Trügerische Stille: Es kann sich nur noch um Sekunden handeln, bis hier die Hölle losbricht. In der Ferne ist -- trotz maximaler Grafikeinstellungen -- die Detailarmut der Engine erkennbar; Gras fehlt völlig.

Das Problem mit der Abwechslung

Sam kommt herum, keine Frage. Kämpft ihr euch anfangs noch durch dürre Wüstenlandschaften und Dünen, steigt ihr später immer mal wieder hinab in Katakomben, Gräber und sogar eine altertümliche Kanalisation. Auch weite grüne Wiesen werdet ihr zu Gesicht bekommen. Aber all die netten Schauplätze können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Spielprinzip immer gleich bleibt: Tür auf, neuer Raum, Waffe aufsammeln oder Schalter drücken, alle Gegner töten, weiterlaufen. Deswegen ist es euch nach einer gewissen Zeit egal, ob ihr zwischen Lehmhütten, auf einem Tempelvorplatz oder unter Wasser kämpft. Echte "Wow!"-Effekte in Sachen Levelarchitektur erwarten euch außerdem ebenfalls nicht. 2001 mögen die weitläufigen Areale mitsamt der hohen Sichtweite die Käufer noch beeindruckt haben, aber im Jahre 2009 reicht das nicht aus, zumal die Schauplätze detailarm und kantig sind.

Cutscenes gibt es nicht, nur am Levelende dürfen wir Sam kurz über die Schulter gucken.

Was motiviert dann überhaupt zum Weiterspielen? Musste der Autor dieser Zeilen mit vorgehaltener Kanonenkugel gezwungen werden, bis zum Ende durchzuhalten? Und da kommt es raus: Serious Sam macht (kurzzeitig) durchaus Spaß! Neben den einfach lustigen Massenschlachten sind es die Gegner, die nach wie vor motivierend wirken. Serious Sam HD bietet die unterschiedlichsten Feinde, von diversen Infanteristen über skurrile Tiere oder Roboter bis zu fliegenden Harpyien und riesigen Bossgegnern. Und das ist nur ein Bruchteil dessen, was euch im Spiel erwartet! Zwar lautet die "Taktik" zum Bekämpfen der Widersacher stets kurz und knapp: Dauerfeuer. Dennoch sorgen die Adversarien auch heute noch für den einen oder anderen Überraschungsmoment. Einige unter ihnen sind nämlich wahre Kolosse! Allzu viel soll an dieser Stelle nicht über sie verraten werden, eines der kleineren Exemplare könnt ihr allerdings im Screenshot unten bewundern.

Fluch und Segen zugleich ereilt ohnehin all diejenigen, die den ersten Teil bereits gespielt haben. Auf der einen Seite ist der Wiedererkennungswert der Levels enorm hoch. Es macht einfach Spaß, in altbekannten Umgebungen die Horden des Bösen zu bekämpfen. In dieser Hinsicht hat Serious Sam HD auf jeden Fall einen großen Nostalgie-Bonus. Auf der anderen Seite erwartet Kenner des ersten Teils inhaltlich wirklich nichts Neues -- jedes einzelne Skriptereignis ist schließlich bekannt.

Turmhohe Feinde sind das Markenzeichen von Serious Sam -- das hier ist übrigens nur ein Zwischengegner.

Multiplayer-Modus und fehlender Editor

Enttäuschend im Vergleich zum Ur-Serious Sam ist der Multiplayer-Part von Croteams aktuellem Werk. Nichts auszusetzen gibt es am Koop-Modus: Der macht wieder viel Spaß und lässt sich genau an die Wünsche und Vorstellungen der Teilnehmer anpassen. Doch ansonsten existiert nichts weiter -- kein Deathmatch, kein Team-Deathmatch, kein Capture-the-flag. Das ist mehr als schade, denn wenn auch die gemeinsamen Spiele sehr spaßig sind, so möchte man doch unweigerlich zwischendurch auch einmal gegeneinander antreten. 2001 war das noch auf diversen Deathmatch-Karten möglich.

Ebenfalls dem Rotstift zum Opfer gefallen ist der Serious Editor. Mit jenem mächtigen, aber zugleich einfach zu bedienenden Tool ließen sich früher schnell weitere Mehrspieler-Karten basteln, die sodann mit Freunden ausführlich Probe gespielt werden konnten. Nicht zuletzt dadurch konnte sich das erste Serious Sam eine große Fangemeinde aufbauen, die lange Zeit aktiv weiteres Multiplayer-Material produzierte. Gerade unter dem Aspekt, dass Serious Sam HD im Multiplayer überraschend wenig zu bieten hat, erstaunt uns dieser Rotstifteinsatz sehr. Wollte man die PC-Version verzweifelt auf dem Stand der Xbox-360-Fassung halten -- die naturgemäß nicht auf Community-Inhalte setzen kann?

