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Dead Space 2 User-Artikel

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„Mensch Manfred, du auch hier?“ – Online-Mutanten-Jagd mit Freunden ist jetzt im Paket mit inbegriffen.
  
Mehrspieler-Mutanten-Massaker
 
Ein neuer Aspekt im Dead Space-Universum ist der verfügbare Multiplayer-Modus. Habt ihr die Solokampagne hinter euch gebracht und sucht weiterhin ein wenig delikate Zerstückelungs-Action, oder braucht während der angsteinflößenden Ereignisse in der Sprawl einfach ein wenig Zerstreuung, könnt ihr euch in den Weiten der alieninfizierten Onlinelobbys austoben. Zwar sucht ihr vergebens nach Einstellungsmöglichkeiten und Matchvielfalt, aber die fünf missionsbasierten Maps bieten trotzdem genügend Unterhaltung, um diesen Modus nicht zur reinen Dreingabe verkommen zu lassen. Zwar hätte die eine oder andere Variante dem Langzeitspaß bestimmt nicht geschadet, aber dank motivierendem, mittlerweile wirklich schon zum Standard gehörenden Levelsystem und freischaltbaren Extras versenkt man auch hier gern einige Spielstunden.
Auge um Auge, Gliedmaß um Gliedmaß: Auch online wissen die Necromorph-komplett-Amputationen durchaus zu unterhalten.
 
Das zugrunde liegende System ähnelt hierbei Valves Left 4 Dead, ohne dabei aber den generell ernsten Stil von Dead Space zu vernachlässigen. Die bis zu acht Spieler werden in Mensch- und Necromorph-Teams aufgeteilt. Auf Menschenseite habt ihr die Auswahl zwischen den verschiedenen Waffengattungen und Anzügen (mit gesteigertem Rang schaltet ihr hier mehr und mehr frei), auf Seiten der Necromorphs könnt ihr zwischen vier verschiedenen Alientypen wählen und eure Spawnpunkte manuell bestimmen. Hierbei wird dann vor allen Dingen auf Seiten der Menschen Teamvermögen abverlangt, da sich die Aufgaben unter Ansturm des Feindes meist nur schwerlich allein erfüllen lassen. In der Necromorph-Offensive müsst ihr lediglich vereiteln, dass die Gegenseite ungestört den jeweiligen Zielen nachgehen kann. Schade finde ich, dass Missionszielerfüllung zwar für die Gruppe lohnend, aber den einzelnen eher unbefriedigend ist. So wird zum Beispiel derjenige, der ein Computerterminal aktiviert, nicht mit Erfahrungspunkten belohnt, während ein anderer Spieler, der fleißig weiter Alienbrut in Einzelteile zerlegt, pro Kill Punkte erhält. Der Gruppendynamik wird auf diese Weise leider etwas der Wind aus den Segeln genommen. Außerdem ist das Matchmaking-System nicht immer fehlerfrei und man sieht sich hier und da übermächtig hochrangigen Gegnern gegenüber. Im Großen und Ganzen kann der Onlinepart aber durchaus überzeugen, ohne allerdings früh einsetzende Abnutzungserscheinungen verheimlichen zu können. Spielraum für einige spaßige Partien – Ja. Konkurrenz  für die Koryphäen unter den Online-Shootern – Nein! 
 
