Blick in die Zukunft:

Als gealterter Zocker im Altenheim des Jahres 2050 User-Artikel

Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!

Kaum vorstellbar, wenn an solchen Orten Musik der 80er und 90er regulär laufen – oder der Sound eines Nintendo 64 in der Wohngemeinschaftsgruppe. Foto von Etan J. Tal.

Stillschweigend zurück in die Zukunft

Wenn im Zimmer nebenan der hochbetagte (und schwerhörige) Bewohner laut Need for Speed aus dem Jahr 1994 zockt, dann bin ich gespannt, ob ich das Röhren der Motoren lange genug aushalte. Das macht aber nichts, wenn wir Bewohner der Zukunft später alle zum Kinoabend eingeladen sind. Vorstellung heute: Tomb Raider mit Angelina Jolie. Das mag uns zum Schmunzeln anregen, doch sorgt das Phänomen der Zocker schon jetzt bei Gedankenspielen für große Herausforderungen an die Pflege der Zukunft. Und die Zocker stellen ja nur eine „Szene“ von vielen vor, die in der Zukunft Thema sein werden. Wer in einer Pflegeeinrichtung wohnt, hat einen triftigen Grund und der findet sich in der Pflegebedürftigkeit wieder. Nach §14 des SGB XI sind Pflegebedürftige
Personen, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer, voraussichtlich für mindestens sechs Monate, in erheblichem oder höherem Maße (§ 15) der Hilfe bedürfen.
Ob es daher so weit kommt, dass wir unserem Hobby von heute nachkommen können, steht offen im Raum. Geistige Erkrankungen und biografisch bedingte Erlebnisse sorgen bei gewissen Bewohnern für sozialen Rückzug und Passivität. Scharen von Fachkräften und Beschäftigungstherapeuten wirken dem täglich in den Pflegeeinrichtungen entgegen. Nicht jeder Mensch in der Zukunft hat einen Zocker- oder Nerdhintergrund. Nicht jeder Mensch mag den Film Tomb Raider, selbst nicht jeder Zocker. Glücklich sei der, der dazu seine Meinung noch frei äußern kann. Ohne die Arbeit und Bemühungen vieler sozialer Dienste in Pflegeeinrichtungen heute schmälern zu wollen, beobachtete ich eine stillschweigende Akzeptanz unter Angestellten, dass ältere Menschen per se ältere Einrichtungsgegenstände und Filme mögen. Daraus ergibt sich für den Zocker von heute folgende Frage: Möchte automatisch jeder, der heute auf aktuelle Computer- und Videospiele wie The Witcher 3, Battlefield 4 und Rome 2 -Total War wartet, ausschließlich in die 8-Bit-Welt zurückgebracht werden? Und das nur, weil das noch ungeborene Personal davon ausgeht, dass wir es selbstverständlich mögen, weil das unsere Lebensrealität war? War denn für uns früher alles besser?
 
An dieser Stelle beginnt es für einige von uns kritisch zu werden. Und erneut sage ich, dass glücklich der sei, der sich noch äußern kann. Nicht jeder möchte in alte Pong-Zeiten gebracht werden (und dort bleiben), wenn er oder sie bereits Freude mit Baldurs Gate und The Witcher hatte. Sofern bis zum Jahre 2050 Krankheiten wie Demenz nicht vollständig therapie- und heilbar sind, bleibt das Schreckgespenst von Verlust bereits erworbener Denkfähigkeiten unheimliche Realität. Im fortgeschrittenen Stadium, wenn Fähigkeiten wie Mobilität, sinnvolle Sprachartikulation, Nahrungsaufnahme und Kontinenz nachlassen, wartet Bettlägerigkeit mit der vollkommenen Hingabe des Individuums an Pflegefach- und Pflegehilfskräfte auf. Zig tausende Pflegekräfte geben in Deutschland ihr Bestes, ihre Bewohner selbst unter widrigen Umständen bestmöglich zu versorgen. Soziale Dienste versuchen im Gedächtnistraining, kognitive Kompetenzen so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Eine Therapie besteht beispielsweise aus einem Memory-Spiel, eine andere therapeutische Möglichkeit ist ein sogenanntes Frage-und-Antwort-Spiel. Das Memory-Spiel zeigt heute zwei gleiche Gegenstände – der Bewohner erkennt diese und versucht noch zu erraten, wo die zweite Karte sein könnte. Bei dem Frage-und-Antwort-Spiel werden den Bewohnern einfache Fragen gestellt, die die Erinnerungen anregen – meist das Langzeitgedächtnis.
 
