User-Test

Mirror's Edge für iPad User-Artikel

Bernd Wener 24. Juni 2010 - 12:22 — vor 13 Jahren zuletzt aktualisiert
Als Mirror's Edge Ende 2008 auf den gängigen Spiele-Plattformen erschien, gingen die Meinungen dazu stark auseinander. Kunstwerk oder detailarmes Story-Leichtgewicht? Im Mai 2010 wagte EA mit der Runnerin Faith nun den Sprung auf Apples iPad. Zeit, dass wir uns an Faiths Fersen heften, um herauszufinden, ob die Landung gelungen ist.
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Während schon damals einige den ungewöhnlichen Grafikstil als Kunstwerk lobten und vom neuartigen, durch die Trendsportart Parkour inspirierten Spielfluss begeistert waren, klagten andere über die detailarme Grafik, die relativ geringe Spielzeit und die dünne Präsentation der Geschichte. Auch die Bewertungen im AppStore lassen auf eine ähnliche Kontroverse schließen, wie schon zur Veröffentlichung der "großen" Version. Dieser Test soll Aufschluss darüber geben, ob sich die Investition lohnt oder eher nicht.

Eine Frage der Perspektive

Was zu allererst ins Auge sticht, ist die Tatsache, dass bei der iPad-Version auf die Ego-Perspektive verzichtet wurde. Das Spiel präsentiert sich in klassischer 2D-Seitenansicht, was der Spielbarkeit deutlich zuträglich ist. Der Grafikstil wurde prinzipiell beibehalten. Die Texturen wirken im Vergleich dennoch ein wenig "schmutziger" als noch im etwas steriler gestalteten Original, sind aber im Großen und Ganzen ebenfalls wenig detailreich. Die Optik bleibt somit sicherlich weiterhin ein Streitpunkt, wir finden sie aber nach wie vor sehr stimmig und zum Setting des Spiels passend. Die Auflösung wirkt allerdings etwas grob, mangels Kantenglättung sind doch viele hässliche Pixel-Treppchen zu sehen. Auch die Spielfiguren sind etwas polygonarm modelliert, dafür sind die Animationen butterweich. Definitiv ein Highlight auf dem iPad.

Die Ego-Perspektive ist in der iPad-Version einer klassischen Seitenansicht gewichen.

Inhaltlich durchwachsen

Wer sich bereits an der Präsentation der Geschichte im Originalspiel gestört hat, wird an der iPad-Version sicherlich noch mehr auszusetzen haben. Außer einem Lauftext zu Beginn jeder Mission, ähnlich den Intros der alten Star Wars-Filme, gibt es über die Erzählweise nicht mehr zu schreiben. Da sehnen wir uns doch irgendwie wieder die comic-artigen Clips des Konsolen-Pendants herbei. Hier wäre technisch auf alle Fälle mehr drin gewesen. Die dünne Story um eine korrupte Senatorin, die mit Hilfe einer als Runner verkleideten Söldnertruppe die örtliche Polizei in Verruf bringen will, um in Folge dessen genau diese Söldner anstatt der Polizei einzusetzen, hat uns jedenfalls schon nach kurzer Zeit nicht mehr sonderlich interessiert.
Die Geschichte wird lediglich durch Lauftexte erzählt.


Die Level sind dafür halbwegs abwechslungsreich gestaltet. Mal müsst ihr bestimmte Schalter finden, dann seid ihr auf der Flucht vor einem Hubschrauber, welcher unfairerweise allerdings auch durch Häuserwände hindurch auf euch schießt. Im letzten Abschnitt wartet dann sogar ein Endgegner auf euch. Doch der Umfang hält sich dabei leider in Grenzen. Die 14 Abschnitte habt ihr leicht an einem Nachmittag durchgespielt. Danach bleibt euch noch das Freischalten von Achievements und die Suche nach versteckten Taschen. Bestzeit-Jäger dürfen in den Speed Runs nach immer besseren Zeiten streben.

Wischi-Waschi-Steuerung?

Die Steuerung wurde sehr ansprechend gelöst. Mirror's Edge kommt gänzlich ohne die auf Touchscreens eher schlecht funktionierenden Steuerelemente, wie eingeblendete Steuerkreuze und Buttons aus. Stattdessen gebt ihr eurer Spielfigur Kommandos per Finger-Gesten. Faith soll nach rechts laufen? Ein kurzer Wisch nach rechts und schon rennt sie los. Ihr wollt springen? Einfach nach oben wischen und schon macht die Runnerin einen weiten Satz. Das geht locker von der Hand und sobald ihr das richtige Timing raus habt, ergibt sich ein sehr flotter, intuitiver Spielfluss.

