Also ich weiß auch nicht, was ich in diesem Foto genau tue, aber es hat bestimmt eine tiefere Bedeutung. So habe ich eine Art Baseballschläger in der Hand, an dessen Ende ein Würfel befestigt ist. Die junge Dame auf dem Felsen weiter hinten hingegen tut so, als ob sie einen Baseballschläger hätte, aber der Würfel klebt an ihrem Kopf. Ich habe lange darüber nachgedacht, was das bedeuten könnte, und habe die Lösung gefunden. Es darf aber in jeder Epoche immer nur ein Mensch diese Lösung kennen, sonst geht die Welt unter. Ich bitte um euer Verständnis.
Mein Frühstück bestand heute aus drei delikaten Sandwich-Doppelscheiben, alle in einer Packung, und eine leckerer als die andere, die leckerste, mit schaumweichem aber dennoch taktil befriedigendem medium-well gekochtem Ei fehlt hier allerdings bereits. Dazu reichte der Maitre d'hôtel grünen Tee aus der 1-Liter-Flasche. Muss ja wieder bis abends reichen!
Mein erster Termin war erst um 10:30, aber es wurde trotzdem knapp. Ich muss nämlich zur U-Bahn laufen, diese nehmen, dann aussteigen, zu einer Nachbarstation laufen, diese nehmen, aussteigen, zu einer Bahnlinie wechseln und dann in Kaihinmakuhari noch bis zur Messe laufen. Dauert etwa eine Stunde, wenn es gut läuft. Heute (ich rede von Freitag...) morgen lief es nicht so gut.
Eigentlich ist das Finden der richtigen U-Bahn viel einfacher als letztes Jahr, wo ich ja direkt an der Tokyo Station beherbergt war. Die Tokyo-Station ist im Prinzip eine Untergrundstadt, mit drei übereinander liegenden Ebenen von Bahnsteigen, wobei die Bahnsteige wiederum teils in ein oder zwei Kilometern Entfernung voneinander liegen. Kein Witz. Dazu kommen noch Nachbar-Bahnlinien und die Shinkansen-Gleise an der Oberfläche. Meine hotelnahe Heimat-Station dieses Jahr hat genau eine Plattform und zwei Gleise. Dennoch schaffte ich es, bereits etwas in Eile, in die wartende Bahn zu springen. Falsche Idee, da falsche Richtung. Also eine Station gefahren, ausgestiegen, zurückgefahren, kostete gut 10 Minuten.
Den Fehler mache ich nicht noch mal, dachte ich mir in Shin-Kiba, der übernächsten Umsteigestation, als ich nach oben hastete zum Bahnsteig, und wiederum eine wartende Bahn hätte erreichen können. Falsche Idee, da richtige Bahn. Die nächste hingegen wäre die falsche gewesen, wie eine Nachfrage bei einer wartenden Dame ergab. Denn zwischen Shin-Kiba und der Makuhari-Messe verkehren nicht nur Züge, die wo ganz anders hinfahren (siehe letztes Jahr...), sondern auch Züge, die eine Station vor der Messe halten und dann wohl zurückfahren. Wieso auch immer. Jedenfalls kam ich ich durch die abermalige Verzögerung in Kaihinmakuhari an, wo mich dann obiges Gedränge am Ausgang erwartete, um kurz vor halbelf.
Im New Otami Hotel irrte ich dann auch erst mal noch ein paar Minuten herum, bis ich den Aufzug fand, um Zimmer 1020 zuerreichen, also 10. Stock, Raum 20. Nur gibt's im 10.Stock kein Zimmer 20 (wohl aber 19 und 21!). Ach so, war dann wohl doch 2010, also 20. Stock, Raum 10. Richtig, dort ist aber nur die Rezeption, wo also die entzückende Microsoft-Dame wartet, um einen dann auf den richtigen Raum zu schicken. Sie wartete tatsächlich, und zwar ein klein wenig ungeduldig, denn mittlerweile war 2s 10:45. Dann noch in den 23. Stock gefahren, und dort wartete...
... dieser gemütliche Liegesessel auf mich. So kann der Tag gerne beginnen! Nach dem Rumgerenne vorher wäre ich wirklich fast eingedöst, was aber überhaupt gar nichts mit dem hochspannenden Spiel zu tun hatte, das mir präsentiert wurde, und zwar...
