User-Meinung

In 80 Tagen um die Welt der Spiele User-Artikel

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In Mafia 2 macht das Tuning Sinn. Die alten Karossen röcheln sonst nur so über die Strassen. Dazu die Musik der 40er und 50er und ihr taucht ein in die damalige Zeit.

Tag 9
 
Ich weiss nicht genau, wie das geschehen ist. Irgendwann habe ich völlig spontan die Demo zu Mafia 2 aus dem Weltweiten Netz ausgegraben und wusste sofort, dass ich mir das genauer ansehen muss. Die Vollversion führte mir eines vor Augen: Genauso wichtig wie das Spiel selbst sind die Erwartungen, die man an das Spiel stellt. Ich erwartete ein glaubwürdiges Abblild der 40er Jahre, komplett mit Autos und Musik der damaligen Zeit, gespickt mit glaubwürdigen Charakteren und einer guten Story. Genau das war Mafia 2 dann auch. Ich versank sofort in diese Welt, saugte alles in mich auf und interessierte mich wirklich für das Schicksal der Protagonisten und Einwohner dieser Stadt. Die Gefechte haben mir besser gefallen als die von GTA IV, weil die Gegner weniger Schüsse einstecken bis zum Ableben. Auch hat es mich nicht gestört, dass die Stadt ein wenig klein geraten ist, denn in virtuellen Grossstädten wie Liberty City weiss ich eigentlich nie genau, wo ich gerade bin. Bei Mafia 2 kennt man Empire Bay irgendwann in und auswendig. Man weiss immer, wo man ist und wo man hin muss.

Einige Schauplätze befinden sich auch ausserhalb der Stadt. Gleich zu Beginn befindet man sich im Italien des zweiten Weltkrieges und ein paar Szenen im Gefängnis bilden den Übergang von den 40er Jahren zu den 50ern. Es macht Spaß mitzuerleben, wie die Autos technische Fortschritte machen. In diesem Spiel sind mir nicht nur Freunde und Frauen ans Herz gewachsen, sondern auch schnelle Cabriolets. Da die Autos damals noch erheblich langsamer fuhren als heute, ist es wirklich erstrebenswert, einen flitzigen Sportwagen in der eigenen Garage unterzubringen. Auch übersteuern diese Oldtimer in jeder Kurve. Realismus hin oder her: Ich hatte noch nie mehr Spass beim Autofahren in einem GTA-like!

Insgesamt hat mir Mafia 2 besser gefallen als GTA IV. Mit letzterem wurde ich nie wirklich warm. Für mich war Nico Bellic ein Einfaltspinsel und ein Grund dafür, warum Immigranten von vielen gehasst werden. Bei San Andreas ging es immerhin noch um das Wohlergehen der eigenen Gang oder man fuhr nach San Fierro, um dort mit Freunden ein Geschäft aufzubauen. Nico Bellic interessiert sich eigentlich nur für das unmittelbare Geld, ohne dass jemals erklärt wird, was er damit eigentlich anfangen will. Natürlich ist Geld auch bei Mafia 2 die Grundmotivation, aber die "Familie" ist eben genauso wichtig. Die Machtspielchen der verschiedenen Mafia-Familien führen immer wieder zu unausweichlichen Konflikten. Je länger das Spiel dauert, desto öfter tritt das Geld in den Hintergrund und umso wichtiger werden die Beziehungen zu den Mafiabossen, für deren Gunst man über Leichen geht. Einer der späteren Aufträge führt den Spieler sogar zur letzten Szene von Mafia 1. Ein netter Einfall von 2KCzech. Ich kann dieses erwachsene Spiel allen Erwachsenen und Frühreifen wärmstens empfehlen. Die Playboy-Magazine zum Sammeln fand ich erheiternd. Seit The Witcher scheint dies ein Running-Gag osteuropäischer
Die Erweiterung "Joe's Adventures" bietet sogar eine Verfolgungsjagd auf Eis.
Spieleentwickler geworden zu sein. Mafia 2 führt sogar eine Statistik, wie lange man sich mit den nackten Tatsachen beschäftigt. Dass diesen Spielen teilweise Seximsus vorgeworfen wird, finde ich langweilig.

