Test: Gesunder Größenwahn

The Next Big Thing Test

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In Professor Flys Schiffslabor gibt es seltsame Maschinen und die Detailverliebtheit der Hintergründe zu bestaunen.

Komfortfunktionen an jeder Ecke

Die Steuerung gestaltet sich genretypisch. Via Point'n-Click bewegt ihr euch zu ausgewählten Punkten in der Spielwelt. Um Laufwege abzukürzen, könnt ihr aber auch einen Doppelklick nutzen. So „beamt“ sich die Spielfigur direkt zu ihrem Bestimmungsort. Jeder Abschnitt des Spiels unterteilt sich dabei in höchstens sechs nicht allzu große Gebiete. Zwischen diesen müsst ihr zwar öfters wechseln, aber auf Streckung der Spielzeit durch unnötige Laufwege wird verzichtet. Per Linksklick auf einen Gegenstand betrachtet ihr ihn und eure Spielfigur gibt einen entsprechenden, meist lustigen Kommentar dazu ab. Ihr solltet dabei ruhig öfters einen Blick auf ein- und dasselbe Objekt riskieren, um den Humor des Spiels voll auszuschöpfen. Mit der rechten Maustaste schaltet ihr auf die Interaktionen um. Diese beschränken sich auf eine Sprechblase zum Reden mit Personen und eine Hand für das Benutzen oder Aufnehmen von Objekten.
 
Mit dem Spielmenü habt ihr zudem Zugriff auf eine Spielhilfe, eine Hotspot-Anzeige und eine Art Tagebuch. Diese Funktionen sorgen für viel Spielkomfort und Frustvermeidung. Während euch das Tagebuch über noch zu lösende Aufgaben informiert und somit einen Wiedereinstieg nach längerer Spielpause leicht macht, ermöglicht die für das Genre inzwischen fast obligatorische Hotspot-Anzeige eine schnelle Übersicht über die interaktiven Elemente im Spiel. Diese Anzeige erfolgt jedoch nicht in Echtzeit, sondern setzt das Spielgeschehen in einen Pausemodus mit Sepia-Effekt. Und auf die Spielhilfe schließlich könnt ihr ihr immer dann zugreifen, wenn ihr von einem Rätsel überfordert seid. Sie ist clever in das Spiel integriert worden, denn die von euch erspielte Geschichte ist im Spielkontext eigentlich die Erzählung eines grauhaarigen Mannes aus dem Off. Falls ihr festsitzt, gibt euch nun beim Aufruf der Hilfefunktion eben dieser Erzähler einen Hinweis -- in drei Stufen, anfangs noch subtil, auf der dritten Stufe dann als Wink nicht nur mit dem Zaunpfahl, sondern direkt mit dem ganzen Zaun.

Vor allem für Adventure-Einsteiger sind das durchaus nette und hilfreiche Funktionen. Adventure-Profis jedoch werden kaum eine der genannten Hilfefunktionen auch nur einmal in Anspruch nehmen müssen.

Niedriger Schwierigkeitsgrad
 
Das Sarkophag-Hütchenspiel sorgt für Abwechslung.
Der niedrige Schwierigkeitsgrad ist unter anderem dadurch bedingt, dass sich die Objektanzahl im gesamten Spiel sehr in Grenzen hält. Euer Inventar wird zudem nach jedem Abschnitt, bis auf wenige Gegenstände, komplett geleert. Auch die Rätsel gestalten sich sehr moderat und stellen euch kaum vor unlösbare Probleme. So füllen wir etwa Schnaps in eine leere Öldose, um damit einen Roboter betrunken zu machen, der sich zuvor weigerte, eine Tür für uns zu öffnen. Meistens bedingt ein Rätsel das Folgende, ab und an müsst ihr jedoch auch mehrere Rätsel ohne vorgegebene Reihenfolge lösen und damit die Vorraussetzungen für eine weitere Aufgabe erfüllen. So einfach sie aber auch sein mögen: Die Rätsel sind nachvollziehbar und außerdem sehr abwechslungsreich gestaltet. Nur selten wird von euch plumpes Herumprobieren verlangt. Dennoch: Unserer Meinung nach hätten die Designer schon noch ein wenig mehr Anspruch und die ein oder andere Kopfnuss einstreuen dürfen.

Abwechslung erhält das Gehirnjogging durch besondere Rätsel. So stoßt ihr auf ein Hütchenspiel der etwas anderen Art, bei dem ihr eine Mumie finden müsst, die scheinbar willkürlich in einem von sieben ägyptischen Sarkophagen auftaucht. Untermalt wird das Ganze durch eine Quizshow-Geräuschkulisse und ein Publikum, das euch anfeuert und laut aufseufzt, wenn ihr die falsche Wahl getroffen habt. Glaubt uns: Ihr werdet wegen solcher Einlagen in The Next Big Thing wirklich häufig mit einem Lachen vor dem Monitor sitzen.