Solche Maßnahmen in der Zukunft können und sollten sich auf unsere Generation anpassen. Doch was wird im Memory-Spiel gezeigt werden? Bisher gehe ich davon aus, dass es normale Gegenstände des Alltags sein werden und keine Nintendo-Konsole. Zumal heutige Zocker einer Playstation-Konsole damit eh nicht konform gehen würden. Das Gleiche kann beim Frage-und-Antwort-Spiel geschehen – wenig spezifische Fragen. Wahrscheinlich treten neue und EDV-basierte Therapieformen an die Stelle alter Methoden. Wird damit aber das Bedürfnis unserer heutigen Generation Rechnung getragen? Ich spiele nun mal gerne und würde mich freuen, wenn ich in der Zukunft vielleicht mit jemanden über die Ultima-Reihe von Richard Garriot sprechen könnte.
Statt harmonischer Bilder bald Realität bei Senioren von morgen? Band-Maskottchen Snaggletooth als metallene Gürtelschnalle. Foto von Frank Behnsen
 
Der Anspruch unserer Generation, und vieler unterschiedlicher Gruppen darin, wird in der Zukunft wesentlich herausfordernder sein als es noch heutzutage ist. Die Diversität in Geschmäckern – ob nun Arbeit, Ernährung, Unterhaltung in Musik und Film – driftet heute in die unterschiedlichsten Richtungen aus als es noch vor 70 Jahren der Fall war. Mit dem Generationswechsel beim Personal in sämtlichen Ebenen von Pflegeträgern wird auch ein Umdenken stattfinden – die Frage bleibt aber die gleiche wie heute: Wird sämtlichen Bedürfnissen der Bewohner individuell Rechnung getragen (werden können)? Das ist eine Frage, die mich umtreibt. Heute hängen neben Familienportraits auch Landschaftsbilder oder religiöse Bildnisse in den Zimmern von Bewohnern. Diese Bilder werden sich wandeln – sie werden bunter, einzigartiger, unterschiedlicher und verstörender werden. So wird es auch für die Zocker werden. Vielleicht findet jemand ein antiquiertes World-of-Warcraft-Poster und hängt es sich gerne neben sein Familienbild von 2020 auf.
Green Yoshi 22 Motivator - P - 36258 - 6. August 2013 - 11:01 #

Ich hab Zivildienst in einem Behindertenwohnheim gemacht und da gab es einige Bewohner mit eigener Spielekonsole auf dem Zimmer. Sich das eigene Zimmer individuell einzurichten, ist schon möglich.

Bisher finden sich in Altenheimen hauptsächlich Wii-Konsolen, dort wird dann aber eher das Bowling aus Wii Sports und weniger Xenoblade Chronicles gespielt. ;-)

Meine demenzkranke Oma hat nicht wirklich verstanden was ich auf PSP oder 3DS mache, aber ich schätze jemand der mit zwei Jahren das erste Mal ein iPad in der Hand gehalten hat, wird es im Jahr 2093 anders gehen.

Thomas Barth (unregistriert) 6. August 2013 - 11:36 #

Ein toller Artikel über ein Thema mit dem ich mich auch schon beschäftigen musste. Pflegebedürftigkeit und das Hobby Gaming lassen sich teilweise manchmal schwer vereinbaren. Es fängt schon damit das es durchaus zum Problem werden kann aufzustehen und man dann einer Pfegekraft erklären muss, dass sie doch bitte an den Schrank gehen, das Spiel namens "The Last of Us" aus der Verpackung herausnehmen und in die PlayStation 3 legen soll. Mit Mario klappt sowas noch, wenn man sagt ¨Lege mal bitte das Mario-Spiel in das weiße Gerät¨, problematisch wird es aber, wenn man mehrere Mario-Spiele besitzt.

