Test des Science-Fiction-RPG

Star Ocean: The Last Hope Test

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Klein, aber gefährlich. Die süße Limle (links) kann ziemlich übles Viechzeugs herbeibeschwören.


Bastelstunde im All

Das gelungene »Bastel dir deine eigenen Waffen und Gegenstände«-System braucht Ihr eigentlich erst auf Schwierigkeitsgrad 3, obwohl ihr es natürlich jederzeit einsetzen könnt. Doch normalerweise reicht das am Wegesrand gefundene Equipment völlig aus, um gut durchs Spiel zu kommen. Um an neues Schlagwerkzeug zu gelangen, findet ihr entweder Baupläne oder erbeuten es. Ihr könnt gezielt Dreiergruppen von euren Helden zusammenstellen, die auf Knopfdruck nach neuen Plänen suchen. Dabei beeinflussen die Fähigkeiten der Helden das Ergebnis stark: Edge etwa wird bevorzugt Schwerter und Klingen entdecken, Reimi eher Bögen. Die kleine Limle, die Ihr im späteren Verlauf der Handlung kennenlernt, ist auf Magie spezialisiert.

Selbst auf dem einfachsten Level kommt Ihr nicht darum herum, euch ein wenig mit dem Charaktersystem zu beschäftigen. So gilt es, die Fähigkeiten der Mitglieder zu erweitern und darauf zu achten, dass die Gruppe davon auch wirklich profitiert. Mindestens ein Charakter sollte heilen können, während man beim anderen den Kochskill ausbaut, der rohes Fleisch in lebenspunktspendende Nahrung verwandelt. Allerdings ist das Charaktermenü nicht sonderlich übersichtlich. Es regiert zwar stets Klartext vor Icons, doch vieles ist in Untermenüs versteckt, was auch auf dem Hauptbildschirm Platz gefunden hätte. Das gilt auch für andere Menüs, etwa wenn’s ums Verkaufen von Gegenständen geht. Final-Fantasy-Fans kennen das ungefähre System, und man kann sich dran gewöhnen.

Generische Gewölbe

In vielen Gewölben herrscht die große Leere.
Die Kämpfe wiederholen sich zwar häufig mit denselben Gegner im 30-Sekundentakt wiederholen, doch sie machen dank freischaltbarer Erfolge wie »10.000 Mal einen Knopf gedrückt« oder »1000 Schadenspunkte mit einem Schlag verursacht« auch beim x-ten Mal noch Spaß. Weniger motivierend ist das Erforschen der Gewölbe: Die Dungeons auf oder auch unter den Planetneoberflächen wirken allesamt wie aus dem Standard-Baukasten designt und sind grafisch nicht sonderlich aufwändig gestaltet. Ein Blick auf die Karte offenbart den streng geometrischen Aufbau: Häufig gleichen sich ganze Abschnitte bis auf die Verteilung von Schätzen und Gegnern. Zudem nerven Passagen wie beispielsweise jene, in der ihr einen ellenlangen Gang hinunter lauft und sich alle vier Schritte eine Tür herabsenkt. Dann tauchen stets zwei gleiche Gegnertrupps auf, die ihr besiegen müsst, bevor es bei der nächsten Tür in vier Schritten Entfernung weitergeht. Andererseits gibt es auch bessere Abschnitte, etwa wenn ihr eine Codekarte suchen sollt, und dafür das Geheimnis der vereisten Schatztruhen lösen müsst.

Deutsche Texte – englische Sprache

Die Story ist in japanischen Rollenspielen stets das tragende Element. Meisterwerke wie die Final Fantasy-Spiele demonstrieren vorbildlich, wie man die Helden zu Individuen macht, die einem ans Herz wachsen können. In Star Ocean: The Last Hope will der Funke einfach nicht überspringen. Zu generisch sind Edge und seine nach und nach anwachsende Freundesschar. Das Ganze wirkt wie eine Ansammlung von typischen Anime-Charakteren, die man schon hundertmal in ähnlicher Form gesehen hat. Außerdem plätschert die Handlung ewig lange vor sich hin, bevor mal richtig was passiert. Die Dialoge wiederholen oftmals nur das, was eh schon lange klar war, was viele Unterhaltungen komplett überflüssig macht. Es gibt nur wenige witzige oder gar anrührende Szenen.

