Vom Springen und Rennen

Die Geschichte der Jump-and-runs User-Artikel

Daeif 5. Oktober 2011 - 16:03 — vor 12 Jahren zuletzt aktualisiert
Ein Genre, dessen Name wie kaum ein anderes so perfekt die Grundregeln beschreibt: Springen und Rennen. Lest alles über die holprigen Anfänge, einen erbitterten Maskottchen-Wettstreit, die Entwicklung zur dritten Dimension, den Niedergang und die Auferstehung eines Genres, das eine ganze Generation geprägt hat.
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Es sind diese Abgründe. Diese verdammten Abgründe. Gähnend dunkel sind sie das Fenster in die Welt des Todes. Was am Boden lauert, wird man meist nicht herausfinden können. Nur ab und an wird uns ein Blick gestattet, was uns erwartet: Meterlange Stacheln, todbringendes Wasser, glühend heiße Lava. Als wäre der Sturz nicht schon Hohn genug! Das Genre der Jump-and-runs (im Englischen auch Plattformer genannt) kann auch heute noch spontane Wutanfälle auslösen. Doch wo liegt die Wiege des Genres? 

Wenn man sich vornimmt, einen Artikel zur Geschichte der Computerspiele zu verfassen, stößt man zwangsläufig an seine Grenzen. Anders als bei anderen wissenschaftlichen Arbeiten haben wir es mit einer recht wackeligen Quellenlage zu tun. Klar, Spiele, die etwa 10-20 Jahre alt sind, kann man noch recht einfach bekommen. Aber schon da beginnen die Nickeligkeiten. Einige Titel gibt es nur für bestimmte Plattformen, andere, für die Entwicklung wichtige, sind eventuell gar nicht in Europa erschienen. Und wenn man einen Überblick erstellen möchte, stellt sich auch die Frage nach dem Beginn. Die ist selbst schon für Computerspiele an sich haarig. Immer wieder verschiebt sich die Erfindung des Mediums durch neue Entdeckungen weiter in der Zeit zurück. Möchte man nun für ein bestimmtes Genre einen Überblick erstellen, wird es ähnlich schwer. Besonders durch die Tatsache, dass Computerspiele in den 70ern und frühen 80ern noch nicht als Kulturgut angesehen wurden und damit nach kommerzieller Ausschöpfung frühe Arcade-Automaten einfach verschrottet wurden, bekommt man nur eine unbefriedigende Antwort auf den Ursprung.

Das dunkle Zeitalter

Urahn Nr. 1: In Frogs steuerte man zum ersten Mal eine Spielfigur, die auch springen konnte.
Wie bereits erwähnt, ist es sehr schwierig, den Ursprung von Jump-and-runs zu definieren. Fragt man Computerspieler, kommen meist Antworten wie Super Mario Bros. oder Pitfall!. Aber es geht noch weiter zurück, als man denkt.

Möchte man den Urahnen eines Action-Untergenres herausfinden, muss man sich zwangsläufig von der Heimkonsole oder dem Heimcomputer trennen. Viele populäre Subgenres entstanden in der Spielhalle. Könnte hier die Quelle verborgen sein?

Die wenigen frühen Spiele vor 1971 (also vor der kommerziellen Ära), die uns bekannt sind, haben schon mal nichts mit Plattformern zu tun. Damit grenzen wir unsere Suchzeit zwischen 1971 und 1982 (Erscheinen von Pitfall!) und auf Arcade-Automaten ein. Schon fällt ein Spiel auf, das definitiv ein Plattformer ist. Doch dieser Automat ist sehr bekannt und soll erst später vorgestellt werden. Es kann tückisch sein, dem Bekanntheitsgrad eines Spiels für die Geschichte eines Genres oder in einem Artikel über Computerspielgeschichte einem Meilenstein zu vertrauen. Pong war unbestreitbar das erste populäre Spiel, aber keineswegs das erste kommerzielle, geschweige das erste überhaupt. Oder nehmen wir als Beispiel für den Überblick über eine Spielserie Street Fighter. Viele erinnern sich an den grandiosen zweiten Teil, doch wäre eine Übersicht ohne den schwachen Serien-Erstling trotzdem undenkbar. 

