Während ich dies tippe, bin ich noch zehn Stunden vom Rückflug entfernt, aber die letzte Galerie (es folgt noch am Dienstag oder Mittwoch die große Babes-Galerie, allerdings ohne Texte) wollte ich dann doch noch von hier aus fertigmachen, habe noch mal einiges erlebt heute.
Und damit herzlich Willkommen zum letzten Teil von Jörg in Tokio 2015, die, wie ich das in vereinzelten Kommentaren mit überrascht-vorwurfsvollem Unterton las zuletzt, AUCH HEUTE WIEDER KEINERLEI SPIELEBEZUG HAT. Null! Die TGS ist nämlich vorbei, und mich interessieren gerade keine Spiele, sondern die Stadt Tokio. Nachdem das nun geklärt ist, kann ich euch aber verraten, dass es heute zumindest ein wenig Filmbezug geben wird, ich habe nämlich (kurz) das Park Hyatt besucht, in dem bekanntlich Lost in Translation spielt.
Am Morgen beschloss ich, eine Bootsfahrt zu unternehmen und den Sumida Fluss (die Endung -gawa steht wohl für Fluss) hinaufzufahren. Oder hinunterzufahren, ich habe keine Ahnung.
Die Bootsanlegestelle, die ausländerkompatibel funktionierte (zumal die Japaner eh sehr hilfsbereit sind Gaijins gegenüber und auch meist alle Augen zudrücken, wenn die bewusst oder unbewusst Mist bauen, so zumindest meine ureigenen Erfahrungen), lag übrigens genau unterhalb der Brücke, die ich eh schon zigmal benutzt habe, um zum Skytower oder zum Edo Museum zu kommen, war also quasi Home Turf für mich.
Mein Ziel war der Hamarikyu Park, von dort könnte man noch weiter fahren nach Odaiba, Rainbow Bridge, Freiheitsstatue und Riesenrad und so, siehe frühere Jörg-in-Tokio-Jahre. Das war mir aber zu aufwändig, denn ich hatte vier weitere klare Ziele heute:
- Park Hyatt besuchen
- Postkarten kaufen, schreiben und abschicken
- Ein gutes Sushi-Restaurant besuchen
- Dabei auch noch interessante Fotos machen
Wie das obige zum Beispiel, zumindest in meiner Wahrnehmung: Quasi ist das direkt am Fluß stehende Gebäude wie ein Fenster gebaut, damit auch die dahinter liegenden Gebäude etwas Flussblick abbekommen. Könnte man zumindest unterstellen.
Und nur kurz darauf ein weniger schöner Blick. Ich bin nicht ganz sicher und habe keine Lust, Karten zu wälzen, aber das hier könnte der berühmte Tsukiji-Fischmarkt "von hinten" sein. Wenn ich komplett danebenliegen, schreibt es einfach.
Ich finde es grundsätzlich faszinierend, wenn eine Stadt an einem größeren Fluss liegt, ob das Hamburg ist oder London, Tokio macht da keine Ausnahme (und liegt an mehreren größeren Flüssen und am pazifischen Ozean, aber das sind in diesem Zusammenhang Nebensächlichkeiten).
Kurz nach dieser Brücke war der Park erreicht. Dummerweise machte ich keine Fotos von der Einfahrt meines etwa 40 Meter langen "Ausflugsdampfers", der quasi blind durch eine enge Schleuse einfahren musste, weswegen der Kapitän wie wild das Schiffshorn blasen ließ. Das nächste Mal nehme ich Oropax mit.
Der Park enthält ein Teehaus in einem Teich, das ich aber nicht besuchte, und ist ansonsten ein 100prozentig künstlich angelegter. Fand ihn jetzt nicht so spannend, hatte mich auch ein wenig in der Zeit verschätzt, aber zumindest die Kombination Parklandschaft umgeben von Hochhäusern hat mich doch fasziniert.
Klar, gibt's im Central Park und vermutlich an 1.000 Parks in der Welt ebenso, aber ich bin eben in Tokio und wohne in München, wo es zwar einen schönen großen Park gibt, aber keinerlei Hochhäuser drumherum. Weil man in München keine Gebäude haben will, die höher als die Frauenkirche sind. Was auch fast durchgehalten wurde bislang.
Vom Hamarikyu-Park aus lief ich grob in Richtung Ginza/Innenstadt, hatte auch gedacht, vielleicht am Kabuki-Theater vorbeizuschauen, wegen dessen altertümlicher Nachbildung im Edo Tokyo Museum. Das wurde mir aber dann zuviel Lauferei, und ich nahm irgendwann den nächsten Metro-Eingang.
