Mein Kopf raucht. Ich wünsche mir Diagramme, Mindmaps, etwas Visuelles. Irgendetwas. Ohne eine grafische Krücke kann ich nicht mehr folgen... Aber am Ende finde ich dann doch noch den Weg durch die Zeit.
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Christian Gehlens Büchlein ist schmal. „Und dann kam Tetris“ umfasst gerade einmal 160 Seiten. Doch der Informationsgehalt ist hoch. Minutiös beschreibt der langjährige Spielejournalist die diversen Lizenzstreitigkeiten rund um den Spiele-Klassiker, die mehrere Firmen und staatliche Einrichtungen Ende der 80er Jahre in Atem hielten und manch ein Budget in Gefahr brachten.
Hochmut vor dem Fall
Doch fangen wir vorne an. Der Autor beginnt mit einer sprachlich wie dramaturgisch sehr gelungenen Darstellung der Frühzeit der Videospiele. Er erzählt die Geschichte von Atari, seinen Konkurrenten und der sich zuspitzenden und in der Mitte der 80er Jahre platzenden Spiele-Blase spannend wie einen Krimi. Überaus verständlich macht Gehlen die Gründe für das Scheitern der Unternehmen deutlich, die allesamt auf Masse statt auf Klasse setzten. Gehlens Darstellung ist hier sehr gut nachvollziehbar und mitreißend. Im Hauptteil jedoch, wenn Nintendo auf den Plan tritt, flacht die Spannungskurve des Buches leider etwas ab.
Donkey Kongs Schöpfer stapfen über den großen Teich
Als sich Nintendo nach dem Zusammenbruch des Marktes in Richtung USA aufmachte, fand das japanische Unternehmen ein trübes Brachland vor, das es von nun an zu rekultivieren galt. Der Durchbruch gelang Nintendo dann Anfang 1990er Jahre mit Tetris. Das Puzzlespiel mit den Bauklötzen wurde zu einem Riesenerfolg in allen Altersklassen, zu einer gesellschaftlich breit anerkannten Art der Unterhaltung und Freizeitbeschäftigung. Doch vor diesen phänomenalen Sieg hatte der Handheld-Gott viel Schweiß und vor allem ein dschungelartiges Dickicht von Rechtsstreitigkeiten gesetzt. Ein Labyrinth, das kaum allein mittels Sprache erfasst werden kann. Doch die aus meiner Sicht nicht ganz ausreichend simplifizierte Darstellung dieser Streitigkeiten ist auch schon die einzige Schwäche des insgesamt spannenden und lesenswerten Buches aus Christian Gehlens Feder.
Unterm Strich ein toller Blick zurück
Zwischendurch erfahren wir immer wieder von netten Anekdoten aus der Nintendo-Geschichte, die den Kontrast zwischen US-amerikanischer und japanischer Unternehmenspolitik auf lockere Art näherbringen. Am Ende ist Gehlens Buch trotz einiger weniger Schatten die kluge Schilderung eines wichtigen Zeitabschnitts der Videospielhistorie. Geneigte Playstation-4-Zocker unter 30 erhalten hier manch interessanten Einblick. Doch vor allem all jene, die damals noch ihr Taschengeld in Spielautomaten versenkten oder mit Atari und Commodore aufwuchsen, werden sehr viel Freude an diesem Buch haben.
Kleine Kritik/Anmerkung - ich würde den Newstitel auch als "BUCHKRITIK - " und dann den jetztigen Titel bringen, so hab ich erstmal gedacht in der Newsmatrix lief einer Amok
ChrisL
30 Pro-Gamer - P - 199512 - 4. August 2016 - 18:16 #
Nicht verwechseln: Ist ein User-Artikel, keine News. :) Sobald der Artikel in der Top-News-Rubrik auftaucht -- was meines Wissens bisher bei so gut wie allen User-Artikeln der Fall war --, wird er auch entsprechend gekennzeichnet.
Ich habe das Buch gerade im Urlaub gelesen (ging tatsächlich sehr fix). Inhaltlich stimme ich der obigen Rezension zu: man erhält einen schön kompakten Überblick über die Automaten- und Heimkonsolenszene aus Nintendo-Sicht.
Eine Anmerkung aber: Der Buchautor ist "langjähriger Journalist und Autor" - und mir fällt beim Lesen des Buchs durchweg seine zwar flotte, aber sehr "einfache" Schreibe negativ auf. Regelmäßige Genitiv-Fehler jetzt mal außen vor gelassen - die fallen heute ja nicht mal mehr jedem auf... Man ist ja in Zeiten von "user-generated-everything" und Internetsprech vielerorts an sehr umgangssprachliche Schreibstile gewöhnt, aber für ein Buch - gegen Geld und von einem Journalisten (der dann womöglich sogar Germanistik oder Journalismus studiert hat) würde ich mir durchaus ein paar pfiffigere Formulierungen und Umgang mit der (sehr schönen) deuschen Sprache wünschen. Für einen Berufsschreiber sollte das doch eigentlich auch Antrieb sein, oder liege ich da so sehr daneben?
Wie gesagt - inhaltlich sicher sehr gut, doch ich vermisse gerade im Umgang mit der Sprache einmal mehr das, was den Profi vom Internet-Foren-Schreiber abhebt.
Übrigens nicht nur in diesem speziellen Fall: Das geht mir leider immer häufiger so beim Lesen von teuren Büchern und Magazinen...
