Prügel-Pleite im Test

The King of Fighters 12 Test

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In The King of Fighters 12 bekommen sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene ausreichende Möglichkeiten geboten. Per Critical Counter sind Kombos mit bis zu 20 Treffern möglich. 
 
Holprige Teamkämpfe
 
Selbst während der Charakterwechsel in einem laufenden Tagteam-Match werdet ihr von Ladebildschirmen beglückt.
In The King of Fighters 12 kommt es eben auf die richtige Mischung an. Statt Einzelkämpfen steht der Tagteam-Kampf in den Vordergrund. Ihr müsst mit einer möglichst ausgewogenen Gruppe aus drei Charakteren antreten. Was die Marvel-vs-Capcom-Reihe mit der Einführung des „Schnellen Wechsels“ (Charakterwechsel jederzeit und ohne Zeitverlust) so erfolgreich vorgemacht hatte, hielt schlussendlich auch in The King of Fighters 2003 und The King of Fighters 11 Einzug. Nur der neueste Teil versucht sich auf Biegen und Brechen an die Formel der alten Serien-Zöglinge zu halten. Demnach dürft ihr erst wenn die Lebensenergie eures Recken auf null gesunken den nächsten Kameraden ins Rennen schicken. Verstärkt durch die Ladezeiten während des Charakterwechsels, wirken die Kämpfe dadurch extrem undynamisch. Wie schön es doch wäre, einfach die Kämpfer im Match zu tauschen oder Teamkombos ausführen zu können, aber nein …

Das Kampfsystem: grundsolide
 
Obwohl im exklusiven Launch-Trailer auf der San Diego Comic-Con 2009 von einem sich ständig weiterentwickelnden Kampf die Rede war, trifft das nur bedingt auf das tatsächliche Kampfsystem im Spiel zu. Es ist nicht revolutionär geworden, zumindest aber grundsolide. Mit Light Punch/Kick und Hard Punch/Kick könnt ihr Manöver und Spezialattacken aller Art ausführen. Wem Halb- oder Viertelkreis-Bewegungen mit dem Steuerkreuz zu umständlich sind, dem bietet The King of Fighters 12 sogar ein einfacheres Steuerungsschema an. Beim „Simple“-Modus müsst ihr den Steuerungsstick lediglich in eine Richtung halten und eine Schlagtaste drücken, um Spezialattacken auszuführen. Für Einsteiger ist dies die perfekte Gelegenheit, fehlende Erfahrung im Umgang mit der Steuerung im Nu wettzumachen. Das finden wir einfach einsteigerfreundlich – klasse!
 
In The King of Fighters 12  hat sich aber auch Neues zum Kampfsystem hinzugesellt. Unterhalb eures Lebenspunkte-Balkens befindet sich nun die neue „Critical Counter“-Leiste, die sich auffüllt, wann immer ihr Schaden austeilt oder einstecken müsst. Einmal aufgefüllt, habt ihr ein Zeitfenster von 12 Sekunden, in denen ihr einen „Custom Combo“ initiieren könnt. Dabei müsst ihr auf Telefonzellen-Reichweite mit eurem Gegner gehen und ihn -- je nach Charakter -- mit Hard Punch oder Hard Kick kontern. Genüsslich könnt ihr so eure eigenen „Custom Combos“ komponieren und -- je nach Wahl -- mit einem Super Move enden lassen. Dank des „Critical Counter“-Systems sind 20-Treffer-Kombos in The King of Fighters 12 keine Seltenheit mehr. SNK hat sich hier ein einfaches Kombosystem ausgedacht, das auch Neueinsteigern leicht zugänglich ist und auf Anhieb Spaß macht.
Das Kampfsystem in The King of Fighters 12 ist grundsolide. Leider steht es damit im Vergleich zum restlichen Inhalt des Spiels ziemlich alleine da.
  
Mit Hilfe der „Blowback“-Attacken (Heavy Punch + Heavy Kick) könnt ihr den Gegner wegstoßen, ihn zusammensacken lassen, um einen Abstauber-Kombo zu landen, auf Distanz halten oder gar seinen Block durchbrechen. Gleichzeitig könnt ihr jedoch auch einen Parade-Block einleiten. Damit könnt ihr die gegnerische Attacke „absorbieren“ und euren Charakter sofort automatisch zurückschlagen lässen; das erinnert uns ein wenig an die Fokus-Attacke aus Street Fighter 4. Die Notfall-Rolle (Light Punch + Light Kick) erlaubt euch, gegnerischen Attacken geschickt ausweichen. Seid ihr einmal am Rollen kann euer Kontrahent jedoch im Gegenzug mit einem Wurf kontern. Diesen könnt ihr neuerdings übrigens nicht mehr entkommen. So gibt es auch für Profis zahlreiche Möglichkeiten, sich auszutoben.
 
