Willkommen zu Jörg in Tokio 2015! Einmal mehr möchte ich euch mit mehreren Fotogalerien mitnehmen in eine Stadt, die einerseits eine typische Mega-Stadt ist, andererseits aber auch faszinierend und ungewöhnlich. Wobei in diesem Foto Tokio das Geflimmere am Horizont ist: Die Tokyo Game Show findet nämlich sinnigerweise in Chiba statt, genauer gesagt in der Makuhari Messe. Also führte mich mein Weg dorthin, und hier bleibe ich auch bis Samstagvormittag, danach ziehe ich nach Tokio um.
Übrigens, es fällt euch sicher auf, haben wir die Galerie+ pünktlich zur TGS optisch überarbeitet, ich hoffe, euch gefällt der neue Look und die breiteren Bilder (aus meiner Sicht ein guter Kompromiss aus "großem Bild" und "Text lesbar").
Selbst die längste Reise... beginnt mit der Autobahn zum Münchner Flughafen. Ich habe wieder ein Sonderangebot aufgetan, sodass ich das Auto eine Woche stehen lassen kann, ohne arm zu werden. Mein Gedanke in diesem Moment: Lass' dieses Wetter bitte kein Vorbote auf Tokio sein!
Und da sage noch einer, nur die Japaner wären "Otaku", also Nerds mit bestimmtem Popkultur-Fetisch. Nee, die Bayern auch! Bemerkt ihr, wie ich selbst nach 21 Jahren München "die" schreibe statt "wir"? Wobei, genau derselbe Laden in der Tokioter Innenstadt könnte ein Hit sein, wer weiß?
Als alter Hase bin ich vor Flügen überhaupt nicht panisch, zu spät kommen zu können, und darum bin ich bei einem Abflug um 21:25 Uhr auch bereits um 18:25 vor Ort und 20 Minuten später in Gate-Nähe. Was tun mit der ganzen Zeit? Natürlich arbeiten! Wer genau hinschaut, sieht, wo der aktuelle Beitrag Jörgs Spielemonat 8/2015 finalisiert wurde...
Das ist mein Flugzeug, ich fliege mit ANA (Werbespruch siehe Überschrift). Die pünktlichen Japaner beginnen das Boarding tatsächlich um exakt 20:55. Ich fragte übrigens noch besorgt das Bodenpersonal, ob's trotz Nachtflug ein richtiges Abendessen geben wird. Die Damen müssen sich doch auch mal amüsieren! Aber ernsthaft, ich habe einen Riesenhunger, hoffentlich startet der Service schnell.
Wie eingeweihte User und Vielflieger erkennen: Mein Flug mit All Nippon Airways findet mit einem Dreamliner statt, eines der neuesten Flugzeugmodelle im Markt. Kennzeichen sind unter anderem weniger trockene Luft (kann ich bestätigen), weniger Innenraumgeräusche (kann ich nicht bestätigen) und große Fenster (seht ihr hier selbst).
Wen oder was ihr nicht seht, ist der junge Japaner auf dem Fensterplatz in meiner Reihe, der die ganze Reise über seinen Platz nicht verlassen wird. Und was ihr außerdem nicht seht, und ich auch nicht, ist der Benutzer des Mittelplatzes (in der Economy bestuhlt ANA 3-3-3). Als ich als vorerst Letzter einstieg, hieß es, es fehlten noch elf Passagiere. Das ist nicht viel, und so hoffe ich, dass irgendwann "Boarding Complete" ertönt. Dann hastet eine Familie heran, und die freie Sitzreihe rechts am Fenster ist besetzt. Und da kommt noch ein Japaner durch den Gang getapst, das ist bestimmt... nein, er geht weiter! Boarding Complete und damit Glück gehabt, denn freier Mittelplatz heißt 50 Prozent Komfortgewinn.
Ich bin noch nie mit ANA geflogen und stürze mich natürlich gleich auf die Unterhaltungskonsole. Ist ungefähr um fünf Jahre moderner als das, was Lufthansa so bietet auf Interkontinental-Flügen, vor allem reagiert der Touchscreen auf leichte Berührung und schaltet blitzschnell weiter. Hinter "Connect" verbirgt sich übrigens, kein Scherz, "Seat to Seat Messaging". Wenn einem also die kleine süße Japanerin zwei Sitzreihen weiter hinten gefällt, berechnet man deren Sitznummer, und schon kann man mit ihr chatten. Gut, sie würde dann nach der Polizei rufen, aber halt in der Theorie.
