Freakshow, Folge 1

Doom, the Roguelike User-Artikel

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Im Look-Mode sieht DoomRL am besten aus. Hier erfahrt ihr Informationen über Gegner in Sichtweite, nebst einem detailgetreuen ASCII-Modell. Der Imp kommt seinem Vorbild aus dem Originalspiel optisch sehr nahe.

Son of a bitch!

Doch zurück zu unserem Doom-Roguelike. Das bemüht sich vom Start weg, die Atmosphäre des Originalspiels einzufangen. Schon bei der Wahl des Schwierigkeitsgrades und des Starttalents erklingt eine beklemmende, sanft im Hintergrund agierende Musik. Im eigentlichen Spiel hört ihr dann MIDI-Varianten von bekannten Tracks des Original-Doom. Auch die Soundeffekte klingen sehr nach id‘s Meisterwerk. Auf der Audio-Ebene ist DoomRL somit dem Original als fast gleichwertig anzusehen.

Doch was den Titel vom Vorbild radikal unterscheidet, ist der Talentbaum. Hier dürft ihr aus insgesamt 25 Talenten wählen, wobei zu Beginn 9 zugänglich sind. Weitere 9 schaltet ihr frei, indem ihr ein Basistalent auf 2, in einem Fall auf einen Punkt bringt. Die Basistalente lassen sich auf maximal 3 Stufen steigern, die fortgeschrittenen Talente sind lediglich einstufig.

Das Ziel eurer Charakterentwicklung sollten aber immer die Profitalente sein. Diese verschaffen euch enorme Vorteile, zum Beispiel das Wegfallen von Munition oder Immunität gegenüber Explosionen, benötigen aber zwei fortgeschrittene Talente und blockieren drei Basistalente, was das Erlernen weiterer mächtiger Talente stark erschwert.

Schatz, die Grafikkarte spinnt!

Nachdem ihr also euren ersten Charakterpunkt verteilt habt, erklärt euch eine kurze Textpassage die Rahmenhandlung, und schon geht es los. Aber Moment: Bevor ihr auch nur einen Schritt macht, müsst ihr euch erst mal in der ASCII-Wüste zurecht finden. Neben vielen Rauten am Rand und roten Punkten in der Mitte seht ihr ein @, welches durch einen blinkenden Unterstrich optisch hervorgehoben wird. Voila: Eure Spielfigur! Was die meisten Zocker jetzt in einen leichten Schockzustand versetzen könnte, sind Roguelike-Profis gewöhnt, denn der Protagonist wird in einem Roguelike häufig durch ein @ dargestellt.

Okay, der erste Schock ist überwunden, jetzt wollen wir mal ein paar Dämonen-Hintern versohlen! Mit den Pfeiltasten bewegt ihr euch durch das erste Gewölbe, erkundet den Level und entdeckt ein gelbes Kreuz. Eine Tür! Das ist eines der Probleme, die Roguelikes mit sich bringen: Die „Objekte“ sind, bedingt dadurch, dass sie Schriftzeichen sind, extrem abstrakt und auch auf den zweiten Blick ist ihre Funktionsweise nicht ersichtlich. Gut, dass DoomRL gute, wenn auch nicht überragende In-Game-Tutorials anbietet, die aber fast Pflichtlektüre sind, möchtet ihr nicht schon im ersten Level das Zeitliche segnen.

Nichts für verwöhnte Augen:  Hier kämpft unser Marine gerade gegen einen infizierten Soldaten (das „h").
Und wer will euch das Leben schwer machen? Genau, fiese Dämonenbiester. Bereits wenn sie noch nicht in Sichtweite, aber schon in eurer Nähe sind, kündigen sie sich mit einem gruseligen Stöhnen an. Wir gehen durch die Tür, machen langsam einen Schritt nach dem anderen und – oh mein Gott, ein kleines „h" kommt auf uns zu und schießt mit Strichen auf uns! Sofort drücken wir „f", zielen mit den Pfeiltasten und schießen dreimal auf den heimtückischen Buchstaben, ehe er in rote Punkte und einen Doppelstrich zerfällt. Der Doppelstrich stellt sich als Munition für unsere Startwaffe, eine Pistole, heraus. Sehr gut.

Eine Sache, die im Kampf auffällt, ist, dass DoomRL wie viele andere Rougelikes rundenbasiert ist. Für jede eurer Aktionen darf jedes Monster ebenfalls eine Aktion machen, drückt ihr nichts, passiert auch nichts. Neben dem Rollenspielaspekt ist das einer der Hauptunterschiede zum klassischen Doom.

