Test: Mann gegen Armee

Prototype 2 Test

Tim Gross 23. April 2012 - 16:16 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Klotzen, nicht kleckern. Prototype 2 geizt nicht mit Effekten oder der Größe von Gegnern. Hier bekommen wir es mit einem sogenannten Goliath zu tun, den wir Stück für Stück auseinandernehmen müssen.
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Beeindruckende Optik
Prototype 1 war, sind wir mal ehrlich, nicht sonderlich schön anzusehen. Umso mehr freut es uns, dass Entwickler Radical Entertainment den Stil des Vorgängers beibehalten, aber das Abenteuer von James Heller deutlich aufgehübscht hat. Bei Regen fallen im Scheinwerferlicht der Autos die Spiegelungen auf, die ihr auch beim Erklimmen von Hochhäusern in grellem Sonnenlicht bestaunen könnt. Die Animationen der Figuren sind schön flüssig, wenn auch absichtlich nicht realistisch. Auch die Gesichter der Figuren, zumindest die der wichtigen, wirken viel echter als noch im Vorgänger. Zugegeben, die Texturen und der allgemeine Detailgrad sind nicht das Beste, was diese Konsolengeneration jemals zustande gebracht hat, aber Prototype 2 spielt definitiv in der gehobenen Klasse mit. Gerade, was die teils spektakulären Spezialangriffe und Explosionen in den Kämpfen angeht. 
 
Dass Prototype 2 auf den ersten Blick so viel besser aussieht, liegt auch daran, dass die Stadt deutlich belebter ist als im Vorgänger. Aus den Fenstern hänge Transparente, mit denen einige New Yorker gegen Blackwatch und deren "Impfungen" protestieren. An viele Wänden wurden Graffitis geschmiert ("Fuck Blackwatch") und in der grünen Zone gibt es immer noch einige Parkanlagen, die zum Spazieren einladen. Wo wir beim Thema sind: Die Stadt ist dank ihrer drei Zonen sehr abwechslungsreich. Während die grüne Zone fast wie eine normale Großstadt daherkommt, ist in der roten Zone so ziemlich alles zerstört, überall schwillt Rauch hervor, Straßen sind aufgebrochen. Beim ersten Betreten der roten Zone fällt der Wandel besonders auf, da ihr von der grünen Zone mit einem Hubschrauber selbst auf die zerstörten Hochhäuser zusteuert.
 
Die Stadt ist deutlich belebter als im Vorgänger. Dafür wiederholen sich die Modelle der NPCs recht häufig.
Bei allen Verbesserungen kam uns das New York in Prototype 2 nie so "echt" vor wie Liberty City in GTA 4 oder auch Arkham City in Batman. Das liegt vielleicht daran, dass wir, abgesehen von den eher langweiligen Laboren, keine Gebäude betreten dürfen. Auch fühlten uns trotz Nebenmissionen und versteckten Blackboxen nie wirklich dazu verleitet, alle Ecken und Enden der Stadt zu erkunden. Die Hauptstory steht stärker im Fokus als bei anderen Open-World-Spielen.
 
Gute Sprecher, schlechte Denker
Die Grafik hat also einen so weiten Sprung nach vorne gemacht, wie es James Heller selbst mit allen Verbesserungen kaum geschafft hätte. Wie sieht es aber mit dem Sound aus? Auch der ist gelungen und treibt zum richtigen Zeitpunkt zur Eile an. Wir fühlten uns an einigen Stellen an die treibende Musik der letzten Batman-Filme erinnert. Die Kampfgeräusche sind ebenfalls sehr gelungen, genauso wie die Sprachausgabe der Hauptfiguren.
 
Nicht so begeistert sind wir allerdings von der künstlichen Intelligenz. Wenn ihr während einer Schleichmission alle Menschen in einem Raum nach und nach absorbiert, dann juckt das einen später vorbeilaufenden Wissenschaftler herzlich wenig. Auch sonst sind die Soldaten wenig clever. Es passiert höchst selten, dass es jemandem auffällt, wenn wir mit einem beherzten Sprung aus fünfzig Metern direkt neben ihnen landen – selbst wenn es sich um militärisches Sperrgebiet handelt. Auch konnten wir uns fast immer (sofern kein Alarm ausgelöst war) direkt neben den Blackwatch-Leuten verwandeln. Und scheinbar ist es für die Soldaten im zerstörten New York ganz normal, wenn einer der ihren (also Heller in anderer Form) plötzlich die Wände eines Hauses hochrennt. Immerhin: In Kämpfen werdet ihr recht zielgerichtet von den Soldaten beharkt, nur ab und zu rennt einer todessehnsüchtig auf euch zu, obwohl er eine Fernkampfwaffe hält.
 