 
Zerstückeln mit Tücken
 
Auch mein persönliches erstes Highlight des Spielejahres 2011 muss ich ein paar Kratzer im Lack zugestehen: Dass Innovation hier nicht gerade groß geschrieben wird, dürfte auch im Vorfeld schon bekannt gewesen sein, haben sich die Entwickler doch vor allen Dingen „Schöner, Größer, Besser“ auf die Fahnen geschrieben. Trotzdem hätte mehr Konsequenz gezeigt und öfter in die Trickkiste gegriffen werden dürfen: Kommen zu Beginn noch dramatisch geschnittene Sequenzen und brachial inszenierter Bombast daher, die einem nahezu aus dem Sessel fegen, lassen diese dargebotenen Paukenschläge etwa ab der Hälfte der Spielzeit wieder etwas nach. So wurde ich zum Beispiel ein wenig von Isaacs Halluzinationen enttäuscht, die in der Demo (der Kryokammer) noch so genial gewirkt haben. Dieses Stilmittel hatte absolut Potenzial, mir den letzten Nerv zu rauben! Doch die meisten dieser fieberhaften Visionen beschränken sich darauf, Isaacs verstorbenes Frauchen Nicole in einer dämonischen Abwandlung zu zeigen, die ich persönlich als kein bisschen angsteinflößend empfinde. So verliert dieses nur in Maßen eingesetzte Stilmittel schnell an beklemmender Wirkung. Außerdem fehlt es an imposanten Bossgegnern, die im Vorgänger nur allein durch ihre pure Erscheinung schon beeindrucken konnten – im Nachfolger sucht man solcherlei Ungetüme vergeblich. Noch ein kleines Wort zum Finale des Spiels: Der Weg zur letzten Konfrontation hat einen unheimlich gut arrangierten Spannungsbogen, so dass es einem geradezu in den Fingern juckt, doch der eigentliche Endkampf fällt im Vergleich hierzu leider wieder etwas ab. Zwar ist er wesentlich knackiger ausgefallen als noch im Vorgänger, vermisst aber auch ein wenig dessen Imposanz.
Unverständlich ist weiterhin, warum die teils etwas übertriebene Physik nicht verbessert wurde, da dem Spiel durch die überspitzte Darstellung eine große Prise Flair abhanden kommt. Noch dazu, weil die Gegner nur noch dann Gegenstände wie Munition oder Healthpacks fallen lassen, wenn ihr diese zuvor mit einem kräftigen Tritt bedacht habt. Dieser Aspekt zieht den Spielablauf unnötig in die Länge und fühlt sich überflüssig an. Gerne hätte die Geschichte auch noch etwas mehr Tiefgang haben dürfen und fühlt sich hier und da ein wenig gezwungen an, wenn zum Beispiel der Kontakt mit einem freundlichen NPC wieder und wieder durch eine verschlossene Tür oder ähnliches verhindert wird. Noch ein kleiner Wermutstropfen für Dead-Space-Neulinge: Der Einstieg wird euch nicht gerade leicht gemacht, werden viele Mechaniken doch nur kurz angerissen (per Bildschirmeinblendung) und müssen wenige Sekunden später schon angewandt werden. Nach diesen anfänglichen Hürden setzt allerdings auch schnell der Spielspaß wieder ein, denn, und das sollte nach all diesen Kritikpunkten noch einmal erwähnt werden, Dead Space 2 rockt nichtsdestotrotz!
 
 
„Up above the world so high, like a diamond in the sky
 
Verschwommenen Blickes wandern meine Pupillen Richtung digitalem Zeitanzeiger des Computermonitors. Nach einigen Sekunden kristallisieren sich die blockigen Zahlen aus dem verschwommenen Rest heraus: Zwanzig nach fünf am frühen Morgen. Wieder eine dieser verflixten schlaflosen Nächte. Wieder eine dieser Nächte, die ich in den höllischen Ebenen verbracht habe, die sich hinter meinem heimischen Fernseher aufgetan haben. Und wieder eine Nacht, von der ich keine zwei Minuten entgangenen Schlafes bereue!
 
Ja, es ist wahr, im Kern erinnert mich dieser erneute Anflug fiebriger Visionen stark an den vorherigen Alptraum. Doch warum sich mit solcherlei Gedankengut herumschlagen, wenn mich die Angst schon längst wieder so in ihren Bann geschlagen hat, das alles andere geradezu nichtig erscheint? Zwischen extatischem Adrenalinausstoß und angespannter Erwartungshaltung dem nächsten Schockmoment gegenüber, bleibt eh kaum Zeit, einen klaren Kopf für solcherlei Trivialität zu behalten. Ja, man kann durchaus sagen, dass Dead Space 2 ein wahr gewordener Alptraum ist, dabei aber ein verdammt unterhaltsamer! Eine furchterregende Fortsetzung, die andächtig auf den Pfaden des Vorgängers schreitet, dabei kaum etwas falsch macht, hier und da sogar richtig begeistert, jedoch auch nicht das Gefühl verhindern kann, dass mit etwas mehr Ideenreichtum auch einiges mehr möglich gewesen wäre. Aber man darf sich sicher sein, dass in Zukunft noch mehr aus diesem „Alienmutanten-Alptraumland" zu hören sein wird. Schließlich ist hier ein…
 
WAS WAR DAS? ... Waren das eben näher kommende Schritte? ... Was ist dieses metallische Pochen über mir? ... Schreie! Ich höre Schreie! ... Ja, ganz deutlich ... Und langsam setzt leises Wimmern ein ... jetzt undefinierbare, kehlige Laute ... Sie kommen näher! ... Die Tür ... Sie öffnet sich ... *Fiep Fiep Fiep*. So, Playstation ausgeschaltet. Für heute reicht es mit der Schose. Schlaf muss ja auch irgendwann mal sein. Wunderschönen Feierabend und euch viel Spaß beim Selbergruseln. Gute Nacht!