PC-Hardwareanforderungen

Serious Sam HD stellt nur zurückhaltend Partikeleffekte dar. Das schont vor allem ältere Grafikkarten.

Trotz einer neuen Engine fallen die Anforderungen an die Hardware äußerst gering aus. Publisher CDV gibt als Minimalkonfiguration einen Pentium 4 mit 3,0 Ghz, 1 GByte RAM Shader-3.0-Grafikkarte an. Mit dieser oder vergleichbarer Hardware lässt sich Serious Sam HD bereits ruckelfrei spielen -- natürlich nur unter Windows XP (Vista benötigt 2 GB Ram), in niedrigeren Auflösungen und mit heruntergeschraubten Details. Wer die volle Grafikpracht genießen will, der sollte auf eine DualCore-CPU, 2 GByte RAM und eine aktuelle Shader-3.0-Grafikkarte zurückgreifen. Wichtig: Je höher die gewählte Auflösung im Spiel ist, desto mehr RAM braucht die Grafikkarte.

Das Optionsmenü des Spiels bietet vielfältige Einstellungsmöglichkeiten, sodass sich eine Anpassung an jedes System realisieren lassen sollte. Serious Sam HD läuft problemlos unter Windows XP, Vista und 7, jeweils in den 32- und 64-Bit-Versionen.


Fazit: Kurz und kurzweilig

Serious Sam HD gleicht dem Ur-Serious Sam inhaltlich zu 100 Prozent: Jeden Level, jeden Gegner und jedes Skript gab es so bereits im Jahre 2001, lediglich das HUD wurde angepasst und die Grafik aufgehübscht -- ohne dass sie jemanden beeindrucken könnte, der die letzten acht Jahre nicht in einer Kälteschlafkammer verbracht hat. Aber macht das Spiel dann Spaß? Ja. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass euch reine Ballerorgien nicht abschrecken. Und nach einer halben Stunde werdet ihr eine Pause brauchen oder einen "richtigen" Shooter spielen wollen. So lässt sich Serious Sam HD immer mal wieder für eine schnelle Partie starten, aber erwartet nicht, dass es euch einen ganzen Tag lang am Stück unterhalten wird. Kenner des ersten Teils werden das nicht anders erwarten, sich auch über die kurze Spielzeit nicht ärgern -- dann allerdings verwundert dem alten Multiplayer-Part hinterhertrauern.

Wer mit absolut linearen, immer gleich aufgebauten Levels und unrealistischen Massenschlachten nichts anfangen kann, der macht um Serious Sam HD besser einen ganz großen Bogen. Denn wie sagt es Sam so schön: "Du kannst zwischen zwei Wegen wählen: dem harten Weg und meinem Weg. Sie sind im Prinzip die gleichen."

Autor: Carsten Justenhoven (GamersGlobal)

Serious Sam HD Test vom 29.11.2009 6.0 von maximal 10 Punkten Wertungsinfo: Keine Besonderheiten Fazit: Ein grafisch aufpoliertes Serious Sam, das sich spielerisch auf dem Stand von 2001 befindet. Die fehlenden Multiplayermodi sind unentschuldbar, immerhin waren sie im Ur-Serious Sam noch enthalten. Ein Spiel für Fans und Leute, die wirklich bewusst "ohne Hirn" ballern wollen. Angesichts des geringen Preises vielleicht einen Kauf wert.

Einstieg/Bedienung Spielprinzip erschließt sich sofort Bewährte Shooter-Steuerung  Umfangreiches Optionsmenü  Spieltiefe/Balance Fair und ausreichend verteilte Waffen sowie Munition Viele abgedrehte Gegnertypen Abwechslungsarmes Prinzip Gegner-KI Fehlanzeige Levels wirken uninteressant  Gelegentlich unfaire Spielsituationen (zu viele Gegner) Grafik/Technik Stimmungsvolle Beleuchtung Auf Distanz schöne Texturen... ...die in der Nahansicht an Brillanz verlieren Altbackenes Leveldesign Kaum Objekte, lebloses Leveldesign Sound/Sprache Situationsabhängige Sounduntermalung Nette Sprüche von Sam Sehr gut ortbare Feinde Singleplayer Spaßige Massenschlachten für zwischendurch Geringe Spieldauer Spielprinzip langweilt schnell Multiplayer Spaßiger Koop-Modus Keine sonstigen Modi