Leider sitzen im ganzen Flugzeug keine süßen Japanerinnen, sondern vor allem uralte Japanerinnen und Japaner, von denen einer, in der Notausgang-Sitzreihe vor mir, während des Flugs noch auf den Boden sacken und nicht mehr allein hochkommen wird, woraufhin sich drei Stewardessen heranteleportieren, ihn hochwuchten und aufs Klo befördern. Aber von dieser Einlage ahne ich noch nichts, als ich...
... mich weiter durch das Bordprogramm klicke. Die Multiplayer-Spiele haben es mir nicht so angetan, bei den Filmen interessiert mich nur Mad Max (gut, vielleicht schaffe ich auch noch ein paar Minuten den neuen Terminator, aber dass ich eine Dinner-Preview bekomme samt Kalorienangabe, finde ich schon fein. Und jetzt machen wir gleich mal den Realitätsvergleich, bitte weiterblättern.
Sieht doch gar nicht so schlecht aus für ein Economy-Essen, oder? Es fehlt noch die Miso-Suppe, die ich später unzeremoniell aus einem Pappbecher schlürfen muss, aber ansonsten wirken Fleischbällchen, Lachs, kalte Udon-Suppe und Co. doch ganz essbar. Aber halt, etwas fehlt hier, und ich meine nicht die Miso-Suppe!
Das Essen hat geschmeckt, und nach einer Weile wurde sogar noch Eiscreme serviert, das hatte ich auch noch nicht in der Economy-Klasse.
Aber wer viel Bier trinkt, dazu Suppen und O'cha und Orangensaft und kalten grünen Tee, der muss auch mal wohin, und hier wartet die nächste kleine Überraschung...
... na, kommt ihr drauf? Klar, sieht soweit alles nach Standard-Klo aus, aber schaut mal etwas nach unten. Moment, wir verschieben den Bildausschnitt und zoomen etwas heran.
Haben die findigen ANA-Manager doch tatsächlich eine japanische Wasserduschen-Toilette eingebaut ins Flugzeug, mit warmem Wasser, regelbarem Druck, für Männlein und Weiblein hinten sowie für Weiblein vorne. Wie es sich halt gehört für zivilisierte Flugreisende!
Außerdem ist die der Tür gegenüberliegende Seitenwand komplett zu öffnen, um Rollstuhlfahrern den Zugang zu erleichtern, was toll ist für die Rollstuhlfahrer, mich aber ein wenig beunruhigt.
Ach so, noch mal zum Thema Dreamliner: Hier ist schön zu sehen, dass die Fenster per Knopfdruck elektronisch abgedunkelt werden können. Was die moderne Technik so alles kann!
Was die moderne Technik allerdings offenbar nicht kann, ist aus Economy-Sitzen etwas zu zimmern, das nach einigen Stunden Flug nicht zum Folterinstrument wird. Ich bin ja nun wirklich klein, aber wenn die Vorderleute ihren Sitz zurückklappen, passt mein 12-Zoll-Laptop nicht mehr auf den winzigen Ausklapp-Tray, und wenn ich selbst den Sitz zurückklappe, kommt es mir so vor, als hätte ich ihn gar nicht zurückgeklappt. Naja, schlafen wird überschätzt.
Die (natürich auch topmoderne und mit zig Funktionen ausgestattete) Karten-App des Bordprogramms verrät mir: Noch elf Minuten bis Haneda, wir überfliegen gleich Chiba. Auf diesen künstlichen Halbinseln liegen unter anderem Disneyworld Tokyo und DisneySea sowie das Chiba Marine Stadium, und ein paar Hundert Meter neben letzterem liegt mein Hotel.
Angekommen. Das Bild ist nicht absichtlich unscharf, aber bis auf die doppelten Augenringe habe ich mich doch ganz gut gehalten, oder? Mit meinem langen Gaijin-Angriffsgeschwindigkeitsschritt (ich bin ein Lauf-Riese...) überhole ich dann fast die gesamte Business-Klasse und gehe zumindest als erster Ausländer des Flugs durch den Zoll. Was meinen Koffer aber auch nicht schneller erscheinen lässt.
Dennoch ist die Einreise kein Problem, und bereits 40 Minuten nach der Landung stehe ich in dieser Schlange, um mir ein Busticket zu holen. Der Standort Chiba ist zwar super, um auf die Tokyo Game Show zu gehen (ich laufe vom Hotel aus fünf Minuten oder so), aber weniger super, um von Haneda zum Hotel zu kommen. Dafür wäre Narita der bessere Zielflughafen gewesen, doch die ganz große Wahl hatte ich bei der Flugbuchung nicht mehr.
