Freakshow #11

Survival Crisis Z User-Artikel

Daeif 28. Oktober 2012 - 12:10 — vor 11 Jahren zuletzt aktualisiert
Hereinspaziert, hereinspaziert! Hier seht ihr die merkwürdigsten Computerspiele der Welt. Ob seltsame Genres, kuriose Szenarien oder einfach nur bodenlos schlechte Machwerke: In dieser Show kommt ihr aus dem Staunen nicht heraus! Heute, pünktlich kurz vor Halloween, gibt's was zum Gruseln, mit Zombies und so.
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Heute, ihr untriebigen Geister digitaler Unterhaltung, wird sich gegruselt. Genau, Halloween steht vor der Tür! Jetzt wird es wahrscheinlich wieder Kommentare geben wie „Pah, Halloween! Eine Erfindung der US-Warenhäuser!“ Aber ich mag das Konzept eines Feiertages, an dem sich alles um Geister, Monster und allem anderem Gruselzeugs dreht. Und ja, ich kenne die ursprüngliche Bedeutung dieses Feiertages, da braucht ihr mich nicht zu belehren.

So hab ich mir im Laufe der Zeit meine eigene Halloween-Tradition angeeignet. Verkleiden kommt zwar nicht in Frage (Hallo? Geht’s noch? Ich bin Westfale!), aber generell wende ich mich Ende Oktober gerne allen Medien zu, die ich unter Horror verstehe. Seien es gepflegte Poe-Kurzgeschichten, Horrorfilme (sowohl Klassiker als auch moderne) und natürlich auch Spiele. Da wollte uns Capcom wohl mit Resident Evil 6 einige Halloween-Freuden bescheren, aber dem GG-Test nach zu urteilen, war der Releasetag für die meisten wohl doch kein Festtag. Da wünschen sich Zocker gerne die Zeiten zurück, in dem das „Survival“ in „Survival-Horror“ auch spielerisch berücksichtigt wurde. Da ich mich gerne in die Abgründe der Spielekultur stürze, stieß ich auch sogleich auf einen Titel, bei dem ihr wirklich ums Überleben kämpfen müssst. Nein, es ist nicht Day Z oder WarZ, sondern Survival Crisis Z.

Wie, nie gehört? Prima, dann hat der Artikel mal wieder seinen Hauptzweck erfüllt. Wer jedoch fleißig auf Xbox Live Arcade unterwegs ist, könnte aber zumindest den Entwickler kennen, denn hinter dem Titel steckt: die Ska Studios (ehemals Ska Software). Die aus nur aus einem Mann und einer Frau bestehende Klitsche steht auf allerhand Schauriges, was auch in ihren Titeln wie der Dishwasher-Serie zum Ausdruck kommt. Doch am meisten mag das Team Zombies. Sage und schreibe zehn Titel mit Zombies können die Entwickler ihr Eigen nennen, darunter die Zombie-Smashers-X-Reihe. Survival Crisis Z entstand zu einer Zeit, als die Entwickler noch nicht kommerziell tätig waren, und steht folglich zum kostenlosen Download bereit. Doch kann ein Freeware-Spiel eine ähnlich beklemmende Atmosphäre einfangen wie beispielsweise die Resident-Evil-Serie in den Neunzigern?

Grafik von anno dazumal

Autsch! Da habe ich nicht gut genug aufgepasst. Zum Glück verliert ihr beim Biss eines Zombies nur Lebenserengie, nicht die Seele.
Das (sehr kurze) Intro kann den geneigten Horrorfan schon mal überzeugen: Ihr seht einen Fernseher mit mehreren verzweifelten Meldungen über die Epidemie. Erinnerungen an Filme wie Night of the Living Dead werden wach. So beginnt man ein Zombiespiel.

Im Menü habt ihr die Wahl zwischen dem Stroy- und dem Arcade-Modus. Da der Story-Mode das „Filetstück“ des Titels ist, hier ganz kurz etwas zum Arcade-Mode: Ihr werdet zufällig auf der Karte gedroppt und schießt so lange Zombies platt, bis ihr platt seid. So einfach können Spiele gestrickt sein!