 









Tag 15
 
Soeben Max Payne 3 auf "Normal" beendet. Immerhin der drittbeste Actiontitel von 2012 laut GamersGlobal. Ich muss zugeben, die Grafik ist erste Sahne. Selten habe ich eine so detailierte Spielwelt zu Gesicht bekommen. Das Spiel umfasst ja auch 30 Gigs und ich kann endlich meine 2 Gig Grafikspeicher ausreizen (Nerd!). Die depressiv/hoffnungslosen Selbstreflektionen von Max Payne haben seit den ersten beiden Ablegern nichts an Intensität verloren, auch wenn sie weniger poetisch daherkommen. Auch landet die Frau, die man rettet, für einmal nicht im eigenen Bett, da sie bereits vom einzigen (noch lebenden) Freund schwanger ist. Die Dialoge in Rockstar-Qualität können zu jedem Zeitpunkt mit der gelungenen Grafik mithalten. Die Brasilianer sprechen tatsächlich Portugiesisch, wobei deren Wortschatz nicht viel weiter geht als "Filho da Puta". Bei Crysis kriegte man das Koreanisch nur auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad. Klar! Wenn ich die Sprache meiner Gegner nicht verstehe, ist es natürlich schwieriger, sie zu treffen. Die Geschichte von Max Payne 3 fand ich allerdings nicht ganz so überzeugend. Sie erreicht einen Tiefpunkt gegen Ende, wo man sich freiwillig der Polizei stellt, um dann im Keller seine zwei Bewacher auszuschalten und peng! peng! bumm bada bumm! gehts wieder los mit dem killen - dieses Mal mitten in der Polizeistation.

Max Payne hat zwar zwischendurch tatsächlich die Erkenntnis, dass er nur ein Fremdkörper in einem ihm fremden Brasilien ist, dennoch sieht er offenbar keine bessere Lösung, als sämtliche Polizisten einer südamerikanischen Großstadt auszulöschen. Max ist zwar selbstkritisch, bleibt aber dennoch ein typisch US-amerikanischer Idiot, der sich ständig in die Angelegenheiten fremder Kulturen einzumischen hat, anstatt einfach wieder abzureisen. Das Problem bei der Story von Max Payne 3 ist einfach, dass er skrupellos mordende Organhändler jagt, dabei aber selbst mit Abstand am meisten Leute umbringt, darunter viele "unschuldige" Gesetzeshüter. Der Endboss sagt es zum Schluss recht treffend: "Look what you've become, Mr. Payne. A motherfucking terrorist!" Das ist das Schicksal jeder US-amerikanischen Bemühung der letzten Jahre, einen fremden Konflikt fernab der Heimat zu lösen. Max Payne wird dadurch auf tragische Weise irgendwie glaubwürdig, weil er genau dem Klischee entspricht, das friedfertige Europäer von den US-Amerikanern erwarten. Highlight des Spiels ist sicher der Abschnitt in den Favelas von Sao Paulo. Diese schrien seit Jahrzehnten nach einem Shooter und wurden nun endlich erhört. Als nächstes Vielleicht GTA Rocinha im Süden Rio de Janeiro's?

Max Payne im Gespräch
Mehr über die Person von Max Payne erfahrt ihr in unserem exklusiven Interview.

Der Zwist zwischen der ignoranten, dekadenten Oberschicht und den gewaltbereiten Slumdogs, die nichts mehr hassen als Reiche, wird gut in Szene gesetzt. Es ist schwierig, in einem sog. "Killergame" sozialkritische Elemente einzubauen, das ist Rockstar bei Max Payne 3 aber ziemlich gut gelungen, finde ich. Mir gefiel der Wechsel vom verschneiten New York zum feuchtheißen Sao Paulo. Man kann ja nicht immer wieder das Gleiche bringen, also bringt man das Gegenteil. Der sehr cineastische Stil mit einem Helden, der ständig einstecken muss aber immer wieder aufsteht, erinnerte mich stark an die "Die Hard"-Filme mit Bruce Willis.

Allerdings wiederholen sich die Szenarien. Immer wieder ist man auf einer Party, die dann von Entführern oder Paramilitärs abrupt beendet wird, woraufhin Max Payne das Leben der Eindringlinge abrupt beendet. Zweimal im Wolkenkratzer, einmal auf der Bonzenjacht, das ist mir zu eintönig und repetitiv. Das gilt leider auch für die Schusswechsel. Auf dem Schwierigkeitsgrad "Normal" sah das bei mir folgendermaßen aus: Ich gerate in eine neue Situation mit fünf bis zehn Gegnern, sterbe ein bis zwei Mal, bis ich weiß, woher die Schüsse kommen, dann kenne ich die Position der Schützen und schalte sie aus und überlebe - weiter zur nächsten Situation. Über diese Schwäche im Spieldesign kann auch die gelungene Bullet Time nicht ganz hinwegtäuschen. Klar kann man das Spiel auch auf "Easy" spielen,
Ein hervorragend produziertes, aber letztendlich durschnittliches Spiel.
aber ich denke, dass die Entwickler dachten, dass sich das Spiel genau so spielen muss wie eben auf "Normal". Meiner Meinung nach ziehen die zahlreichen Tode das Spiel unnötig in die Länge und der Spielfluss geht teilweise völlig verloren. Vielleicht gefiel das vielen von euch, mir gefiel es nicht. Alles in allem war Max Payne 3 ein hervorragend produziertes, aber letztendlich durchschnittliches Spiel. Etwas muss ich allerdings noch loswerden: Max Payne 3 ist das dritte Spiel von Rockstar, das auf meinem PC einfach nicht rund läuft. GTA IV, L.A. Noire und jetzt Max Payne, alle hatten ihre Probleme und Problemchen. Wahrscheinlich liegt das an meiner ATI-Karte, aber ich kann einfach nicht verstehen, warum ausgerechnet Rockstar es nicht fertig bringt, in derart aufwändig produzierten Spielen auch die technische Seite in den Griff zu bekommen.

