Freakshow Folge 7

Synaesthete User-Artikel

Daeif 12. Juni 2012 - 12:41 — vor 11 Jahren zuletzt aktualisiert
Hereinspaziert, hereinspaziert! Hier seht ihr die merkwürdigsten Computerspiele der Welt. Ob seltsame Genres, kuriose Szenarien oder einfach nur bodenlos schlechte Machwerke: In dieser Artikelserie kommt ihr aus dem Staunen nicht heraus!
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Genremixturen geben der Spielwelt oft neue Impulse und überraschen teilweise mit Mashups, von denen der Durchschnittszocker im Leben nicht geträumt hat. Einige Crossover konnten sich im Mainstream durchsetzen, darunter Action-Adventures (auch wenn heutzutage der Adventure-Anteil immer mehr verloren geht) und Action-Rollenspiele (auch, wenn heutzutage der Rollenspiel-Anteil immer mehr verloren geht). Andere bliesen den Marsch auf den Mainstream, scheiterten aber an der Gunst der Käufer (so wie der Action-Strategie-Versuch in Battlezone). Wieder andere sind dagegen derart absurd und gleichzeitig originell, dass der jeweils umgesetzte Titel wohl auch der einzige bleiben wird. Ein solches Spiel ist Synaesthete. Mal ehrlich: Wer spielt Diablo und Guitar Hero und denkt sich dann: „Hey, dass sind zwei Spiele, die gut zusammen passen?“ Die Studententruppe von Rolling Without Slipping! Die Jungs hatten genau diesen Einfall – noch interessanter ist aber die Tatsache, dass er auch funktioniert.

You are the Zaikman!

Der Countdown für den Zaikman läuft. Gleich muss er sich zu elektronischen Beats gegen allerlei Gesocks erwehren.
Die Story von Synasthete lässt sich kaum als solche beschreiben: Ihr seid der Zaikman (benannt nach dem Produzenten des Spiels, Zach Aikman), der eine Tron-ähnliche digitale Welt vom Bösen befreien muss. Oder so. Wie bereits erwähnt, ist die Rahmenhandlung so gut wie nicht vorhanden, aber wann konnten wir schon einmal eine gute Story in einem Action-Rollenspiel oder einem Rhythmusspiel erleben? Ihr müsst für das Spiel nur eins wissen: Ihr seid der Held und müsst so lange Gegner killen, bis sich eine Tür in das nächste Areal öffnet. Erinnert also mehr an gute alte Shooter aus den Neunzigern. Und viel mehr müsst ihr auch nicht tun: Monster plätten, gelegentlich Noten einsammeln, die euch Lebensenergie zurück geben, und mehr Monster plätten. Im Grunde also mehr als langweilig. Oder?

Musiziert sie tot...

Das Interessante am Spiel ist, wie ihr die Monster besiegt. Weder schießt ihr sie über den Haufen, noch klickt ihr sie mit Schild oder Zaubern tot. Tatsächlich bekämpft ihr eure Gegner mit Musik. Das funktioniert folgendermaßen: Ihr lauft in einen Raum. Die Tür verschließt sich. Nun erscheinen in der Mitte des Bildschirms halbdurchsichtig drei Musikbahnen mit roten, grünen oder blauen Icons. Dann strömen Gegner auf euch zu. Wie in Guitar Hero müsst ihr nun die Noten spielen, welche von eurem Zaikman als Strahlen verschossen werden, um die Gegner zu erledigen. Das Knifflige daran ist, dass ihr nicht still stehen dürft, da die Gegner teilweise auf euch zu kommen. Die Kunst in dem Spiel besteht also, euch mit den WASD-Tasten durch den Gegnerwust zu manövrieren und gleichzeitig die Noten korrekt zu spielen. Die Schwierigkeit, sich auf zwei Sachen gleichzeitig zu konzentrieren, haben wohl auch die Entwickler erkannt, und deshalb das Prinzip etwas vereinfacht. Ihr müsst nicht perfekt spielen, um alle Gegner zu besiegen, es reicht schon aus, nur einem Beat korrekt zu folgen. Logischerweise verschießt euer Zaikman dann aber nur noch einen Strahl. Ihr müsst also selbst abwägen: Spiele ich nur eine Note und verlängere ich damit den Spielablauf, oder versuche ich, alle Noten zu spielen, und riskiere, viele Treffer zu erhalten?

So schießt ihr euch also euren Weg durch insgesamt drei Welten frei. Jede Welt besteht aus drei Levels (oder Songs) und steht zudem für einen der drei Musikstile Trance, House oder Hardcore. Im zweiten Level jeder Welt erwartet euch zudem ein Boss. Diese Bosskämpfe waren allerdings eine kleine Enttäuschung. Keine besondere Taktik wird von euch erwartet. Bosse sind lediglich normale Gegner mit vielen Hitpoints. Der zehnte Level, der keiner Welt zugehörig ist, besteht dann nur noch aus einem Bosskampf. Hier variiert das Spiel zumindest teilweise, sodass ihr auch mal nur spielen müsst.