Vorher aber schoss ich dieses Bild, es ist der berühmte Nakagin Capsule Tower von Architekt Kisho Kurokawa. Mit "Capsule Hotels" (neben Internet Cafés wohl die günstigsten Übernachtungsmöglichkeiten für Leute, die sich sowas antun wollen) hat der gar nichts zu tun, vielmehr ging es darum, wie man Gebäude konstruieren kann, die sich einfach um- und auch wieder rückbauen lassen können.
Wenn ihr mal näher ins Bild zoomt, erkennt ihr vermutlich, dass der Turm in keinem guten Zustand ist, durch diverse der runden Fenster sah man auch eher den Nutzungstypus "Gerümpelkammer". Übrigens ist der Turm so alt wie ich, meiner maßgeblichen Meinung nach habe ich mich besser gehalten...
Immer wieder interessant, wie die Tokioter Restaurants, vermutlich ist das aber eine landesweite Sitte, die angebotenen Speisen als liebevoll modellierte Kunststoff-Objekte am Eingang ausstellen. Das hier ist wohl ein chinesisches Restaurant.
Und kein Bahnhof ohne seine 37 Convenience Stores. Der hier hatte Haarpflege-Produkte und bewarb diese immerhin mit Takeshi Kitan (Hanabi, Brother und viele andere). Der wirbt übrigens für so ziemlich alles, schien es mir, er tauchte nämlich auch ganz am Ende als digitalisierter Charakter für Yakuza Kiwami auf.
Mittlerweile bin ich ein wenig woanders in Tokio gelandet, und zwar in Shinjuku. Was mir nicht klar war bislang, ich hab's auch noch in keinem Reiseführer gelesen: Shinjuku ist nicht nur die weltweit meistfrequentierte Bahnstation mit bis zu zwei Millionen Passagieren täglich, sondern es treibt die Eigenheit der Tokioter, ihre Bahnhöfe als Untergrund-Einkaufspassagen und -Wegenetz zu nutzen, auf die Spitze.
Ich bin von meiner Ankunft an der Ostseite des Shinjuku-Bahnhofs bis zu dem mehrere Kilometer entfernten Park Hyatt, bis auf den letzten Kilometer oder so, ausschließlich unterirdisch gelaufen. Deshalb hier mal eine Karte (von Yahoo Japan), und zwar mit eingeschaltetem Layer "Untergrund-Karte". Über 200 Ausgänge hat die Shinjuku-Station, sie ist wirklich unfassbar riesig.
... einfach noch Tunnels (wobei: Kann man diese Passanten-Autobahn oben noch als Tunnel bezeichnen?) zwischen all diesen Stationen und Untergeschossen ins Erdreich getrieben.
Und dann aber noch nicht aufgehört, sondern auch noch die Regierungsgebäude im Bezirk und sonst alles irgendwie Wichtige daran angebunden. Apropos: den letzten Kilometer oder so, an irgendwelchen städtischen Werwaltungsgebäuden vorbei (wollte schreiben: unter ihnen hindurch) legte ich auf einem Laufband zurück, ähnlich dem elend langen am Frankfurter Flughafen. Weil es halt wirklich weit zu laufen ist.
Solltet ihr also jemals in Shinjuku unterwegs sein und es euch über der Erde zu voll sein, stellt euch einfach vor, dass unter euren Füßen in diesem Moment noch Zehntausende weiterer Menschen umhereilen.
Was ich da so locker-flockig beschreibe, hat mich in Wahrheit aber einige durchgelaufene Schuhe gekostet, denn Shinjuku ist ein absolutes Labyrinth, selbst wenn man sich eigentlich nur auf gerader Linie von Ost nach West im Untergrund fortbewegen möchte.
Mein Smartphone war zumindest subterran auch keine große Hilfe, zumindest hat es mich dann aber nach verlassen der unterirdischen Stadt zielsicher zum Park Hyatt geführt. Beziehungsweise zum Park Tower, den ihr im Foto oben seht: Er besteht aus drei miteinander verbundenen Türmen, die (glaube ich) nach Süden hin immer höher werden. Das Park Hyatt nimmt nur die obersten Stockwerke (ich glaube, aller drei Türme) ein, und damit kommen wir zu Lost in Translation:
Ich war aufgrund meiner Shinjuku-Underground-Odyssee völlig aus der Zeitplanung gefallen, weswegen ich nur eine halbe Stunde im Park Tower verbrachte. Aber soviel kann ich sagen: Der Film "verdichtet" das Ganze schon ein wenig, denn das Hotel hat quasi gar keine Lobby. Es ist ja nur ein Teil des Park-Towers, der überwiegend aus Büroflächen besteht. Im Erdgeschoss ist auch noch ein Delikatessenladen, der wohl zum Park Hyatt gehört, aber das war's im Prinzip.
