Test: Kleine Taschenlampe brenn

Silent Hill - Shattered Memories Test

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Ein typisches, auf die Wii-Bedienung abgestimmtes Rätsel. Wir müssen einen Schlüssel finden, indem wir mehrere Dosen schütteln, auf ein Schlüsselgeräusch achten und ihn dann aus der Dose herausschütteln.

Alles neu macht die Wii
   
 
Mit dem ersten Silent Hill aus dem Jahr 1999 hat Shattered Memories außer der Ausgangssituation (Vater sucht nach seiner Tochter) und wenigen bereits bekannten Charakteren nichts gemein. Auch bei den Schauplätzen, die ihr während des Spiels aufsucht, wurde kein Recycling betrieben. Für genügend Abwechslung ist gesorgt: Ihr seid unter anderem in einem Freizeitpark, einem Shopping-Center, im stadtnahen Wald und in der Schule von Silent Hill unterwegs. Alle diese Orte haben eines gemein: Sie sind verlassen. Nur selten trefft ihr auf neue Charaktere, die die Story vorantreiben -- dann aber könnt ihr euch auf sehr gut geschriebene und vertonte Zwischensequenzen in Spielgrafik freuen. Diese sind nur in Englisch vertont, wurden aber mit vernünftigen deutschen Untertiteln versehen. Überhaupt ist die Story von Silent Hill Shattered Memories sehr gut gelungen und wartet am Ende mit einem gelungenen Twist auf, von dem wir ernsthaft überrascht waren und uns dachten: „Natürlich! Dass wir da nicht selbst drauf gekommen sind …“. Ein Zeichen dafür, dass die Entwickler sich beim Storytelling viel Mühe gegeben haben.
 
Um das Ende der Geschichte zu erleben, werdet ihr immer mal wieder ein kleines Rätsel lösen müssen. Die Knobelaufgaben wurden allesamt sehr gut für die Wii umgesetzt. Mal müsst ihr per Wiimote leere Dosen durchwühlen, um in einer dieser Dosen einen Schlüssel zu finden und ihn mit beherztem Schütteln aus seinem Gefängnis zu befreien, mal in einer Kunstgalerie Figuren so anordnen, dass … nein, das sollt ihr schon selber rausbekommen! Insgesamt mussten wir nur an einer einzigen Aufgabe in Shattered Memories etwas länger herumtüfteln, die meisten Rätsel sind nach kurzer Überlegung schnell zu lösen. Gestört hat uns dieser niedrige Schwierigkeitsgrad jedoch nicht. Shattered Memories lebt nicht von seinen Rätseln alleine, sondern vom Gesamtpaket. Beim Wechsel zwischen Erkundung der Stadt, Rätseln, Gesprächen mit dem Psychiater und Verfolgungssequenzen ist den Machern ein optimales Timing gelungen – wir jedenfalls hatten nie Langeweile. Allerdings sahen wir auch bereits nach nur wenig mehr als sechs Stunden den Abspann. Dem steht ein relativ hoher Wiederspielwert gegenüber.
 
Kurz, aber grafisch knackig 

Dass uns die Atmosphäre von Shattered Memories so gut gefallen hat, lag nicht zuletzt auch an der beachtlichen Grafikqualität. Climax Studios haben ohne Zweifel eines der grafisch bisher beeindruckendsten Spiele für die Wii erschaffen. Und das liegt vor allem an dem Zusammenspiel von Licht und Schatten. Eure Taschenlampe, die ihr mit der Wiimote bewegt, ist die meiste Zeit über eure einzige Lichtquelle. Und glaubt     uns: so viel Spaß wie in Shattered Memories hattet ihr beim Funzeln mit einer Taschenlampe schon lange nicht mehr. Obwohl uns beim Testen schon nach kurzer Zeit klar war, dass wir nur in den                     
In der Spielwelt sind Telefonnummern verteilt, die ihr alle erreichen könnt. Das ist Nebensache, macht die Spielwelt von Silent Hill aber ein ganzes Stück lebendiger.
Verfolgungssequenzen ernsthaft Angst um unser Leben haben müssen, schreckten wir beim Wandern durch den nächtlichen Wald von Silent Hill doch ständig wieder vor Schattenwürfen zurück, die sich realistisch an den Bäumen, Büschen und verlassenen Hütten brachen. Und bei Licht betrachtet enttäuscht die Grafik ebenfalls nicht. Texturen sind aufwändig gestaltet, die Umgebung mit vielen Details versehen. Und auch unter Einsatz der Zoomfunktion müsst ihr keine Angst davor haben, dass Objekte plötzlich unschön verpixeln.
 