Koch Media hat das gesamte Spiel und alle Texte sehr ordentlich übersetzen lassen, nur nicht die Sprachausgabe. Die englische Sprachausgabe aber wirkt sehr künstlich, von Lipensynchronität ganz zu schweigen. Das stört das Ambiente sehr. Lediglich die sehr seltenen Rendersequenzen sind sehr gut gelungen. Das gilt auch für die Effekte in den Kampfszenen, obwohl auch hier die versammelte Konkurrenz die Nase vorn hat.

Keine Panik, die japanischen Untertitel gibt’s in der deutschen Version nicht. Allerdings müsst Ihr mit englischer Sprachausgabe leben.


Fazit: Keine Offenbarung

Star Ocean: The Last Hope ist beileibe kein schlechtes Spiel. Vor allem die Kampfszenen sind, zumindest auf den höheren Schwierigkeitsgraden, fordernd und machen eine überlegte, strategische Charakterentwicklung lohnend. Doch bis dahin muss man ein gerüttelt Maß an Langeweile ertragen, und die Story kommt erst ab der zweiten DVD (bei uns war das nach rund 15 Spielstunden) einigermaßen in Fahrt. Woran es Star Ocean am meisten mangelt, sind erinnerungswürdige Momente und dieses „Großartigflair“, das insbesondere die Final-Fantasy-Serie umgibt. Andererseits ist das Angebot an Science-Fiction-RPGs nicht gerade riesig, und manchem Xbox-Spieler mag dieses so ganz anders als Mass Effect funktionierende Spiel aus genau diesem Grund Spaß machen. Dennoch: Kein Gourmetmenü aus Fernost, eher Sushi vom Lieferservice.

Autor: Mick Schnelle (GamersGlobal)

Einstieg/Bedienung Kampftutorial Kämpfe automatisierbar Schriftliche Zusammenfassung wenn die Cutscenes übersprungen werden Kein freies Speichern Unpräzise Steuerung
Spieltiefe/Balance Variantenreiche Kämpfe Sehr umfangreich Verschiedene Spielenden Motivierendes Gegenständebasteln... ... das man erst auf den oberen beiden Schwierigkeitsgraden braucht
Grafik/Technik Optisch schöne Rendersequenzen Langweilige Zwischensequenzen Landschaft und Gewölbe generisch
Sound/Sprache Musik wiederholt sich oft Sprachausgabe nur englisch und nicht lippensynchron Einige Stimmen nerven
Singleplayer Hoher Wiederspielwert Kämpfe motivieren Lange Spielzeit... ... die teils gestreckt wirkt
Multiplayer Nicht vorhanden
Tim Gross 11. Juni 2009 - 15:45 — vor 14 Jahren aktualisiert
Name 12. Juni 2009 - 0:02 #

Kann es sein, dass der Reviewer nicht wirklich auf Japano-RPGs steht, und Final Fantasy halt wegen der Renderscenes liebt? Denn typische JRPGs sind nunmal sehr text- und storylastig. Aber ist das so schlimm, wenn man die Zwischenszenen abbrechen kann? Größter Kritikpunkt, den ich von der (von mir angezweifelten) Story-Tristesse abgesehen finden kann im Text, ist das der geringen Schwierigkeit. Das würde mich in der Tat stören. Dazu kommen die "0815"-Dungeons. Mag sein. Aber insgesamt denke ich, dass hier das Spiel ein wenig zu schlecht wegkommt. Und immer nur Final Fantasy kann es ja wohl auch nicht sein.

Nicol_Bolas 12 Trollwächter - 881 - 12. Juni 2009 - 4:48 #

Man kann es lieben oder hassen, aber viele Japano-Spiele enthalten Dialoge a la: "Oh nein!" "Doch!" "Wirklich?" "Ja!" "Glaub ich nicht!" "Hihi!"

"Belanglos" ist mir da auch schon durch den Kopf gegangen.

Freeks 16 Übertalent - 5525 - 12. Juni 2009 - 2:13 #

Dieser Test hat mich irgendwie dazu motiviert, meine PS2 an den Beamer anzuschließen und mal wieder FF8 anzufangen... Angenehmer Schwierigkeitsgrad und tolle Story mit nich soooo viel gelaber :)
Ich hatte schon Hoffnung in Star Ocean gesetzt, aber Kleinigkeiten wie nicht Lippensynchrone Vertonung können mich zu tode aufregen...