Jedenfalls habe ich mir im Vorfeld die Verbindungen per U-Bahn und Zug angeschaut und daraufhin beschlossen, den "Limousine Bus" direkt vom Terminal zur Kaihinmakuhari Station zu nehmen, das ist quasi der Messe-Bahnhof. Die einstündige Fahrt kostet 9 Euro oder so.
Das ist er, mein Bus. Ist doch deutlich zu lesen, "Kaihinmakuhari". Dass die Japaner gerne dort mit dem Organisieren weitermachen, wo wir Deutschen dann so langsam aufhören, zeigt sich übrigens an den drei verschiedenfarbig beschrifteten Gepäckfächern: Je nach Ziel wird der Koffer woanders einsortiert. Zumindest rate ich das.
Auf die Minute genau, am internationalen Terminal steigen außer mir noch genau zwei Leute zu, fährt der Bus los, klappert die beiden innerjapanischen Terminals ab (wo jeweils ungefähr 250 Leute zusteigen), und fährt direkt ...
... in den Regen und in den Stau. Der Busfahrer, natürlich in Uniform, informiert uns unablässig über den aktuellen Stand der Verzögerung, die Verkehrslage im Großraum Tokio, das zu erwartende Wetter am Ziel, die prognostizierten Ergebnisse der heutigen Baseball-Spiele und vieles mehr. Zumindest glaube ich das, denn selbstverständlich spricht er nur Japanisch.
Ganz pünktlich werden wir wohl nicht ankommen, aber dafür gibt es WiFi! Übrigens nicht kostenlos, wie es hier doch eigentlich steht, sondern ab 350 Yen (3 Euro) für drei Stunden. Außerdem fürchte ich, weil mir das schon ein paar Mal passiert ist, dass ich, um das kostenlose WLAN nutzen zu dürfen, um zum Beispiel E-Mails abrufen zu können, ich erst mal eine E-Mail-Adresse angeben muss, an die mir dann das Passwort gesandt wird. Ihr seht das Problem?
Es gibt aber noch ein anderes Problem für Interessierte an diesem Keisei-Bus-WLAN-Service...
... denn unter Umständen stammt das WLAN gar nicht von unserem Bus (ohne "Keisei Bus"-Aufschrift), sondern von dem uns vorausfahrenden. Wäre doch lustig: "Folgen Sie dem Bus vor uns! Bleiben Sie unbedingt dran!" Aber nicht, weil man Detektiv ist, sondern weil die E-Mail noch hochlädt.
Wir fahren über die Rainbow-Bridge und auf Odaiba auch an diesem Gebäude vorbei, das Kennern der Jörg in Tokio-Folgen 2013 und 2014 bestimmt bekannt vorkommt.
Mit nur sieben Minuten Verspätung zum Fahrplan kommen wir an der Kaihinmakuhari-Station an. Dummerweise nicht wirklich an der Station selbst, von wo aus ich mir den Weg zum Hotel angeschaut habe, sondern einfach an einer Straße in der Nähe. Aber das ist echt kein Problem, denn mein Hotel ist das höchste Gebäude weit und breit und hier auch schon zu sehen (hinten links, hinter dem braunen Gebäude). Zumindest, wenn ich mich nicht falsch erinnere!
Jawohl, richtig erinnert, das ist das Ding, jetzt nur noch fünf Minuten Laufweg entfernt. Schön, dass der Nieselregen nicht stärker wird. Apropos: Die Wettervorhersage sagt Regen voraus für Donnerstag und Freitag, dann abends aufklarend und am Wochenende bewölkt bis sonnig. Übrigens jeweils bei 24 bis 28 Grad Celsius, Tropenklima also garantiert. Ich glaube, ich lasse das Jacket im Koffer.
Und da ist es erreicht, das Hotel. Komisch, den Anbau (unter dem ich gerade durchlaufe) gab's noch nicht, als ich vor vielen Jahren schon mal hier war, noch zu IDG-Zeiten.
Ein wenig Verwirrung beim Check-in: Der Hotel-Bedienstete lässt sich meinen Namen buchstabieren, schaut in seinen Computer und auf eine ausgedruckte Liste, lässt sich meinen Pass geben, schaut mit finsterer Miene darauf und saugt die Luft durch die aufeinandergebissenen Zähne ein. O weh! Buchung verschlampt? Hat mich der Zoll wegen den mitgeführten Wik-Medi-Nait-Vorräten auf eine schwarze Liste gesetzt?
