Während in Deutschland Abendbrot gegessen wird, ist in Japan schon wieder der neue Tag da, und das heißt für euch: Tag 2 der "Jörg in Tokio"-Fotogalerie von Jörgs, also meinem, Donnerstag in Chiba, wo die Tokyo Games Show stattfindet. Alle News dazu fassen wir auf unserer Event-Seite zur TGS zusammen.
Wie schon gestern habe ich versucht, mich auf die in der Spendenaktion versprochenen 20 bis 25 Fotos zu beschränken. Das hat auch wieder fast geklappt. Viel Spaß also mit der heutigen Folge, und zu dem Gesellen da oben kommen wir noch!
Die Japaner sind schon lieb, irgendwo: Für alles und jedes antizipierte Problem findet sich garantiert eine Broschüre oder ein Hinweisschild. So auch im Bad, aber mal ganz ehrlich: Wie ich mit dem einzigen Knubbel, den es dort neben Warm/Kalt eigentlich gibt, vom Wasserhahn auf die Duschbrause umstelle, hätte ich tatsächlich auch allein herausgefunden.
Dafür verbirgt sich ein wichtiges Detail in diesem Foto: Eigentlich ist es nicht die beste Idee, einen Akku (hier der von unserer Nikon D7000) in Wassernähe unterzubringen. Aber die Verzweiflung treibt mich dazu, später mehr.
Nach Hillary Clintons Zusammensacken während der 9/11-Feierlichkeit letzten Sonntag hat ihr Arzt eine umfangreiche Stellungnahme zu ihrer Erkrankung und ihrem weiteren Gesundheitszustand veröffentlicht. Donald Trump konterte sofort und erzählte in seinem Leib- und Magensender, wie gesund er sei, und dass er ebenfalls einen Arztreport in der Tasche habe. Ob er ihn einfach mal zeigen solle? Die Seiten hielt er kurz hoch, lesen konnte man sie nicht. Damit haben aus Sicht vieler US-amerikanischer Wähler beide Seiten ihre Schuldigkeit getan und umfassend über ihren Gesundheitszustand informiert. Oder zumindest Donald Trump hat das, aus Sicht vieler US-Wähler.
Diesem Beispiel folgend (also eher Hillarys als Donalds), veröffentliche ich hier auch einige Vitaldaten. Fangen wir für heute einmal an mit meinen Schlafdaten der letzten paar Tage. Findet ihr heraus, wo jeweils ein längerer Flug stattgefunden hat...? Vielleicht noch als Nachsatz: Fitbit wertet weitgehende Bewegungslosigkeit als Schlaf. Nun ist weitgehende Bewegungslosigkeit in einem Economy-Sitz anno 2016 natürlich nicht so ungeheuer schwer herzustellen.
Wie ihr seht, zumindest wenn ihr mal kurz euren Monitor um 90 Grad dreht oder euch verrenkt, geht es mir dank des vielen Schlafs richtig gut, und ich freue mich auf die Messe. Nur eines fehlt mir an diesem Morgen...
... Kaffee. Bevor ich 350 Yen für einen Rührkaffee zahle, siehe Tag 1, probiere ich doch mal die Teebeutel aus. Augenblick, sagte ich Teebeutel? Was genau ist "Kelp Powder Fuji No Ume Kobucha"?
Also laufe ich eben ohne Kaffee die paar Schritte rüber zu den Messehallen, bin Punkt 9:59 da und sehe bei der Presse-Akkreditierung... die Schlange des Todes. Hier habe ich mich mal kurz mittenrein gestellt, in Wahrheit standen die "Internationalen" bis raus vor die Eingangshalle und ein Stück die Treppe runter. Und die "Einheimischen" standen vermutlich bis zum Bahnhof Kaihinmakuhari an. Also ging ich erst mal...
... einen Kaffee trinken. Bringt ja alles nichts. Und ich konnte von der Cafetria die beeindruckenden Schlangen draußen beobachten. Übrigens scheinen an den Fachbesuchertagen 90% der Leute Presse zu sein, denn die sehr viel zahlreicheren sonstigen Ticket-Ausgaben waren so gut wie leer.
