Einmal Dämon sein

Shadows - Heretic Kingdoms Test

Benjamin Braun 29. November 2014 - 22:11 — vor 9 Jahren aktualisiert
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Die Bosskämpfe verlangen eine spezielle Taktik, sind aber letztlich relativ einfach. Wäre nur die Spielbalance besser!
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Tausend-Items-LangweileShadows – Heretic Kingdoms bietet nicht die Masse an Items wie ein Diablo 3. Zerstörte Kisten, Urnen oder Särge werfen zwar regelmäßig etwas ab, allerdings winkt nur sehr selten mal ein Objekt, mit dem ihr wirklich etwas anfangen könnt. Gute Waffen, Rüstungsteile und Accessoires gibt es auch bei den Händlern, allerdings zu teils extrem hohen Preisen. Letztlich spielen sie für die Ausrüstung eures Charakters jedoch eh nur eine untergeordnete Rolle. Denn genügend Silber für ein wirklich gutes Teil zu sparen, nimmt ungefähr genauso viel Zeit in Anspruch, wie dann doch irgendwann ein adäquates Objekt in irgendeiner Truhe zu finden. Bei uns dauerte es deshalb sehr lange, bis auch nur bei einem einzigen Charakter jeder Ausrüstungsslot belegt war.

Begrenzter SpielkomfortDas Nervigste beim Erwerb oder Anlegen neuer Ausrüstung für unsere Charaktere sind die Mängel beim Spielkomfort. Shadows – Heretic Kingdoms behandelt die Krieger letztlich wie Klassen in Diablo: Einige der Waffen, Ringe und so weiter können nicht von jedem Mitstreiter verwendet werden, aber oft von mehreren. Das allein wäre nicht schlimm. Aber weshalb bitte lassen sich im Händlermenü und Inventar nicht automatisch die angezeigten Items auf einen davon beschränken? So müssen wir immer dreimal hinschauen, um zu erkennen, ob das jeweilige Objekt zu gebrauchen ist oder bedenkenlos verkauft werden kann. Insbesondere beim Vergleich der aktuellen und potenziellen Ausrüstung ist es ein ziemlicher Graus, wenn wir die aktuellen Partymitglieder immer wieder separat anklicken müssen. Da wäre es besser gewesen, es wie beim Verschlinger zu machen: Dessen Ausrüstungsteile sind nämlich nur für ihn geeignet. Dummerweise müsst ihr mit ihm umständlich ins Seelenreich reisen, um bei seinem Spezialhändler Ausrüstung zu kaufen oder zu verkaufen.

Aber es gibt noch eine Steigerung in Sachen Antikomfort: das Crafting. Sofern wir ein Rezept und die notwendigen Zutaten haben, dürfen wir Tränke, Waffen oder Rüstungsteile herstellen. Von den Materialien genügend aufzutreiben, kann aufgrund des Zufallssystems für Funde in der Spielwelt und den oft sonderbar gewählten Preisen bei den Händlern zur Tortur werden. Aber weshalb bitte ist es nicht möglich, gleich mehrere Glasflaschen und Plfanzenteile auf einmal ins Herstellungsmenü zu werfen? Das heißt, eigentlich passiert das sogar. Aber wenn man auf Herstellen klickt, wird nach einigen Sekunden Wartezeit nur ein Objekt der Art hergestellt, obwohl die Materialen für mehr gereicht hätten. Ein Schubregler, mit dem wir die Menge selbst bestimmen, hätte geholfen. Unschön ist auch, dass das System einen Mausklick zur Bewegung oft als Angriffsbefehl erkennt. So schlagen wir manchmal ins Leere oder schwingen die Keule, obwohl wir eigentlich gerade den Rückzug antreten wollten.

Das Inventar lässt sich zwar grob ordnen und nach Kategorien filtern. Insbesondere bei Händlern aber wird der Abgleich der Ausrüstung unnötig unübersichtlich. Den hohen Komfort von Diablo 3 erreicht Shadows - Heretic Kingdoms nicht.