Technische Macken und ein missglückter Online-Modus
 
Leider hat King of Fighters 12 so seine Probleme. Und das, obwohl es schon Ende Juli in den Staaten und in Japan herausgekommen ist. Dabei trifft es die Xbox-360-Spieler mehr als die PS3-Gemeinde. Die PS3 hat nämlich schon Ende August den zweiten Patch erhalten, während Xbox-360-User sich noch immer mit dem ersten Update begnügen müssen. So lässt sich in der Xbox-360-Version Raidens Super-Wurf gegen Konsolen-Neuzugang Elizabeth Branctorche immer noch nicht ausführen, ohne dass Elizabeth nach Ende der Wurfanimation wie magisch um Raiden herumwirbelt und damit unerreichbar für euch wird. So ist das Match-Up Raiden gegen Elizabeth auf der Xbox 360 grundsätzlich gestorben. Dass es ein so augenscheinlicher Fehler überhaupt in das finale Produkt geschafft hat und nach drei Monaten immer noch nicht herausgepatcht ist, spricht nicht gerade für SNKs Qualitätssicherung.

Der wohl berühmteste und zugleich niederschmetterndste Bug in 12: Raidens Super-Wurf gegen Elizabeth hätte den Jungs bei SNK auffallen müssen.

Umso schlimmer ist es, mit anzusehen, wie sehr es den Online-Modus in The King of Fighters 12 getroffen hat. Dort schlägt in der Regel das eigentliche Herz der Community. Anfänglich wunderten wir uns, warum wir die Anzahl der Lobby-Räume an einer Hand abzählen konnten. Jetzt wissen wir den Grund: Gravierende Verzögerungszeiten vermiesen euch von Anfang an den Spaß am Online-Modus.

SNK mutet seinen Fans mit seinen 2009er-Release viel zu. Dabei haben es „die anderen“ so gut vorgemacht, man müsste lediglich daraus lernen. Doch der Netzcode von The King of Fighters 12 lässt euren Charakter selbst bei guter Verbindung wie einen tonnenschweren Elefanten in Treibsand manövrieren. Bei der Playstation-3-Version, die seit Ende August auf Version 1.02 läuft, sieht es etwas besser aus. Trotzdem müsst ihr selbst auf der PS3 bei der Ausführung eurer Anti-Sprung-Attacken und schnellen Kontern Acht besonders auf das Timing achten. Am besten führt ihr diese Aktionen mehrere Frames früher als sonst gewohnt aus, um den richtigen Zeitpunkt zu erwischen.

BlazBlue, Street Fighter 4, ja selbst 3D-Prügel-Bolliden wie Virtua Fighter 5 (Xbox 360) bieten flüssigere Online-Action und bessere Lag-Verstecktechniken – sogar bei Mitspielern, die einen Kontinent weit entfernt sind. Warum außerdem nur die PS3-Fassung eine Clan-Option aufweist und Xbox-360-Benutzer mit der sogenannten TrueSkill-Funktion abgespeist werden, ist uns ein Rätsel.
 
Trostlose Einöde: Der Online-Modus zur Xbox Live Prügel-Primetime um 22:00 mit ganzen zwei Spielern …
 
Fazit: Keine Rückkehr des Königs 
 
Der neue König der 2D-Prügler ist The King of Fighters 12 leider nicht geworden, so sehr wir es uns auch gewünscht hätten. Dafür ist SNKs neuester „King“ einfach zu unfertig. Es mangelt an allen Ecken: ob es nun der fast nicht existente Singleplayer-Modus oder das unakzeptable Online-Gestottere ist. Bugs und Designschnitzer sind zuhauf in The King of Fighters 12 zu finden, ohne dass ihr dafür großartig auf Suche gehen müsstet. Da hilft auch das grundsolide Kampfsystem nicht darüber hinweg. Einzig und allein wer mit Freunden daheim ein paar Runden The King of Fighters 12 wagt und über fehlende Inhalte und Macken hinweg sieht, wird belohnt werden.
 
Allen anderen, die einen guten „Tagteam“-Prügler ausprobieren wollen, sind mit der Konkurrenz besser bedient. So zum Beispiel mit Genre-Liebling Marvel vs. Capcom 2 auf Xbox Live Arcade und Playstation Network für knapp 14 Euro. „Schnelle Wechsel“ und mehr Inhalte als The King of Fighters 12 inklusive. Als Vollpreistitel macht Arc Systems BlazBlue: Calamity Trigger dem neuesten The King of Fighters locker die Krone streitig. Leider kommt die deutsche Version dieses Spiels erst Anfang 2010 in die deutschen Läden, dafür dann aber mit zwei exklusiven Charakteren.