Für Pflegekräfte ist es heute oft unmöglich, verschiedene Konsolen auseinander zu halten, deswegen wurde meine Vita mittlerweile in "Das schwarze Gerät das aussieht wie ein Handy" umbenannt. Ich bin mittlerweile schon dabei die Pfleger darauf zu trainieren, dass die Pflege in Zukunft anders aussehen wird. Bei mir müssen sie lernen was Controller sind, sie müssen die Konsolen und jeweiligen Controller dazu auseinander halten können und sie müssen in der Lage die Konsolen auch an den Fernseher anzuschließen.

Nur das mit der Spieleauswahl ist einfach unmöglich, man kann einem Pfleger ohne Vorkentnisse nicht dazu bringen, ein bestimmtes Spiel, für eine bestimmte Plattform, aus dem Schrank zu holen und mit dem jeweiligen Gerät in Verbindung zu bringen. Sicherlich kann man die Pfleger auch darauf hin trainieren, aber bei der Fluktuation der Mitarbeiter in diesem Bereich, müsste man alle 3 Monate eine Schulung für alle neuen Mitarbeiter abhalten, nur damit man in Zukunft Altenheim 2050 auch noch zocken kann, anstatt wie alle anderen vor dem Fernseher zu sitzen und das Musikantenstadl mit Justin Bieber zu gucken, während an den Wänden Poster von Avatar hängen.

Für pflegebedürftige Gamer gibt es in Zukunft nur die Möglichkeit, soviel wie möglich selbstständig zu machen, den Pflegern soviel Arbeit wie nur möglich abzunehmen und die Arbeitsabläufe für diese so stark zu vereinfachen, dass jeder diese Arbeiten verrichten kann.

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36258 - 6. August 2013 - 12:40 #

Eine Pflegekraft, die in der Schule Englisch gelernt hat, sollte doch ein Spiel im Regal finden können wenn man ihr den Namen sagt. Und die PS3 hat ja ein gut sichtbares Playststation Logo.

Thomas Barth (unregistriert) 6. August 2013 - 12:55 #

Ja, englisch sprechende Pflegekräfte gibt es, aber auch genauso welche die kein englisch, dafür aber flüssig spanisch, italienisch, polnisch und griechisch sprechen können. Versuch mal jemanden ohne Vorkentnisse, mit nur gebrochenem deutsch, ohne Englischkentnisse, auf spanisch zu erklären das du jetzt gerne The Last of Us auf der PS3 spielen würdest.

In der Theorie hört sich alles so einfach an, die Praxis hat aber rein gar nichts mit der Theorie zu tun.

zuendy 16 Übertalent - 4547 - 6. August 2013 - 16:17 #

Ich will dann nur in ein Gamer freundliches Altersheim, indem die Pfleger auch eine Zockerausbildung mit Zertifikat (geprüft vom derzeit aktuellen Hardcoregamerguru) haben.

Khronoz 14 Komm-Experte - 2065 - 6. August 2013 - 20:54 #

Oja, als Ergotherapiezusatzausbildung.

Azzi (unregistriert) 6. August 2013 - 12:02 #

Hmm ich glaube der Artikel bewertet ein bisschen den Stellenwert des Gamens im Leben der Menschen über. Wahre emotionale Momente an die wir uns später erinnern und die uns auch im Alter wichtig sind, werden weiterhin aus der realen Welt kommen. Deswegen glaube ich nicht an ein "Nerd-Altersheim", mit Spielebildern an der Wand und so.

Was sich allerdings ändern wird ist wohl die Freizeitgestaltung dort. Heute im Altersheim ist die einzige Beschäftigung der Leute dort mehr oder weniger das Fernsehehn, neben den Grundbedürfnissen Essen und Essen-ausscheiden (was dort tatsächlich zeitlich einen sehr großen Teil ausmacht).

Denke das Fernsehen als Hobby wird sich dann vielleicht etwas hin zum Zocken verschieben. Allerdings gibts hier folgende Probleme:
- viele Alte sind weder körperlich noch geistig in der Lage zu zocken
- im Alter werden Hobbys wie Spielen doch deutlich wenige, Prioritäten verschieben sich hin zur Arbeit und Familie
- im Altersheim sind zu 90% Frauen, die auch heute nicht so Spiele-affin sind

Achja zu beachten ist noch das es 2050+ vielleicht schon gar nicht mehr das klassische Fernsehen gibt. Ich bin der festen Überzeugung dass dies ein Auslaufmodell ist genau wie Autos.