Noch ein Wort zur Physik: Sie ist die meiste Zeit gut genug, dass wir sie kaum beachten. Das ist in aller Regel ein gutes Zeichen. Manchmal aber verhält sie sich doch etwas komisch. Wenn wir ganz langsam durch die Stadt gehen (also nicht rennen) und gegen einen Laster stupsen, wird dieser weggeschoben, als wäre er ein riesiger Fußball.
Zerstörte Stadt, zerstörter Held. Prototype 2 ist nicht für jeden etwas, aber spaßig ist es allemal.

RadNet-Herausforderungen
Entfernt vergleichbar mit den Joker-Missionen von Batman Arkham City sind die Radnet-Herausforderungen. In typischer "Erstkäufer werden belohnt"-Manier findet ihr in der Packung eures Spiels einen Code, mit dem ihr Zugang zum Radnet-Netzwerk erhaltet. Damit könnt ihr nach und nach die "Hautteile" von Alex Mercer frei schalten und schlussendlich als dieser durchs Spiel laufen. Zudem dürft ihr, wenn ihr einen bestimmten Story-Fortschritt erzielt habt, wöchentlich neue Herausforderungen annehmen. Bei denen gilt es etwa, 30 NPCs innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu absorbieren, oder vom Dach zu hechten, um mit einer Hammerfaust-Attacke möglichst viele Opfer zu treffen. Manchmal wird auch eure Geschicklichkeit gefordert, wenn ihr mit einem Hubschrauber einen Parcours zwischen den Wolkenkratzern absolviert. Eine Verknüpfung mit der Hauptstory besteht nicht, die gesammelten XP helfen euch aber dabei, euren Charakter weiter zu verbessern. Wenn ihr besonders gut seid, winken auch Boni auf Lebensenergie oder die Schadenswirkung eurer Waffen. Sofern ihr sämtliche Herausforderungen einer "Event-Woche" erfolgreich hinter euch bringt, gibt es zudem besondere Mutationen, XMB-Designs für die Playstation 3 beziehungsweise Avatar-Items für die Xbox 360 oder auch Entwicklervideos mit Hintergrundinformationen. Wie lange das zum Weiterspielen motiviert, dürfte nicht zuletzt davon abhängen, wie lange Activision frische Events liefert.
Fazit: Nichts für jeden, aber für viele
Prototye 2 ist extrem. Extrem brutal, extrem schnell, extrem spektakulär. Hier wird euch Action satt geboten. Und es wird auch beim fünfzigsten Auseinanderreißen von ekligen Zombies nicht langweilig – vorausgesetzt, ihr steht auf den dargestellten Härtegrad. Moralapostel allerdings, und das meinen wir nicht negativ, sollten sich am besten erst gar nicht mit dem Spiel beschäftigen. Die Gewalt außen vor gelassen, ist Prototype 2 ein spaßiges, forderndes und dank vieler Fähigkeiten auch halbwegs tiefgängiges Actionspiel, das euch gut 15 bis 16 Stunden begeistern dürfte.
Rundum gelungen ist James Hellers Rachefeldzug allerdings nicht. Auf der Habenseite stehen Technik, eingängige Steuerung, eine zum Weiterspielen motivierende Geschichte sowie zahlreiche Möglichkeiten, euren Charakter zu verbessern. Das große New York ist dabei dank seiner drei Zonen sehr abwechslungsreich geraten. Dagegen stehen variantenarme Nebenmissionen und eine Hauptfigur, zu der man keine wirkliche Beziehung aufbauen kann. Heller ist skrupellos und charakterlich kaum besser als die Leute, auf die er Jagd macht. Und die künstliche Intelligenz ist nicht ganz ausgereift. Die Spieldauer wäre für ein lineares Actionspiel sehr gut, für ein Open-World-Spiel eher dürftig. Wer keine Lust auf viele Nebenmissionen hat, der beendet die Story in etwa 15 bis 16 Stunden. Und selbst wer die Nebenmissionen ausführlich nutzt und ausgiebig den RadNet-Herausforderungen nachgeht (oder noch mal einige Stunden mit dem freizuschaltendenden Schwierigkeitsgrad "wahnsinnig" verbringt), wird wohl äußerstenfalls 40 Stunden mit Prototype 2 verbringen.