Schöne neue Welt
Alternativen
Wollt ihr euch in stilvollen Comic-Landschaften mit tausenden von Feinden balgen, zwischendrin angeln gehen oder euer Haustier mit der Beute ins Lager zurückschicken, solltet ihr euch Runic Games' Torchlight 2 (GG-Test: 8.5) anschauen. Nicht zu verachten, aber mit Abstrichen bei der Grafik, ist auch das kostenlos spielbare Path of Exile zu empfehlen. Hübscher anzuschauen, aber nicht weniger brachial ist Sacred 3 (GG-Test: 6.0). Spielt ihr kein Hack-and-Slay, wenn es nicht der Genre-Primus ist? Dann führt definitiv kein Weg an Diablo 3: Reaper of Souls (GG-Test: 9.5) vorbei, das in puncto Spielbarkeit, Umfang und genereller Qualität aktuell von keinem ähnlichen Spiel überboten wird und auch auf Konsole prima spielbar ist.
Der Streifzug durch die Heretic Kingdoms hat unbestreitbar auch seine schönen Seiten. Die Umgebungen bieten mit der orientalisch anmutenden Stadt Thole, verschiedenen Dungeons und Lagern sowie einem prachtvollen Waldstück einige Abwechslung. Am Rande findet ihr auch ab und zu gänzlich optionale Gebiete, die beim Betreten automatisch eine Nebenquest auslösen. In einem Tempel müssen wir über Teleportationsflächen zunächst tiefer in das Gemäuer vordringen und schließlich ein paar Schalterrätsel lösen. Eigentlich schade, dass solche Quests die Ausnahme bleiben, während die meisten Bosskämpfe, Pflichtaufgaben und der größte Teil der Nebenquests reichlich nach Genre-Routine wirken. Klar gibt es auch tolle Situationen wie die mit einem Holzgolem (mehr verraten wir mal nicht). Aber die kann man sich in den drei Kapiteln von Book One an einer Hand abzählen. Moment, Book One? Richtig: Book Two wird laut Packung im Februar 2015 kostenfrei downloadbar sein. Aber auch mit Book One werdet ihr deutlich über zehn Stunden beschäftigt sein.

Hübsche Optik hat Shadows zu bieten, auch die Grafikeffekte und der fließende Tag-Nacht-Wechsel in den Oberflächengebieten sorgen für Stimmung. Dazu kommt die meist passende Musikuntermalung. Die Animationen wirken zwar etwas hölzern, und regelmäßig laufen die Charaktere durch Objekte hindurch, das trübt den positiven grafischen Eindruck aber nicht. Ebenfalls nicht wirklich spielspaßmindernd empfanden wir die unsaubere Kollisionsabfrage, wo immer wieder mal Schläge treffen, obwohl die Spielfigur dafür eigentlich zu weit wegsteht. Seltsam finden wir, dass es nur sechs Speicherslots gibt. Aber ein Blick auf deren Größe offenbart den mutmaßlichen Grund dafür: Die Spielstände werden bei steigendem Spielfortschritt immer größer. Und wir sprechen hier nicht von ein paar KB mehr. Ein Savegame kann später auch gut und gerne über die 50 MB hinauswachsen.

Technisch und bei der Inszenierung ist in der aktuellen Version 1.0.07809 noch nicht alles im grünen Bereich. Grobpixelige Zwischensequenzen und lange Ladezeiten schaden der Atmosphäre eher dezent, die schwache Inszenierung der Handlung schon stärker. Gerade das Herumspringen der Kamera zwischen Gesprächspartnern hinterlässt keinen hochwertigen Eindruck. So schlimm ist das in der Endabrechnung allerdings auch nicht, denn die Story selbst folgt zwar einem interessanten Ansatz, die Geschichte taugt aber letztlich ungefähr so sehr zum erzählerischen Highlight wie Lance Armstrong als Aushängeschild für einen sauberen Radsport.

Die deutschen Sprecher leisten einen insgesamt guten Job. Schön wäre allerdings gewesen, wenn sich die Entwickler mehr Zeit für vielfältigere Ambient-Dialoge und Kommentare der Spielfiguren genommen hätten. Wenn der Barbar einen neuen Schauplatz betritt und "Dieser Ort scheint unbeschadet. Ich kann noch nicht hier gewesen sein" verlauten lässt, ist das ganz witzig. Aber nicht beim zehnten Mal innerhalb von 20 Minuten. Der Packung liegt eine Soundtrack-CD mit 21 Stücken, eine Anleitung (20 Seiten) und ein Miniposter (Karte sowie Artwork) bei.

Autor: Benjamin Braun / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)

Benjamin Braun
Beim Spielen von Shadows - Heretic Kingdoms schwankte ich ständig zwischen Spaß und Genervtsein über die vielen kleinen Dinge, die das Hack-and-Slay einfach nicht gut macht. Die Tatsache, dass das Spiel nicht die Güteklasse von Blizzards Genrekönig erreicht, wäre an sich kein Problem. Nur ist der Qualitätsunterschied teils größer, als er sein müsste. Besonders die schlechte Spielbalance, die mich in der einen Situation total unterfordert und nach der nächsten Ecke dazu zwingt, zu grinden, gefällt mir nicht. Die Mängel beim Spielkomfort kann ich hingegen verschmerzen. Manches wird mir unnötig umständlich gemacht, aber das bisschen Mehraufwand bin ich bereit, zu betreiben.