Thomas Barth (unregistriert) 6. August 2013 - 12:23 #

Ich denke du unterschätzt teilweise den Stellenwert des Gamings im Leben eines wirklichen langjährigen ¨Hardcore-Gamers¨. Es gibt durchaus eine Gruppe von Menschen, bei denen haben emotionale Momente durch das Gaming durchaus hohen Stellenwert im Leben. Ich erinnere mich z.B. heute noch an das Gefühl wie es war, das erste mal einen Game Boy im Schaufenster gesehen und ihn das erste mal gekauft zu haben, genauso wie ich mich heute noch daran erinnere, wie es war das erste mal den Super Nintendo-Joypad in der Hand zu halten. Das heisst natürlich nicht das ich Momente wie meine Hochzeit oder als ich meine Frau kennengelernt habe, nicht zu würdigen weiß, aber für mich hat das Gaming im Leben einen Stellenwert erreicht, in dem ich unmöglich drauf verzichten kann.

Das ich da auch nicht der einzige bin weiß ich, denn alleine in meinem Bekanntenkreis sind 2 Menschen die genauso sind wie ich und ich denke das ein ehemaliger Chefredakteur der Gamestar, der heute eine eigene Newsseite über Spiele besitzt, diesem Hobby einen durchaus ähnlich hohen Stellenwert in seinem Leben beimisst.

Deine Aussage ¨viele Alte sind weder körperlich noch geistig dazu in der Lage zu zocken¨, halte ich für grundsätzlich falsch. Nur weil man alt und pflegebedürftig wird, hat es nichts damit zu tun dass das Gaming nicht weiterhin Teil des Lebens sein kann.

irgendjemandiminternet 14 Komm-Experte - 1950 - 6. August 2013 - 12:56 #

Yup. Bei mir ist das genauso.

Das Gaming, ist wie mein Lieblings Fussballverein ein 100% Anteil meines Lebens.
Genau so wie meine Kinder,meine Frau und andere wichtige private Ereignisse die ich bisher erlebt habe. Das alles ist aus meinem Leben nicht mehr weg zudenken.

Das alles ist ein Teil von mir, und wird auch im Alter noch eine wichtige Rolle für mich spielen.

Azzi (unregistriert) 6. August 2013 - 13:56 #

Zum letzten Absatz: Ich arbeite selbst neben dem Studium in nem Altersheim und kann das deswegen ganz gut abschätzen und aktuell denke ich das etwa 70% von den Leuten da nicht in der Lage wären Spiele auf herkömmlichen Wege zu steuern (Gamepad, Maus-Tastatur).Da fehlt es schlicht an den motorischen Fähigkeiten.

Dazu kommen dann leider ein großer Teil die geistig halt sehr limitiert sind. Ich habe in dem Haus wo ich arbeite vielleicht wenns hochkommt 15 Leute von über 80 Bewohnern mit denen man sich unterhalten kann wie mit nem normalen Menschen.

Das mag natürlich besser sein wenn man im Bereich des betreuten Wohnens ist, aber im herkömmlichen Altersheim dürft ihr euch da keine Illusionen machen, die Leute sind dort nicht ohne Grund. Und der Grund ist selten "nur" das diese an den Rollstuhl gebunden sind.

Sowas wie Wii oder eine Xbox mit Kinect sind Teile die beim Zocken mit Senioren bedingt tauglich sind. Allerdings müssen die Spiele dort dann halt auch auf die älteren Menschen ausgerichtet sein, sprich Fehler verzeihen und nicht zu anspruchsvoll sein.
Aber das hat halt nix mit eurem idealisierten Bild des fröhlichen Rentners zu tun der mim Gampepad in der Hand "Last of Us" spielt.