Tatsächlich treffen wir auf zwei Vertreter, die den Ursprung markieren könnten, aber heute so gut wie unbekannt sind. Der erste Urahn kommt aus dem Jahr 1978 und schimpft sich Frogs, ein Arcade-Spiel von Sega. Wie passend, dass gerade ein Tier, das für seine Sprungkraft bekannt ist, die Titelrolle übernimmt. Ihr steuert die Amphibie auf einer Ansammlung von Seerosen und versucht, Schmetterlinge und Mücken mit der Zunge zu erwischen. Das gibt Punkte, von denen ihr Arcade-getreu möglichst viele in begrenzter Zeit ergattern müsst.

Einschränkungen hinsichtlich der Genre-Zuordnung gibt es in sofern, als dass es bis auf den Rand keine Gruben gibt. Zudem ist das Geschehen streng auf einen Bildschirm beschränkt. Diese Art der Plattformer nennt man Single-Screener. Der Grund waren einzig und allein technische Restriktionen, Scrolling war damals technisch noch sehr aufwändig. Doch auch nachdem sich Scrolling bei Plattformern durchsetzen konnte, blieb Single-Screen-Movement erhalten. Einen starken neuen Schwung bekam diese Kategorie durch die Cinematic Platformer in den Neunzigern, zu denen Titel wie Another World, Heart of Darkness und die ersten beiden Oddworld-Titeln zählen.

Doch halt, es gibt ja noch einen Urahnen, der 1980 erschienene Automat Space Panic von Universal. Hier stellt sich aber das umgekehrte Problem von Frogs: Plattformen haben wir jetzt, dafür hat unser Held keine Knie spendiert bekommen. Sprich: Hüpfen ist Tabu. Nichtsdestotrotz wird dieser Titel von Personen wie Spieldesigner-Legende Chris Crawford als erstes Jump-and-run angesehen. Doch wo ist der Witz, wenn man in einem Hüpfspiel nicht springen kann?
Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 5. Oktober 2011 - 17:11 #

Irgendwie fehlt mir hier der Prinz von Persien, der 1989 das Genre revolutionierte.

SirCartman 14 Komm-Experte - 2298 - 5. Oktober 2011 - 21:22 #

Ich hab jetzt nicht dran gedacht, aber jetzt wo du es sagst, fehlt mir der Prinz ebenso.
Aber trotzdem eine schöner Artikel!

Daeif 19 Megatalent - 13820 - 6. Oktober 2011 - 14:11 #

Yikes! Nun ja, der Artikel ist halt nicht perfekt. Da kann man noch so viele Seiten schreiben, irgendwas geht einen immer durch die Lappen. Seht PoP als ersten Titel der Cinematic Plattformer an, ich glaube, das trifft es am besten.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66879 - 5. Oktober 2011 - 18:26 #

Schöner Artikel. Aber so sehr ich die Mario-Jump&Runs und viele andere auch liebe ... für mich bleibt die Donkey Kong Country - Trilogie auf dem SNES die beste Reihe in dem Genre. Ich spiele die noch heute immer mal wieder. Perfekt.

Desotho 18 Doppel-Voter - 9373 - 5. Oktober 2011 - 19:04 #

Schöner Artikel in dem sicher einiges an Arbeit steckt.

Goh 17 Shapeshifter - P - 6181 - 5. Oktober 2011 - 21:24 #

Sehr schöner Artikel!
Ich schätze mal, da hat viel Recherche dahinter gesteckt^^
Mein Favoriten sind immernoch Super Mario Bros. und die ersten Castlevanias

hoschi 13 Koop-Gamer - 1631 - 5. Oktober 2011 - 23:06 #

wo ist Commander Keen?