... die Halo Masterchief Edition, bei der man à la The Secret of Monkey Island S.E. nahtlos zwischen alter Grafik/Geräuschkulisse und der neuen, remasterten umschalten kann.
Danach führte mich der Weg in den Press Room, den leckeren kalten Kaffee trinken. Abermals wunderte ich mich über das Gottvertrauen der Kollegen, denn dieses Macbook lag da eine gute halbe Stunde zum Aufladen, bevor sein Besitzer erschien. Im Vordergrund übrigens mein eigenes, mit Power Tape aus gegebenem Anlass notdürftig zusammengehaltenes Notebook.
Obiges Foto zegt, was im Press Room so an Presse.Informationen ausliegt. Links scheint es um eine Show männlicher Hostessen ("Hosto") auf der TGS 14 zu gehen, rechts um ein Fachmagazin für... keine Ahnung. Der Hiragana-Name liest sich "Atsubusu" und wird wohl "Atsbes" ausgesprochen. Hilft uns jetzt auch nicht weiter.
Wie beruhigend war es da, wieder den Showfloor zu betreten. Alles so normal hier, etwa Würfelspiele begeisterter Fachbesucher mit quietschfiedelen Standdamen (die abwechselnd auch noch in ein Mikrofon quasselte).
Auch immer wieder nett: Die Vorliebe der Japaner für deutsche Namen für ihre Spiele oder Bösewichter. Ihr denkt, es ginge um eine Landkarte, aber der japanische Spieler weiß: Es geht um ein Indie-RPG. Sollte es Erfolg haben, wäre nur die Frage: Heißt der Nachfolger Landkarte 2 oder Seekarte?
Exotik ist auch im fernen Japan gern gesehen, gerade im, nun ja, zwischenmenschlichen Gewerbe. Wir reden von Host-Clubs! Nur sind natürlich wir Westler die Exoten, weswegen wohl die beiden Jünglinge im Bild, die hierzulande wohl für Lachkrämpfe bei ungefähr gleich alten oder gar älteren Damen sorgen würden, vermutlich hochbezahlte Stars für die speziellen Stunden sind. Interviewt werden sie hier von einem sicherlich ebenso prominenten Moderatorinnenpaar. Übrigens, schaut mal genauer hin, aus was die Engelsflügelchen bestehen!
Kurzer Einschub: Wer sich wundert, wieso da Leute rgendwelche Kartons vollstopfen zwischen den Hallen: Das ist ein Verschick-Service, der ungemein praktisch ist: Einfach Pressematerial einsammeln oder Goodies abgreifen, ab damit in einen Karton und für wenig Geld direkt aus der Halle nach Hause oder ins Büro schicken lassen. Also so ähnlich, wie ich das mit meinem Koffer vom Flughafen aus gemacht habe.
Und zwar vor den Augen aller Vorbeilaufenden mit einem dieser komischen Hostos rummachen. Natürlich geht es mal wieder um eine Promotion für eine Romantic Interactive Fiction.
Er hier flüstert ihr gleich etwas ins Ohr -- da schlägt das weibliche Otaku-Herz bis zur Spitze des Skytrees.
Aber jetzt gleich der Beweis, dass Computerspiele einen direkten Einfluss auf Verhaltensweisen im echten Leben haben können, und deshalb als gefährlich eingestuft werden sollten. Als nämlich...
Mich hat das ganz hibbelig gemacht, denn schick sehen sie ja schon aus, diese blutjungen Hostos mit ihren sübergroßen, spitz zulaufenden Schuhen, den kunstvoll auf "einfach trockengeschüttelt" frisierten Haaren mit den farbigen Strähnchen, den Lederhosen mit den Silbernieten im Gürtel, und als ich mir das so anschaute, ich mich versuchte, in die Rolle der im Wortsinne flachgelegten Besucherinnen vor mir zu versetzen, da überkam mich plötzlich ein Dringendes Verlangen, nach, nun ja, nach, Nähe..., menschlicher Nähe, ... gleich und gleich gesellt sich gern, und ich rannte einige Stände weiter, um meine Gefühle auszuleben.
Bitte blättert nicht weiter, wenn ihr Probleme mit Vorlieben habt, die von dem, was uns der militärpolitischindustrielljournalistische Komplex als "regelkonform" oder "Normvehalten" in die weichgespülten Gehirne prügeln will, abweichen. Sehr, sehr weit abweichen, sollte ich sagen. Ich habe euch gewarnt.