Du bist tot. Für immer!

Aber DoomRL möchte ja auch kein Doom selbst sein, sondern eine Genre-Umsetzung. Und das gelingt gut, teilweise sehr gut. Im Spielverlauf trefft ihr auf altbekannte Gegner, Power-Ups und auch die Waffen spielen eine wichtige Rolle. Von der bereits genannten Pistole über die Shotgun bis hin zur legendären BFG9000 ist alles dabei, was Doom-Fans begehren. Rollenspiel-Freunde, die mal etwas Anderes ausprobieren möchten, werden sich aber an der einen oder anderen Stelle den Kopf stoßen. So seid ihr stets auf das angewiesen, was ihr findet, Städte oder Händler gibt es nicht. Dazu nagt ein hoher Schwierigkeitsgrad an euren Nerven. Aber die wohl ungewöhnlichste (milde ausgedrückt) Eigenart eines Rougelikes hat auch DoomRL implementiert: Instant-Death! Übersetzt heißt das: Sterbt ihr, ist das Spiel vorbei. Keine Continues, stattdessen bekommt ihr nur eine Highscore-Liste vorgesetzt. Nicht, dass es keine Savegames gäbe. Ihr könnt nach jedem Level speichern, und wenn ihr das Spiel beendet, könnt ihr es später weiterführen. Gehen eure Hitpoints aber auf null, wird der Spielstand gelöscht. Das wird wohl einer der Hauptgründe sein, warum klassische Roguelikes immer noch unbeliebt sind: Nichts ist für einen eingefleischten Rollenspiel-Fan frustrierender, als seinen mühevoll aufgebauten Charakter durch einen dummen Fehler für immer sterben zu sehen. Da hilft dann auch keine Highscore-Liste mehr.   

Fazit

Insgesamt lässt sich DoomRL als nettes Schaufenster in eine andere Spielwelt beschreiben, in die bisher nur wenige Menschen Einblick hatten. Doom-Fans wird das Spiel durch die vielen Anspielungen an das Original sicher länger bei der Stange halten, Rollenspiel-Enthusiasten werden am Instant-Death verzweifeln und Grafik-Fetischisten lesen diesen Abschnitt eh nicht, da sie nach dem ersten Screenshot das Weite gesucht haben.

Damit schließt die Show für heute. Kommt auch das nächste Mal wieder vorbei, wenn ihr die kuriosesten und merkwürdigsten Titel der Spielwelt erblicken wollt. Ich bin euer Gastgeber Däif und sage euch: IDDQD.

Daeif 31. Dezember 2010 - 19:11 — vor 11 Jahren zuletzt aktualisiert
Niko 16 Übertalent - 5174 - 31. Dezember 2010 - 19:21 #

Schöner Artikel aber das ist absolut nichts für mich ^^ Dann doch eher das Doom-Brettspiel (Zusammenhang ist weit hergeholt aber egal)

rAmbAzAmbA 17 Shapeshifter - 7391 - 31. Dezember 2010 - 20:15 #

Schöner Artikel zum Jahresende :) IDKFA euch allen :D

pel.Z 16 Übertalent - 4852 - 31. Dezember 2010 - 21:41 #

Keine ausladenden Oberweiten in Roguelikes? Mist...

Bernd Wener 19 Megatalent - 14832 - 1. Januar 2011 - 14:53 #

Interessante Spielart. Höre das erste Mal davon. Aber für mich alten Sack wäre das nichts. Da bräuchte ich viel zu viele Herzpillen ;)

paulopinkel 03 Kontributor - 8 - 1. Januar 2011 - 16:11 #

Ich wünsche Dir: IDDQD!