Thomas Barth (unregistriert) 6. August 2013 - 14:47 #

Nach deiner Einschätzung sind also 70% der Leute in deinem Altersheim nicht in der Lage etwas zu zocken, deswegen kann man die restlichen 30% also auch völlig vernachlässigen. Ausserdem gibt es nicht nur Altersheime und betreutes Wohnen, sondern noch viel mehr Menschen die pflegebedürftig sind und zuhause von den Angehörigen bzw. von einem Pflegedienst gepflegt werden und da zeigen meine Erfarungen, dass 90% der Leute sehr wohl in der Lage sind zu zocken und dies auch tun. Ich gehe sogar noch ein Schritt weiter und behaupte, dass nahezu jeder pflegebedürftige in meinem erweiterten Bekanntenkreis, völlig egal ob nun alt oder jung, irgendetwas zockt und sei es nur Candy Crush auf Facebook.

Eine ältere Dame kenne ich tatsächlich, die zockt nicht, sondern schreibt lieber Gedichte und genießt es einfach nur in ihrem Garten zu sitzen. Aber sie ist auch schon über 80, aber dennoch fit genug um Kopf, um problemlos ein Rundenstrategiespiel wie Civilization zu spielen.

Azzi (unregistriert) 6. August 2013 - 15:06 #

Jo denke auch das die Quote der "Fitten" in ambulanter Pflege deutlich höher ist. Aber der Artikel bezog sich ja hauptsächlich auf Altenheime und da sind halt eher die Härtefälle anzutreffen.

Und im Augenblick kann man die 30% die theoretisch in der Lage wären irgendwie etwas zu zocken tatsächlich vernachlässigen weil die aktuelle Generation dort schlicht kein Interesse an solchen Aktivitäten hat.
Das wird sich denke ich aber in den nächsten 20 Jahren schon ändern, die jetzt 55-65 Jahre alten Leute sind doch schon deutlich Technik-affiner als die aktuelle Altengeneration und so wird deren Interesse und Vorwissen im Alter auch bestehen bleiben.

Im Augenblick sind ganz andere Probleme viel drängender: Es gibt zu wenig Pflegepersonal, und die werden dazu noch beschissen bezahlt als dank für den Dauerstress. Ich kann keinem Patienten adäquat betreuen geschweige denn seine Videospiele wechseln wenn ich ansonsten hinten und vorne mit der Arbeit net fertig werde.
Dazu kommt die Geldproblematik: Pflege ist schweineteuer und sehr personalintensiv, wer soll das in Zukunft stemmen?

Thomas Barth (unregistriert) 6. August 2013 - 15:19 #

Die klassischen Altersheime sind aber mittlerweile Alterspflegeheimen, in denen jeder pflegebedürftige Mensch, unabhängig des Alters, kommen kann. Das kann auch jemanden wie dir passieren und dann versuch mal den Pflegern klar zu machen, dass du kein Wert auf gemeinsame abendliche Stunden mit Karl Moik legst.

Ich kenne durchaus ein paar Ü40-jährige, die aus solchen Heimen wieder geflohen sind und jetzt lieber teilweise unversorgt in einer eigenen Wohnung leben, als es sich noch einen Tag länger antun zu müssen, von den Pflegern vorgeschrieben zu bekommen, dass der Musikantenstadl und nicht MTV im Fernsehen angemacht wird.

Das mit dem Problemen der Mitarbeiter in der Pflege kenne ich nur zu gut. Mein Pflegediest hat momentan massive Probleme mit Mitarbeitermangel, momentan genießen die Aushilfsstudenten, die man normalerweise in der Hinterhand hat, lieber das Wetter, als in der Pflege zu arbeiten.

volcatius (unregistriert) 6. August 2013 - 14:05 #

2050 werden wir wahrscheinlich ganz andere soziale Probleme haben, auch im Bereich der Altenpflege bei Finanzierung/Betreuung.

Skeptiker (unregistriert) 6. August 2013 - 16:01 #

Wie wir an den Altenheimen von heute sehen, wird all das nicht passsieren. Auch unsere Großeltern hatten völlig verschiedene Interessen und Hobbies und wenn nicht der Alterungsprozess sie gleichgeschaltet hat, dann der Alltag im Altenheim. Interessieren sich 70-Jährige wirklich für die Dinge, die ihnen mit 30 wichtig waren, oder mit 40? Meine Mutter hat in meiner Kindheit dauernd laut Musik gehört. Mit 55 konnte sie die Musik von damals nicht mehr ertragen. Ihre Lieblingsfilme auf DVD hat sie sich nie angeschaut ...