Wir möchten soweit gehen zu sagen, dass alleine diese grafische Qualität und das Spielen mit der Taschenlampe (bei uns intern liebevoll als Funzelfaktor betitelt) schon Grund genug ist, sich Shattered Memories als Wii-Besitzer zuzulegen. Wir bekommen feuchte Augen vor Freude bei der Vorstellung, was das Genre des Survival-Horror auf der Wii in Zukunft noch für uns bereithalten könnte, wenn sich andere Entwickler ein Beispiel an der Leistung der Climax Studios nehmen. Momente wie den folgenden nämlich würden wir dann gerne öfters erleben: Wir sind in der Kanalisation unterwegs. Alles ist dunkel, wir sehen die Hand vor Augen kaum, nur unsere Taschenlampe wirft Schatten an die Wand. Was war das da im Wasser? Ein Monster? Ein weiterer Blick verrät, dass es sich nur um eine tote Ratte handelt. Wir atmen erleichtert durch. In dem Moment klingelt plötzlich ohne Vorwarnung unser Handy. Wir reißen erschrocken die Wiimote hoch und hören die verzerrte Stimme unserer Tochter: „Daddy, du darfst nicht hier sein. Kehr zurück.“ Wir gehen trotzdem weiter, während ein permanent anschwellendes Störgeräusch aus der Wiimote uns sehr deutlich macht, dass unsere Tochter recht mit ihrer Warnung hatte. Psycho-Horror in Höchstform.

Der Wegweiser zeigt für Shattered Memories in eine deutlich andere Richtung als in den letzten Teilen der Serie. Was jedoch weiterhin zentraler Bestandteil geblieben ist: subtiler Horror ohne Holzhammer, mit starkem Psycho-Touch.
 
Fazit: Ein radikaler Neubeginn  
 
Der Markenname Silent Hill wurde in den letzten Jahren immer mehr zu einem sinkenden Stern. Eine radikale Umwandlung später steht dieser Stern mit Shattered Memories nun wieder hoch oben am Survival Horror-Himmel. Wenn ihr Blut und möglichst explizite sonstige Abartigkeiten erwartet, seid ihr hier falsch. Aber wenn ihr Wert auf klug erzählte, klug angelegte Geschichten legt und ihr euch schon immer lieber vor dem gegruselt habt, was ihr eben nicht direkt sehen, sondern euch nur vorstellen könnt, dann ist Shattered Memories genau auf euch zugeschnitten. Ein mutiges Experiment, das auch während des Spielens immer wieder neu auf euch zugeschnitten wird. Ein Experiment außerdem, dass auf dem Markt für seinen Mut hoffentlich mit guten Verkaufszahlen entlohnt wird. Die kurze Spielzeit, die Kinderkrankheiten des psychologischen Profils und die anderen im Test genannten, kleinen Kritikpunkte können wir zwar nicht einfach unter den Tisch kehren. Aber sie werden durch den geringen Kaufpreis von 29,99 € wettgemacht. Für Wii-Besitzer mit einem auch nur irgendwie gearteten Interesse am Genre führt deswegen kein Weg an diesem Neuanfang für Silent Hill vorbei. Shattered Memories ist, um die einleitende Frage dieses Artikels zu beantworten, also tatsächlich ein ziemlich großes Ding. Und vor den intimen Fragen, die es euch beizeiten stellt, braucht ihr keine Angst zu haben. Es verrrät die Antworten ja niemandem. Hoffentlich.

Autor: Philipp Spilker (GamersGlobal)

Einstieg/Bedienung Klasse Einstieg Bedienung sehr gut auf die Wii zugeschnitten
Automatisches Überwinden von Hindernissen bei gedrückter Lauftaste Nur wenige Erklärungen zum psychologischen Profil
Spieltiefe/Balance Fünf Endsequenzen Nachrichten, Telefonnumern und einsammelbare Goodies machen Spielwelt lebendig Gute Mischung aus Flucht, Erkundung und Rätseln Überwiegend sehr leicht zu lösende Rätsel Kartenfunktion unkomfortabel Beim Fliehen teils Steuerungsprobleme
Grafik/Technik Scharfe Texturen Sehr gelungenes Zusammenspiel von Licht und Schatten Viele Details in der Spielwelt Gelegentliche Framerateinbrüche beim Fliehen
Sound/Sprache Stimmungsvoller Soundtrack Wiimote fungiert als Handy
Ständige Störgeräusche unterstützen gruselige Grundstimmung
Singleplayer Hoher Wiederspielwert Spannende, erwachsene Geschichte
Psychologisches Profil ändert das Spielerlebnis Nur etwa sechs Stunden Spielzeit Sehr eingeschränkte Speicherfunktion
Multiplayer Nicht vorhanden
Philipp Spilker 6. März 2010 - 18:07 — vor 14 Jahren aktualisiert
Ganon 27 Spiele-Experte - - 83929 - 6. März 2010 - 18:55 #