Falls noch nicht bekannt: Ein (IMHO sehenswertes) dreiteiliges Interview mit dem Tetris-Erfinder (Alexey Pajitnov) findet Ihr bei Matt Chat!
Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=BjYb7Rbosw8
Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=ocGi_g4N1nY
Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=3DhABjEPrKE
Habe mir das Buch aufgrund von der Rezension auch gekauft und ziemlich schnell durchgelesen.
Zunächst danke für die Empfehlung, es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen.
Was mit persönlich an dem Buch gefehlt hat waren vor allem Screenshots. Klar, Pong und Tetris kennt jeder, aber dazwischen waren doch ein paar Titel, die ich nicht kannte. Auch wäre es schön gewesen, die verschiedenen Tetris-Versionen mal gegenüberzustellen.
Dennoch ein gutes Buch, das ich auch weiterempfehlen würde.
Sehr gelungene Buchkritik.
Da kann ich mich nur anschliessen.
interessanter artikel, danke dafür...
hatte letztens einen podcast darüber gehört, ich glaube der von lott...
da wird die tetris geschichte auch ausführlich beleuchtet...
Edit:
http://www.stayforever.de/2015/07/tetris-folge-46/
Stimmt. War ne tolle Folge. Auch da erfährt man alles Wissenswerte.
Schön, Buchkritik würde ich hier gerne häufiger lesen. :-)
Liegt ua im Kölner HBF bei den Computer mags, nähe der retro Hefte
Danke! Aber schade, dass der Artikel hier so untergeht. Die Geschichte von Tetris fand ich schon im Stay Forever Podcast sehr interessant.
Kleine Kritik/Anmerkung - ich würde den Newstitel auch als "BUCHKRITIK - " und dann den jetztigen Titel bringen, so hab ich erstmal gedacht in der Newsmatrix lief einer Amok
Nicht verwechseln: Ist ein User-Artikel, keine News. :) Sobald der Artikel in der Top-News-Rubrik auftaucht -- was meines Wissens bisher bei so gut wie allen User-Artikeln der Fall war --, wird er auch entsprechend gekennzeichnet.
alles klar, du weisst aber was ich meine, das beruhigt mich
Könnte ruhig Top-News werden :)
Sehr toll geschriebene Kritik.
Danke für die Kritik, hat mir sehr gefallen. Werde mir das Buch mal holen :-)
ah, die späte top news würdigung
:D
Das Buch wünsche ich mir zum Geburtstag. Klingt interessant.
Danke für die Top-News-Würdigung! :-) Viel Spaß allen noch beim Lesen.
Schade, dass der Steckbrief ein wenig schlecht passt. Immerhin geht es hier nicht um das Spiel.
Schön mal einen Buchkritik. Find ich super.
Ich habe das Buch gerade im Urlaub gelesen (ging tatsächlich sehr fix). Inhaltlich stimme ich der obigen Rezension zu: man erhält einen schön kompakten Überblick über die Automaten- und Heimkonsolenszene aus Nintendo-Sicht.
Eine Anmerkung aber: Der Buchautor ist "langjähriger Journalist und Autor" - und mir fällt beim Lesen des Buchs durchweg seine zwar flotte, aber sehr "einfache" Schreibe negativ auf. Regelmäßige Genitiv-Fehler jetzt mal außen vor gelassen - die fallen heute ja nicht mal mehr jedem auf... Man ist ja in Zeiten von "user-generated-everything" und Internetsprech vielerorts an sehr umgangssprachliche Schreibstile gewöhnt, aber für ein Buch - gegen Geld und von einem Journalisten (der dann womöglich sogar Germanistik oder Journalismus studiert hat) würde ich mir durchaus ein paar pfiffigere Formulierungen und Umgang mit der (sehr schönen) deuschen Sprache wünschen. Für einen Berufsschreiber sollte das doch eigentlich auch Antrieb sein, oder liege ich da so sehr daneben?
Wie gesagt - inhaltlich sicher sehr gut, doch ich vermisse gerade im Umgang mit der Sprache einmal mehr das, was den Profi vom Internet-Foren-Schreiber abhebt.
Übrigens nicht nur in diesem speziellen Fall: Das geht mir leider immer häufiger so beim Lesen von teuren Büchern und Magazinen...
Falls noch nicht bekannt: Ein (IMHO sehenswertes) dreiteiliges Interview mit dem Tetris-Erfinder (Alexey Pajitnov) findet Ihr bei Matt Chat!
Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=BjYb7Rbosw8
Teil 2: https://www.youtube.com/watch?v=ocGi_g4N1nY
Teil 3: https://www.youtube.com/watch?v=3DhABjEPrKE
Habe mir das Buch aufgrund von der Rezension auch gekauft und ziemlich schnell durchgelesen.
Zunächst danke für die Empfehlung, es hat Spaß gemacht, das Buch zu lesen.
Was mit persönlich an dem Buch gefehlt hat waren vor allem Screenshots. Klar, Pong und Tetris kennt jeder, aber dazwischen waren doch ein paar Titel, die ich nicht kannte. Auch wäre es schön gewesen, die verschiedenen Tetris-Versionen mal gegenüberzustellen.
Dennoch ein gutes Buch, das ich auch weiterempfehlen würde.
Wirklich gute Buch Kritik.
Werde mir das Buch nun auch holen. :)
Besten Dank für die Rezension!