Auf zum letzten Tag meines Tokio-Reisetagebuchs. Heute war, von ein paar wenigen GG-Geschichten abgesehen, ein reiner Privattag, auf die TGS bin ich nicht noch mal gegangen. Stattdessen habe ich mir gleich vier Stadtviertel angesehen, von denen ihr vielleicht schon mal gehört habt.
Nun aber los, zu obiger Szene (der Shibuya-Kreuzung) kommen wir noch.
Mein Hotelzimmer hat eine eingebaute Modell-Eisenbahn, nur dass alles echt ist. Hier fährt gerade, ganz links, ein Shinkansen ein, während rechts ein normaler Zug raus- und ein anderer reinfährt in die Tokyo Station. Wäre ich Eisenbahnliebhaber, ich hätte vermutlich fünf Tage lang mein Zimmer nicht verlassen...
Weil es jemand wissen wollte: Ich war die fünf Tage dank der Firma eConnect online: Von Deutschland aus bestellt, wurde ins Hotel geliefert und mir dort beim Einchecken in die Hand gedrückt. Ist einfach ein 4G-Modem, an das ich per WLAN mehrere meiner Geräte anschließen kann, um dann mit HSDPA-Geschwindigkeit zu surfen. Beiliegend (und rechts im Foto) ein Zusatzakku. Als ich ihn mal vergessen hatte, ging mir gegen Abend das Internet aus. Modem und Akku hatte ich einfach in der Jackentasche bzw. in der Tasche, mit der ich rumgelaufen bin. Hat etwa 50 Euro gekostet und wirklich durchgehend gut funktioniert, morgen werfe ich das Ding einfach mit der beigelegten Versandtasche in einen Briefkasten am Flughafen.
So, aber nun zum Tagesgeschäft: Als erstes habe ich mir heute den Stadtteil Tsukiji angesehen, das den weltgrößten Fischmarkt enthält. Auf dem Weg dorthin kam ich an diesem Tempel vorbei, Tsukiji Hongan-Ji. Reingegangen bin ich aber nicht.
Auch in den eigentlichen Fischmarkt -- wo also täglich ganze Thunfische und tonnenweise anderes Meeresgetier versteigert werden -- bin ich nicht reingegangen: Der macht auf, wenn ich für gewöhnlich gerade ins Bett gegangen bin, das ist nicht kompatibel. Und um 9 ist schon wieder alles vorbei. Wo man aber auch nach 9 hingehen kann, ist der äußere Fischmarkt, der entsprechend vielfältigen und frischen Fisch hat.
Und solchen Fisch. Määäpp, das sind Krustentiere! Aber Fische finde ich nicht so fotogen, lasst mich euch lieber von einem meiner kleinen Highlights des Tages berichten.
Ich liebe Sushi! Und wenn es auf dem weltgrößten Fischmarkt kein frisches Sushi gibt, wo sonst? Kein Wunder, dass sich auf dem (im Vergleich zum inneren) kleinen äußeren Markt der eine oder andere Sushi-Laden finden lässt. Ich bin nach reiflicher Überlegung zu dem gegangen, der die längste Schlange hat.
Ich weiß nicht, wann zuvor in meinem Leben ich mich für Sushi 30 Minuten angestellt habe, aber heute habe ich es. Übrigens seht ihr auf der Karte bereits das Gericht, das ich später bestellen werde.
Ich komme der Sache näher, merke aber, dass es innen noch eine Schlange gibt. Aber da ich allein bin und der Sushi-Laden keinen Platz länger als 30 Sekunden unbesetzt lässt, darf ich die innere Schlange überspringen und werde im zweiten Stock auf den -- richtig -- einzigen freien Platz bugsiert. Von außen sieht der Laden klein aus, innen ist er aber ziemlich geräumig, es arbeiten dort pro Stockwerk 5 oder 6 Sushi-Köche im Akkord.
Und hier eine der leckersten Sushi-Platten, die ich je gegessen habe (ihr versteht, so nehme ich an, dass ich nicht wirklich ausdrücken möchte, die Platte gegessen zu haben).
Wer im Elektronik- und Nerdviertel Akihabara ankommt, kommt nicht am Yodobashi-Akiba vorbei, im Prinzip ein vielstöckiger Mediamarkt mit wirklich sehr großer Auswahl (aber auch Dingen wie Koffern und Spielzeug).
Und da sagen immer alle, Microsofts Xbox 360 würde keine Rolle in Japan spielen! Doch: Wer in die Spieleabteilung will, muss das 360-Logo mit Füßén treten. Zieh dich warm an, PS4!
Schon mal vornweg, ich war in keinem Maid Café und auch sonst in keinem Otaku-Tempel. Aber von außen habe ich beispielsweise das Gundam Cafe fotografiert...
... und das AKB48K-Ticketoffice nebst Shop nebst Cafe. 50 Meter weiter haben die eine eigene kleine Konzerthalle, und auch sonst sind sie in ganz Akihabara omnipräsent. AKB48K ist eine Retoreten-Girlie-Band, deren 48 Mitglieder sich durch folgende Alleinstellungsmerkmale auszeichnen: Sie sehen süß aus und können sich zueinander im Takt bewegen. Ich sage euch, das Grauen, wenn man nur ein Lied von denen hört oder ein Video sieht. Probiert es aus: Einfach nach AKB48 googeln und auf das erstbeste Youtube-Video klicken.