Hehe, Erster.
Guter Test zu einem interessanten Spiel. Eure Kritik, dass man nicht weiß, welche Antworten beim Psychotest etc. welche Faktoren beeinflussen, kann ich aber nicht wirklich nachvollziehen. Das ist doch sicher Absicht. Man soll ja nicht gezielt antworten, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen, sondern möglichst wahrheitsgemäß. Sicher, bei mehrmaligem Durchspielen wird man ein bisschen rumprobieren, aber wenn man genau wüsste, wie sich das auswirkt, wäre es doch viel langweiliger.

McFareless 16 Übertalent - 5567 - 6. März 2010 - 19:41 #

Finde ich auch! Kann die Kritik der Redaktion in dem oben genannten Fall leider auch nicht nachvollziehen...

maddccat 19 Megatalent - 14116 - 7. März 2010 - 4:46 #

Jop, auch ich finde die Kritik in diesem Punkt ein wenig sonderbar. Das Spiel hingegen hat mir auch gefallen, auch wenn es nicht sonderlich lang ist und ich mir hin und wieder gewünscht hab, den Monstern mal eins drüber zu geben oder in Gesprächen interagieren zu können. Erst recht, da man geeignetes "Werkzeug" wie beispielsweise einen Baseballschläger findet aber nicht aufnehmen kann. Auch das Wissen um die eigene Sicherheit in den normalen Abschnitten verschenkt sehr viel Potential. Für 30 Euro finde ich das Spiel aber ganz gut gelungen da sich das kalte Kribbeln im Nacken und auf den Armen des öftern eingestellt hat.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 9. März 2010 - 23:51 #

Einer der großen Verdienste von SH: SM ist unserer Meinung nach, dass das Wissen um die Sicherheit während eines Großteils des Spiels eben nicht der Todesstoß für das Spielerlebnis ist. Klar kann einem nichts passieren. Aber die kalten Schauer sind eben trotzdem da. Die Wehrlosigkeit den Monstern gegenüber ist ein mutiger Schritt, aber auch Alleinstellungsmerkmal. Hier möchte ein Spiel erreichen, dass der Spieler sich wirklich wehrlos fühlt. Und macht dabei keine Ausnahmen. Ungewöhnlich, aber sehr gut gelöst.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 9. März 2010 - 23:47 #

Die Ungewissheit ist Absicht, klar. So wie auch die Ungewissheit in Heavy Rain (das drängt sich ja zum Vergleich nahezu auf) Absicht ist. In Letzterem aber ist in den entscheidenden Situationen klar: eine wichtige Entscheidung steht an. Natürlich ist die Auswirkung der Entscheidung ungewiss. Aber dem Spieler deutlich zu machen, dass eine Entscheidung mit weitreichender Bedeutung getroffen werden kann, ist ja schon wichtig.

Das ist in Shattered Memories nicht immer so. Klar ist: im Büro des Psychologen werden die hauptsächlichen Fäden gespannt. Aber da das viele Fragen sind und sie auch unterschiedlich gewichtet werden (ohne dass das Spiel das deutlich machen würde) fällt es im zweiten Durchgang durch das Spiel schwer, konkret auf ein Ende hinzuarbeiten, ohne auf ein FAQ zurückzugreifen. Klar: beim ersten Durchgang lässt man sich erstmal überraschen, da ist das kein Problem. Aber beim zweiten Durchgang will man ja schon ein bißchen Steuermann sein. Bei Heavy Rain kein Problem. Bei SH: SM muss man schon mal blind tippen.

