Die drei Rassen von links nach rechts: Zerg, Protoss und Terraner.

"Nur drei Rassen": Mangelnde Abwechslung?

N. Falk: Im Gegenteil. Da die Rassen alle ein vollkommen unterschiedliches Gameplay bieten, fühlt man sich anfangs eher überfordert. Bisher habe ich mich deswegen aufs Spielen der Protoss beschränkt, da man für jede Rasse eine ziemlich lange Einarbeitungszeit benötigt. Allerdings sieht man schon als Anfänger, welche unterschiedlichen Möglichkeiten die Rassen bieten: Die Terraner sind die Langsamen und Feuerstarken, die Protoss sind schneller und vor allem in der Luft überlegen, die Zerg hingegen sind schleimige und vor allem sehr schnelle Biester, die zu schnellen Massenangriffen förmlich einladen.

R. Kindler: Es ist verständlich, dass sich mancher Veteran eine vierte, neue Rasse gewünscht hätte. Andererseits ist das Spiel schon mit den jetzigen drei sehr unterschiedlichen Rassen recht schwer zugänglich, was die Entscheidung gegen eine vierte Rasse meiner Ansicht nach bekräftigt. Die unzähligen Möglichkeiten dürften viele Einsteiger schon jetzt überfordern.

Multiplayer und Liga: Motivierend oder abschreckend?

N. Falk: Ich finde das Ranking-System mit den verschiedenen Ligen genial. Bei Starcraft 2 absolviert man pro Matchart (1vs1, 2vs2 etc.) fünf Probespiele, welche keine Punkte für den Spieler bringen. Die Ergebnisse werden dann ausgewertet und man wird in eine Liga mit gleichstarken Gegnern gesteckt, zum Beispiel in die Kupferne, Bronzene, Silberne oder Goldene. Innerhalb dieser Liga kann man sich dann ganz nach oben arbeiten, um in die nächst höhere Liga zu kommen. Ich bin in der Bronze-Liga gelandet und hatte nie den Eindruck, gegen zu starke Spieler zu spielen. In dieser Beziehung ist das System vermutlich das Beste für ein Spiel wie Starcraft 2, in dem das Können der Spieler so weit auseinander driftet. Jedoch verdeutlichen die Ranglisten meiner Meinung nach den eigenen Fortschritt nicht sehr gut, da es viele verschiedene Listen einer Rangordnung gibt. Battlefield macht dies mit einer "großen" Rangliste besser.

R. Kindler: Tatsächlich empfinde ich das Mehrspieler-System als durchaus gelungen. Gerade Anfänger stehen zu Beginn vor einer größeren Herausforderung, als manchem vielleicht lieb ist. Jedoch fängt das mehrstufige, auf Können der Spieler ausgerichtete Liga-System viel Frust auf. Ich fühlte mich von Beginn an sehr wohl mit diesem System, fordert es doch die Chancengleichheit und den Wettbewerb unter Anfängern wie auch unter Veteranen. Die Matches waren immer herausfordernd, aber nie unfair.

Das Ranglistensystem bietet Chancengleichheit und ist sehr übersichtlich aufgebaut.

Die Community: Herzlicher Empfang für Anfänger?

N. Falk: Den Umgang zwischen den Spielern habe ich immer als freundlich empfunden. Dies liegt vielleicht auch daran, dass sich bei zwei bis vier Spielern niemand traut, groß den Macho und Alleskönner raushängen zu lassen und die Gegner als "Noob" oder Ähnliches beschimpft.

R. Kindler: Natürlich ist es schwierig, von der Closed Beta auf die Community des fertigen Spiels zu schließen. Jedoch scheint die Starcraft-Community recht freundlicher Natur zu sein. Verurteilungen und damit verbundene abstoßende Reaktionen gegenüber Anfängern sucht man vergeblich. Auch schnelles, recht einseitiges und wenig professionelles Spielen wird in der Regel noch mit netten Worten kommentiert.

Persönliche Einschätzung

N. Falk:  Starcraft 2 ist ein Spiel, das man vielseitig spielen kann. Entweder man nimmt das Spiel als eine Sportart wahr und trainiert täglich verschiedenste Taktiken, oder man spielt zwischendurch unterhaltsame Runden. Diese Wahl lässt Blizzard jedem Spieler durch das Ligen-System. Auch der Gelegenheitsspieler muss keine Angst haben, in einem Pool mit unverhältnismäßig stärkeren Gegnern zu landen. Ich werde Starcraft 2 weiterspielen, da es großen Spaß macht und den Spieler zu taktischem Denken anregt.

R. Kindler: Starcraft 2 ist durchaus spielenswert. Sobald die ersten Hürden überwunden sind, beginnt sich das Konzept zu entfalten und begeistert mit vielen taktischen Möglichkeiten. Auch ein verlorenes Spiel wird von mir ohne Frust hingenommen, da es zwar herausfordernd, aber nie unfair ist. Und die detailliert zusammenfassende Abschlussstatistik liefert stets Hinweise zu möglichen Fehlern in der eigenen Strategie. Auf mich persönlich wirkt Starcraft 2 wie ein sehr ausgereiftes, klassisches Strategiespiel der alten Schule, das an die gefühlte Klasse eines Command & Conquer dennoch nicht ganz heranreicht. Das liegt in besonderem Maße an der Atmosphäre, an dem, was Starcraft 2 besonders machen soll. Während in Command & Conquer der gewohnt atmosphärische und auszeichnende Soundtrack ertönt, gibt es in Starcraft 2 massenkompatible und austauschbare Gitarren- und Orchesterklänge aus der Retorte. Während in Command &Conquer 3 schon das Hauptmenü vor Atmosphäre zu beben scheint, wird Starcraft 2 vom Battle.net und möglichen Achievements beherrscht. Das Spiel wirkt auf mich vergleichsweise steril. Command & Conquer macht in atmosphärischer Hinsicht vieles besser. Vielleicht wird der Singleplayermodus der finalen Starcraft 2-Version hier noch das Ruder herumreißen. Bis zum Release warte ich deshalb noch ab und werde mich vorerst nicht an den Vorbestellungen beteiligen.