HeadMunk 3. April 2011 - 14:48 — vor 12 Jahren zuletzt aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 468632 - 3. April 2011 - 15:55 #

Schöner Test, HeadMunk!

HeadMunk 14 Komm-Experte - 1874 - 3. April 2011 - 22:40 #

Vielen Dank! :)

ChrisL 30 Pro-Gamer - P - 199512 - 3. April 2011 - 18:51 #

Sehr gut zu lesender Artikel, HeadMunk. Hatte es dir ja schon per PM geschrieben, wiederhole es aber gern noch einmal hier: Besonders Einleitung und Schluss finde ich gelungen.

HeadMunk 14 Komm-Experte - 1874 - 3. April 2011 - 22:42 #

Danke Chris! Auch für deine Hilfe beim Feinschliff und der Fehlerkorrektur. Weiß ja gar nicht, was ich ohne dich hier anstellen sollte! ;)

Earl iGrey 16 Übertalent - 5093 - 4. April 2011 - 0:45 #

Ja, wirklich gut geschrieben! Dennoch ist Dead Space so eine Kategorie von Spiel die mich so garnicht anspricht... :) [seinen Tee trinkt]

HeadMunk 14 Komm-Experte - 1874 - 5. April 2011 - 7:07 #

Vielen Dank! Ja, Dead Space ist auch eines der Spiele, die nicht jedermans Geschmack sind. Sich von seinem eigenen Hobby "stressen lassen", gerade dann, wenn man eigentlich relaxed Abends ein bissle was zocken will... Ich kenne das! ;)

uLu_MuLu 14 Komm-Experte - 2109 - 4. April 2011 - 9:27 #

Also ich fand das Spiel (im Vergleich zum genialen Vorgänger) eher enttäuschend.

Ich habe mich entschieden weniger gegruselt als in Dead Space 1. Häufig war es eher Schießbude denn intelligentes Leveldesign und taktisches Vorgehen. Viele Level fand ich relativ eintönig und schlecht aneinander gereiht.

Richtig klasse waren mal wieder die Szenen auf der alten Ishimura. Dort habe ich mich an den selben Stellen wie früher erschreckt, obwohl ich es schlecht finde, dass Visceral dort Recycling vorgenommen hat.

Die meisten neuen Gegner sind richtig schlecht designt, vorallem die Kinder, die einfach nur sinnlos angerannt kommen. Zwei "Zwischenbosse" wiederholen sich zudem noch: Schlecht...^^

Besonders schlecht und nervig empfand ich das Ende des Spiels auf dem Weg zum Finale (30 Minuten). Die Synchronisation (auf deutsch) ist zudem äußerst mieß. Unbedingt auf Englisch spielen. Die Quicktime-Events wirken uninspiriert.

Trotzdem sehr schöner Test, obwohl Du die Fanbrille absetzen solltest. Man merkt doch an manchen Ecken, dass Du sehr euphorisch bist.

Wahrscheinlich gefiel mir Dead Space 2 deshalb nicht so sehr. Meine Erwartungen waren wohl exorbitant hoch. Das kann kein Spiel erfüllen... ;-)

Ich würde dem Spiel eine 82% geben...