Was soll's, dachte ich mir gegen 10:20, es hilft ja alles nichts, was mutt' dat mutt', du stirbst nur einmal. Und andere solche Geanken. Ich muss sagen, sie waren völlig gerechtfertigt, denn obwohl ich mich exakt vor der Tür (siehe hinten) angestellt hatte, war ich gegen 10:55 immer noch nicht mit meinem vorbestellten Presseausweis gesegnet. Dafür aber ...
... um 11:01 oder von wann immer diess Foto stammt. Ihr habt es vielleicht etwas anders schon auf der Website gesehen, etwa bei unserer TGS-Event-Seite. Der kleine Unterschied: In jenem Foto ist außer mir niemand zu sehen.
HABT IHR AUCH NUR DIE LEISESTE AHNUNG, WIE SCHWER ES IST, VOR DIESEM ZENTRALEN LOGO DIREKT AM MESSE-EINGANG, WO "NIEMAND" SONST AUF DIE IDEE KOMMT, SICH DAVOR ABLICHTEN ZU LASSEN, EIN FOTO OHNE ANDERE LEUTE HINZUBEKOMMEN?
Puh, das musste raus. Zum Glück half mir ein mir unbekannter Japaner mit dem Foto, der tatsächlich zigmal hin- und herlief, um den richtigen Winkel zu finden, Leute aus dem Weg bat und sich zwischendrin von mir auch noch die Kamera erklären ließ, um ein gutes Bild zu machen. Nette Leute, diese Japaner!
Wo immer der hier entlaufen ist: Auch japanische Messen kommen nicht ohne Zombies aus. Ich weiß nicht, wo er (sie?) dazugehört, unter Umständen Biohazard / Resident Evil.
... rannte zu dem schon im vorherigen Foto zu sehenden Yakuza 6-Stand.
Irgendwie glaube ich, dass mein fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit erschienenes Yakuza 5-Letsplay in Japan besser angekommen wäre. Gut, dort hätte es natürlich spätestens Anfang 2013 veröffentlicht werden müssen, aber ihr wisst, was ich meine.
Beim Anspielen von Yakuza 6 war mein größter Feind nicht irgendein Feind-Clan und auch nicht die japanische Sprachversion. Sondern dieses kleine unscheinbare schwarze Kästchen. Das ist die Stoppuhr, die unerbittlich die Zeit runterzählt und zum höflichen Rauswurf führt, sofern man die nicht allzu-lange Demo nicht vorher abschließt. Dann muss man früher gehen, was irgendwie kein so richtiger Anreiz ist.
Sagt mal, hat der Typ in der Mitte wegen der Typin links gerade sein Mikrofon verschluckt? Oder macht er unsittliche Gesten damit? Der saugt doch daran, jetzt mal ohne Witz!
Ich war erstaunt: Dort, wo all die Jahre das Pressezentrum war, nämlich in einem unansehnlichen Außentrakt Marke "unter der Autobahnbrücke", war es nicht mehr (siehe Foto). Ein tiefes Glücksgefühl durchströmte mich: Endlich hat die Betreibergesellschaft eingesehen, dass man die Journalisten gut behandeln sollte, dass Kreativität auch davon lebt, in schöner Umgebung zu arbeiten, ab und zu den Blick schweifen zu lassen. Und so ging ich dann voller Hoffnung zum neuen Pressezentrum. Schlimmer konnte es ja schließlich nicht werden!
Vielleicht ist das nun komplett von Betonwänden umgebene, zu 0% ans natürliche Sonnenlicht angeschlossene neue Pressezentrum etwas größer als das alte. Das könnte aber auch täuschen, denn wenn ihr den weiträumigen Saal genauer anseht, bemerkt ihr sicher die Spiegelwand an der Seite. Schon trickreich, diese Japaner!
Immer noch gibt es im Press Office zwei für meine Arbeit unabdingbaren Rohstoffe: Kalten Kaffee, den ich mit einer Einheit Milch und einer halben EInheit Sirup genießbar mache, und leckeren Orangensaft aus dem 100-Liter-Tank. Daneben meine komplette Arbeitsstation, ich habe diesmal keinen Laptop dabei (keine Sorge, so habe ich schon von der GDC berichtet).