Henry Heineken 15 Kenner - 3569 - 6. März 2010 - 19:02 #

Finde ebenfalls dass das ein guter Test ist. Da bekommt man glatt Lust auf eine Wii, ich werd mir aber später irgendeine Konsole mit Bewegungssteuerung holen die grafisch noch etwas besser ist (wii2, Natal oder Arc)

Basti51 14 Komm-Experte - 1984 - 6. März 2010 - 19:20 #

Ich find die Grafik echt super. Ich glaub auch nicht, dass es davon abhängt wie gut das Spiel funktioniert.
Ich finds auch gut, dass das Spiel nicht zu lang ist. Lieber etwas kürzer und dafür ohne erzählerische Längen.

Rebbot 11 Forenversteher - 582 - 6. März 2010 - 20:36 #

Wenn ihr nur die Wii-Version getestet habt, warum vergebt ihr dann trotzdem Noten für PS2 und PSP?

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 6. März 2010 - 21:17 #

Wir haben selbstverständlich auch die PS2- und PSP-Versionen vorliegen und auch angeschaut; der Test basiert aber auf der Wii-Fassung, die aus den beschriebenen Gründen besser ist.

Wenn wir eine Version gar nicht gesehen haben, schreiben wir das, siehe z.B. den Test von Supreme Commander 2, für den uns die Xbox-360-Fassung nicht vorlag.

B4ck7p 14 Komm-Experte - 2511 - 7. März 2010 - 1:29 #

Habe es heute morgen durchgespielt. Da Ich keine Wii bestitze extra nochmal dafür die PS2 entstaubt. Muss sagen: hat gelohnt.
Vor allem wenn man es bis zum Ende durchspielt. Der Schluss ging mit sehr nahe... habe Ich sonst fast nie in Spielen.

majo28 06 Bewerter - 60 - 7. März 2010 - 10:41 #

Silent Hill nutz meiner Meinung nach sinnvoll die Steuerungsmöglichkeiten der Wii.
Den Psycho-Test am Anfang finde ich äußerst innovativ, ich bin mal gespannt, ob sich sowas in anderen Spielen auch durchsetzt.

Infernal 13 Koop-Gamer - 1685 - 7. März 2010 - 11:46 #

Das mit dem Psychotest am Anfag find ich mal innovativ! Doch ob das wirklich so große veränderrungen im Spiel hervorruft?

B4ck7p 14 Komm-Experte - 2511 - 7. März 2010 - 12:30 #

Nachdem Ich das Spiel durch hatte habe Ich mir mal einen Guide dazu zu Gemüte geführt.

Laut diesem beeinflussen die Psycho-Tests teils massiv den Ausgang der Geschichte. Je nach deinen Antworten bekommst du am Ende einen anderen Schluss zu sehen.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 9. März 2010 - 23:53 #

Genug Veränderungen jedenfalls, um für einige Überraschungen zu sorgen.

ChrisnotR (unregistriert) 7. März 2010 - 18:05 #

Meine PS2 braucht mal wieder Futter nach den ganzen PC-Games. Ich nehm die Playstation-Version da ich auf die Fuchtelsteuerung verzichten kann/will und die paar schlechteren Effekte kein Kaufgrund für eine Wii sind.

Sorry aber es ist irgendwie arm dass die 10 Jahre alte PS2 grafisch fast auf dem selben Niveau wie die 3 Jahre alte Wii ist. Und dass bei einem speziell für die Wii entwickelten Titel, die PS2 Version ist ja nur eine Umsetzung.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 9. März 2010 - 23:55 #

Die Wii-Version ist grafisch schon sehr viel besser als die Version auf der PS2. Im Direktvergleich alleine schon der Screenshots wird das deutlich. Natürlich: die Wii ist, obwohl SH: SM sehr gut aussieht, immer noch kein Grafikmonster. Aber inzwischen haben genug Spiele den Beweis angetreten, dass das dem Spielspaß keinen Abbruch tut.

DigiDragon 08 Versteher - 152 - 10. März 2010 - 18:30 #

Ich liebe dieses Spiel.

TheEdge 16 Übertalent - 4426 - 31. März 2010 - 13:27 #

Ich bin noch am Überlegen ob ich zur PS2 Version kaufen soll oder doch die Wii Version. Habe beide Konsolen aber weiß halt nicht welche ich Version ich kaufen soll.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 31. März 2010 - 14:10 #

Wie wir ja in unserem Extrakasten "Für die Wii gemacht" auf Seite 1 des Artikels betonen: wer die Wahl hat, sollte unbedingt zur Wii-Version greifen. Das Erkunden der Spielwelt ist damit viel immersiver und spannender und auf die atmosphäresteigernden Soundeffekte der Wiimote müsstest du auf PS2 auch verzichten. Zusätzlich ist auf Wii die Grafik besser.