Faith beherrscht schicke Sprungtritte, kann unter anderem an Wänden hochklettern oder daran nach unten rutschen.

Neben Standards wie Springen und Laufen könnt ihr den Boden entlang rutschen und dabei Gegner von den Beinen holen, Sprungtritte ausführen, euch nach sehr weiten Sprüngen abrollen und auch mal ein Stück an Wänden hochklettern beziehungsweise an ihnen entlang nach unten rutschen. Außerdem kann sich Faith an einigen Stellen an Stahlträgern festhalten, um von dort aus weiter nach oben zu springen. Gegner können auch durch geschicktes Timing entwaffnet werden, im Gegensatz zur PC-/Konsolenfassung dürft ihr deren Waffen aber nicht selbst verwenden.

Multiplayer
Im Splitscreen-Multiplayer lauft ihr um die Wette.

Gegenüber der PC- und Konsolenversion bietet euch Mirror's Edge sogar einen Vorteil. Es verfügt über einen Mehrspieler-Modus für zwei Spieler, wenn auch nur via Splitscreen. Ihr sitzt euch dabei gegenüber und versucht, schneller als euer Gegenspieler das Ziel des Abschnitts zu erreichen. Wahlweise könnt ihr euch dabei gegenseitig durch Sprungtritte oder Blutgrätschen von den Füßen holen, aber auch die Möglichkeit des Kampfes per Option deaktivieren. Ein weiterer Modus besteht darin, mehr Taschen als euer Gegenüber zu sammeln. Für zwischendurch ist das eine durchaus spaßige Angelegenheit.

Fazit

Mirror's Edge ist sicher eines der bisher technisch aufwändigeren Spiele auf dem iPad, was auch den relativ hohen Preis von gut zehn Euro erklären dürfte. Gegenüber ihrer "großen Schwester" auf Konsolen und PCs geht Faith in dieser Version allerdings doch relativ schnell die Luft aus. Was bleibt, ist ein kurzweiliges Runner-Spiel mit einer vielseitigeren Steuerung und hübscherer Grafik, als die teils wesentlich günstigeren Konkurrenzprodukte. Wenn ihr euch dafür begeistern könnt, eure Zeit in den einzelnen Abschnitten immer wieder zu verbessern, oder auch mal mit einem Freund zusammen um die Wette rennen möchtet, solltet ihr durchaus mal einen Blick riskieren.
Bernd Wener 24. Juni 2010 - 12:22 — vor 13 Jahren zuletzt aktualisiert
Jonas der Gamer 13 Koop-Gamer - 1550 - 24. Juni 2010 - 14:29 #

Man merkt, dass das Spiel nicht von Dice entwickelt wurde.
Der Grafikstil ist lange nicht so Konsequent und sicher wie im Original.

Plasher 04 Talent - 33 - 24. Juni 2010 - 22:01 #

Cooler Bericht und hätte ich ein Ipad würd ichs mir vill sogar holen.

Aaaaaaaaaaaaaaaber...
Parkour schreibt man mit K ;) :) :P

Bernd Wener 19 Megatalent - 14832 - 24. Juni 2010 - 22:17 #

Alles klar, man lernt nie aus ;) Danke für das Lob und den Hinweis

epic. 04 Talent - 25 - 27. Juni 2010 - 1:24 #

Zuerst: Toller Test,
Aaaaber ich frage mich, ob die Steuerung wirklich so gut funktioniert, wie es aus dem Test herauszulesen ist. Wurde wirklich jede Handbewegung registriert? Wenn ja, wäre das super.

Bernd Wener 19 Megatalent - 14832 - 27. Juni 2010 - 1:34 #

Also ich kann nicht meckern. Im AppStore sind die Aussagen hier etwas widersprüchlich, aber ich bin ja jetzt schon seit einiger Zeit Touch-User und ich konnte nichts Nervendes feststellen.

Earl iGrey 16 Übertalent - 5093 - 4. Januar 2011 - 20:06 #

Für welche iphone Versionen ist das erhätltlich bzw. auf welchen läuft es? Ich würde liebe die putzige 2D-Version auf dem iphone spielen. Die ist optisch in Ordnung und gibt's als Browsergame.

Bernd Wener 19 Megatalent - 14832 - 4. Januar 2011 - 21:49 #

Hab es gerade mal auf meinem alten iPod, zweite Generation, getestet. Läuft prima, insofern sollte es auch bis zum iPhone 3G (das vorletzte vom 4er aus gesehn) funktionieren. Ist aber heute ja kostenlos sowohl für iPad als auch iPhone, insofern: Greif zu! ;)