Hauptgrund für den Umstieg auf iPad plus Tastatur: die bessere Medienverarbeitung. Nein halt, die enorme Akkulaufzeit. Nein, halt noch mal, das geringe Gewicht. Oder alles drei zusammen. Doof ist nur, dass man zig Verrenkungen anstellen muss (sprich: spezielle Apps kaufen), damit man unter iOS normal arbeiten kann. Ich sage nur "keine richtigen Dateinamen".
Nach zwei Stunden und drei ausführlichen Anspielberichten ging es wieder auf die Messe. Jetzt seid ihr dran: Wie würdet ihr für dieses Spiel auf einer Bühne werben, also für das Spiel School Girl Zombie Hunter?
Der Hersteller hat sich für folgende Idee entschieden: Rechts auf der Bühne stehen Darstellerinnen in Schuluniformen. Wenn sie dran sind, gehen sie zur Bühnenmitte, wo sie dann in je zwei Schritten von anderen Schulmädchen bis auf den Bikini ausgezogen werden.
Ihr wisst, dass ich mit Babes-Galerien keine Probleme habe (es dürfte auch dieses Jahr wieder eine geben!). Aber das ist an sexistischer Doofheit wirklich schwer zu überbieten.
Nein, es hat nicht der Hotelzimmergeist zugeschlagen und mich hinter seinen Spiegel gezerrt (Sorry, wenn das nur Premiumenten kapieren), und ich bin auch nicht auf einem vereisten See gewesen und dort eingebrochen. Vielmehr...
Bei dieser Dame handelt es sich um eine Besucherin. Überlegt euch selbst, ob sie mit dieser Geste a) die zu erwartende Tristesse von Metal Gear Survive versinnbildlichen möchte. Oder b) gleich hochspringen wird, dabei mit dem Knüppel nach unten hauend, um dann in Zeitlupe und mit Rundum-Kamera 'a la Matrix auf den umstehenden Monitoren abgespielt zu werden.
Die Antwort ist b), und vielleicht bekommt ihr das noch in einem Video zu sehen. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich gar nicht wusste, dass ich gerne Frauen ansehe, die mit einem Plastik-Baseballschläger bewaffnet hochspringen und damit zuhauen.
Normalerweise haben die ganzen Messe-Schönheiten entweder ein professionelles oder ein gequältes Lächeln auf den Lippen. Aber jetzt schaut mal hier: Da ist doch echte Freude zu sehen, oder nicht?
Kein Wunder: Die Messe ist für heute aus, und sie dürfen sich umziehen.
Auch für mich ist der Rückmarsch angesagt, und statt nun wie noch vor zwei Jahren erst mal zur Bahnstation zu laufen, sich mit Tausenden anderer Messebesucher in stinkende Abteile zu zwängen und 50 Minuten oder länger gen Tokio zu fahren, bin ich nach 5 Minuten an meinem Arbeitsplatz.
Das einzige Problem dieses Arbeitsplatzes: Es gibt dort keinen Strom. Im Ernst. Keine Steckdosen. Nicht an der Lampe, nicht unter dem Tisch, nicht...
.... daneben und auch nicht in der Ecke vom Fernseher. Gut, in der Ecke vom Fernseher ist eine Steckdose mit immerhin zwei Slots. Aber ich traue mich doch nicht, an diese Konstruktion dranzuegehen! Entweder bricht danach das W-LAN zusammen, oder der Fernseher verbucht 100 Pornofilme auf meiner Zimmerrechnung. Neenee! Ich habe eine andere Lösung für das Problem.
Ich lade im Bad sowie bei der Teemaschine einfach zwei Universalakkus auf, die ich dann abwechselnd ans iPad stecke (das die für Handys gedachten Dinger ratzfatz leersäuft). So komme ich gerade so über die Runden. Ach so, die umgedrehte Schublade dient der Vermeidung zu starker Rückenkrümmung beim stundenlangne Bilderauswählen.
Aber nun stört mich etwas anderes. Es ist ein Gefühl, wie man es hat, wenn man den ganzen Tag über nichts anderes zu sich genommen hat als Kaffee und Orangensaft. Es ist: Hunger.
Also schnell aus dem Hotel gespurtet (wie ihr seht, war ich nicht der Einzige, kurz nach 18:00 Uhr) und ein Restaurant oder eine Esskneipe gesucht. Das ist in Japan ein Kinderspiel, aber ich führe euch dennoch durch die notwendigen Schritte.