Im Story-Mode geht es ans Eingemachte: Ihr wählt Hautfarbe, Geschlecht und einen von fünf Berufen aus. Die Berufe bestimmen, welche Fähigkeiten und Waffen ihr zu Beginn erhaltet. Im Spielverlauf könnt ihr neue Waffen und Fähigkeiten finden, deshalb ist diese Option auch nur für die ersten Spielstunden entscheidend. Weil ich eine weinerliche Wimmerliese bin, nehme ich natürlich den Arzt, der kann sich in Notsituationen heilen.    

Habt ihr alles zu eurer Zufriedenheit ausgewählt, erwartet euch sogleich der erste Schock in Form der Grafik. Okay, immerhin sieht das Spiel besser aus als DoomRL in der ungepatchten Version, aber schon gegen The Binding of Isaac sieht die Grafik keinen Schnitt. Das Ganze wird in einer wirren 3D-Iso-Perspektive dargestellt, alle NPCs und Gegner im Spiel sind aber 2D. Wirr ist auch die Steuerung: Per linker und rechter Pfeiltasten „dreht“ sich eurer Charakter, mit den Pfeiltasten oben und unten legt ihr Vor-oder Rückwärtsgang ein. Doch überraschenderweise funktioniert diese Art der Bedienung, und sogar das Zielen fällt ausgesprochen leicht. Es gibt noch zwei andere Steuerungsarten („direkt“ und mit der Maus), die sind aber eher schlechter beziehungsweise nur marginal besser. Dagegen könnt ihr nur in der Standardsteuerung die Tastenbelegung verändern. Blöd, da der Button für die Spezialfähigkeit auf „z“ liegt. Da müsst ihr wohl oder übel eure Tastatur remappen.

Euer Ziel: Überleben!

Habt ihr all diese Eigenwilligkeiten überwunden, wartet immer noch ein Spiel auf euch. Seht ihr den Haufen Zombies da drüben? Gut, sofort weglaufen, denn eure Startwaffe hat eh zu wenig Munition, um mit all diesen Bastarden fertig zu werden. Bleibt aber auf dem Bürgersteig, da die wenigen verbliebenen Autofahrer mit der Zombie-Epidemie wohl gleich sämtliche Verkehrsregeln vergessen haben.   

Was nun zu tun ist, liegt ganz bei euch. Wie in GTA könnt ihr die Gegend erkunden, Items aufsammeln und euch mit den restlichen, nicht untoten Lebenden verständigen. Zwei Sachen solltet ihr jedoch ständig im Auge behalten: Eure Lebensmittel und eure Ausgeruhtheit. Wie jeder Mensch braucht euer Charakter nämlich Essen und Schlaf. Fehlt beides, droht euch zwar nicht der Tod, aber unangenehme Konsequenzen: Bei Schlafmangel wabbelt der Bildschirm nervös hin und her, bei Hunger werdet ihr immer langsamer, bis ihr bald selbst wie ein Zombie daherschlurft.  

Beide Bedürfnisse erhaltet ihr bei den mehreren Dutzend NPCs auf der Karte. Doch diese liefern euch noch etwas viel Wichtigeres: Aufträge. Für Essen und Unterkunft braucht ihr nämlich Geld (so unlogisch das in einer Post-Apokalyptischen Welt auch klingt), dass ihr euch nur durch Jobs verdienen könnt. Also eskortiert ihr munter Personen oder räumt Gebäude von Zombies frei. Mit der Knete lassen sich aber auch bessere Waffen und Fähigkeiten kaufen, damit die stetig schwieriger werdenden Aufträge machbar bleiben.