Die Favelas sind ein passender Hintergrund für Schusswechsel und ein Highlight des Spiels. Ebenso die zynischen Sprüche von Max Payne.
Red237 18 Doppel-Voter - 12871 - 28. Januar 2013 - 17:22 #

Schöne Idee für einen Artikel, bitte mehr davon!

lichee 15 Kenner - 3199 - 28. Januar 2013 - 17:37 #

ein gutes Fazit! ;)

Erynaur (unregistriert) 28. Januar 2013 - 18:42 #

Guter Artikel, gefällt mir, bis eben hatte ich Alan Wake noch auf der to do Liste, ist gerade rausgeflogen!

Henke 15 Kenner - 3636 - 28. Januar 2013 - 20:49 #

Und ich bin nach dem Lesen des wirklich klasse geschriebenen Artikels nicht länger bereit, mehr als zehn Euro für den ballernden Scdhriftsteller auszugeben... Knarre Gottes... hrmpf!

supersaidla 16 Übertalent - 4503 - 28. Januar 2013 - 20:51 #

Sehr cool :) Danke

Arkon 21 AAA-Gamer - P - 26434 - 29. Januar 2013 - 8:18 #

Tolle Idee und schön umgesetzter Artikel. Einzig der Link auf die YouTube Seite von GameStar hätte es nicht gebraucht :-)

Ultrabonz 14 Komm-Experte - 2316 - 29. Januar 2013 - 10:22 #

http://de.wikipedia.org/wiki/Zwerge_auf_den_Schultern_von_Riesen

Elysion 14 Komm-Experte - 1957 - 29. Januar 2013 - 8:28 #

What the... !? Als ich deinen Artikel gelesen habe konnte ich nicht glauben das das Tutorial von Alan Wake so albern ist, aber nachdem ich mir das von dir verlinkte Video angesehen habe...
Zugegeben es ist ein Traum aber das ist doch irgendwie arg an den Haaren herbeigezogen, bzw hätte man es schöner lösen können. Mal ab von diesem astronomisch großen Spoiler.

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 104912 - 29. Januar 2013 - 15:41 #

Wenn man sich von stören lässt. Ich finde er übertreibt maßlos, das Tutorial von Alan Wake, ist klasse gemacht, und spoilert ganz sicher nicht das Ende. Und wenn man die letzten Jahre mal Filme gesehen hat, dann weiß man das viele mit diesem Kunstgriff anfangen, und deshalb aber bestimmt nicht zum abschalten sind. Vielmehr sollte man das Ganze so sehen, das man evt. wissen möchte wie es zur zuerst gezeigten Szene kommt. Denn das ist der eigentliche Reiz bei Alan Wake, wie ich finde.

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 104912 - 29. Januar 2013 - 15:47 #

Schöner Artikel, auch wenn hier und da natürlich die Meinungen auseinander gehen dürften. Far Cry 2 kann ich nur zustimmen 4 mal versucht, aber mit dem Spiel kann man m.e. nur als Shooter Allesverschlinger warm werden. Pass auf mit Aussagen, das GTA 4 bei dir nicht richtig läuft. Es gibt hier Leute, die dich für solche Aussagen an den Pranger stellen, spreche da aus leidvoller Erfahrung ;) Rage werd ich mir dann wohl doch nochmal ansehen. Deine Meinung zu Alan Wake teile ich allerdings überhaupt nicht, aber das ist natürlich Ansichtssache.

Ultrabonz 14 Komm-Experte - 2316 - 29. Januar 2013 - 20:28 #

Nein, meine Meinung ist Gott ;)

Hendrik 28 Party-Gamer - P - 104912 - 29. Januar 2013 - 20:55 #

Ach du Schreck, entschuldige das ich das in meiner grenzenlosen, durch ständigen Videospielekonsum verursachten Dummheit nicht erkannte :))

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 265147 - 29. Januar 2013 - 21:39 #

Schöne Geschichte, so zwischendurch :)