Das eigentliche Spielkonzept mit dem Dämon und seinen verschlungenen Seelen und dem Wechsel zwischen echter Welt und Schattenwelt hat wirklich was. Da hätte man zwar noch mehr draus machen können als hier und dort mal eine Brücke, die nur für den Dämon nutzbar ist, zu bauen. Doch auch so gibt es Situationen, in denen ich den Wechsel zwischen Dämonen- und realer Welt zur Flucht oder zur besseren Positionierung taktisch einsetzen. Atmosphärisch sagt mir das Abenteuer mit seinen vielfältigen Umgebungen, der stimmungsvollen Musik und den schmucken Effekten zu. Die Story weniger: Inhaltlich ist sie okay, in der Darbietung zu öde.

Shadows ist kein ernsthafter Diablo-Konkurrent, taugt aber dennoch als Alternative für Genre-Fans. Die Fehler, die das Spiel macht, ziehen es zwar etwas nach unten, aber es sind (fast) alles Punkte, bei denen die Chancen nicht schlecht stehen, dass Games Farm hier noch nachbessern kann – die ständigen Abstürze der Release-Fassung oder das darin noch vorhandene Tearing haben sie beispielsweise schon in den Griff bekommen. Jetzt noch ein bisschen mehr Spielkomfort und deutliche Anpassungen bei der Balance – und aus einem gerade noch guten Spiel könnte ein richtig gutes werden.

 Shadows - Heretic Kingdoms
Einstieg/Bedienung
  • Gute Tastatur-Maus-Steuerung
  • Drei Schwierigkeitsgrade (jederzeit änderbar)
  • Tutorialstexte teils schlecht eingebunden
  • Einige kleinere Komfortmängel
Spieltiefe/Balance
  • Interessanter Storyansatz...
  • Abwechslungsreiche Gebiete
  • Vielfältige Gegnertypen
  • Innovative Idee mit Wechsel zwischen Schattenwelt und echter Welt
  • Viele potenzielle Mitstreiter mit unterschiedlichen Fähigkeiten
  • Ein paar nette Quest-Ideen im optionalen Bereich
  • Viele optionale Inhalte (Dungeons usw.)
  • ... der vor allem aufgrund der schlechten Inszenierung aber wenig taugt
  • Schlecht ausbalancierter Schwierigkeitsgrad
  • Hauptquests wirken teils sehr uninspiriert
Grafik/Technik
  • Einige nette Grafikeffekte
  • Ein paar traumhaft schöne Schauplätze (Wald u.a.)
  • Überwiegend ordentliche Animationen
  • Fließender Tag-Nacht-Wechsel
  • Viele Clippingfehler
  • Lange Ladezeiten
  • Grobpixelige Cutscenes
Sound/Sprache
  • Version multilingual
  • Ordentliche deutsche Sprecher
  • Stimmungsvolle Musik
  • Überwiegend gute Soundeffekte
  • Gelegentliche Soundaussetzer
  • Sprüche der Charaktere wiederholen sich oft
Multiplayer
Nicht vorhanden  
Partner-Angebote
Amazon.de Aktuelle Preise (€): 14,95 (), 14,95 ()
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Hack and Slay
Games Farm
20.11.2014
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Benjamin Braun 29. November 2014 - 22:11 — vor 9 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 468609 - 29. November 2014 - 22:11 #

Viel Spaß beim Lesen!

Hellequin 13 Koop-Gamer - 1227 - 29. November 2014 - 22:33 #

Hm... mir liegt gerade ein "Schadäää" auf der Zunge. Zumal ich, bei den genannten Schwächen eigentlich nur bei einer die kurzfristig mögliche Ausbesserung seitens der Produzenten sehe (Komfortfunktionen).
An den Videos und der Story dürfte sich genauso wenig ändern, wie am wohl unausgeglichenen Schwierigkeitsgrad - wie problematisch der in den Griff zu bekommen ist, hat man ja bereits beim Genre-Primus im ersten halben Jahr gesehen.

Klabusterbär (unregistriert) 29. November 2014 - 23:09 #

Ich kann bei Euren Tests die Wertungskästen nicht mehr lesen. Jedes Mal kommt da statt des Wertungskastens Werbung, obwohl Adblock Edge und Disconnect aktiviert sind? Hilfääää was soll ich machen? Gibts FIrefox User die das selbe Problem haben?