Ich hab hier nur die Werbung fotografiert, aber um die Akihabara-Station herum gibt es zig Maid Cafes, in denen man von großäugigen Mangagestalten als Herr im Haus begrüßt wird, also alles schön unterwürfig und so. Habe ich gelesen! Ist aber nichts Unanständiges dabei, habe ich gelesen. Also wenn einen devote Frauen nicht misstrauisch oder unsicher machen.
Vor den Maid Cafes stehen Lock-Maids herum, in voller Maid-Montur. Ich habe aber schon genug verkleidete junge Frauen fotografiert die letzten Tage, und die auf der Straße sahen eher gestresst aus, darum keine Fotos.
Als Computerspieler muss man eine Stadt, die (teilweise) so aussieht, doch einfach mögen, oder? Und übrigens auch eine Stadt, wo Spiele das Normalste der Welt sind, überall plakatiert sind, wo jede dritte U-Bahn-Fahrerin ihren 3DS XL rausholt während der Fahrt, und so weiter.
Ich bin zwar in keine Nerd-Schuppen gegangen, habe mich aber doch länger umgesehen in Akihabara, wo es auch einige nette Cafés gibt. In solche, an denen "Vampire Cafe" dranstand, bin ich aber nicht gegangen.
Schließlich fuhr ich zu meiner Enttäuschung des Tages weiter...
... was natürlich nur daran liegt, dass ich nach Akihabara von Kaufhäusern schon die Nase voll hatte. Denn Shinjuku -- übrigens die meistfrequentierte Bahnstation Tokios mit vier Millionen Passagieren pro Tag, die hier ein- oder aussteigen, ist zumindest um die Bahnstation herum ein einziges Einkaufsparadies. War nur anderthalb Stunden dort, verspreche aber, einmal wiederzukommen, denn Shinjuku ist laut Reiseführer eine Stadt in der Stadt und wesentlich vielfältiger, als das Herr Langer in etwa 90 Minuten feststellen konnte.
Und nun zu meinem Highlight des Tages. Kennt man natürlich schon, aber es dann mal selbst zu erleben (was ich bislang irgendwie noch nicht geschafft hatte in Tokio) ist schon noch mal etwas anderes. Hier seht ihr die Kreuzung direkt vor der Shibuya-Station, während die Fußgängerampeln auf rot stehen. Und im folgenden Bild seht ihr die Kreuzung, ...
... wenn sie grün werden. Ich habe nicht nachgezählt, aber es sollen rund 1.000 Menschen sein, die in Stoßzeiten bei jeder einzelnen Grünphase, also alle 60 Sekunden, die Straßenseiten wechseln.
Und so sieht die Kreuzung von oben aus, ich sitze gerade im Starbuck's an der Kreuzung (und verderbe mir den Magen mit einem Getränk namens "Roasted Almond Latte"). Um zum Starbuck's zu kommen, muss man übrigens durch ein AKB48K-Devotionalien-Geschäft.
Da ich mir keine Filme mit Richard Gere ansehe, selbst wenn er darin stirbt, habe ich den Film Hachiko nie gesehen. (Edit: Der ist nur eine Verwestlichung eines japanischen Films namens Hachikō Monogatari aus dem Jahr 1987). Aber es geht um eine wahre Geschichte: Ein [Edit] Akita-Hund hat neun Jahre lang zur gewohnten Zeit vor der Shibuya-Station gewartet, obwohl sein Herrchen, ein Professor, schon lange tot war. Da sieht man übrigens mal wieder die Antwort auf die Frage: "Wer ist klüger, Katzen oder Hunde?". Darüber, welche Tierart flauschiger, selbständiger, selbstversorgender und nicht so servil ist, brauchen wir ja hoffentlich nicht zu streiten.
Ähm. Also weiter: Die Japaner waren von dem Rührstück (nicht dem Film, sondern dem echten Hund, der 1934 starb) so begeistert, dass sie ihm eine Statue gewidmet haben. Diese beziehungsweise ihren Nachbau – das Original wurde im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen – seht ihr hier. Sie ist ein beliebter Treffpunkt für Paare und Freundesgruppen. Das bringt mich zu folgendem Exkurs...
Ich fand die Shibuya-Kreuzung und die unglaublichen Menschenmassen drum herum wirklich faszinierend, und habe mich eine ganze Weile dort aufgehalten, direkt bei der Statue, Und konnte dadurch dutzendfach, ach was, hundertfach in etwa einer Dreiviertelstunde den immer selben Ablauf erleben: Mensch A wartet auf Mensch B, und wenn der kommt, freut er sich und stürzt auf ihn zu. Dabei geben sich die Japaner übrigens so eine Art High Five. Manche mussten natürlich länger warten: Er hier zum Beispiel, im Foto, wartete eine ganze Dreiviertelstunde lang -- es ist ganz schön schwer, da immer noch cool auszusehen und am Telefon eine nette Stimme zu machen, scheint mir. Das ganze Drama menschlicher Beziehungsanbahnungen, das Hoffen, das Bangen, die Erleichterung, komprimiert, dutzendfach und kostenlos vor meinen Augen in einer ständigen Live-Aufführung.
Aber jetzt zur wichtigsten Frage: Was gab's zum Abendessen? Reis mit Tempura und ein großes Bier. Ich dachte übrigens, wenn ich "groß" sage, bekomme ich das, was für den Kölner "riesengroß" und für den Münchner "klein" ist. Aber ich habe eine Mass bekommen, besser eingeschenkt als auf dem Oktoberfest, jedoch.
Richtig, es ist eine Wasserflasche und ihr anscheinend superkomplizierter Verschluss. Ich folge also der Anleitung, improvisiere aber auch etwas, und ...
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