Mick Schnelle Freier Redakteur - 7940 - 12. Juni 2009 - 11:48 #

@Anonym: Nö, ich mag die Japanorollenspiele. Mein erstes war vor sehr vielen Jahren Final Fantasy 3 (in Japan Teil 6). Das kam komplett ohne Rendersequenzen aus (ging ja auf dem Super Nintendo auch gar nicht) und war trotzdem brillant. Danach folgten nicht nur alle FF-Teile (auf so ziemlich jedem System), sondern auch die Breath of Fire-Spiele, die Suikodens, Chrono Trigger, Grandia, Xenogear, Skies of Arcadia und auch die Action-Varianten wie die Zeldas dieser Welt oder Secret of Mana. Gegen keinen davon kann das neue Star Ocean punkten und die Story IST nun mal sehr generisch, praktisch eine Ansammlung gängiger Nipponklischees und schon zig mal dagewesen. Zudem sehr, sehr langatmig und langweilig. Dasselbe gilt für die Charaktere. Und es ist nichts gegen viele Texte zu sagen, wenn sie denn gut geschrieben sind und nicht langweilige Sprechblasen voller Redundanz bieten und inhaltlich auf dem Niveau pubertierender Kinder sind. Die 7.0 ist schon sehr den interessanten Kämpfen geschuldet, wem die Kämpfe weniger wichtig sind, kann sogar auch auf 6.5 gehen.

CloudAC (unregistriert) 15. Juni 2009 - 9:26 #

passt mal uff, wenn ich noch mehr sehe das Japan Rollenspiele so schlecht geredet werden, wundert es mich nicht das die so oft erst garnicht hier zu lande lokalisiert werden. fakt ist ohne japan gäbs keine rollenspiele und fakt ist das die Japan Rollenspiele die wahre RPGs unter den ganzen möchtegern RPGs sind die von europa und den USA so rüber schwappen. GRADE VIEL STORRY egal wie belanglos oder nicht machen diese RPGs aus, wer kennt das nicht. jeder redet mit seinen freunden auch mal belanglose sachen. Das macht die ganze sache Menschlich und gibt den figuren persönlichkeit, und man kanns ja weg klicken ist doch für jeden also was dabei! Schade mal wieder ist allerdings keine deutsche syncro, Der RPG Gott und Mistwalker haben das bei LO und BD schlieslich auch hinbekommen aber na ja das ist bei ff ja auch immer so leider.Ich habe SO nie gezockt, weil ich das Action System nicht so mag eher das ALTBACKEN kult rundenbasierende Kampfsystem. Aber wenn ich das hier in dem bericht alles so lese glaube ich doch das ich es mir jetzt erst recht kaufe, allein nur weil es ein Japan RPG ist! Keine macht den USA/Europa RPGS ! was sich heute alles RPG nennen darf ist eine frechheit!

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469805 - 16. Juni 2009 - 19:11 #

Von Wizardry, Ultima, Pool of Radiance, Dungeon Master, Magic Candle, Bard's Tale, Wasteland etc. hast du aber schon zumindest mal gehört? So von wegen "ohne Japan gäbe es keine Rollenspiele"...

Starslammer 15 Kenner - 2904 - 15. Juni 2009 - 9:47 #

Ich habe das Spiel auch seit einer Woche und es macht mir recht viel Spass, obwohl ich auch mehr mit den Urvater aller Rollenspiele der Computer "Ultima" aufgewachsen bin und daher auch eher ein wenig westlich geprägt bin , was RPGs angeht. Zu den Japan-RPGs kam ich eigentlich erst mit der 360 richtig. Neben "Lost Odyssee", liegt "Star Ocean IV" auf Platz 2 meine JRPG-Liste, danach kommen Eternal Sonata, Blue Dragon und Enchanted Arms. Da ich schon seit der Vorschau bei der E3 damals mich schon auf das Spiel gefreut habe, bestellte ich mir für die PSP noch die ersten beiden Episoden zur Einstimmung.
"Star Ocean IV" fesselt mich schon an der Konsole, allerdings hat das Spiel auch seine Schattenseiten. Nicht die langen Konversationen in den Textboxen, das ist man auch bei den anderen JRPGS wie zum Beispiel FFVII gewöhnt, sondern die relativ spät aufploppenden Gegner und die etwas nervende Kameraführung ist es, was die Euphorie etwas bremst (Oft genug in die Gegner reingerannt, denen man eigentlich ausweichen wollte !). Also mit Mick Schnelles Endwertung gehe ich konform, wenn auch mit anderen Gründen :)