Man muss also im richtigen der drei Eingangshallen des Turm-Ensembles die richtige Ecke finden. Wenn man nicht per Fuß unterwegs ist wie ich, ist's allerdings leichter, denn selbstverständlich gibt es eine Auffahrt zum Hotel und eine Aussteigezone (siehe Foto). Aber auch dann läuft man nur in einen mehrfach genutzten Wolkenkratzer rein und muss besagten Aufzug nehmen.
Fährt man den hoch, landet man dann sofort in einem Restaurant unter einem dieser pyramidenartigen Glasdächer, die man Im vorigen Bild sieht; das wirkt im Film komplett anders, diesen tatsächlichen Eingangsbereich des Hotels sieht man dort nur mal kurz als Frühstücksraum. Wenn man diesen dann nach "hinten" verlässt, kommt man in den edel-gediegenen Bereich, durch den in Lost in Translation anfänglich Robert Harris geführt wird.
Ich aber bleibe erst mal im Frühstücksraum/Eingangsbereich/Restaurantbereich, denn dieses unter besagtem Glasdach des ersten Towers gelegene Areal bietet nach allen Seiten hin einen fantastischen Ausblick und ist berühmt ...
... für seinen Nachmittagstee. Da ich weder genug Zeit noch Geld hatte (33 Euro für Tee mit einigen Süßigkeiten?), hier mal nur eine Abbildung der zugehörigen Karte.
Was ich aber unbedingt sehen wollte, war die New York Bar (oder wie sie heißt), weswegen ich, mithilfe eines Hotelangestellten, den Weg zum dritten und höchsten Tower fand, den Aufzug nahm und...
Mit diesem Ausblick auf das "Pyramidendach" des nächstkleineren Turms sowie einen guten Teil Tokios belohnt wurde. Allerdings: Die berühmte Bar war noch geschlossen (hätte um 16:00 Uhr aufgemacht), und Fotografieren war auch irgendwie blöd, wenn man da am Eingang von einer resoluten Dame freundlich abgewiesen wird. Nur soviel: Was im Film großzügig und luxuriös wirkt, ist bei Tageslicht ein erstaunlich enger Schlauch. Jaja, die Magie des Weitwinkelobjektivs.
... mit dem einen oder anderen Blick über Shinjuku und gelobe, irgendwann mal wieder zu kommen. Und mir dann auch mal den Nachmittagstee zu geben. Oder die Präsidentensuite.
Ach ja, soviel noch zum Park Hyatt, falls es aus meiner Beschreibung der über einstündigen Anreise (mit viel Verlaufen natürlich) nicht klargeworden sein sollte: Das liegt alles andere als zentral, auch mit mehr Ahnung auf dem Rückweg (dieses Mal oberirdisch) war ich so 15 Minuten unterwegs, und dann ist man erst mal an einer Bahnstation, durch die man wiederum einige Minuten läuft bis zum Zug, der dann auch 20 Minuten oder so bis Tokio braucht, und noch mal etwas länger bis zum Beispiel nach Asakusa (mit Umsteigen). Also: Park Hyatt und "Tokio zu Fuß erkunden", das beißt sich etwas, möchte ich behaupten.
... weiter rechts hingen ziemlich viele von diesen Kärtchen zum Mitnehmen dran; ich vermute mal, man bekommt damit in teilnehmenden Bars (oder der einen Bar?) einen kostenlosen Longdrink.
Kleine Momentaufnahme: Wusste gar nicht, dass diese Marke so berühmt ist, dass sie für Made-in-Germany-bepriesene Shops in Tokio gut ist. Um ehrlich zu sein, kannte ich die Marke nicht mal bislang.
Im Hotel beschriftte ich nun panisch (wie lange die Post wohl aufhat?) Postkarten (siehe TGS-Aktion); ich hoffe, wenigstens der eine oder andere Empfänger wird die Seine mithilfe kryptologischer Spezialsoftware entziffern können.