Schwierig zu beherrschen,
aber einfach zu meistern?


Jetzt bloß den Rhythmus halten, um keine Lebenspunkte einzubüßen! Beachtet, dass die rote Beatstrecke transparent dargestellt ist. Das bedeutet, dass im Moment nur die blaue Strecke vom Spieler verwendet wird.
Nach fast jedem Level erhaltet ihr eine besondere Fähigkeit, ähnlich Zaubersprüchen in einem Action-Rollenspiel. Diese Fähigkeiten reichen über einen einfachen Heilspruch bis hin zu einem Riesenzaikman, der Gegner einfach zerstampft. Das Besondere: Ihr müsst vor Beginn eines Levels wählen, welche Fähigkeit ihr mitnehmen wollt, mehrere gleichzeitig sind nicht möglich. Dafür könnt ihr den Spruch eurer Wahl auch drei- bis fünfmal pro Level einsetzen, je nachdem, wie gut ihr spielt.
Positiv aufgefallen ist, dass sich der vorgegebene Beat fast immer im gespielten Song finden lässt. Das macht es für euch leichter, den Song zu spielen, da ihr euch dann voll und ganz auf das Ausweichen von Gegnern konzentrieren könnt. Dafür fällt es umso schwerer ins Gewicht, wenn der Beat mal nicht stimmt. Dann rennt ihr mit eurem Zaikman durch den Raum, ohne euch zu wehren.

Nun kann das Spielprinzip abschreckend auf jene wirken, die in Rhythmusspielen keinen Stich sehen. Auch ich bin nicht gerade ein Gewinner in diesem Genre. Doch Überraschung: Synaesthete ist geradezu zu leicht! Die ersten beiden Schwierigkeitsgrade naschte ich zumindest locker weg, ohne auch nur ein einziges Mal zu sterben. Erst der dritte Schwierigkeitsgrad, den ihr erst nach einmaligem Durchspielen freischaltet, bringt euch möglicherweise ins Schwitzen. Ohne massiven Einsatz eurer Fähigkeiten seid ihr verloren. Dennoch: Ein bisschen mehr Herausforderung hätte nicht geschadet.

Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Wie bei vielen Studentenprojekten bei DigiPen üblich, ist Synaesthete als Freeware erhältlich. Die aktuelle Version steht unter zum Download bereit.
Die Grafik ist, wie man sie sich für ein solches Spiel nur wünschen kann: experimentell, ohne Anspruch auf Realismus, dafür stilistisch stimmig. Allerdings ist sie aufgrund der extrem grellbunten Neonfarben nicht für Spieler gedacht, die bei diesem Stil Kopfschmerzen oder gar Anfälle bekommen können. Nicht umsonst wird vor dem Spiel vor der aufkommenden Lasershow gewarnt.

Fazit

Synaesthete ist ein mehr als famoser Genremix, der alleine durch seine Kuriosität einen Blick Wert ist. Leider versteift sich der Titel auch etwas zu sehr auf seine Mischung, auf bahnbrechende neue Elemente werdet ihr im Spielverlauf vergeblich warten. Wer jedoch eine Stunde Zeit für ein Spielexperiment hat (länger ist Synaesthete nämlich nicht), der sollte dem kostenfreien Spiel durchaus eine Chance geben.

Damit schließt die Show für heute. Kommt auch das nächste Mal wieder vorbei, wenn ihr die kuriosesten und merkwürdigsten Titel der Spielwelt erblicken wollt. Ich bin euer Gastgeber Däif und sage euch: You are the Zaikman!
Daeif 12. Juni 2012 - 12:41 — vor 11 Jahren zuletzt aktualisiert
Anothep (unregistriert) 12. Juni 2012 - 12:55 #

Ich soll ausrichten, dass beim zweiten Bild die Verlinkung fehlt :-)

Daeif 19 Megatalent - 13820 - 12. Juni 2012 - 19:37 #

Mist, da hat mich schon wieder der Hafer gestochen. Sollte jetzt gehen.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66900 - 12. Juni 2012 - 13:18 #

Ich musste beim lesen spontan an Sequence denken. Das hab ich mal aus Neugier für wenig Geld bei einem Steam-Deal mitgenommen und hatte dann überraschend viel Spaß damit. Das mischt auch RPG-Ansätze mit einem Guitar-Hero-Kampfsystem - bei Bossen sogar mit besonderen Taktiken.

insaneRyu 14 Komm-Experte - 2621 - 12. Juni 2012 - 21:37 #

Habs vor Jahren mal gespielt. Ich fand es teilweise etwas unübersichtlich, aber spaß gemacht hats allemal. Und die Musik war auch, bis auf ein/zwei ausnahmen, sehr fetzig wenn ich mich recht entsinne und das obwohl ich nicht so der elektromensch bin.

Musikspiel
DigiPen
01.10.2007
6.5
PC