Mit nachlassender Sehkraft und motorischen Fähigkeiten ist es schon praktisch nicht mehr möglich, den alten Hobbies zu fröhen - Videospiele sind da keine Ausnahme. Ein Spielfilm mit 90 Minuten länge wird zu einer unüberwindbaren Konzentrationsübung und schon als 50-Jähriger in Memory gegen ein Kind im Vorschulalter zu gewinnen erfordert die volle Konzentration von mental aktiven Menschen.

Für mich scheitert das Konzept Altenheim nicht erst bei Fragen der Unterhaltung, sondern schon bei der ganz elementaren Frage des Essens - ich kann mit der deutschen Küche mit ihrer Wurst und ihren Fleischbeilagen überhaupt nix anfangen. Wenn dann nicht auch noch die meisten deutschen Beilagen unter aller Sau wären ...

prefersteatocoffee (unregistriert) 6. August 2013 - 16:11 #

Wenn überhaupt, dann würde ich die Pflegekraft bitten, mir das Schachspiel zu geben, die Box liegt übrigens unten links im Schrank.

Cheezborger 15 Kenner - 3536 - 6. August 2013 - 16:57 #

Kleiner Hinweis: Der Plural von Zerg ist Zerg, nicht Zergs

prefersteatocoffee (unregistriert) 6. August 2013 - 19:17 #

bingo

Klatschianer 11 Forenversteher - 728 - 6. August 2013 - 21:58 #

Sensationeller Artikel. Hat viel Freude gemacht ihn zu lesen.

Ich wage aber ernsthaft zu bezweifeln, wenn sich nix grundlegend ändert, dass Konsolen und Co. ernsthaft Einzug ins Altenheim finden. Dem Personalmangel ist es wohl zuzuschreiben, dass kaum auf die Bedürfnisse der alternden Menschen eingegangen wird. Von Extrawünschen wie die Hilfe bei einem neuen Telefon ganz zu schweigen. Wenn sogar dazu heute die Zeit fehlt, wie will man es einrichten, Unterstützung zu leisten bei Problemen mit der Hardware. Nur das nötige Engagement durch die eigene Familie könnte einen zockenden Lebensabend ermöglichen.

Azzi (unregistriert) 6. August 2013 - 21:59 #

So wenig Kommentare unter dem kreativen Artikel, wat is da los?
Ein Glück gibts den Thomas Barth und mich, ohne uns wären auch die WiiU Diskussionen nur halb so lang :P

Roland 18 Doppel-Voter - 11619 - 6. August 2013 - 22:52 #

Ich danke euch allen bereits schonmal für eure sehr spannenden und auch freundlichen Kommentare :)

Harald Fränkel Freier Redakteur - P - 13774 - 6. August 2013 - 23:00 #

Interessanter Artikelidee, interessantes Thema. Jetzt frag ich mich bloß: Wo stehen/liegen in heutigen Altenheimen denn z.B. Grammophone, Sammlerpuppen, Modelleisenbahnen ... wo sind die Literaturgruppen, Briefmarkensammlertreffs, in wie vielen Altenheimen sind Haustiere gestattet? Leute, im Jahr 2050 sehen Senioren wahrscheinlich noch viel älter aus als heute. Irgendwie hab ich diesbezüglich gar kein gutes Gefühl.