HeadMunk 14 Komm-Experte - 1874 - 5. April 2011 - 17:34 #

Deine Einstellung zum Spiel ist absolut legitim, allerdings muss ich mich (für meinen eigenen Seelenfrieden! ^^) von der Beschuldigung der "Fanbrille" freisprechen: Gerade weil ich ein großer Fan des Erstlings bin (so wie du) hat sich ein wenig Ernüchterung über den Nachfolger und seine wenigen Neuerungen zum Ende hin breit gemacht. Trotzdem kann man aber in meinen Augen nicht von einer rigorosen Enttäuschung sprechen:

Das Leveldesign finde ich im Großen und Ganzen sehr gelungen (wie geschrieben). Eintöniger sind die verschiedenen Abschnitte in meinen Augen auch auf keinem Fall, schließlich schlendert man hier durch ein Wohngebiet, Ladenzeilen, eine Unitology-Kirche, einem Abschnitt unter Kontrolle einer künstlichen Intelligenz und noch einigen anderen Szenerien. Gerade der Vorgänger muss sich hier eher etwas Monotonie und Recycling-Attitüden gefallen lassen (auch wenn ich persönlich keinen dieser Punkte als störend empfand). Außerdem gehen die verschiedenen Abschnitte im neuen Teil flüssig ineinander über, wohingegen zuvor immer die Tram als Kapitelende und Anfang herhalten musste. Als Schießbude sehe ich die verschiedenen Level auch nicht gerade, allerhöchstens hat man sich mittlweile daran gewöhnt, an welchen Stellen die Entwickler gescriptete Alienangriffe platziert haben. Überrascht zusammengezuckt bin ich aber trotzdem des öfteren.

Das Ende empfand ich persönlich auch nicht als besonders gelungen, da hat der Erstling auf jeden Fall eine bessere Figur gemacht, genau so wie mit den Boss-Schmarmützeln, die sind im Nachfolger ja nahezu nicht existent.

Mit meinem Test habe ich versucht einen Mittelweg zwischen Fan und Neutrum zu finden: Das Spiel bietet wenig neues, ist aber in meinen Augen fast über die komplette Spielzeit wieder wunderbar gelungen und gerade die erste Hälfte hat mich wirklich umgehauen. Nur auf lange Sicht kann Dead Space 2 nicht mehr ganz so begeistern, wie es der Erstling tat. Im Vergleich dazu hatte Teil Zwo aber auch nie eine wirkliche Chance: Dead Space kam aus dem nichts und hat alle Horror-affinen Zocker einfach nur weggeblasen, auf Dead Space 2 ruhten von vornherein schon so große Erwartungen, dass diese einfach nicht auf ganzer Sicht erfüllt werden konnten. Trotzdem darf man nicht überseehn, dass es einfach ein ziemlich gelungener Titel ist.

Chuppi (unregistriert) 5. April 2011 - 18:21 #

Bietet im Prinzip mehr vom Gleichen in etwas bombastischerer Inszenierung.Von daher keine wirklichen Beschwerden,wenn auch kein Preis für Innovation.
Was mich aber wundert,ist was hier durch die USK ging,ohne beanstandet zu werden.
Ich bin sicher der letzte,der nach Zensur schreit,ich will damit nur sagen,daß die Entscheidungen dieser Stelle mir immer wieder kryptisch und schwer nachvollziehbar erscheinen.

B4ck7p 14 Komm-Experte - 2511 - 4. April 2011 - 11:29 #

@HeadMunk

Du könntest noch in dem Kasten "Versions-Info" angeben das der Singleplayer-DLC 'Severed' inkompatibel mit der deutschen Fassung des Spiels ist, und bis heute auch nicht in Deutschland erschienen ist (Und das wahrscheinlich auch nicht mehr tun wird.).

HeadMunk 14 Komm-Experte - 1874 - 9. April 2011 - 13:04 #

Danke für den Hinweis! Habe ich gleich mal in die Info-Box mit aufgenommen!

Kriegiversum 05 Spieler - 42 - 9. April 2011 - 6:43 #

Schön geschriebener Test. Zum Spiel selbst muss man kaum was sagen: Gutes noch besser zu gestalten und dabei innovativ zu sein ist schwer ohne alte Fans zu riskieren. Daher versuchen dies leider auch nur sehr wenige Entwickler.

HeadMunk 14 Komm-Experte - 1874 - 9. April 2011 - 13:06 #

Danke für das Lob. Stimmt schon, Visceral Games sind einfach auf Nummer Sicher gegangen, was man ihnen bei der enormen Erwartungshaltung auch nicht wirklich übel nehmen kann. Schade ist es trotzdem irgendwie. Aber wir Gamer sind halt auch ein sehr anspruchsvolles Publikum! ;)

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 7. August 2011 - 22:58 #

Mir gefällt der Test auch sehr gut :) Wollte ich nur kundtun :D