden die Usernamen in der Artikelsektion nicht mehr angezeigt, was ich hilfreich faende, weil ich gerne mal nach aelteren Artikeln bestimmter Leute stoebere. Ich glaube, ich werde Fabian und den Reds mal eine PN schicken und nachfragen, ob man das Feature nicht wieder einschalten koennte.

LG,
Frey

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 25. September 2015 - 19:04 #

Mach mal - meine Zustimmung hast du!

Ridger 22 Motivator - P - 34694 - 25. August 2016 - 15:39 #

Vielen Dank für den interessanten (und langen) Artikel. Dieser hat bei mir wieder den Wunsch auf Exploration in Spielen geweckt. Allerdings gehöre ich auch zu der Sorte Mensch, die zwar erforschen möchte, aber in einer kürzeren Zeit. Es sei denn, es gibt wirklich viel zu erforschen und nicht nur "leere" Räume, wie z.B. bei Mass Effect.

Freylis 20 Gold-Gamer - 23164 - 25. August 2016 - 20:36 #

Wie schön, nach so langer Zeit noch eine positive Rückmeldung zu einem Artikel zu erhalten. Ich überlege im Moment, über den Herbsturlaub STALKER Call of PRIPYAT zu spielen. Einer der wenigen Shooter, der in einer liebevoll gestalteten Open-World spielt und wirklich an jeder Ecke etwas bietet.

Ridger 22 Motivator - P - 34694 - 25. August 2016 - 23:25 #

Hört sich nach einem interessanten Projekt an. Würde mir aber zu gruselig sein. Ist denn die Metro Serie auch so in der Art?
Ja, es tut mir leid. Habe den Artikel immer vor mir hergeschoben. Heute habe ich ihn in meiner Lesezeichenliste wiedergefunden und dann konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Gute Unterhaltung. Jetzt würde ich auch gerne mal etwas über Open-World von dir lesen.

Freylis 20 Gold-Gamer - 23164 - 26. August 2016 - 13:52 #

Darüber wollte ich sogar mal einen ganzen Artikel verfassen, gerade angesichts dessen, dass wir mit Titeln wie The Witcher 3, Dying Light, No Mans Sky gerade die wohl größten und komplexesten synthetischen Open Worlds geschaffen haben. - Derweil bist du herzlich dazu eingeladen, mal in meine anderen Artikel hineinzuschauen. Freut mich sehr, dass dieser dir so gut gefallen hat. - Metro ist von der Atmosphäre und dem russischen Setting her entfernt vergleichbar, ist jedoch linearer aufgebaut, um nicht zu sagen SEHR linear. Erforschen kann man da nicht sehr viel. Neben der Far Cry Serie ist STALKER einer der wenigen und besten Open World Shooter, von denen ich gerne mehr sehen würde.