SWAT vs. Rebels

Ja, ist denn das zu fassen? Kaum will man mal die Straße überqueren, kommt einem so ein blutverschmierter Truck in die Quere. So was...
Die NPCs können neutral sein. Können. Neben einigen unabhängigen Cheffes haben sich viele entweder dem hiesigem SWAT-Team oder den Rebellen angeschlossen. Typisch für Menschen inmitten einer Zombie-Epidemie schießen die sich auch mal gerne gegenseitig über den Haufen, weil es ja wohl sonst nichts Feindseliges gibt. Selbstverständlich könnt ihr euch auch einer Fraktion anschließen, aber Vorsicht: Tappt bloß nicht unvorhergesehen in das Revier des Gegners, sonst könnte es passieren, dass man euch „versehentlich“ für einen Zombie hält... Ja ja, George A. Romero hatte mal wieder Recht.

Von da an steht euch die komplette Spielwelt offen. Je nach Erfolg der Missionen schließen sich euch manchmal Mitglieder an, um die ihr euch als „Party-Leader“ dann auch kümmern müsst. Lust, selbst ein Bandenanführer zu sein? Erhebt Anspruch auf das Gebäude eines NPCs. Und was wohl im Keller dieses verlassenden Hauses drin ist? Hmm...

Fazit: Eigenwillige Survival-Hatz

Survival Crisis Z ist eines dieser Spiele, die technisch gesehen unteres Mittelmaß sind: Die Grafik wirkt komisch bis amateuerhaft, die Steuerung sehr eigen und die Bedienung der Menüs ist ein Graus. Und doch gleicht das Gameplay des Titels die Schwächen so gut aus, dass ihr wahrscheinlich trotzdem dran bleibt. Nur zu gerne wollt ihr es schaffen, dass euer Charakter die nächsten Tage, Wochen, Monate, Jahre überlebt. Nur gut, dass ich keine Wertung aussprechen muss, sonst wäre zwischen einer "3" und einer "9" so ziemlich alles möglich.

Damit schließt die Freakshow für heute. Kommt auch das nächste Mal wieder vorbei, wenn ihr die kuriosesten und merkwürdigsten Titel der Spielwelt erblicken wollt. Ich bin euer Gastgeber Däif und sage euch: Do you think we can make this?


Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Survival Crisis Z ist als Freeware zu bekommen, allerdings gibt es ein paar Einschränkungen. So scheint Ska Studios nur noch wenig Interesse an ihren alten Freeware-Titeln zu haben, da sie auf der Website unter der Rubrik Games nicht mehr aufgeführt sind. Nur ein Blogeintrag von 2007 führt euch noch zum Download-Link.

Noch eine Einschränkung: Unter Vista und Windows 7 gibt es starke Probleme, das Spiel zum Laufen zu bringen. Wer noch ein XP-System hat, sollte allerdings keine Schwierigkeiten haben.
Daeif 28. Oktober 2012 - 12:10 — vor 11 Jahren zuletzt aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 28. Oktober 2012 - 12:12 #

Schöner Artikel, Däif!

Crazybug 09 Triple-Talent - 234 - 28. Oktober 2012 - 12:20 #

Ich weiß nicht ob erwünscht, aber was mit aufgefallen ist: 1 Absatz (Großgedruckt) letzte Zeile: Halloween statt Halowwen. =)

McGressive 19 Megatalent - 14300 - 28. Oktober 2012 - 12:27 #

Toller Artikel!

btw: User-Artikel wie dieser bzw. User-Artikel im Allgemeinen brauchen ganz dringend eine Übersichtsspalte o.Ä. in ihrem jeweiligen Text, wo ich auf die vorherigen Artikel der Serie zugreifen kann!

Stonecutter 22 Motivator - P - 31862 - 28. Oktober 2012 - 12:37 #

Danke für den Artikel! Würde mich über mehr Tests in dieser Form freuen!

LittlePolak 13 Koop-Gamer - 1783 - 28. Oktober 2012 - 14:11 #

Danke für den Artikel :)

Drapondur 30 Pro-Gamer - - 161777 - 28. Oktober 2012 - 14:26 #

Schöner Artikel! :)

Action
Open-World-Action
Ska Studios
Ska Studios
13.09.2004 (PC)
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