Daeif 19 Megatalent - 13820 - 6. Oktober 2011 - 14:12 #

Vierte Seite, vorletzter Absatz :)

Lord Helmchen 12 Trollwächter - 905 - 6. Oktober 2011 - 7:25 #

Schöner Artikel. Ein Meilenstein fehlt aber noch: Jumpman und Jumpman Junior.

partykiller 17 Shapeshifter - 7408 - 3. November 2011 - 22:53 #

interessant ist doch, dass die Jumpman Titel damals noch von Epyx rausgebracht wurden.
Vielleicht ging Nintendo deswegen nicht gegen Epyx vor, weil sie den Begriff "Jumpman" nicht als Marke geschützt hatten?
Nintendo war mit Donkey Kong und Jumpman eindeutig früher auf dem Markt, Epyx nutzte Donkey Kong als Vorlage.

Also, entweder haben sie beim Copyright geschlampt, oder sie fanden den Namen nicht schützenswert. Epyx hat tatsächlich das Trademark an dem Namen Jumpman gehabt.
Naja, im Endeffekt auch egal, dafür hat Nintendo das Mario Franchise.

Ich vermisse die Jak&Daxter Reihe, die kann man in etwa parallel zu Ratchet & Clank nennen, außerdem waren die Sly Raccoon Titel eine echte Bereicherung. Das zumindest im Zusammenhang mit der PS2.

Aus dem Bereich der Heimcomputer könnte man noch die Rick Dangerous Titel nennen. Und vielleicht noch Fire & Ice. Nebulus (Tower Toppler) war auch ein schöner Titel.

Und kann man Impossible Mission nicht irgendwie auch als "Jump & Run" einordnen? :-)

Schöner Artikel auf jeden Fall, danke für den kleinen Ausflug in die Geschichte.

Spiritogre 19 Megatalent - 13401 - 6. Oktober 2011 - 19:15 #

Wieso ist eigentlich Pong nicht das älteste Spiel? Effektiv ist doch Tennis for Two das erste bekannte Videospiel, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, erschaffen irgendwann in den 50ern für einen Tag der offenen Tür in einem Kernforschungslabor. Und Pong ist das gleiche "in grün" nur mit anderem Namen.

Ansonsten sehr schöner Artikel, um mal wieder in Erinnerungen zu schwelgen. Die paar sprachlichen "Holprigkeiten" kann man gut verschmerzen.

Anonymous (unregistriert) 6. Oktober 2011 - 22:02 #

Voller Lücken...

Henke 15 Kenner - 3636 - 7. Oktober 2011 - 0:59 #

Ich finde, Däif hat seine Sache mehr als gut gemacht, als er diesen Artikel recherchiert hat; da kann ich ein simples "Voller Lücken..." von irgendsoeinem dahergelaufenen anonymen Proll beim besten Willen nicht nachvollziehen...

Klar vermisst man das ein oder andere Spiel, und klar, es gab wirklich tolle Spiele damals (und heute), aber all diese würden den Umfang dieses Artikels hier wohl mehr als sprengen...

Guter Artikel...Kudos dafür!

Ketzerfreund 16 Übertalent - 5978 - 7. Oktober 2011 - 8:26 #

Hübscher Artikel, keine Frage. Aber Däif, ganz ehrlich: Du solltest dringend nochmal auf Fehlerjagd gehen. ;)

Anonymous (unregistriert) 3. November 2011 - 21:38 #

Für mich ist Mirrors Edge, das bedeutendste Jump and Run seit Mario. Leider von der Masse nicht so gut aufgenommen, weil das Umsehen, in einem Raum um den Weg zu finden die Fähigkeiten der meisten leider übersteigt. Vielleicht liegt es auch am Controller, mit Maus hatte ich keine Probleme mal für ne Sekunde die Beine runter zu schauen, um richtig zu springen.