Lacerator 16 Übertalent - 5302 - 29. November 2014 - 23:59 #

Klingt nach einer neuen grandiosen Idee: Werbung, die nur angezeigt wird, wenn ein AdBlocker aktiviert ist. Respekt, Herr Langer! ;)

Hellequin 13 Koop-Gamer - 1227 - 30. November 2014 - 13:18 #

? Mit angeschaltetem Ad-Blocker solltest du eigentlich gar nicht auf die zweite Seite kommen? Also ohne dieses Later-Pay-Dingens?

Du kannst also die 2. Seite des Tests lesen, nur die Wertung nicht?

stylopath 17 Shapeshifter - 6257 - 30. November 2014 - 7:09 #

...hmm..nee eher nicht.

Aladan 25 Platin-Gamer - P - 57121 - 30. November 2014 - 9:17 #

Gott sei dank muss man nicht jedes Spiel spielen.

colonelgeil 17 Shapeshifter - P - 6605 - 30. November 2014 - 10:28 #

ihr habt es echt geschafft, ich les von keinem test mehr die 2. seite, und die wertung schau ich mir auf der info seite an.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468609 - 30. November 2014 - 12:07 #

Klingt für mich nach Loss-loss für beide Seiten...

Gnu im Schuh (unregistriert) 30. November 2014 - 21:08 #

Dennoch fände ich es geschickt, wenn die Wertung noch frei verfügbar wäre (anstatt der 1. Seite). Die 4 Artikel wollen ja geschickt investiert sein. Es steht zwar nicht explizit da, aber ich lese die Later-Pay Botschaft als: Weg mit Dir zu Metacritic - und da finde ich dann was ich suche.

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110363 - 1. Dezember 2014 - 0:08 #

Wer die Arbeit eines Tests nicht würdigt, weil ihn eh nur die Zahl am Ende interessiert, der kann das später auch über einen Steckbrief tun.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468609 - 2. Dezember 2014 - 14:16 #

Unsere Wertung und Meinung findest du da nicht.

Mal ne Nachfrage, ernst gemeint: Du zerbrichst dir den Kopf, wie du vier Artikel einsetzt, statt einfach ein paar Cent zu zahlen, sollten es fünf oder sechs werden? Ist da das Kopfzerkratzen nicht kostspieliger als die, keine Ahnung, 48 Cent?

Hanseat 14 Komm-Experte - 1884 - 30. November 2014 - 11:06 #

Schön, dass das Spiel getestet wurde. Danke für den schönen Test. Es scheint aber nicht an den Genreprimus Path of Exile heranzureichen also setz ich wohl aus.

Buratino (unregistriert) 4. Dezember 2014 - 14:05 #

Es wundert mich immer Dinge über PoE zu lesen wie "Nicht zu verachten, aber...Abstriche bei der Grafik" wie in der Box zu den Alternativen von diesem Test.
PoE hat einen Tiefgang wie du ihn in keinem anderen Hack&Slay finden wirst, tausendfache Möglichkeiten deinen Char zu pimpen und Spells zu kombinieren, HOUSING (!!!), daylies und vieles mehr wovon andere Spiele des Genres nur träumen können.

Und die Grafik empfinde ich ebenfalls als sehr gelungen, es ist eben eher ein realistischer und düsterer Stil, jedoch sehr detailliert, und keine kakelbunte Cartoon-Optik.

Ich habe bereits Diablo 1 gezockt und alles was danach kam - kein Spiel dieser Gattung konnte (und kann) mich so lange fesseln wie (das kostenlose!) PoE.

Ich glaube GG sollte unbedingt noch einmal einen Blick aof PoE werfen, insbesondere nach den letzten Content-Patches.

Mantarus 18 Doppel-Voter - 10404 - 30. November 2014 - 14:41 #

Hört sich ja nicht so schlecht an ... Ist das Spiel auch für Konsolen geplant oder bleibt es PC exklusiv?

Spiritogre 19 Megatalent - 13401 - 30. November 2014 - 17:36 #

Meine Augen ruhen derzeit eher auf Lost Ark und ich hoffe, dass Lineage Eternal auch bald irgendwann kommt.

Clausomat 10 Kommunikator - 422 - 6. Dezember 2014 - 14:56 #

Fraglich ist was mit dem Game nun passiert, nachdem bitComposer vor wenigen Tagen insolvent gegangen ist.