Nein, das Problem ist etwas trivialer: Ich habe mir einen mobilen LTE-Router vorbestellt, doch darauf ist mein Vorname "Joerg" geschrieben, in der Buchung und auf meinem Pass hingegen "Jörg". Als korrekter Angestellter musste mein Gegenüber also vermutlich sämtliche 1000 Gäste-Namen durchgehen (das Hotel hat 50 Stockwerke plus einen Anbau, der allein so groß ist wie viele andere Hotels), damit da nicht vielleicht der richtige "Joerg Langer" darunter ist.
"Wollt ihr die totale Information? Wollt ihr sie totaler, als wir sie uns heute vorstellen können?" Jedenfalls sehe ich mit Interesse, dass sich das Shopping- und Freizeit-Angebot seit meines Erstbesuchs vor einem Jahrzehnt oder so deutlich erweitert hat: Außen-Swimming-Pool, Spa, diverse Restaurants -- und ich erzähle den gutgläubigen TGS-2015-Spendern, ich hätte in einem "Business-Hotel" gebucht! Ich schwöre, damals gab's hier nur eine Eismaschine und einen Getränkeautomaten, und zwar beides taktisch günstig direkt vor meinem winzigen Hotelzimmer, in das ich nur seitlich hereinkam, wobei mein Koffer draußen bleiben musste.
Naja, deutlich größer sind die Zimmer nicht geworden, aber immerhin passen in die Garderobe vier Bügel (nicht fünf, wirklich nur vier), und es gibt eine Grüntee-Luftbefeuchter-Sprühdose.
Hey, und sogar ein kleines Tischchen und ein blaues japanisches Großraum-Sofa finden Platz! Das auf dem Bett sind übrigens Yukatas, die trägt man, wenn man in den Spa geht oder so. Ich aber habe jetzt ein großes Problem: Das nächtliche Abendessen im Flugzeug war zwar schmackhaft (das Rice-Porridge-Frühstück übrigens weniger), aber trotz Aufessens auch des letzten Reiskorns leider nicht genug für mich. Ich habe unglaublichen Hunger! Wie gut...
... dass zu den Shops im Hotel auch ein voll ausgestatteter Lawson's gehört, ein typischer Convenience Store. Wer das Prinzip nicht kennt: Im Convenience Store findet man wirklich alles, was man irgendwie brauchen könnte. Nicht nur Nahrungsmittel und erstaunlich frische Fertigspeisen, sondern auch allerhand Hygiene-Artikel, Austausch-Unterhosen, Geldautomaten, Konzert-Ticket-Automaten, und und und. Wenn die Japaner ihre Heizkosten-Rechnung bezahlen, erledigen sie das in der Regel bar im "Kombini". Naja, ich möchte keine Rechnungen bezahlen, sondern nur ein paar Nahrungsmittel.
Alles da: Sashimi Sushi mit einigen Fischen und Füllungen, die mir spontan unbekannt sind, geringe Mengen Wasabi und Soya-Sauce (die Japaner benetzen mit beidem nur ihre Sushi, nie, aber wirklich lassen sie den Reis mit der Soya-Sauce in Berührung kommen oder verrühren Soya-Sauce und Wasabi zu einer Pampe), ein Ei-Thunfisch-Sandwhich, und eine große Dose Kirin-Bier, dazu kalten Grüntee. Itadakimasu!
Was jetzt echt schön wäre, so mit Bier und Eier-Thunfisch-Sandwhich und so, wäre noch etwas Fußball-Gucken oder so. Machen wir doch mal den Vorhang auf...
Das Stadion in der Nahansicht. Obwohl ich im 36. Stock bin und auch noch eine Schnellstraße dazwischen liegt, wabern immer wieder Fangesänge und Jubel herüber. Ach, könnte ich nur sehen, außer ab und zu auf der fernen Video-Leinwand, was auf dem eigentlichen Spielfeld passiert!
Ach so, ich kann ja einfach den Fernseher einschalten! Um der Wahrheit genüge zu tun: Obwohl eine der beiden Mannschaften der TV-Übertragung aus Chiba stammte, war es wohl nicht das Spiel, das 300 Meter entfernt live stattfand, zumindest passte das Fan-Gejubel nicht, und das Stadion im Fernsehen schien mir auch kleiner zu sein.
Und wenige Minuten später war's das auch schon mit dem Abendessen. Und das war es auch mit dem ersten Tag (naja, eigentlich habe ich ja anderthalb Tage abgeddeckt) von Jörg in Tokio 2015, zumindest für alle Nicht-Abonnenten. Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht, morgen startet die Messe, und ab dem Wochenende bis Montag werde ich dann noch Tokio für euch erkunden!
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