Die sehr komfortablen Spielerleichterungen im Überblick v.l.n.r.: Lösungshilfe, Hotspot-Anzeige und Aufgabenübersicht.

Fazit: Kurz, witzig, schön!


Nach fünf bis sechs Stunden werdet ihr bereits den Abspann über den Bildschirm flimmern sehen, allerdings müsst ihr dafür auch so gut wie allen Gesprächen lauschen, euch mit jedem Objekt beschäftigen und die Spielhilfe selten einsetzen. Keine Frage: Mehr Spielzeit hätte es ruhig sein dürfen, wenn nicht sogar müssen. Dann hätte auch die Story besser ausgearbeitet werden können. Zwar ist sie interessant, allerdings fehlt es ihr ganz klar an echten Höhepunkten und wirklich überraschenden Wendungen. So bleibt das Geschehen mehr oder minder vorhersehbar und ringt euch nie wirklich ein Staunen ab. Etwas mehr Tiefgang hätte auch bei den Figuren nicht geschadet, so bleiben manche Motive flach und eigentlich erwartete Emotionen aus. Auch technisch fehlt der letzte Feinschliff. Manche Sprachsamples werden doppelt abgespielt oder verschlucken sich am Ende. Befehle werden ab und zu nicht beim ersten Klick ausgeführt. Und beim Test erlebten wir insgesamt zweimal, wie das Spiel unerklärlicherweise abstürzte.

Allerdings wiegt keiner der negativen Punkte so schwer, dass wir uns während der gesamten Spieldauer nicht dennoch glänzend unterhalten gefühlt hätten. The Next Big Thing besticht dafür zu sehr mit seinem durchgängigen Humor, tollen Videos, wunderschöner Grafik, den professionellen Sprechern und seinem abgedrehten Szenario. Für Adventure-Freunde ist der Titel daher ein willkommener und solider Rätsel-Snack ohne viel Ballast. Besonders Adventure-Neueinsteiger können bedenkenlos zugreifen. Der Titel des Spiels aber ist gesunder Größenwahn -- denn zum "nächsten großen Ding" hat es nicht ganz gereicht.

Autor: André Hoffmann // Redaktion: Philipp Spilker (GamersGlobal)

Demo zu The Next Big Thing
Unter folgendem Link erhaltet ihr die 672 MB große, aktuelle Demo zum Spiel: hier klicken.
Einstieg/Bedienung
  • Hotspot-Anzeige...
  • Einfache Steuerung
  • Nützliche Spielhilfen
  •  ... die aber leider nicht in Echtzeit zuschaltbar ist
Spieltiefe/Balance
  • Abwechslungsreiche und logische Aufgaben
  • Viele skurrile und durchweg lustige Figuren
  • Unterhaltsame, seichte Popcorn-Geschichte
  • Sehr viel guter Humor
  • Max. 6 Stunden Spielzeit
  • Adventure-Profis werden chronisch unterfordert
  • Story und Charaktere sind kaum ausgearbeitet und daher überraschungsarm
Grafik/Technik
  • Schön gezeichnete, detailreiche Hintergründe
  • Gut designte Figuren
  • Ganz tolle Cutscenes
  • Teils haklige Animationen
  • Gesprächsanimationen sind etwas zu statisch
Sound/Sprache
  • Hervorragende Sprecher
  • Stimmungsvolle Musik
  • Teils technische Macken bei Sprachsamples
Multiplayer nicht vorhanden  
Hardware/Zubehör Mindestanforderungen PC: CPU mit 1,7 GHz, 512 MB RAM, nVidia GeForce FX5500 oder ATi Radeon 9500, 8 GB Festplattenplatz

Philipp Spilker 2. Februar 2011 - 18:07 — vor 13 Jahren aktualisiert
Green Yoshi 22 Motivator - P - 36258 - 2. Februar 2011 - 23:32 #

Ich mag die Pendulo Spiele, das Spiel wird zum Budgetpreis gekauft, erst Mal will Runaway 3 zu Ende gespielt werden.

Faxenmacher 16 Übertalent - 4395 - 3. Februar 2011 - 3:27 #

Finde dieses Spiel trotz der kurzen Spielzeit bis jetzt sehr gut. Mal sehen, vielleicht nicht zum Release aber kurz danach (10 bis 15€ billiger) ;).

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83931 - 4. Februar 2011 - 19:24 #

Die genannten Kritikpunkte erinnern mich stark an Runaway 3. Anscheinend wurde die Engine seitdem nicht verbessert (statische Gesprächsanimationen, umständliche Hotspotanzeige) und es ist auch wieder sehr kurz... Aber das Szenario sieht schön abgefahren aus. Werde die Demo mal ausprobieren, aber es klingt soweit nach einem zukünftigen Budget-Kauf.

Adventure
12
Pendulo Studios
Crimson Cow
04.02.2011 (PC) • 01.06.2011 (MacOS)
Link
7.5
6.8
MacOSPC
Amazon (€): 9,53 ()