Style Level als OverkillAuch euer eigener Charakter lässt sich über Amps modifizieren, die ihr sowohl im Storyverlauf automatisch verdient als auch selbst hinzukaufen könnt. Die Amps teilen sich in die Kategorien Helden-, Waffen- und Epische Amps auf und werden abhängig von eurem Style-Level aktiviert. Der wiederum steigt allerdings nur, wenn ihr besonders viele Sprünge, Grinds, Wandläufe und auch Kills miteinander kombiniert. Auf diese Art möchte euch Sunset Overdrive dazu animieren, eure speziellen Fähigkeiten auch regelmäßig anzuwenden und nicht in alte Standardmuster zurück zu fallen. Das gelingt dem Spiel aber nur bedingt. Ob Gegner bei einem Nahkampfangriff beispielsweise automatisch zurückgeschleudert werden oder nicht, macht sich in der Praxis kaum bemerkbar. Das hängt allerdings auch wieder mit dem nicht-perfekten Balancing zusammen. Warum solltet ihr es unbedingt auf lange Style-Ketten anlegen, wenn ihr nach einem Tod sowieso kaum Fortschritt verliert?

Das Kaufen neuer Amps verliert dadurch ebenfalls an Bedeutung. Doch gibt es hier einen noch größeren Schwachpunkt: Um neue Amps zu kaufen, benötigt ihr die richtigen Zutaten. Das sind entweder Ballons, stinkende Schuhe, Kameralinsen, Leuchtschilder oder Toilettenpapier – klassische Sammelaufgaben also, die sich selbst mit Markierungen auf der Karte als sehr mühselig und unnötige Spielzeitstrecker erweisen.

Die Weitsicht ist hoch, in der Ferne werden Gebäude aber schnell milchig und verlieren an Details.

Besser gelöst ist dahingehend das Overdrive-System, das euch etwa 5 Prozent höheren Schaden für Feuerwaffen einbringt oder den Style-Level bei Wandläufen schneller ansteigen lässt. Die Overdrives hierfür müsst ihr zwar ebenfalls erst freischalten, das geschieht allerdings mehr oder weniger automatisch während des Spielens. Je mehr Scabs ihr tötet oder je länger ihr grindet, desto mehr Scab- oder Grind-Abzeichen erhaltet ihr entsprechend.

Knallbunter GrafikstilOptisch präsentiert sich Sunset Overdrive von einer guten Seite. Es sind aber weder extrem hoch aufgelöste Texturen noch die Framerate, die uns zu dieser Aussage verleiten, sondern der allgemeine Stil des Spiels. Die kunterbunten Grafiken und poppigen Farben passen einfach bestens zum Setting und der abgedrehten Story. Besonders die teils riesigen, wie der Rest des Spiels im Comiclook gehaltenen Explosionen können sich sehen lassen. Zerplatzt ein Mutant unter unserem Beschuss, lässt die orangefarbene Fontäne aus Schleim und Innereien kurz das Wort POP erkennen. Die Animationen sind ebenfalls zum großen Teil sehr gut gelungen, etwa wenn euch beim Grind auf dem Wasser die Puste ausgeht und sich euer Held mit Laufbewegungen vergeblich über Wasser zu halten versucht. Oder aber die weiße Fahne in der Mündung des Abzugs, wenn wir ohne Munition schießen möchten. Selbst bei den Respawn-Animationen nach dem Tod hat man sich mehrere witzige Varianten einfallen lassen. Ausgerechnet die Standard-Laufen-Animation sieht aber so aus, als würde die Hauptfigur in Zeitlupe sprinten.

Zu Meckern haben wir aber nur wenig. Negativ sind uns lediglich das Kantenflimmern sowie die recht häufigen Clipping-Fehler aufgefallen – besonders im Nahkampf verschwinden ODs oder Scabs gerne mal zur Hälfte in Wänden, die Füße des Helden hingegen haben mit Treppenstufen ihre Probleme. Die Weitsicht ist an sich zwar in Ordnung, doch gehen in der Ferne sehr schnell die Details unter. Aufpoppende Objekte sind jedoch sehr selten. Zweimal ist uns Sunset Overdrive zudem abgestürzt, zwei weitere Male mussten wir eine Mission neu starten, weil Trigger nicht richtig funktionierten und für unendlichen Gegnernachschub sorgten beziehungsweise nicht das nächste Missionsziel einblendeten. Auch der bereits aufgespielte Day-One-Patch hat diese Probleme noch nicht ganz behoben.

Abschließend noch ein paar Worte zum Multiplayer-Modus. Beim Chaos-Squad handelt es sich um eine Mehrspieler-Variante der Nachtverteidigung. Bis zu acht Spieler treten gemeinsam gegen die ODs an, ihr könnt euer Glück allerdings schon zu zweit versuchen. Aufgrund fehlender Mitspieler können wir uns allerdings kein Urteil zur Performance erlauben.

Autor: Christoph Vent (GamersGlobal)