Wer außer James Heller schlägt also zu? Alle, die mit brachialer Action und spannenden Kämpfen etwas anfangen können und die Spaß an motivierenden, wenn auch wenig originellen Geschichten haben. Wer hingegen tiefgängige Charaktere oder eine Stadtsimulation wie in GTA 4 sucht, wird eher nicht so glücklich werden. Wir zumindest hatten unseren Spaß mit Prototype 2. Auch wenn wir eine Küchenrolle (für das viele Bildschirmblut) neben den Monitor stellten...

Autor: Tim Gross, Redaktion: Benjamin Braun (GamersGlobal)

 Prototype 2
Einstieg/Bedienung
  • Rasanter Einstieg
  • Steuerung leicht zu erlernen
  • Neue Fähigkeiten werden genau erklärt
  • Objekte lassen sich oft nur schwer anvisieren
Spieltiefe/Balance
  • Motivierende Geschichte mit vielen Wendungen
  • Viele Möglichkeiten, Hellers Fähigkeiten zu verbessern
  • Umfangreiches Waffenarsenal
  • Drei abwechslungsreiche Stadtteile
  • Schwierigkeit steigt kontinuierlich an
  • Einige gelungene Bosskämpfe
  • Purer Zerstörungsspaß (Panzer demolieren, Helis crashen lassen ...)
  • RADnet-Herausforderungen für "Erstkäufer" (wöchentliche Events)
  • Die weitgehende Amoralität des Helden Heller bleibt unerklärt
  • Für Open-World-Spiel recht kurze Hauptkampagne (15 Stunden)
  • Nebenmissionen von der Stange (viele "Virussonar"-Aufspürmissionen)
  • Missionen oft nach gleichem Schema
  • KI nicht sehr clever
Grafik/Technik
  • Viele atemberaubende Effekte
  • Detaillierte Stadt
  • Sehr stylische CGI-Filme
  • Flüssige Animationen
  • Keine Ruckler, keine Texturnachlader
  • Manchmal zu viele Blur-Effekte
Sound/Sprache
  • Gute englische Sprecher
  • Ohrenbetäubende Kampfgeräusche
  • Treibende Musik
  • Keine deutsche Sprachausgabe (nur Untertitel)
Multiplayer
Nicht vorhanden  
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Userwertung
7.8
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Action
Open-World-Action
ab 18
18
Activision
24.04.2012
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PCPS3PS4360XOne
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Tim Gross 23. April 2012 - 16:16 — vor 12 Jahren aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 23. April 2012 - 16:18 #

Viel Spaß beim Lesen!

Tassadar 17 Shapeshifter - 8161 - 31. Mai 2012 - 1:10 #

schwillt Rauch hervor

Auch fühlten uns

corvus901 09 Triple-Talent - 328 - 23. April 2012 - 17:07 #

Wird für ein 20iger gekauft. Fand den ersten Teil auch schon Spaßig, obwohl er schon merkbare Schwächen hatte

Anonymous (unregistriert) 23. April 2012 - 17:12 #

Bei der Promotion, die es hier über die letzten Wochen gab, war es ja klar, dass hier eine so hohe Note gezückt wird. Was hat Activision denn insgesamt so springen lassen?

BriBraMuc 14 Komm-Experte - 2447 - 23. April 2012 - 17:13 #

Bestimmt millionen! ....

SirDalamar (unregistriert) 23. April 2012 - 17:58 #

Ich frage mich oft, wer im WWW auch wirklich glaubt, was er schreibt. Textbasierte Kommunikation ist nämlich leider das beste Pokerface der Welt...

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36258 - 23. April 2012 - 18:34 #

Das neue iPad für jeden in der Redaktion, sowie ein veraltetes iPad 2. Das wollte natürlich niemand, daher wirds bestimmt noch verlost.

Pitzilla 20 Gold-Gamer - P - 22256 - 23. April 2012 - 18:49 #

Stimmt, die Wertung tanzt im Vergleich auch völlig aus der Reihe:

CVG: 8.0
OPM UK: 9/10
GamesMaster: 86%
IGN: 7.0
Games Radar: 8/10
Destructoid: 8/10

Skandal!

Immer diese Verschwörungsfanatiker...

fragpad 14 Komm-Experte - P - 2613 - 23. April 2012 - 21:49 #

Uiuiui, das war dann ja teurer als die ganze Werbung :D

Wuslon 20 Gold-Gamer - - 21567 - 23. April 2012 - 20:38 #

Oh Mann. Vorschlag: Lies mal die letzte Kolumne "Langer lästert", vielleicht erkennst du dich da wieder...