... wo mir die nette Postmitarbeiterin mit einem Stempel den Stapel kurz durchstempelte. Habe übrigens nicht nur den Topten der TGS-Spender eine geschrieben, sondern auch noch anderen verdienten Usern. Für den Stempelservice (statt einzelne Briefmarken kaufen und draufkleben zu müssen) brauchte ich nur einen Zettel zu unterschreiben, extra gekostet hat das nichts.
Zum Glück sprach die Dame passabel Englisch, was keinesfalls Standard ist. Im Foto dokumentiere ich den Bezahlvorgang. Schreibt vielleicht mal in diesem Thread, wenn die eine oder andere Postkarte angekommen ist!
Kommen wir zum letzten Ziel für diese Tokio-Reise (außer in wenigen Stunden von gerade an aufzuwachen und den Flieger zu erreichen): den Besuch einer authentischen Sushi-Bar. Mit "authentisch" meine ich etwas, was ich immer mal wieder bei meinen Streifzügen gesehen habe, solche kleinen Läden, wo zehn Leute reinpassen.
Letztes Jahr hatte ich ja schon so etwas Ähnliches aufgetan, aber es geht noch kleiner. Jedenfalls bin ich, mit einer Empfehlung des Hotels ausgestattet (und vor allem einer Wegbeschreibung und in Google Maps eingegebener japanischer Adresse!) losgezogen -- und durfte die eher kleineren Straßen von Asakusa erkunden.
Gefunden habe ich die Bar nur, weil ich mir die Kanji-Zeichen abfotografiert hatte vorher: Ihr seht ihr durch den Eingang hindurch quasi das komplette Etablissement. Links ein Tresen, hinter dem sofort die Küche des Sushi-Chefs ist (der keinen einzigen Mitarbeiter hat), rechts sämtliche sechs Plätze. Und hinten ist noch versteckt ein Klo, eines der topmodernen glücklicherweise.
Man setzt sich also auf einen freien Platz und sagt dem Chef, was man haben will. Der hier sprach erstaunlich wenig Englisch. Eine Karte mit Bildern gab es nicht, es gab genauer gesagt gar keine Karte, vielmehr hingen hinter mir an der Wand kleine Zettel mit Kanji drauf, das waren wohl die Gerichte. Brachte mir natürlich nichts, weswegen ich im Wesentlichen geraten habe.
Hier seht ihr den Sushi-Chef beim Zubereiten eines der für mich bestimmten Gerichte (es saßen zeitweise noch vier andere Gäste im Lokal, zwei davon gingen dann und wurden noch mal durch zwei ersetzt). Wie sich das lohnen kann, ist die Frage, zumal das Essen nicht billig, aber auch nicht superteuer war, und mit absolut frischen, superleckeren Zutaten zubereitet.
Aber vermutlich ist die Winzigkeit des Restaurants und das fehlende Personal das Geheimnis: Wenn de Chef alles selbst macht, muss er weniger Umsatz generieren und auch weniger Gäste pro Abend bewirten.
Außerdem fungiert der Sushi-Chef auch noch als Unterhalter. Bei mir war es sprachbarrierenbedingt eher wenig Austausch, aber mit den anderen Gästen scherzte der Meister ausgiebig, und die übersetzten mir das auch teilweise. Also so nach dem Motto "Was das für eine Frucht ist, weiß ich auch nicht, habe sie auf der Straße gefunden" oder "Das hier habe ich nicht selbst gekocht, sondern im Kombini gekauft."
Jedenfalls ist mein Gericht (eines von vielen) nach minutenlanger Zubereitung und Teller-Anrichtung fertig und sieht...
Das hinten befindliche war das leckerste Stück Sushi, das ich in meinem Leben gegessen habe: Irgendwas mit Aal, ich habe noch mal vier Stück davon bestellt. Das vordere war irgendein weißer Fisch, der eher bissfest war.
Nein kein Natto, sondern wesentlich essbarer, aber unheimlich salzig. Da ich es ungefragt zu meinem zweiten Bier bekommen habe, vermute ich, das ist das Aquivalent zu gesalzenen Nüssen, die man in Hotelbars gerne gereicht bekommt.
Superlecker das alles, und ich bin froh, mich zum Betreten des Einheimischen-Lokals überwunden zu haben. Vielleicht doch mal Japanisch lernen?
Und durch die Tempelanlage zurück zum Hotel. War ein kleiner Umweg, aber ich wollte den Sensou-ji-Tempel noch mal bei Nacht sehen, weil er da geradezu überirdisch leuchtet. Was an den ganzen irdischen Scheinwerfern (teils mit Farblicht) liegt, die auf ihn gerichtet sind...
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