Schritt 1: Nach Verlassen eures Hotels / einer U-Bahn / einer Firma geht ihr entweder nach links oder nach rechts, bis ihr nach spätestens 200 Metern auf ein solches Schild am Straßenrand trefft. Es fasst sämtliche gastronomischen Betriebe des Hochhauses zusammen, vor dem ihr gerade zufällig steht, samt Sinnbild und Stockwerk (1F ist das Erdgeschoss usw.). Geht in dieses Hochhaus und in das Stockwerk, das euch von den Fotos her angenehm erscheint in Sachen Essen.
Schritt 3: Seht euch die angepriesenen Speisen von Betrieb B an. Das hier ist übrigens der Normalfall, also die Nachbildung sämtlicher Speisen mit lackierten Plastik- (früher: Wachs-) Modellen. Gute Nachbildungen kosten locker 500 Euro und mehr das Stück, weil wirklich das gewünschte Gericht in Handarbeit hergestellt wird. Natürlich gibt es auch Standard-Attrappen, und das Restaurant kann auch einfach diese nachkochen. Das hier jedenfalls sind keine guten Nachbildungen, weswegen wir weitermachen mit Schritt 4.
Schritt 4: Geht in Gastronomiebetrieb C, was immer das ist. Eigentlich ganz egal, wo ihr reingeht. Denn man muss schon Pech haben meiner Erfahrung nach, wenn man (bei grundsätzlicher Zuneigung zu den servierten Gerichten) schlechtes Essen vorgesetzt bekommt in Japan. Wo es mich hier hinverschlagen hat?
In so eine Art Sportsbar, könnte man meinen. Scheint eine Kette zu sein, die aus diversen Stilrichtungen (am Tisch gebratenes Fleisch, Tempura, Roher Fisch) jeweils eine mittlere Auswahl an Speisen anbietet.
Starten wir also gleich den Aufbaukurs "So bestelle ich Essen in einem japanischen Restaurant". Schritt 1: Ihr schaut euch das japanische Menü an und das zusätzliche japanische Tagesmenü, lasst euch dann die englische Karte bringen, die aber ganz anders aussieht als die japanische und komisch übersetzt ist, und dann, das ist wirklich ganz wichtig...
... dann ruft ihr laut "Sumimasen!" (Entschuldigung) und bestellt bei der sofort neben euch materialisierenden Bedienung, indem ihr einfach mit dem Finger auf die Fotos des japanischen Menüs zeigt. Oder eben auf die Kanji, wenn es keine Fotos gibt. Das klappt immer, und ist oft überraschend.
Bei mir kam als erstes etwas, was ich nicht bestellt habe, so eine Art Spaghetti-Gruß-aus-der-Küche. Vor allem aber das bestellte Bier. Anhand dieses Biers könnt ihr übrigens auch kontrollieren, ob ich auch brav die weiteren Fotos in der richtigen Reihenfolge bringe.
Woraufhin der Hauptgang kam: "Fünferlei Sashimi". Also roher Fisch, in kleine Häppchen geschnitten. War ebenfalls sehr, sehr lecker, dazu gab es noch ein wenig Reis (die Reis-Bestellung sorgte für Stirnrunzeln, wieso auch immer. Ich vermute, den isst man nicht zu Sashimi? Weil es dann Sushi wären, nur dass es kein Sushi-Reis ist, wenn man ihn extra bestellt, und auch kein kalter? Das muss in etwa der Grund sein, denke ich).
Dann jedoch kam es zu einem Continuity Error im Raum-Zeit-Gefüge. Aber damit euch armen, premiumlosen Nichtspendern nicht auch ein solcher widerfährt, bedanke ich mich für eure Aufmerksamkeit und sage Tschüs bis morgen. Oder ihr gebt euch einen klitzekleinen Ruck, wink-mit-dem-Zaunpfahl.
Für echte TGS-Spender und Premiumenten geht es natürlich noch weiter: Mit einigen Impressionen von der TGS und vor allem mit der Fortsetzung der "Swabian Ghost Story". Ihr wisst, was ich meine. Moment, läuft da etwa Wasser aus dem Fernsehr zu meiner Rechten?
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