Sleeper1982 14 Komm-Experte - 2640 - 2. Januar 2011 - 11:09 #

IDDQD und IDKFA, ach ja die cheats kenn ich auch noch, seltsam dass man sich sowas so lange merkt :)

Cubi 17 Shapeshifter - 6163 - 6. Januar 2011 - 0:57 #

Komisch daran hab ich auch grad gedacht, haben wir damals einfach zu oft eingetippt, wir bösen Cheater ^^

HeadMunk 14 Komm-Experte - 1874 - 6. Januar 2011 - 13:57 #

Kurios! Aber sehr unterhaltsame Lektüre, vielen Dank & mehr davon! ;)

Daeif 19 Megatalent - 13820 - 8. Januar 2011 - 15:37 #

Keine Sorge, es wird mehr geben. Ich sitze gerade an der zweiten Folge, unter anderem experimentiere ich noch mit einem Zusatz zum Artikel. So viel kann ich schon verraten: Es wird eine Miesmuschel werden ;)

Wiesel789 05 Spieler - 37 - 7. Januar 2011 - 23:17 #

aaaahhhjaaa....´n Klassiker...
Kinder, des waren no´ Zeidn´.... :3
:D

Mario Donick (unregistriert) 14. Januar 2011 - 13:57 #

Ein paar Ergänzungen:

Schöner kleiner Artikel, aber ob die Moria-Geschichte und Blizzard wirklich so stimmt, ist umstritten, und roguelikes haben eine größere und v.a. aktiviere Fangemeinde, als es hier aussieht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass roguelikes gerade wegen der zufallsgenerierten Dungeons und wegen des "Permadeath" quasi endlosen Wiederspielwert haben.

Weitere Roguelikes:

Neben DoomRL sind noch Dutzende anderer Roguelikes zu nennen, die bekanntesten zur Zeit sind immer noch die Klassiker "Nethack" und "Angband", basierend auf "Hack" bzw. "Moria"), "Dungeon Crawl Stone Soup" und z.T. "Dwarf Fortress". Der Entwickler von "DoomRL" hat übrigens auch ein "DiabloRL" geschrieben, und ein anderer Entwickler hat den Klassiker "Castlevania" als "CastlevaniaRL" umgesetzt. Es gibt also viel zu entdecken.

Daneben gibt es viele viele kleinere, unbekanntere, aber deswegen nicht weniger interessante Projekte, etwa "Legerdemain", zu dem der der Autor sogar ein Lösungsbuch in Romanform geschrieben hat, "Incursion", oder auch mein eigenes Projekt "LambdaRogue: The Book of Stars", das für ein roguelike relativ storylastig ist und gleichzeitig versucht, möglichst zugänglich zu sein und sich daher in der Interfacegestaltung an MMOGs orientiert. Für sehr viele roguelikes gibt es übrigens grafische Interfaces.

Die Roguelike-Community:

Zentrale Anlaufstelle für roguelikes aller Art sind einerseits RogueBasin, ein Wiki, in dem auch die aktuellsten Neuerscheinungen und Updates gesammelt werden, sowie RogueTemple, ein Webforum. Jährlich findet außerdem die IRDC statt, ein Treffen von roguelike-Entwicklern aus der ganzen Welt.

RogueBasin: roguebasin.roguelikedevelopment.org

RogueTemple: roguetemple.com

Ketzerfreund 16 Übertalent - 5978 - 3. Januar 2013 - 2:58 #

Nethack... Mein allererstes RPG. Mein erster Computer war ein 286er mit 5¼"-Diskettenlaufwerk - im Jahre 1992. Die großen Flatterfloppies waren da schon am Aussterben, und es war längst die Zeit der 386er. So konnte ich mich bzgl. Spielen vornehmlich nur an Budgettiteln auf dem Grabbeltisch (Sachen wie Iron Lord und Rings of Medusa) vergreifen und an dem, was die Shareware-/Freeware-/Public-Domain-Distributoren so feilboten. Einer von ihnen vertrieb Nethack. Ich weiß den Namen der Firma leider nicht mehr, aber was ich heute im Nachhinein sehr an der Version schätze, ist, dass sie als dickes Handbuch das komplette Guidebook dabei hatte - übersetzt und illustriert! Das waren mit die besten zehn Mark, die ich in meinem Leben je ausgab. :D
Die Farbdarstellung beschränkte sich in der Version auf einen blauen Hintergrund und braune Zeichen, und es gab noch die Klasse des Jedi-Ritters, komplett mit Lichtsäbel (völlig imba XD) und dazugehörigen Batterien. *g
Seit den Tagen dieses alten 286ers war Nethack stets auf der Platte. Zunächst unter DOS, später und bis heute unter Linux.

Anym 16 Übertalent - 4962 - 28. Juli 2011 - 19:09 #

Kisielewicz ist falsch geschrieben. Ansonsten ein schöner Artikel zu einem viel zu unbekannten Spiel aus einem viel zu unbekannten Genre, auch wenn er der unwerfenden Genialität des Titel nur teilweise gerecht wird. Unbedingt ausprobieren!