Fies: Nach dieser fantastischen Aussicht schickt euch das Spiel für lange Zeit hinab in die dunkle Kanalisation.

Fiese Schnitzer

Auf der technischen Seite ist Velvet Assassin größtenteils gelungen. Die Engine ist nicht mehr ganz auf dem neusten Stand, bietet aber wie erwähnt beeindruckende Licht- und Schattenspiele. Die detailarmen Texturen fallen so nur beim näheren Hinsehen auf. Die Gesichter und teilweise auch die Figuren selbst wirken hingegen wie aus der Plastikfigurenfabrik. Besonders Violett erscheint in der Frontalen so manches Mal wie eine überschminkte Porzellanpuppe. Auch gibt es nur wenige Soldatenmodelle, die Wehrmacht im Spiel scheint hingegen auf Klone zu setzen. Große Ansprüche an die Hardware stellt das Spiel dafür nicht. Eine Zweikern-CPU mit 2 GHz, 1 GB RAM und eine Grafikkarte auf Stand von Geforce 7900GT oder ATI X1900 XT reichen bereits zur Darstellung sämtlicher Details. Während des Tests hatten wir jedoch Probleme mit dem Anti-Aliasing. Nach dessen Aktivierung wurden alle Köpfe durchsichtig! Bis zur Veröffentlichung dieses Artikels gab es keinen entsprechenden Patch. Andere Bugs oder gar Abstürze kamen jedoch nicht vor.

Seltener Frontalblick auf Violett Summer.

In Sachen Sound und Sprachausgabe macht Velvet Assassin fast alles richtig. Die sporadische Musik ist atmosphärisch und lässt den Level-Geräuschen und Dialogen der Wachen ihren Raum. Deren Sprecher machen einen guten Job, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die unzähligen Soldaten nur von insgesamt vier Synchronsprechern eingespielt wurden. Auch wenn Sascha Draeger (Synchronsprecher von Dean Cain) redlich versucht, jede seiner Figuren anders klingen zu lassen, ist es doch oft nur seine Stimme, die ihr während der acht bis neun Stunden Spielzeit hören werdet. Zumindest wisst ihr dank 5.1-Unterstützung immer genau, von wo sie kommt. Nettes Detail: In der englischen Sprachversion, bleiben die Dialoge der Wehrmachtssoldaten auf Deutsch, während Violett Summer mit einem angenehmen britischen Akzent die Geschichte vorantreibt. Wie das auf English Speakers wirkt, wissen wir nicht, wir finden's gut!

Auf dem PC bindet sich Velvet Assassin in Valves digitaler Distributionsplattform Steam ein und ist nicht zensiert. Die deutsche Version ist derzeit jedoch noch nicht zu haben, und ein genauer Releasetermin dafür ist nicht bekannt. Die englische PC-Version ist bereits für rund 35 bis 40 Euro im Handel erhältlich. Die Xbox 360-Fassung liegt bei rund 50 Euro.

Spannung pur: Wird sich der Soldat gleich umdrehen, seine Freunde uns im Scheinwerferlicht erblicken, oder ist das Hindernis gleich beseitigt? Dank der Wasserpfütze nebst Stromkabel hätten wir auch ganz anders vorgehen können.

Fazit: Solides Futter für Schleicher

Auf den ersten Blick wirkt Velvet Assassin wie ein schlechter Splinter Cell-Klon. Wenige Gadgets, lineare Levels und KI-Aussetzer sind nicht gerade, was man von einem Schleichspiel heutzutage erwartet. Lasst ihr euch dennoch auf Violett Summer ein, werdet ihr trotz veralteter Technik mit atemberaubenden Ansichten und einer fantastischen Atmosphäre belohnt. Anders als bei Cryostasis, bei dem die Designschnitzer ab der Mitte des Spiels massiv auf die ansonsten gelungene Atmosphäre drücken, ist Velvet Assassin in seinem Kern solide genug und fesselt mit der spannenden Story. Das Speicherpunkte-System ist so fair aufgebaut, dass ihr selbst als PC-Spieler nur vereinzelt nach einer Quicksave-Funktion Ausschau halten werdet. Die deutschen Entwickler bei Replay Studios haben es geschafft, aus der in Computerspielen überhäufig verwendeten Materie des Zweiten Weltkriegs nicht nur etwas Neues herauszuholen, sondern auch ein künstlerisch interessantes Werk zu erschaffen.

Christoph Hofmann (GamersGlobal)

Velvet Assassin Test vom 23.05.2009 7.5 von maximal 10 Punkten Wertungsinfo: keine Besonderheiten Fazit: Ein gelungenes Schleichspiel mit einem interessanten künstlerischen Touch. Die spannend erzählte Hintergrundgeschichte und die bedrückende Atmosphäre motivieren zum Weiterspielen. Etliche kleinere und mittelgroße KI-Aussetzer sowie der streng lineare Levelaufbau verhindern jedoch den Aufstieg zur Liga eines Splinter Cell.

Einstieg/Bedienung  Hilfetexteinblendungen  Übersichtliches Interface  Entdeckt werden bedeutet nicht gleich Neustart  Auch auf PC nur Speicherpunkt-System  Von Beginn an hoher Schwierigkeitsgrad Spieltiefe/Balance  Charakter-Upgrade-System  Statistiken fördern Sammelsucht und Perfektionismus  KI-Aussetzer  Überschaubare Auswahl an "Gadgets" und Waffen  Abseits von Perfektionismus kein großer Wiederspielwert Grafik/Technik Ansehnliche Licht- und Schatteneffekte  Levels einzigartig ausgeleuchtet  Großes Animations-Repertoire Verschwommene, detailarme Cutscenes "Plastik-Gesichter" Sound/Sprache Gute Synchronisation  Reichhaltige, gescriptete Unterhaltungen zwischen den Soldaten  Gelungene 5.1-Geräuschkulisse   Atmosphärische Musik Nur wenige Sprecher Singleplayer  Interessante Hintergrundgeschichte  Glaubwürdiger Hauptcharakter  Bedrückende Atmosphäre  Missionen hängen nur lose zusammen  Level größtenteils linear Multiplayernicht vorhanden