Gulu 11 Forenversteher - 745 - 24. April 2012 - 8:44 #

Mit _der_ Leistung wirst du die Trollschule wohl nie schaffen :/

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 1. Mai 2014 - 18:24 #

Er hat aber doch sonst nix ^^

MMKING 17 Shapeshifter - 6725 - 23. April 2012 - 17:44 #

Na mal schauen. Vielleicht als Budget ^^

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36258 - 23. April 2012 - 18:35 #

Ob das so klug ist die Wertung von Teil 1 im Test zu erwähnen?

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266657 - 23. April 2012 - 20:10 #

Naja, wer weiss, vielleicht find ich doch noch Zeit dazu... ;)

NoUseForAName 17 Shapeshifter - 7223 - 24. April 2012 - 6:15 #

Reizt mich trotz des Hypes überhaupt nicht. Aber ist ja reine Geschmackssache ;o)

Anonymous (unregistriert) 24. April 2012 - 10:18 #

Totaler Müll in meinen Augen. Die Steuerung ist total anspruchslos und das Gameplay langweilig. Ein Spiel kann noch so viele Explosionen und Zwischensequenzen haben, wenn das Spiel als solches langweilig ist, kann man es vergessen. Die Spieleindustrie ist mittlerweile genau wie Hollywood: langweilige Kost für Couch-Potatos.

TASMANE79 (unregistriert) 24. April 2012 - 13:58 #

Hoher Gewaltgrad, kein Kaufgrund für mich. Ich hätte mir mehr erwartet. Story zum Beispiel hätte sich in dem Setting schon gerechnet. Aber für nen 10er schau ich es mir dann später mal an.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83928 - 24. April 2012 - 15:35 #

Ich gestehe: ich habe erstmal nur den Wertungskasten gelesen und nicht den Fließtext. Trotzdem wollte ich was anmerken:
Was für einen Sinn hat es, indizierte Spiele aus der Datenbank zu entfernen, wenn die Wertung hier trotzdem einfach mal genannt wird?
Davon abgesehen finde ich den Wertungsunterschied interessant. Ich hab Prototype 1 erst letztes Jahr gespielt und für mich wäre es eine 8.0. Hat Teil 2 dann aus meiner Sicht quasi eine 9.0? Hmmm, bisher sah das für eigentlich nur nach mehr vom Gleichen aus. Muss mir dann wohl doch mal Zeit für den kompletten Test nehmen, würde mich interessieren, woher die Steigerung kommt.

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469822 - 24. April 2012 - 23:41 #

Eine Zahl ist etwas anderes als ein Test. Ein Test enthält Screenshots, oft auch lobende Passagen, Links (über den Steckbrief) zur Herstellersites, Händler-Links etc. Einer einfachen Zahl (7.0) wird auch niemand unterstellen können, es handele sich dabei um Werbung für das indizierte Spiel.

Green Yoshi 22 Motivator - P - 36258 - 24. April 2012 - 23:58 #

Hängt doch von der Wertung ab. Eine 9.5 oder 10.0 würde wohl mehr Eindruck bei den meisten Lesern machen als lobende Passagen.

jack63able (unregistriert) 3. Mai 2012 - 15:33 #

Sorry aber reden wir hier noch von Prototype?
"Buhuhu, die Story ist schlecht und eigentlich geht es doch nur um überzogene Gewalt!"
Meine Fresse! Wenn ihr euch mal ein paar Testurteile durchlesen würdet und nicht nur auf die Note glotzen würdet, hättet ihr das vorher gewusst und außerdem: GENAU DARUM GEHTS DOCH IN DEM SPIEL!
Sinnlose überzogene Gewalt!
Ach, das ist euch zu stumpf?
Dann kauft euch doch die Sims oder so ein Rotz!
Übrigens: Es ist echt nett von euch auf den Leuten rumzuhacken, die diese Plattform erst möglich gemacht haben! Die Spiele vorher objektiv betrachten und testen, so dass ihr schon vor dem Kauf wisst, (zumindest die die lesen können) was euch erwartet.
Aber mehrere Stunden täglich vorm Rechner zu sitzen soll ja angeblich die Empfänglichkeit für allerlei weltfremden Verschwörungs-Schwachsinn beträchtlich erhöhen!

-.-

Janosch 27 Spiele-Experte - - 86768 - 9. Januar 2016 - 1:00 #

MuMu?

NWebner 14 Komm-Experte - 1950 - 12. Februar 2016 - 21:49 #

Mu mu mu ?