Autor: Robert Stiehl (GamersGlobal)

Einstieg/Bedienung Einsteigerfreundliches Alternativ-Kontrollschema Einfaches „Critical-Counter“-Combo-System Keine Charakter-Intros Unübersichtliche Menüführung Umständliche Tasten-Neubelegung
Spieltiefe/Balance Ausgewogenes Kampfsystem wenig Charaktere  Nur 6 Stages  Eingeschränkte Move-Listen  Überaltetes Tag-System  Ohne „Schnellen Wechsel“
Grafik/Technik Schöne Hintergründe Dezente 3D-Animationen Handgezeichnete HD-Sprites  Überzeugende Licht- / Schatteneffekte  Hübsche Spezial-Attacken  Störende Ladepausen Hässliche Menüs
Sound/Sprache Dolby Digital Eintönige Arenamusik Keine Charakter-Themes  Hundsmiserable Ansagerin  Teils nervige Soundeffekte
Singleplayer Galerie (auch wenn winzig)  Inhalts- bzw. Spielmodi-Armut  Ultra-langweilige Time Trial  Keine Story  Kein finaler Bosskampf  Unausgegorener Übungsmodus Schlechte KI
Multiplayer Lobby-System Replays aufzeichnen (online u. offline) Freunden beim Spielen online zuschauen Gravierende Online-Lags  Verwirrende Lobby-Menüführung Clan-Unterstützung nur für PS3

Robert Stiehl 12. Oktober 2009 - 23:37 — vor 14 Jahren aktualisiert
GingerGraveCat (unregistriert) 15. Oktober 2009 - 14:28 #

Guter Test, schlechtes Spiel. Sehr schade. Ich hatte mich eigentlich auf den Titel gefreut, aber ich warte dann mal lieber auf Super Street Fighter 4.

Porter 05 Spieler - 2981 - 15. Oktober 2009 - 15:20 #

oh wei oh wei, Bugs in einem Konsolen Spiel...

finde ich gut das hier auch noch Tests zu schon längst veröffentlichten Spielen dieses Jahres erscheinen.

KOF12 wurde aber fast überall abgestraft dafür das es quantitativ so ungewohnt wenig aufzuweisen hat und qualitativ auch noch seine Schnitzer hat.
Da fehltem wohl, dem schon 999mal totgesagten SNK Studio, einfach die Finanzielle Mittel um seine Serie ähnlich aufwendig zu befeuern wie das grandiose Streetfighter IV von Capcom.

naja vielleicht ist die KOF Ausgabe nächstes Jahr wieder Prall gefüllt mit Fightern, bissle Story, Stages und trallala so wie man es gewohnt ist :-)

hey die Frankreich Stage mit den Jubelden und Schlemmenden Weibern? ist doch klasse!

Gerjet Betker 19 Megatalent - 14048 - 15. Oktober 2009 - 15:50 #

Schöne Review - Ich selber bin auch vom neuen KOF enttäuscht, aber ich vermisse den Hauptkritikpunkt der Serienfans in Sachen Character Rooster im Bericht.

WHAT THE HECK HAPPENED TO MAI SHIRANUI?

Armin Luley 19 Megatalent - 13755 - 15. Oktober 2009 - 15:52 #

Doch, das hat Robert erwähnt. :)

>> Dieser fiel unter anderem die in der Community sehr beliebte Kämpferin Mai Shiranui zum Opfer, was bereits zu stürmischen Protesten und Kaufverweigerung bei Fans führte. <<

Gerjet Betker 19 Megatalent - 14048 - 15. Oktober 2009 - 16:06 #

Stimmt^^""- Man überliest es so leicht, wenn es in der Mitte eines Absatzes steht.

Sebastian Conrad 16 Übertalent - 4790 - 15. Oktober 2009 - 18:17 #

Schön geschriebener Review. Schade das es so viele Mängel gibt :(, denn grafisch spricht mich KoF mehr an als das aktuelle Street Fighter (hat wohl nostalgische Gründe)

Henry 08 Versteher - 208 - 19. Oktober 2009 - 20:36 #

Sehr guter Text, schade um das schöne Spiel! Würde es aber für 10 Euro bestimmt nicht liegen lassen!

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 2. Januar 2010 - 4:40 #

Schade um das Spiel..