Mir begnete doch tatsächlich Andrew Eldritch von den Sisters of Mercy. Oder ein Wiedergänger. Oder, am wahrscheinlichsten, ein Exzentriker, der gar nicht weiß, dass er die Gesichtsform (minus die eingefallenen Wangen), die Frisur und ungefähr die Art von Großglas-Brille trägt, die mein großes Idol aus den frühen 90ern mit der Grabesstimme trug.
Bitte sagt es mir. Der Pat sah mich an, und mir wurde anders. Oder die Piratin sah mich an? Auf jeden Fall fühlte ich mich unwohl, und auch etwas untreu meinem Phantasy-Star-Hamster gegenüber, und ging schnell weiter.
Ich habe sie doch noch gefunden. Nach all den Jahren! Ich weiß ja nicht, was ihr unter dem Begriff "Lounge" so versteht, jedenfalls wurde meine Erwartungshaltung nach Aufstoßen der Tür...
Nach meiner Kuscheleinlage mit Hamsti fühlte ich mich allein, denn er musste ja noch am Stand bleiben, und hat auch die nächsten Tage alle Pfoten voll zu tun. Wie gut, dass man sich einen Gefährten oder eine Gefährtin kaufen kann, in Form eines Kissens. Passende Bettdecken gibt es übrigens meines Wissens nach auch, aber dafür war wohl an diesem Verkaufsstand kein Platz.
Habe ich in etwa zwei Metern Höhe zwischen zwei Hallen gefunden. Gut, oben, das sind wohl zwei Kameras in einer Schutzummantelung. Aber dieses Rohrgestänge? Wirkt wie direkt aus einem Steampunk-Videospiel. Wisst ihr, was genau das sein könnte?
Am Ende des zweiten Business-Tags beginnen die Vorbereitungen für die beiden Public Days am Samstag und Sonntag. Kennt ihr noch das Gedränge zur Gamescon (sic) in Leipzig, und zwar in diesen Röhren, mit denen die Hallen verbunden wurden, am Wochenende? Kein Durchkommen, kein Platz, kein Sauerstoff? So sieht es auf den Public Days auf der TGS in den Hallen selber aus!
Bevor wir zu meinem größten Abenteuer des Tages, ach was, der Woche, kommen, noch ein schnelles Lob in Richtung der Tokioter Verkehrsbetriebe: Die moderneren Wagen zeigen einem nicht nur zweisprachig die nächsten oder auch sämtliche Stopps der Linie an (wichtig, weil es mehrere Express-Varianten gibt, die nicht an jeder Station oder sogar nur an wenigen ausgewählten halten), man erfährt sogar, in welchem Wagen man sich befindet, und wo genau der in der Station zum Stehen kommen wird. Dummerweise gibt es auch andere Züge, wo nur Schriftzeichen über der Tür sind, aber in der Regel findet man sich mit etwas Erfahrung (und einer Zugverbindungs- oder Strecken-App!) gut zurecht.
Ausgepackt, sieht das Ganze aber schon deutlich weniger einladend aus. Das angeblich mit Oktopuss-Farbextrakt gefärbte Brötchen ist in Wirklichkeit eher dunkelgrau, der schöne schwarze Käse auf Anhieb kaum zu sehen. Was soll's, ich atme noch mal tief aus und ein und...
Nach zwei, drei Bissen sieht der Black Burger reichlich unappetitlich aus. Geschmacklich war er gar nicht schlecht, aber auch nichts besonderes, nur leider war die untere Brötchenhälfte schon bei Erstbenutzung durchgesuppt.
Immer wieder schön: die Rainbow-Bridge. Und damit verabschiede ich mich, am Samstagabend erscheint als Tag 4 meines Reise-Reports aus Tokio das große Babes-Special, ihr könnt euch drauf freuen. Ich tue das auch, weil ich dann kaum Text schreiben muss, den gibt's dann am Sonntagabend wieder.
Abonnenten erhalten in der Folge noch fünf weitere Fotos, und zwar eine Dreierserie, weil es so schön ist, glücklichen Menschen zuzusehen, von der Würfeleinlage, ein Bild, das zeigt, wie ich mich beim Kuro-Burger-Verzehr wirklich fühlte und außerdem das finale Foto aus der Hosto-Serie.
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