Larnak 22 Motivator - 37541 - 7. August 2013 - 2:44 #

Fernseher gibt's aber schon :>

DarkWave (unregistriert) 7. August 2013 - 4:11 #

Also ich halte das für eine Selbstverständlichkeit, dass im Jahr 2050 in Seniorenheimen die Computerspiele eine große Bedeutung haben werden. Ich bin 44 Jahre, spiele seit den Achzigern, und in meinem Bekannten und Kollegenkreis gibt es KEINEN der nicht in irgendeiner Form Computerspiele spielt. Ich denke nicht, dass jemand von denen damit aufhören wird. Wieso auch? Schneller und bequemer und billiger, kann man eine "gute Zeit" ja gar nicht haben. Spiele stehen einfach permanent zur Verfügung. Kann man Nachts mal nicht schlafen, drückt man 3 Tasten und ist im Spaßland! Das wird natürlich auch einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Altenheime haben, wenn Millionen 80 jährige Menschen allesamt das gleiche Hpbby haben. Gerade im hohen Alter, wenn man viel Zeit hat und einem vielleicht vieles schwerer fällt, ist das doch die denkbar einfachste Methode sich zu vergnügen. Ich gehe fest davon aus, dass 2050 in den Altenheimen in jedem Zimmer ein Gerät stehen wird, mit dem man dann ins Internet gehen und auch Spiele spielen kann. Ich vermute auch mal, dass es 2050 kaum noch Pflegepersonal geben wird, das nun überhaupt keine Ahnung von Computerspielen und den dann dafür nötigen Geräten hat.

Es gibt ja heute schon in einigen Altersheimen Gemeinschaftsräume, in denen ein PC steht an dem die Bewohner dann spielen können. Und falls man später körperlich und/oder geistig eingeschränkt sein sollte, na, bis dahin gibt es bestimmt noch jede Menge weitere neue Eingabegeräte/Eingabemöglichkeiten und bei den Spielen sucht man sich halt die aus, die man noch kapieren kann. Das wird schon alles super werden!

Sehr schöner Artikel. Danke dafür!

Jak81 17 Shapeshifter - 6145 - 7. August 2013 - 6:23 #

kleiner Fehler auf Seite 3: fürV

Woldeus 15 Kenner - 3171 - 7. August 2013 - 10:35 #

interessanter artikel!

ich spinn deinen gedankengang mal weiter, und stell mir pnp rpg im altersheim vor. wie kann man einfacher wieder jung und toll sein und seiner fantasie auslauf gewähren? :)

KanoFu 12 Trollwächter - 865 - 7. August 2013 - 16:15 #

Ein großartiger Artikel,vielen Dank für die interessanten und aufschlussreichen Gedanken!

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266629 - 7. August 2013 - 20:56 #

Sehr nett. Lese soetwas auf GG immer gerne... :)

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 7. August 2013 - 22:14 #

Ich vermute mal ganz stark das mit schlechter werdenden Augen und mangelnder Konzentration das Spielen nicht mehr den Stellenwert einnimmt wie als wenn man jung ist.

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110370 - 7. August 2013 - 22:22 #

Andererseits wäre ich da mit 80 wohl so zittrig und tattrig, daß Quick Time Events quasi wie von selbst gemeistert werden ^^.

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 8. August 2013 - 19:45 #

In dem Alter guckt man lieber aus dem Fenster und verpetzt Parksünder. Man will ja noch was sinnvolles machen in der Gesellschaft ^^

Z3stra 08 Versteher - 152 - 24. August 2013 - 14:37 #

Interessanter Gedanke, ich bin mal gespannt wie viele alte Gamer es in Zukunft geben wird. Die richtige Spielekultur gibt es ja erst weniger als eine Generation lang, also kann noch niemand wissen ob 80 jähriger später noch begeisterte Gamer sein werden :)

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 17. Oktober 2013 - 11:51 #

Ich glaube eigentlich nicht, dass die "Alten" tatsächlich so rückwärtsgewandt sein werden. Ich habe zwar auch mal Super Mario gespielt, aber das war Ende 80 / Anfang 90. Seitdem habe ich gespielt, was eben so rauskam, und ich hatte bis jetzt auch noch nicht das Bedürfnis, mal wieder an einem Amiga 500 zu sitzen. Und sofern ich nicht senil werde, hoffe ich doch, dass ich auch vom Altersheim aus die Gameentwicklung im Auge behalten werde.
Die größere Frage ist allerdings, ob ich überhaupt die Möglichkeit haben werde, meine eigenen Interessen zu verfolgen. Der Pflegenotstand wird schlimmer werden, nicht besser, und wenn das Personal sich notgedrungen auf die rein physische Versorgung beschränken muss, dann werden die Heimbewohner auch weiterhin vor dem Fernseher geparkt werden und müssen froh sein, wenn ihnen das ausgewählte Programm wenigstens nicht völlig zuwider ist.